2018 Namibia


12.09.2018 - 29.09.2018

Sonja Zeyfang, Barbara Duss, Toni Toss, Fabia Mendoza (Fotografin)


Namibia, das zwei Millionen Einwohner zählende Land im südlichen Afrika wird von der Weltbank in die Gruppe der Länder mit höherem mittlerem Einkommen eingestuft. Jedoch ist in kaum einem anderen Land der Welt das Vermögen so ungleich verteilt. Eine vorwiegend weiße Elite und eine neue schwarze Mittelschicht können einen annähernd europäischen Lebensstandard pflegen, weite Teile der überwiegend schwarzen Bevölkerung leben aber unterhalb der Armutsgrenze. Verschärft wird die Situation aufgrund der hohen Arbeitslosenquote von Jugendlichen, sie liegt bei den Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren bei 83 Prozent, bei den jungen Menschen zwischen 20 und 24 Jahren bei 67 Prozent. Die Frauenarbeitslosigkeit liegt bei 59 Prozent.
In Namibia besteht Schulpflicht, die Regierung hält an der Schuluniform nach englischem Kolonialvorbild fest. Viele Familien können sich diese Ausgabe nicht leisten. Viele Schüler erhalten in der Schulpause ihre erste und oft einzige Mahlzeit am Tag. Kinder, die nach der 6. Klasse (Primary School) auf weiterführende Schulen wollen, müssen eine Zulassungsprüfung bezahlen.
Neben der großen Armut gehört Namibia zu den Ländern mit der höchsten HIV-Prävalenz der Welt. Fast 50.000 Kinder haben durch Aids Mutter, Vater oder beide Elternteile verloren. Mehr als die Hälfte der neuen HIV-Infektionen trifft junge Menschen unter 25 Jahren. So weiß jede zweite junge Frau unter 24 Jahren nicht, dass Kondome vor HIV schützen.

Itinerary Date :30.09.2018

Namibia - we are coming

04.09.2018

Bald ist es soweit und zwei ClownInnen aus unserer Berliner Regiogruppe gehen im Auftrag von Clowns ohne Grenzen e.V. Deutschland auf Reisen.

Vom 12. – 30. September 2018 reisen Barbara Duss und Sonja Zeyfang mit Toni Toss aus München und der Berliner Künstlerin Fabia Mendoza als Fotografin und Bloggerin von Windhuk in den Norden Namibias.

Am WE 24. – 26.09.2018 haben wir uns mit der Clownin und Regisseurinn Susie Wimmer in Altes Lager getroffen und unsere Show zusammen gestellt. Es waren 3 intensive und produktive Tage, in denen wir unsere Show mit dem Titel „Safari, Safari“ erprobt haben .
Am Montag, den 27.09.2018, hatten wir in der TAMAJA Gemeinschaftsunterkunft Tempelhofer Feld, Berlin die Möglichkeit diese Show erstmals einem Publikum zu präsentieren.
Ca. 60 Kinder und 40 Erwachsene verfolgten unsere „Safari-Tour“ mit grossem Spaß. Voller Vorfreude erwarten wir nun die Reaktionen der Kinder und Erwachsenen in Namibia.

Wie werden über unsere Namibia-Tour hier auf der www.clownsohnegrenzen.org -Internetseite und auf dem Facebook-Account der Clowns ohne Grenzen möglichst tagesaktuell berichten und würden uns freuen wenn Ihr uns dabei virtuell begleitet.

Sonja

 

Meine erste Reise für CLOG - Impressionen der Vorbereitung

05.09.2018

Einige betrachten mich schon als alten „Hasen“, da ich seit zwei Jahren erfolgreich Projekte mit Clowns ohne Grenzen Deutschland e.V., gefördert vom Berliner Projektfonds Kultureller Bildung,  in Flüchtlingsheimen anleite; in Zusammenarbeit mit 10 weiteren Clowns, Pädagogen und Künstlern aus Berlin.

Aber nein, es ist meine erste Reise und ich wurde gefragt mitzureisen und mit zu proben. Jetzt fiebere ich dem Abflug entgegen, helfe, die richtige Seifenblasenmischung fürs Schlussbild zu finden, kaufe noch Ersatz-Zehensocken und freue mich auf 30 Vorführungen mit unserem extra für Namibia konzipierten Stück „ SAFARI“. Die Ideen dazu enstanden bereits 2017 in den ersten Skype-konferenzen, in denen wir die Idee wälzten das Mietauto mit Dachzelt als Dekoration zu nutzen und den Zeltaufbau zum Thema des Stückes zu machen. Damals brachte ich schon meinen Satz ein: „Where is the Lion? „Ich stellte mir vor, das meine Figur immer auf der Suche nach dem Löwen ist (ich hatte das wunderschöne Lied von Myriam Makeba im Kopf: „In the Village, the little Village, the Lion sleeps tonight“ als Titelsong, wobei hier the Lion auch Symbol sein kann für einen Sanft entschlafenen Stammeshäuptling)

Leider wurden unsere Vorbereitungen unterbrochen von einem fast tödlichen Unfall unserer Reiseleitung zwei Monate vor der Reise. Wir beschlossen als Team die Reise zu verschieben bis Sie wieder soweit hergestellt ist, dass sie reisefähig ist.

Wie das Schicksal so will, brach sich ein halbes Jahr später meine Tochter einen Rückenwirbel an und wir begegneten Sonja immer wieder in der Physiotherapie. Der einzige Unterscheid: wir kamen für eine Stunde, Sonja war schon drei Stunden am eisernen trainieren.

Ihr Aufwand hat sich gelohnt und wir konnten am 27. August 2018 beim Try-out in der Unterkunft auf dem Tempelhof Feld, Berlin ein wunderschönes Stück mit dem Titel „Safari, Safari, Namibia – we are coming“ mit Wurfzelt präsentieren, also ohne Dachzelt, da zu kompliziert.

Erarbeitet haben wir es auf dem Flugplatz in Altes Lager 70 km südlich von Berlin. Trotz gespenstigen Waldbränden in der Nähe, die zum Glück in die andere Richtung zogen, nutzten wir die Klausur, ein neues Reiseteam zu bilden. Sonja und ich hatten bereits Erfahrungen in gemeinsamen Arbeiten, Toni und Sonja hatten Erfahrungen darin gemeinsam zu reisen.

Susie, unser Auge von aussen, wie immer unermüdlich, und ich hatten schon ein CLOG-stück für Berlin und eine freie Clowns-Produktion zusammen erarbeitet. Susie war mit Toni und Sonja schon auf Reisen und sie hat zusammen mit Sonja in jungen Jahren getanzt. Also was bitte sollte da noch schiefgehen?

Ich war so glücklich auf so erfahrene Leute zu treffen.

Meine Ängste als Bühnenclownin draussen auf der Strasse nicht bestehen zu können wurden von Toni und der Crew vom Wind verblasen und wir bändigten nach 3 intensiven Probentagen 60 aufgeregte Kinder und 40 Erwachsene im Hof der Gemeinschaftsunterkunft TAMAJA auf dem Tempelhof Feld. Eine deutsch und arabisch sprechende Erzieherin, die ebenfalls in Mahlsdorf Berlin arbeitet und uns nach der Vorstellung einlud auch diese Einrichtung zu besuchen, meinte begeistert, dass sie die Kinder so fasziniert und konzentriert noch nie erlebt hätte. Welch ein schöner Start.

Etwas, was mir im Vorfeld noch so durch den Kopf geht, ist die Begegnung mit der Schulleiterin aus Omaruru / Namibia in Berlin im letzten Jahr noch vor dem Unfall. Mir als erfahrene Westafrikareisende wurde erst während der Gespräche mit Amelia Goses klar, dass Namibia genauso unter Apartheid litt wie Südafrika, dass der schwarzen Bevölkerung jeweils untersagt wurden ihre Stammesspachen zu sprechen und alle Afrikaans lernen mussten. Die Bildungsangebote, die medizinische Versorgung und was die Apartheid sonst noch für Auswirkungen hatte, waren, bis 1989 die ersten freien Wahlen in Namiba stattfanden, sehr schlecht.

Wir werden Kinderheime besuchen mit 99% „schwarzen“ Kindern. Wie werden wir als „Weisse“ aufgenommen werden? Vor allen von den Schulleitern, Erziehern und Betreibern, die noch ihr junges Leben in Apartheid verbracht haben? Wird es uns gelingen, eine Brücke zu schlagen über das Lachen? Werden die Kinder sich trauen über uns „Weisse“ zu lachen? Ich bezweifle das nicht, aber irgendwer stellte mir letztlich die Frage. Werde ich es schaffen einen Satz in der Klicksprache für die Kinder zu sprechen und mich nicht „verklicken“?

Ich bin gespannt und freue mich auf die „ SAFARI“ – Reise ohne eine echte Safari zu machen. Ich glaube den Löwen werde ich dieses Mal nicht sehen, aber viel viel anderes, was schon die Bilder von Sonja versprachen aus der Vorbereitungsreise Anfang 2017. Ich hoffe, ich habe Euch neugierig gemacht. Bis bald.

Barbara

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

07.09.2018

Gestern haben wir final ermittelt, wieviel Konzentrat für Seifenblasen mit ins Gepäck müssen für unsere „Bubble“ – Maschine, die jeweils am Ende der Show zum Einsatz kommt. Es hat ein paar Tage gedauert bis klar wurde, dass eine Mischung von 1 : 3 den besten Effekt hat. Letztlich müssen 1,2 L an Konzentrat ausreichend sein für alle 30 Shows, die geplant sind.

Nächste Hürde ist unser Wurfzelt, das als Bühnenrequisit eine tragende Rolle als „Lion“ spielt. Das Teil passt in keinen Koffer, da es rund verpackt ist und einen Durchmesser von 78 cm hat. Es wiegt grad mal 1,6 Kg. Nach mehrmaligen Rückfragen müssten wir es als Extra-Gepäck aufgeben und dafür zusätzlich € 250.- bezahlen. Nun, Ideen sind jetzt gefragt… Das Zelt muss mit, das ist klar. Bei dem Try-Out hat sich gezeigt, dass es ein Highlight für die Kinder ist. Ich bin sicher, dass wir eine Lösung finden werden.

Unsere erste Show wird am Freitag vormittag, den 14. September bei der „Havana Soup Kitchen“ sein:

Ich hoffe, ich habe Euch neugierig gemacht. Wir würden uns freuen, wenn Ihr uns hier auf diesem BLOG „begleitet“. Sonja

Wir sind abflugbereit

12.09.2018

Ankunft in Windhoek

13.09.2018

Wir sind gut in Windhoek, Namibia gelandet. Die 5 Stunden Aufenthalt in Köln gingen recht zügig vorbei. Ein paar deutsche Mitwartende haben fröhlich am Flughafen getanzt und uns die Wartezeit etwas versüßt. Der 10 stündige Flug war vor allem für unseren großen Toni eine Herausforderung, so dass er sehr froh war, endlich in Namibia zu landen.

Am Flughafen in Namibia wurden wir freudig von Luan, dem Besitzer der Autovermietung empfangen. Luan stellt uns für die 14 Tage einen großen Toyota 4×4 off Road Geländewagen umsonst zur Verfügung (DANKE LUAN!!!).

Der Flughafen von Windhoek liegt eine gute halb stündige Fahrt von Windhoek entfernt, da sich die Hauptstadt in einer Gebirgspfanne befindet. Sonja, unsere erprobte Namibia Reisende ist zum Glück schon ganz routiniert beim Linksverkehr.

Die ordentlich geteerte B-Straße zieht sich hügelig an kilometerweiten, ordentlich konstruierten Zäunen vorbei.

Die Wüstenlandschaft ist ganz zauberhaft und ich bekomme automatisch ein Safari- Gefühl, so dass wir uns schon mal thematisch auf unsere Show einstimmen können: „3 Europäische Clowns, auf Safari in Namibia, suchen den Löwen.

Unsere namibische Freundin Quinn, die uns auch bei der Organisation unterstützt, schmunzelt bei meiner Bemerkung über die weitläufige Ordnung hier. Namibia sei ‘Africa light‘ lacht sie. Perfekt also zum Einstieg für die ersten Reisen nach Afrika, da das Land so unglaublich gut auf den Tourismus eingestellt ist.

Quinn erwähnt jedoch auch gleich, als wir mit ihr unseren Plan für die nächsten Tage durchsprechen, dass Katutura, das Namibische ‘Soweto’, wo hauptsächlich unsere Shows hier in der Hauptstadt stattfinden werden, schon sehr anders sein wird.

Windhoek-Katutura ist in den 1950 Jahren während der Rassentrennung und unter der Apartheid entstanden. Das Ziel der Stadtverwaltung von damals war aus Windhoek eine ‘weiße Stadt‘ zu machen, so dass die schwarze Bevölkerung zwangsumgesiedelt wurde.

Katutura bedeutet in der Sprache der Herero soviel wie ‘Der Ort an dem wir nicht leben möchten‘.

Ich bin schon sehr gespannt, Katutura kennen zu lernen, da sich der Bezirk von Windhoek, in dem wir untergebracht sind (im Chameleon Hostel, einer netten Backpacker Oase) so radikal von den Erzählungen unterscheidet. Die Häuser sind gepflegt, groß und erinnern oftmals an Holländische Reihenhäuser.

Wir hatten nur eine kurze Verschnaufpause, bis Isabel, eine Praktikantin aus Hannover, von ‘Hit Radio Namibia‘ uns für ein Interview besuchte.

Als Barbara ihr Akkordeon anstimmt, um für den Radiobeitrag zu musizieren, kommen gleich ein paar interessierte Mitarbeiter aus dem Hostel und scheinen ganz begeistert von unserem Projekt.

Nun fallen wir alle ganz müde in unsere Betten und freuen uns auf die ersten Begegnungen mit den Kindern morgen Vormittag.

 

 

Turning the Silvertown into a Goldtown

14.09.2018

Bei unserem Frühstück um 7.30 stellten wir uns die ersten Fragen: Wie werden die Kinder auf unsere Show reagieren? Wie wird es sein im Township zu spielen und das gleich zweimal.

Wir fuhren in den Norden von Windhuk ins Township Katatura. Fast alle Häuser sind aus Wellblech, auch die Seitenwände, und ich stellte mir die unvorstellbare Hitze bei 45 grad Außentemperatur vor, die der Dezember, der Sommer in Namibia auch mal hergibt. Als wir an der Havana Soup Kitchen ankamen, warteten in zwei Reihen 40 Kinder diszipliniert auf uns.

Die Havana Soup Kitchen versorgt täglich circa 40 Kinder zwischen 1-6 Jahren mit warmen Mahlzeiten. Hunger ist in Namibia leider immer noch ein großes Thema.

Frieda sollte mit uns zur Havana Primary School, unseren ersten Spielort, fahren.

Sie ist die Initiatorin und gute Seele der Suppenküche, und ihre zwei Praktikantinnen aus Deutschland wurden uns vorgestellt und los sollte es gehen. Frieda meinte, die knapp 40 Kinder packe sie alle in ihren roten 4×4 Pick up.

Zu unserem Erstaunen passten da wirklich alle rein und die beiden Kids Rebecca, die sich an der Hand verletzt hatte und Nestory durften stolz mit uns fahren. Die Havana Soup Kitchen ist auch, neben anderen Projekten wie Erwachsenenbildung der Eltern, eine Pre Primary School und wir staunten nochmals über das brave Verhalten der 1 -6 Jährigen, als sie sich alle in das Auto quetschten.

Wir sollten dann zuerst an der Schule den Principal und Pre-Principal begrüßen. Es sollten 145 Kinder zu unserer Show kommen.

Die Gegensätze, die mir hier in Windhuk begegnen sind gigantisch.

Die Wellblech Stadt Katatura, der Bezirk Havana liegt circa 11 Kilometer vom modernen Stadtzentrum entfernt. Viele der dort ansässigen, ausschließlich schwarzen Bevölkerung läuft diese Strecke täglich, da die Kosten für Taxi oder Busse von ihrem Lohn nicht bezahlbar ist.

Trotz der Armut, fällt uns auf, dass die Bewohner versuchen, ihren Bezirk sauber zu halten und vergleichsweise wenig Müll auf den Straßen zu sehen ist. Trotzdem gibt es keine Kanalisation, keine Elektrizität oder keine festen Bauten.

Jetzt aber zur ersten Show: Nein bevor es losgehen konnte, durften wir die XWama Cultural Group der Schule bewundern, die uns mit einer Ondilimani Show mit Tanz und Musik in traditionellen Odedela Kostümen begrüßten.

Jetzt aber, 190 Kinder die mit der Zeit wegen der Nahen Mittagspause immer mehr wurden, so gegen 250, gingen zuerst schüchtern und dann immer begeisterter mit. Einschließlich die Schulleitung, die aus vollen Herzen mitsang, gingen alle in der Show auf, vor allem als Toni alias Clown IBI seine Slapstickseite zum Besten gab und wir uns wie doof zu zweit in das Tuch verwickelten, das einfach nicht zusammenfaltbar war, bis dann plötzlich eine Tuchantilope daraus entstand, unser erstes Tier der Show, das natürlich gleich von Sonja alias NAM fotografiert wurde. Alle sprangen am Schluss aufgeregt beim Auszug hinter den Seifenblasen her. Das war wie eine Befreiung, nachdem sie 40 Minuten wie gebannt zugeguckt hatten, unterbrochen nur von immer mehr Lachern. Die Schulleitung war so begeistert, dass sie Nam, Ibi und Ia herzlichst bedankte und wieder, nachdem sie sich eine Nase hatte aufsetzen lassen, zum nam Ibi Ia- Namibia Song anstimmte.

Wir fuhren wieder zur Soup Kitchen zurück, verabschiedeten uns herzlich von Frieda, die sich von Sonjas traditionellem Odedela Clowns Kleid  so willkommen geheißen gefühlt hatte, genau den Effekt, den wir uns erhofft hatten.. Ihre 40 Kinder wurden, nachdem sie noch ein Mittagessen wie jeden Tag bekommen hatten, mit uns „entlassen“.

Es blieben uns 45 Minuten Pause zu Hause in der Unterkunft, mein Birchermüsli wurde herzlichst begrüßt und nach kurzer Verschnaufpause ging es weiter in die Familiy of Hope Services Einrichtung, die uns die deutsche Clownin und Lehrerin Jana organisiert hat.  Wir fuhren wieder in das Township zurück und wurden von Matthew, dem Mitarbeiter der Einrichtung, sicher zur Einrichtung gelotst.  40 gespannte Kinder erwarteten uns dort. Foibe, die dort arbeitet, erklärte uns, dass die Kinder aus ganz verschiedenen Gründen im Zentrum sind. Ihre Einrichtung hat ein Programm für Kinder bis 14, die nie eine Schule besucht haben, eine Hilfsprogramm für HIV positive Kinder, ein Programm für traumatisierte, missbrauchte Kinder, und es bekommen 270 Kinder ein warmes Essen, welches oft die einzige Mahlzeit am Tag bleibt.

Rund 50.000 namibische Kinder haben, laut Unicef, einen oder beide Eltern durch Aids verloren. Bis heute ist Aids in Namibia die Todesursache Nummer eins. Die Infektionsrate liegt bei der namibischen Bevölkerung bei etwa 17 %.

Wir durften vor 40 Kindern spielen, die alle auf farbig angemalten und mit einem Brett versehenen Autoreifen unter einem Dach mit vielen kleinen Eisensäulen saßen.

Irgendwie waren wir im wahrsten Sinne des Wortes warmgelaufen und alles was am Morgen noch nicht so geklappt hatte, lief in der Nachmittagsshow einwandfrei. Die 3-14 jährigen Kinder quietschten vor Lachen.  Es war ein wunderbares Gefühl, dass unsere Show so gut funktioniert und seinen Zweck erfüllt.  Uns gelang es, das Gestänge in die Show zum Vergnügen der Kinder miteinzubauen und wir profitierten von der Erfahrung am Morgen, welche Szenen wir eher kurzhalten sollten und welche einfach funktionieren und wir gegebenenfalls noch einen draufsetzen konnten.

Das schönste Kompliment bekamen wir von Foibe. Ihre größtenteils stark traumatisierten und misshandelten Kinder seinen oft am streiten und haben nie gelernt ihre Emotionen ausdrücken. Foibe sagt, bei uns hat sie ihre Kinder so erlebt, wie sie sie haben möchte, glücklich, positiv und lachend.

Ein erfolgreicher erster Clowns ohne Grenzen Spieltag für mich. Und um es mit den Worten von Foibe zu sagen: Hunger is a problem, but it should not stop you from dreaming.

You turned the ‘Silvertown‘ (wie die Bewöhner ihre Wellblech-Stadt nennen) into a ‘Goldtown‘ today‘. Und das vermittelt sie als Devise auch den Kindern. Schööön, oder? Barbara­­

Erster Clowns Workshop in Windhuk

15.09.2018

Hier in Namibia sind an Wochenenden ab Samstag oft schon ab Mittag die Läden bis Montag morgen geschlossen: Supermärkte, Banken, Einkaufszentren, die es nur hier in Windhuk gibt, einfach alles.

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass dies bei uns vor ca 30/40 Jahren auch so war. Die Innenstädte waren wie ausgestorben gewesen. Spätestens Samstags vormittags wurden die letzten Einkäufe fürs Wochenende getätigt. Es bedurfte damals immer einer guten Planung, um für den „Sonntagsbraten“ auch alles in der Küche zu haben.

Hier in Namibia ist dies oft immer noch so: alles hat geschlossen. Die Straßen sind dann wie ausgestorben. Viele Supermärkte haben vielleicht bis 19:00 Samstags geöffnet, die alkoholischen Getränke sind aber bereits ab 14:00 hinter Gittern verschlossen, auch in Supermärkten.

Alkoholkonsum ist eines der großen Probleme in Namibia. Deshalb versucht man zu vermeiden, dass man am Wochenende alkoholischen Getränke kaufen kann.

Sonntag Vormittags geht man hier in die Kirche. Die Messe dauert mindestens 3 Stunden. Man trifft sich, unterhält sich über „Gott und die Welt“, singt und tanzt zusammen. Es ist ein gesellschaftliches Ereignis. Diesem hätten wir gerne auch einmal beigewohnt. Wir wurden auch dazu eingeladen. Aber es scheiterte leider an unserer zur Verfügung stehenden Garderobe und die Geschäfte hatten auch schon alle geschlossen. Man holt den „Sonntagsstaat“ aus dem Schrank und kleidet sich fein. Leider haben wir nichts dergleichen im Koffer mit. Vielleicht hätten wir 3 Frauen noch etwas gefunden, aber dann wäre es am Schuhwerk gescheitert: Sandalen, Flip-Flops, Turnschuhe sind einfach nicht passend.

Dass bereits am Samstag Vormittags die Vorbereitungen fürs Wochenende beginnen, haben wir festgestellt als wir uns auf den Weg machten zum Independence Stadium. Jana hatte dort auf einem Playground einen Raum zur Verfügung gestellt bekommen, in dem wir einen Clowns-workshop geben sollten. Der Playground war wie ausgestorben. Die Wasserrutschen und Wasserfontänen plätscherten einsam vor sich hin, die Spielplatzgeräte standen einsam in der Gegend, der Kiosk war allerdings geöffnet …

Jana kommt aus Deutschland und hat dort als Klinik-Clownin gearbeitet. Seit 2 Jahren ist sie in Windhuk verheiratet und sie versucht hier eine Gruppe von Clowns aufzubauen. Ich traf sie erstmals im Februar und sie fragte mich, ob wir uns vorstellten könnten einen Clowns-workshop hier anzubieten während unseres Aufenthalts in Windhuk.

Sie würde Clowns Arbeit hier im Land gerne etablieren. Warum sollten wir dies nicht auch unterstützen? Barbara arbeitet seit vielen Jahren nicht nur als Clownin, sondern gibt auch oft Workshops. Sie hatte große Lust Basics der Clownsarbeit interessierten Menschen hier in Namibia nahe zu bringen.

Also rührte Jana die Werbetrommel. Sie wies allerdings darauf hin, dass es gut sein könnte, dass die Workshop-Teilnehmer vielleicht nicht unbedingt pünktlich eintreffen werden. Die Uhren ticken in Namibia einfach manchmal ein bisschen anders. So trafen wir zur verabredeten Zeit grade mal eine Workshop-teilnehmerin im Spielezelt vor, das uns zur Verfügung gestellt worden war. . …. Sie ist Lehrerin und kommt aus Südafrika. Nun, die Schule beginnt auch in Namibia pünktlich. Deshalb auch nicht verwunderlich, dass sie zur rechten Zeit erschien.

 

Nach und nach kamen dann noch 3 Teilnehmer und Barbara begann mit einem warm-up.

Letztlich hatten sich nach und nach noch 4 weitere Interessenten eingefunden.

Barbara begann mit ganz einfachen Grundelementen, wie z.B., dass wir alle, natürlich nahmen Toni und ich auch teil, erst einmal durch den Raum gehen sollten. Nach einer Weile, tippte sie einer Person auf die Schulter, klatschte dann in die Hände und alle sollten stehen bleiben bis auf die eine Person, auf deren Schulter sie getippt hatte. Diese sollte normal weitergehen. Wir anderen beobachteten diese Person und versuchten deren Gang zu imitieren.

Alle hatten den größten Spaß an den Anderen zu sehen, wie diese den eigenen Gang zu imitieren versuchten. Nach einer Weile begann Barbara Partnerübungen anzuleiten.

Wir waren erstaunt, mit wieviel Freude und Eifer sich alle an die Arbeit machten. Auffallend war für uns, dass alle anderen Teilnehmer ein wahnsinnig gutes Körpergefühl hatten. Wir lachten viel und ausgiebig.

Auch Matthew, der im Family of Hope Service Center in Katatura, das wir gestern besucht hatten, aufgewachsen war und nun dort selbst als Erzieher mit den Kindern arbeitet, war dabei und neugierig die Clownerie aus zu probieren.

Es war wunderschön beobachten zu können, dass seine ‘Ernsthaftigkeit‘, wie er selbst bemerkte, gleichwohl eine gewisse Komik hatte. Am Ende des Kurses überraschte er uns, gemeinsam mit seiner Spielpartnerin Simonne, der Lehrerin aus Südafrika, mit einer runden und urkomischen, 5 minütigen Clownshow.

Jana hatte für jeden Teilnehmer ein Clowns-Diplom mitgebracht, das am Ende an Alle verteilt wurde. Mit einem lachenden und weinenden Auge verabschiedeten wir uns dann nach mehreren Stunden Arbeit voneinander. Alle versprachen mit Jana weiter zu arbeiten und wir hoffen und würden uns wahnsinnig freuen, wenn es vielleicht bis spätestens in 1 Jahr eine Clownsgruppe in Windhuk geben würde.

Sonja

 

Aunt Rosa

16.09.2018

Heute Mittag ging es los zu unserer Show im Dolam Children’s Home.
Wir wurden vorab darauf hingewiesen, dass das Township rund um das Sam Nujoma Stadion, wo wir abgeholt werden sollten, ein recht problematischer Bezirk ist.
So kreisten wir eine Weile schüchtern um das Stadion herum. Rosa, die uns abholen wollte, war nicht da und leider auch nicht erreichbar.
Nach einer Weile kam ein junger Mann zu uns an das Auto und fragte, ob wir auf der Suche nach ‘Mama Rosa’ seien?
Total freundlich rannte der junge Mann unserem Auto voraus und navigierte uns durch das Township bis zum Kinderheim.
‘Aunt Rosa‘ wie sie hier von vielen genannt wird, hat in den 90er Jahren begonnen Waisenkinder und Kinder, die in ihrer Familie nicht bleiben konnten oder Gewalt erfahren hatten bei sich auf zu nehmen. Zunächst bei sich zu Hause, bis durch verschiedene Hilfe und genug finanzielle Förderungen auch durch ausländische Organisationen ein Kinderheim gebaut werden konnte, das von ihr und ihren 15 Kindern im März 2018 bezogen wurde.
Rosa Namises hat mittlerweile auch schon eine gewisse Bekanntheit in den Townships erlangt. Sie engagiert sich über die Arbeit mit ihren Kindern auch politisch,
um Lösungen im Konflikt der eigentlich ‘illegal‘ gebauten Townships auf dem Land der Regierung zu finden.
Wir werden von ihren zwei deutschen Praktikantinnen begrüßt und die Kinder werden losgeschickt ihre Freunde aus der Nachbarschaft zur Show einzuladen.
Eine Mitarbeiterin aus unserem Hostel überrascht uns. Wir hatten ihr nebenbei im Hostel von unserer Arbeit und der Show im Kinderheim erzählt und sie war so neugierig es selbst zu sehen.
Sie gibt mir eine kleine Einführung in die Stammesgeschichte:
Es gibt elf große Volksstämme in Namibia.  Sie selbst entstammt dem Stamm der Herero. Diese waren ursprünglich Hirten. Die Traditionen spielen hier in jedem Volksstamm eine sehr große Rolle, obwohl auch stammesübergreifende Ehen in den meisten Familien akzeptiert werden.
Auch an kleidungstechnischen Merkmalen sind die unterschiedlichen Stämme erkennbar.
Die meisten Kinder im Heim sind vom Stamm der Damara, wie auch Rosa, was man auch relativ schnell an ihrer Sprache erkennt, die eine Vielzahl  verschiedener ‘Klick-Laute‘ beinhaltet.
Die Kinder der verschieden Stämme in Namibia unterhalten sich untereinander auf Englisch, was mir das hohe Niveau der englischen Sprache bei den meisten Kindern erklärt.
Die Sonne brennt heiß und die Temperatur auf dem Sandplatz vor dem Kinderheim ist fast unerträglich.
Tapfer lassen sich unsere Clowns davon nicht einschüchtern und beginnen ihre Show vor etwa 60 Kindern, die teilweise auch von ihren Eltern begleitet aus den umliegenden Hütten dazu gekommen sind.
Es ist schön zu beobachten, dass sich die Kinder schnell auf unsere Show einlassen und von Anfang an mitsingen und klatschen.
Unsere 3 Clowns halten die Show in voller Länge in der prallen Sonne durch. Es sammeln sich auch einige neugierige Zuschauer aus der Nachbarschaft an den Zäunen, um das Spektakel mit zu verfolgen.
Am Schluss bekommt Rosa die rote Nase überreicht. Als sie sich lachend aufsetzt ruft sie in die Gruppe ihrer Kinder ‘Where is our Clown?‘, die Kinder zeigen sogleich alle auf einen kleinen, etwa 6 Jahre alten Jungen in der Menge. Ich frage das Mädchen neben mir, wer das sei. Sie antwortet: ‘Das ist unser kleiner Clown‘.
Eine weitere sehr schöne Erfahrung, die unsere Vorfreude auf die kommenden Shows in den nächsten Tagen schürt. Morgen geht es nach zwei weiteren Shows in den Townships Richtung Norden nach Omaruru.
Fabia

Von Windhuk nach Omaruru: Xamma mabaha, ein Tag für 2700 Kinder

17.09.2018

Wir verabschiedeten uns in Windhuk mit zwei Shows in zwei Grundschulen wieder im Stadtteil Katatura. Nachdem wir den Wagen für die Fahrt am Nachmittag schon frühmorgens gepackt haben und um 830 an der ersten Schule ankamen, hieß es übers Telefon von Ingrid, die den Kontakt hergestellt hatte: oh ihr steht an der falschen Schule, Ihr beginnt in der Anderen, die Kinder warten schon.

Wir hatten es schon fast vermutet, da die Lehrer der Khomasdal Primary School sagten, ja hier seid ihr um zwölf Uhr oder?

Also auf zur anderen Schule, die als Zweite auf dem Plan stand. In der Aula waren schon mindestens 600 Kinder als wir ankamen und bis zur Aufführung in zehn Minuten, also so schnell wie möglich, sollten es 1300 plus 43 Lehrer werden.

Wir zogen uns hinter der Steinmauerhinterbühne um und hörten die Kinder ein Lied nach dem anderen singen. Bevor wir anfingen gab es noch eine Ansage und als wir dann endlich starteten war es mucks Mäuschen still, bis Ibi als Autofahrer mit dem Popupzelt als Steuer erschien und der ganze Saal explodierte vor Lachen. Das wird eine Show werden, dachten wir uns. Bis ins hinterste Eck bekamen die Kinder, dank der guten Akustik, alles mit. Es war wunderbar mit 1300 Kindern den Nam Ibi Ia Rap zusammen zu machen.

Glücklich fuhren wir zur nächsten Schule, nachdem Toni nach der Show noch Fingerspiele machte, und ich noch ein bisschen gegen die Wand lief. Ebenfalls sprachen mich fünf 12-Jährige an, denen die Show super gefallen hat. Sie wünschen sich, dass wir nächstes Jahr wiederkommen.

Die Lehrer waren sehr erstaunt, dass wir erst um 12 Uhr zu spielen hätten, da um 12 Uhr die Kinder nach hause gingen. Sie schlugen uns vor, dass wir in einer halben Stunde um 11 Uhr spielen sollten, Sie würden die zwei Parkplätze räumen, damit die Kinder im Schatten sitzen konnten. Ja und jetzt hätten wir das Zeichen für Silence- Ruhe brauchen können. So aufgeregt waren die Kinder, dass wir während der halben Show einen ziemlich lauten Lärmpegel zu händeln hatten. Trotzdem gingen die Kindern begeistert mit. Gisela Renate, die uns als Leiterin der ersten Primaryschulsektion ihr Büro zur Verfügung stellte, bestätigte uns das.

Wir waren froh, mit ihr nach der Show noch über die Schule, reden zu können, die 1987 gegründet wurde. Ihre Mutter hatte bereits mit der Schule und dem damals deutschen Schulleiter zusammengearbeitet und von daher rühren auch ihre zwei deutschen Vornamen.

Gisela erzählte uns, dass Ingrid  in der Schule eine Suppenküche initiierte, die von Deutschen, vom Staat mit Maismehl, und von Ehrenamtlichen aus der Elternschaft am Leben gehalten wird.  Rund 200 Schüler profitieren von der Suppenküche, die wieder einmal meist die einzige Mahlzeit im Tag liefert.

Dann tauschten wir noch einen Ersatzcampingstuhl, als Requisit gebraucht, um, kauften das Nötigste ein und endlich, ging es aus der Stadt heraus Richtung Omaruru.

Links und rechts der Straße gibt es geordnete Zäune, der ganzen Straße entlang, Namibia scheint das Land der Zäune über Kilometer zu sein, Kilometerweise „ Haag“ und keine Häuser, manchmal in der Ferne eine Lodge. Und warum, ……, warum gibt es in diesem Land hungernde Kinder, Kinder, die nicht zur Schule gehen, keine Ausbildung genießen, eine große Jugendarbeitslosigkeit?

Vielleicht wird uns Amelia eine Antwort aus ihrer Sicht geben, Amelia die uns in Omaruru an der Tankstelle abholt, und ein paar Lehrerinnen, bei denen wir spielen werden morgen und übermorgen, organisiert hat, uns einen Empfang zu geben.  Wir werden in die zwei Zimmer mit frischbezogenen Betten geführt, aufgefordert zuerst noch zu duschen und zu einem wunderbaren namibischen Essen, mit Kartoffelsalat, Hähnchen und Burenwurscht eingeladen. Am Tisch wurde herzlich gelacht und wir erzählten von unseren bisherigen Erfahrungen.

Ich profitiere davon, wieder einige Wörter in Klicksprache hier die Sprache der Damara zu lernen. Es gibt in Namibia noch die Nama die ebenfalls  Klicksprache haben und einige Völker in Südafrika. Die Damaras kennen 4 verschiedene Klicks. Drei klingen wie Schnalzer und einer wie ein Plopp N –klick wie ein Plopper im Mund, no wird mir beigebracht, für Lehrer sehr wichtig, was soviel heißt wie: Ruhe.

Und natürlich mein Standartsatz: Where is the Lion= xamma mabaha wobei  das x wie Ch in der Schweiz gesprochen wird.  Und morgen geht’s weiter mit drei Aufführungen, die wir laut Amelia, der Powerwoman, die alles organisiert hat, auch auf zwei zusammenschrumpfen lassen könnten. Doch  wir sind bereit dreimal am Tag zu sagen:

Xamma mabaha!!!!!! Barbara

 

Omaruru und Umgebung: Drei Shows täglich- When do the funny red nose people are coming back?

18.09.2018

In Omaruru haben wir in 2 Tagen für ca 2600 Kinder, Teenager und Erwachsene gespielt.

Vor 2 Jahren hatte Sonja Amelia Goses, die Direktorin der Ubasen Primary School, kennen gelernt. Wie Barbara bereits berichtete eine „Powerfrau“. Sie leitet nicht nur die Ubasen Primary School, sondern ist auch Vorsitzende einer Vereinigung von 7 Schulen in Namibia.
Die Direktoren und Lehrer dieser Schulen treffen sich mindestens 1 x im Quartal um sich über Lehrpläne und Inhalte auszutauschen.

Sie war und ist für uns eine gute Seele und die Initiatorin und Organisatorin gewesen für Shows in der Region um Omaruru. Darüber hinaus hat sie uns auch Unterschlupf gewährt.

Am Dienstag, um 09:00 Uhr am Morgen ging es in unserem Toyota zu fünft los. Ziel war die Wilhelm Borchard Primary School in Okombahe. Das Dorf liegt etwa 1 Stunde Autofahrt westlich von Omaruru. Auf der Fahrt erzählt uns Amelia viel über ihr Land, die Zeit vor und nach der Unabhängigkeit und beantwortet geduldig all unsere Fragen.

In Okombahe leben ca 4 – 5000 Einwohner und es findet alljährlich im November das „Kings-festival“ des Damara Volkstammes statt.

Als wir in den Hof der Schule einfuhren, wurden wir sofort von einer Kinderschar umringt. Annalies, Head of Departement begrüßte uns herzlich. Es war geplant, dass die Show für die 450 Schulkinder im Hof sattfinden sollte. Während wir uns im Lehrerzimmer umzogen, strömten die Kinder mit ihren Stühlen auf den Hof und wurden von Amelia und Annalies platziert.

Wie bisher bei allen Shows, begannen die Kinder bereits bei Ibis, alias Tonis, Auftritt zu grölen und lachen. So wusste ich, dass auch hier die Kinder ganz bei uns uns der Show dabei sein werden. Inzwischen wissen wir, an welchen Stellen die Zuschauer lachen. Doch hier bei dieser Show geschah etwas völlig Unerwartetes: als Barbara die Musik für Sonjas Stuhltanz anstimmte und Sonja, bevor sie zu tanzen begann rief: „wow music, I love dancing“, stellten wir fest, dass die Aufmerksamkeit der Kinder in eine andere Richtung ging. Sie riefen etwas, das wir nicht verstanden. Was sollte Sonja? Sie war etwas verwirrt, tanzte weiter und versuchte heraus zu finden, was das alles bedeuten soll, als ein etwa 9 – 10 Jahre alter Junge auf die Bühne kam und mit ihr zu tanzen begann. Die Kinder grölten, lachten, klatschten und tobten vor Begeisterung. Welch ein tolles Erlebnis.

Nach der Show hatten wir noch Zeit bis wir bei der Dibasen Secondary School in Okombahe auftreten sollten. Amelia zeigte uns das Stadion, in dem das King´s Festival immer stattfindet und wieder erzählte sie uns viel über die Geschichte Namibias und über die verschiedenen Volksstämme.

Die Secondary Schools sind für Grade 8 – 12, d.h. ab 13 bis 19 Jahre. Wie werden Teenager auf unsere Show reagieren? Bisher hatten wir diesbezüglich noch keine Erfahrungen. Die Show fand auf der Bühne im Speisesaal statt. Die Schüler saßen an Tischen. Miss Ia alias Barbara und ich, Miss Nam, warteten auf unseren Auftritt in der Schulküche. Als Ibi alias Toni mit unserem orangefarbenen Wurfzelt als Steuer durch den Saal „fuhr“ „kochte“ der Saal. Die Teenager grölten und lachten wie zuvor die „Kleinen“ in der Primary School. Es war einfach wunderbar wie sehr sich diese jungen Leute amüsierten.

Die nächste, unsere dritte, Show am Tag sollte in dem Dorf Tubusis auf der D2306 zwischen Okombahe und Usakos, weit weg von einer grösseren Stadt, stattfinden. Diese We (Klicklaut) Gab Primary School ist gleichzeitig ein staatliches Internat. Insgesamt werden dort 292 Kinder unterrichtet im Alter ab 6 – 12 Jahre. Ungefähr 80% der Kinder leben im Internat und kommen weit aus dem Norden meist aus sehr armen Familien. Die Kinder in dem kostenfreien Internat, meist hunderte Kilometer entfernt unterzubringen, ist für sie die einzige Möglichkeit eine Schulbildung ihrer Kinder zu ermöglichen. Die Schule gibt es seit 1972. Der Direktor, der uns begrüßte, leitet das Internat seit 4 Jahren.

Vor 2 Jahren brach im Haus, in dem die Jungs untergebracht waren ein großes Feuer aus. Das Gebäude konnte bis heute nicht wieder errichtet werden, weil das Geld dafür fehlt.

Seitdem sind die Jungen in der ehemaligen Aula untergebracht. Die Betten sind eng aneinander gereiht und der Platz ist knapp.

Der gesamten Anlage ist anzusehen, dass es an allen Ecken und Enden an finanzieller Unterstützung mangelt. Lebensmittel, Platz und Kleidung sind sehr knapp.

Wie bei fast allen Schulen, die wir besucht haben, ist eine große Aids Schleife an die Außenwände der Schule gemalt. Trotz der intensiven Aufklärungsarbeit ist HIV auch bei den jungen Menschen in Nambia noch immer ein sehr großes Problem.

Fast alle Schulen haben große Gebäude, die nicht mehr genutzt werden können. Außerdem erzählen uns die Lehrer, dass es vor allem an Schulmaterialien, Büchern und qualifizierten Lehrkräften mangelt.

All das lässt es nicht an Gastfreundlichkeit fehlen und wir wurden hier nach der Show in das Lehrerzimmer zu Drinks und Snacks eingeladen, nachdem wir einen Tanz des Damara-Stammes und einen Hochzeitstanz der Namas in jeweils traditionellen Kostümen von Kindern der Schule präsentiert bekommen hatten.

Fabia bekam noch die gesamte Anlage, d.h. Schlafsaal, Speisesaal etc gezeigt.

Die Kinder umringten Sie aufgeregt, machten Quatsch und gaben Teile aus unserer Clownsshow zum besten.

Fabia war sehr berührt von der Armut und dem Zustand dort.

Auf der Fahrt zurück nach Omaruru präsentierte sich das Land so, wie es sich die Touristen, die hierher kommen, wünschen: wir sahen 3 Giraffenherden, die jeweils die Straße vor uns überquerten, Springböcke, Perlhühner, Oryxe und sogar einen Hasen.

Auch am nächsten Tag hatte Amelia drei Auftritte für uns eingeplant. Der Erste in ihrer Schule, die sie seit 2007 leitet. Die Ubasen Primary School hat 950 Kinder, 32 Lehrer, 2 Putzfrauen, 2 Putzmänner und 2 Sekretärinnen. Seit 2011 wird diese Schule von dem deutschen Verein „Hilfe für Kinder aus Omaruru“ unterstützt, den Heribert Upgang mit seiner Frau gegründet hatte. Wir sollten um 08:30 dort auftreten. Also machten wir uns bereits „zuhause“ in Amelias Haus spielbereit und kamen geschminkt und in unseren Kostümen in der Schule an. ALLE Schüler UND Lehrer warteten bereits voller Erwartung im Innenhof der Schule und los ging die Show mit Ibis Auftritt … Die Kinder, Lehrer und die Angestellten der Schule waren voll mit uns. Sie sangen die von Miss Ia angestimmten Lieder kräftig mit und klatschen bei meinem „Stuhl“-tanz den Rhythmus. Und wieder machte es wahnsinnigen Spaß zu spielen. Nach der Show bekamen wir wieder traditionelle Tänze präsentiert und Getränke und Snacks serviert.

Dann ging es weiter zur römisch-katholischen Missions-Schule mit angeschlossenem Internat „Waldfrieden“ in der Sprache der Herero Okozongeama = place where lions lived. Als wir in den Hof einfuhren, stellten wir fest, dass die 419 Schüler und ca 20 Lehrer und Lehrerinnen bereits auf uns warteten. Sie saßen in einem Dreiviertelkreis um einen ca 200 qm großen Platz. WOW! Welch eine Herausforderung an uns.

Hier mussten wir SEHR flexibel sein, damit auch wirklich ALLE unserer Show folgen konnten und nicht ständig uns von hinten sehen mussten. Aber wir wären nicht ein super Team, wenn wir nicht auch dies bewältigen sollten. Wir haben es geschafft und wurden mit tosendem Applaus belohnt.

Nachdem die Kinder uns ihre Nationalhymne sangen, wurden wir vom Direktor und dem „Head of Departement“ zu Getränken und Snacks eingeladen. 2019 feiert diese kirchliche Einrichtung ihr 70 jähriges Bestehen. Wir wurden noch überall herum geführt . Es gibt Schweine, Hühner, Vieh, Landwirtschaft und Grundwasser.

Dann ging es zur letzten, dritten, Schule der Simson Immanuel ! Gubs Secondary School. Auch hier wurden wir wieder durch die Küche eingelassen. Auch hier saßen die jungen Leute an Tischen im Speisesaal und wir spielten auf der Bühne. Wieder konnten wir es kaum glauben, wie sehr diese jungen Menschen mit Freude und Spaß unsere Show annahmen. Sie sangen das Lied „The lion sleeps tonight“, das Miss Ia alias Barbara zu Beginn singt, stimmgewaltig mit.

Am Ende unserer Show war die Stimmung so ausgelassen, dass die Küchenbediensteten der Schulküche, noch mit uns tanzten und musizierten.

Und wieder ging ein grandioser Tag in Omaruru zu Ende. Wir bedankten uns bei Amelia und ihrer Lehrerinnen-crew damit, dass wir sie bekochten. Wir snippelten gemeinsam Gemüse, Barbara bereitete einen super Salat und Fabia kochte eine leckere vegetarische Pasta. Vegetarische Kost ist hier unüblich, aber die Frauen waren begeistert, dass man auch ohne Fleisch leckere Speisen zubereiten kann.

Die Lehrerinnen erzählten uns begeistert, dass ihre Schüler schon aufgeregt nachfragten wann die lustigen ‚Red Nose People’ denn wiederkämen?

Heute morgen wurden wir von den Kindern der Ubasen School mit Liedern verabschiedet, die uns zu Tränen rührten.

Jetzt sind wir auf dem Weg nach Grootfontein und sind schon neugierig wie dort unsere Show aufgenommen werden wird.

Sonja und Fabia

 

Ein nächtlicher Willkommenstanz für die Clowns in Grootfontein

19.09.2018

Ankunft bei Conni in Grootfontein

Auf unserer mehrstündigen Fahrt in den Norden, verändert sich die Landschaft sichtbar. Die Wüste wird immer grüner und feuchter. Wir erreichen Connis Maori Farm gegen frühen Abend. Conni war Kriminalkomissarin in Deutschland, als sie und ihr Mann Peter vor 17 Jahren beschlossen gemeinsam nach Namibia auszuwandern.

Auf ihrer Farm haben sie mehrere Gästehäuser, einen Campingplatz, Gänse, Esel, Hühner, Ziegen und einen Hund. Nach einer herzlichen Begrüßung, schlägt Conni vor, uns ihre Kinder vorzustellen, die etwas für uns vorbereitet hätten.

Ungewiss was uns erwartet, steigen wir in ihren 50 Jahre alten Safari Van und sie navigiert uns sicher über die staubigen Sandpisten in das Township von Grootfontein. Townships werden hier die armen Gegenden genannt. Schon die Fahrt in diesem Relikt ist ein wahres Erlebnis für uns.

Es ist stock dunkel. In den Townships gibt es keinen Strom und die kleinen Blechhütten werden lediglich von an den Kreuzungen brennenden Feuern erleuchtet. Wir halten an einer Hütte. Einige kleine Jungs spielen um das Feuer davor. Eine Dame begrüßt uns herzlich und wird uns als Kindergärtnerin vorgestellt. Conni betreut diesen Kindergarten und die Kinder dort neben vielen anderen Projekten, macht sich für sie stark, organisiert Förderungen, Nachhilfe und macht Aktivitäten- ihre ersten Kinder von dort sind mittlerweile 17 Jahre alt und Conni unterstützt sie nun dabei ihren Schulabschluss zu schaffen.

In der Ferne der dreckigen Sandpiste ertönt ein Pfeifen und Trommeln. Ein langer Umzug aus circa 30 Kindern zwischen 5-17 Jahren erscheint in der Dunkelheit und tritt aus einer großen Staubwolke heraus. Trotz der abendlichen Kühle, fällt das atmen schwer, es liegt viel Feinstaub in der Luft.

Es ist wie in einem Traum und ich frage mich kurz, ob das vielleicht nicht real ist und ich bei Conni auf der Farm schon eingeschlafen bin.

In selbstgebastelten Kostümen haben sich die Kinder in den traditionellen Kostümen gekleidet und tanzen für uns den Kawango Tanz im Schein des Autoscheinwerfers und der brennenden Feuer um sie herum. Nacheinander laden sie auch Toni, Barbara, Sonja und mich ein, in dem Kreis mit ihnen zu tanzen. Sie lachen ganz herzlich über unsere anfangs noch recht plumpen Versuche, das Schulter und Hüftkreisen zu imitieren.

Als eine Pause entsteht, in denen die Kinder beraten, welches Lied sie als nächstes anstimmen sollen, holt Toni seine Jonglierbälle raus. Die Jungs beginnen wild zu trommeln und er gibt eine kleine Jongliereinlage für die Kinder, sogar mit 5 Bällen in fast völliger Dunkelheit.

Die Kinder grölen. Nach einem kurzen Applaus werden wir in den Hof des Kindergartens getanzt. Der Kindergarten besteht lediglich aus einer kleinen Küche und einem Innenhof. Wir tanzen dort für eine weitere halbe Stunde in der Dunkelheit. Die jungen Mädchen ergreifen meine Hände und tanzen mit uns.

Danach gibt es für uns alle ein kleines Stück Pizza und Fanta.

Wir beginnen Gespräche mit den Kindern und vor allem die größeren Mädchen sind ganz neugierig und haben viele Fragen an uns. Alle sind schon sehr aufgeregt unsere Show zu sehen, die für Samstag morgen auf den Straßen des Townships geplant ist.

Die jungen Mädchen haben auf meine Frage, was sie nach der bald endenden Schule gerne machen möchten alle eine klare Antwort. Pheblemia möchte Soldatin werden, ihre Freundinnen Polizistin und Ärztin.

Auf der Rückfahrt erklärt Conni mir, dass die Perspektiven der jungen Menschen dort recht aussichtslos sind. Ein Studium ist teuer, außerdem müssten sie dafür weit weg in die Stadt ziehen. Zudem müssten sie ja auch erstmal den baldigen Abschluss schaffen. Sie erwähnt auch, dass man vorsichtig sein muss, ihnen nicht etwas überstülpen zu wollen. Conni versucht die Basis zu schaffen, dass die Kinder die Möglichkeit haben, eine Ausbildung zu genießen, der Drang dafür muss auch aus ihnen selbst heraus kommen.

Conni läd uns noch zu einem anschließenden Essen ein, bei dem sie uns von den Shows erzählt, die sie für uns geplant hat und ihre Erlebnisse teilt, die sie in den letzten 17 Jahren hier gesammelt hat. Die zwei Papageien, die neben unserem Tisch in ihren Käfigen lauschen, beginnen zugleich dazwischen plaudern. ‘Hallo‘, ‘How are you‘ und unser Lachen imitieren.

Ein wunderschöner erster Abend in Grootfontein. Wir freuen uns schon sehr auf die Shows in den nächsten Tagen.

 

Grootfontein

20.09.2018

Heute morgen geht es los zu einem Kindergarten von Lilli e.V., bei dem sich 8 verschiedene Einrichtungen treffen sollten. 7 davon von Lilii e.V. und der Kindergarten aus dem Township, den Conny gebaut hat. Ich bin gespannt, wie unser „Safari“ Stück von den Kleinen aufgenommen werden wird. Rund 180 Kinder und 12 Erzieherinnen erwarten uns bereits gespannt und brauchen dann aber noch ½ Stunde sich richtig zu platzieren in der noch nicht zu warmen Morgensonne.

Grootfontain war bis vor 40 Jahren eine Eisenbahnstation. Wir hatten die Schienen auf dem Weg hierhin gesehen. Stillgelegt. So wie auch ein bisschen der Eindruck der Stadt ist und der zurzeit stattfindenden Landwirtschaftsmesse, die für die Einheimischen einen zu hohen Eintrittspreis verlangt und dementsprechend laut Aussagen von Conni und einer Besucherin, die auch auf der Lodge Maori wohnt, nicht wirklich frequentiert ist. Peter bezeichnet den Standort seiner Farm als „nowhere land“. Nicht direkt beim Etosha Nationalpark und noch nicht an den Victoriafällen. Ein paar Touristen verirren sich immer mal wieder hierher, wenn sie genug haben vom Zeltübernachten. Auch Farmer, Schwarze wie Weiße, kommen in die Nähe einkaufen und übernachten schon auch mal hier.

Wir genießen, die vielen violetten Bäume die in Blüte stehen, die Zitronenhaine, deren Blüten uns mit Ihrem Duft bis in die Unterkunft betören und die vielen Bougainvilleas, Riesenbüsche die von Dunkelrot bis Dunkelrosa überall in den Gärten zu finden sind.

Ja zurück zur Show, mittlerweile sitzen die Kinder und Ibi fährt mit dem Zeltradauto ein. Riesengelächter, Miss Nam kommt dazu und ich merke schon, auch die „kleinen“ Kinder sind bei unserer Show von Anfang an mit dabei. Wir sind positiv überrascht über die guten Englischkenntnisse der Kinder, die aus ganz verschiedenen Ethnien kommen. Mit großen Augen und offenen Mündern, lachend und dann natürlich glücklich die Seifenblasen am Schluss genießend wird unsere Show aufgenommen. Ein voller Erfolg.
Nachdem jede Erzieherin mindestens noch ein Foto mit uns gemacht hat, werden wir in die wohlverdiente Mittagspause entlassen.

Da wir nachmittags um 1600 Uhr im Hostel/Internat Mariabronn, von katholischen Nomen geführt, spielen sollen, kochen wir, um wieder zu Kräften zu kommen. Conny rüstet uns aus mit den nötigen Kochtöpfen und nach einer kleinen Siesta geht es nach Mariabronn los ein paar Kilometer weiter draußen. Heute ist im Hostel Waschtag und überall hängen die gewaschenen Stücke über den Zäunen. Mariabronn ist ein von katholischen Ordensschwestern geführtes Internat. Früher waren es weiße Schwestern, jetzt durchgängig schwarze Schwestern. Auch sie kämpfen mit den staatlichen Maissubventionen die mal eintreffen und mal nicht und sind auf Spenden wie von Conny angewiesen, die ab und zu mal einen Sack Mais spendiert.

Ca. 400 Schüler der Insgesamt 600 versammeln sich spontan und folgen der Show, die vorher nicht angekündigt war. Wir hatten sie spontan noch angesetzt an dem Nachmittag. Tonis Lachanfall wurde mit Gegenlachern quittiert, als plötzlich nach seinem Wurscht, ich Bierwurst sage, die es effektiv auch in Groothfontain zu kaufen gibt. Gerade die älteren während der Show zurückhaltenderen Kindern lassen uns nach der Show fast nicht mehr gehen. Und last but not least haben sie noch schnell ihre 2 Kulturgruppen organsiert und zeigen uns verschiedene Kavango – und Oshiwambotänze. Beim Zweiteren staunen wir besonders über die kleinen 7-jährigen Tänzerinnen die perfekt und total engagiert im Takt stampfen, tanzen und vom Boden bis in die Luft springen.

In der abendlichen Rückmeldungsrunde blicken wir auf einen aufregenden erfüllten Clownstag zurück und bestärken uns im Gefühl, die Show läuft und die Kinder haben Spaß.

Barbara

In den Townships von Grootfontein

21.09.2018

Heute morgen ging es los ins Township. Zwei nette Südafrikaner aus Conni’s Lodge waren ganz neugierig von unseren Erzählungen und begleiteten uns, um die Show zu sehen.
Um so viele Kinder wie möglich zusammen zu bekommen, fuhren wir in Clownskostümen in einer Autokarawane durch das Township, um alle Kinder auf den Straßen einzusammeln. Conni und Toni alias Ibi hatten ein langes Seil an Connis alten Landrover befestigt, an dem sich immer mehr Kinder anschlossen.
Barbara alias Ja spielte hinten auf der ausgeklappten Ladeklappe unseres Geländewagens sitzend Akkordeon, während Sonja, alias Nam im Rhythmus hupte und ich zu Fuß so viele Kinder wie möglich animierte, unserem bunten Straßenzug zu folgen.
Die Kinder rannten energisch und begannen nun ebenfalls lautstark ihre Freunde zu rufen. ‘Come, come all, fast, you are all invited‘.
Ich war mir kurz unsicher, ob wir diese angeheizte Meute von ca. 300 Kindern wieder ruhig kriegen könnten. Aber kaum waren wir an der staubigen Kreuzung vor dem Kindergarten angekommen, platzierten sich alle Kinder auf unsere Anweisung hin brav und voller Vorfreude auf der Straße.
Sie und auch viele Erwachsene folgten der Show aufgeregt und lachten herzlich.
Conni war sehr zufrieden mit unserer Performance und der Reaktion der Kinder.
Nach einem herzlichen Abschied von Conni, ging es weiter Richtung Norden in die Kawango Region nach Rundu. Wir sind schon ganz aufgeregt was uns dort erwartet.
Fabia

Kavango Region- The Lion was here

24.09.2018

Am Samstag sind wir von Grootfontein nach Rundu gefahren. Wir sind sehr spät aus der Maori Lodge weggekommen und erst bei Abenddämmerung in Rundu angekommen.

Nachts sollte man in Namibia nicht mehr auf den Straßen unterwegs sein. Verkehrsunfälle sind hier sehr häufig und enden oft tödlich. Deshalb entschieden wir die Nacht in Rundu zu verbringen und erst am Sonntag morgen weiter in den Osten in Richtung Caprivistreifen zu fahren. Von Rundu bis zur Kayova Lodge sind es 2 – 2,5 Stunden Fahrtzeit, abhängig davon, ob man auf der Teerstrasse oder der Gravelroad fährt, die südlich vom Cubango dem Grenzfluss zu Angola, entlang gebaut sind. Gegen Mittag sind wir in der Kayavo Lodge angekommen.

Diese ist Teil der Kavango Community Development Foundation (KCDF). Die Stiftung wurde 2005 von Pfarrer Klaus Denner, einem Priester aus dem Bistum Mainz, gegründet. Seit der Gründung wurden 5 Kindergärten errichtet, ein Wasserprojekt installiert und 2015 ein Waisendorf errichtet. Hier im Waisenhaus war geplant am Sonntagnachmittag unsere Show zu spielen. Unsere Ansprechpartnerin und Organisatorin vor Ort ist die Managerin Juanita Steyn. Sie hatte für uns einen Fahrer organisiert, der uns um 15:30 an der Lodge abholte und zur Einrichtung fuhr.

Die ca 40 Kinder, die dort leben sind nicht alle Waisenkinder. Eltern von einigen Kindern sind illegal aus Simbawe oder Angola nach Namibia gekommen und wurden ins Gefängnis gesteckt. Manche Eltern hatten versucht ihre Kinder zu töten oder sie wurden von den „social workern“, die hier unterwegs sind, gefunden, nachdem die Eltern gestorben waren.

Das Alter ist von ca 6 Monaten bis 14 Jahren. Betreut werden die Kinder von 2 Schwestern aus Indien. Es wurde schnell klar, dass diese Kinder teilweise sehr stark traumatisiert sind und wir entschieden einige Parts aus der Show ein bisschen abzuändern, wie z.B. die Schlangenszene oder den Auftritt des Zelt – „Löwen“, der am Schluss der Show das Maul um Ibis Kopf schließt und ihn dann wieder ausspuckt.

Am nächsten Morgen hatte Juanita für uns 3 Shows organisiert. Sie selbst fuhr uns in die verschiedenen Einrichtungen. Der Kindergarten Shamba Shamba liegt nicht weit entfernt von der Lodge. Geschminkt und im Kostüm fuhren wir in den Hof ein. Das Haus ist großräumig, so dass wir die Show nicht in der bereits prallen Vormittagssonne spielen mussten. Die Kleinen sind im Alter von 2 – 4 Jahren. Und wieder entschieden wir ganz vorsichtig im Spiel zu sein, um die Kleinen „Zwergeln“, wie Ibi immer sagt, nicht zu erschrecken. Die 2 Kindergärtnerinnen und die Köchin sangen „The lion sleeps tonight“ voller Freude mit. Ibi hatte spontan die Idee, dass wir nach der Show mit den Kindern noch einen Kreistanz machten, den Miss Ia musikalisch begleitete.

Dann ging es weiter zur GCIRIKU tradional Authority. Dies ist ein Kindergarten am Palast des Königs, den es hier in der Region noch gibt als Stammesoberhaupt. Der König, hier Homba, genannt, wird berufen. Er verwaltet die hiesige Region. Nichts geschieht hier ohne den Homba um Erlaubnis zu bitten.

Seine Schwester, die Prinzessin, hat früher als Lehrerin gearbeitet. Seit ihrer Pensionierung leitet sie einen Kindergarten auf dem Gelände des Palastes. Wir wurden von ihr, dem Sohn des Hombas, ihrem Neffen und einer sehr jungen Frau, einer Nichte der Familie, begrüßt.

Die ca 30 Kinder wurden um einen großen Baum im Schatten platziert und los ging unsere Show. Auch hier war, wie bei der Show im Shamba Shambe, auffallend, dass bei unserem Seifenblasen-Abschluss die Kinder nicht wie bei den vorangegangenen Shows in Windhuk, Omaruru und Grootfontein sofort losstürmten, um die Blasen zu fangen. Doch als der Prinz damit begann trauten sich auch die Kleinen den Blasen hinterher zu jagen und auch hier tanzten wir alle gemeinsam noch einen Kreistanz.

Nach einer Audienz beim Homba, der der Foundation Land zur Verfügung gestellt, um das Projekt zu realisieren, ging es weiter zum nächsten Kindergarten, der von der KCDF errichtet worden war und betreut wird. Diese Einrichtung ist ca 35 km von der Lodge entfernt. Auf dem Weg erzählte uns Juanita von der Stiftung und von Pfarrer Angelo Stipinovich, der seit 2009 nach dem Tod von dem Gründer Pfarrer Klaus Denner, die Stiftung leitet.

Die Kinder erwarteten uns bereits im Haus und los ging die Show. Als wir mit unserem „nam, nam, nam, nam“ den „The lion sleeps tonight“ Song einleiteten begann Esther, eine der beiden Erzieherinnen zu tanzen und gemeinsam sangen sie und Barbara. Die kleinen „Zwergeln“, tauten bei dieser Tanz – und Gesangseinleitung allmählich auf und hatten dann sichtlich Spaß bei dem „Unsinn“, den wir 3 Clowns da veranstalteten.

Jetzt fallen wir sehr früh am Abend müde ins Bett. Die erste Show morgen früh soll um 8 Uhr im Kindergarten hier auf dem Gelände der Lodge stattfinden.

Noch zu erwähnen wäre vielleicht, dass gestern Nacht mit großer Wahrscheinlichkeit ein Löwe in der Nähe gewesen war. Es habe alle Anzeichen dafür gegeben … Sonja

Kavango Region II

25.09.2018

Heute geht es um 8 Uhr los und wir wissen, dass wir am Morgen drei Shows in Kindergärten der Stiftung zu spielen haben und am Nachmittag vor 680 Schülern in einer erweiterten Primarschule, das heißt mit integrierter Sekundarstufe.

Zuerst begannen wir im lodgeeigenen Kindergarten, der die Kinder der auf der Lodge arbeitenden aufnimmt und den Mitarbeitern auch eine Menge Geld spart. Die Kinder können schon im frühesten Alter hierhergebracht werden und dementsprechend werden wir von 8 sehr jungen kindern begrüßt. Hermann, der Mann von Juanita hat uns zu Fuß hierhergebracht und bringt seine kleine Tochter mit. Zusätzlich begleiteten noch Malu und Gi, 11 und 14 aus der Schweiz, die grade Ihre Mutter bei einem örtlichen Einsatz einer NGO im naheliegenden Spital/ sprich Krankenhaus begleiten. Wir sind froh um unsere Besucher, da die acht Kinder sehr klein sind und obwohl wir ganz vorsichtig spielen, spüren wir, dass wir trotzdem noch zu groß und zu laut sind. Bis zum Schluss als alle aufspringen und wie ganz normale Kinder den Seifenblasen nachspringen.

Weiter geht’s zum nächsten Kindergarten in Vandinguli, wo mir Hermann kurz vor Auftritt noch beibringt auf. rumanyo … guten Tag -.“morokeno“ und Danke-’mpandu”(Eselsbrücke Panda) zu sagen. Es sind mehr Kinder, 45 da und das „morokeno“ scheint die Herzen zu öffnen. Wir kommen in Schwung und fahren zum nächsten Kindergarten.

Und noch der dritte Streich. Jetzt fetz es. Die Kinder lachen von Anfang an über Ibi.  Der Boden ist gelegt und die neu gelernten Worte kommen hier auch gut, und die Erzieherinnen machen fleißig mit.

Hermann, der uns den ganzen morgen rumfährt, erzählt stolz von dem Wasserprojekt der Stiftung, das er mit aufgebaut hat. Die ganzen kleinen Dörfer im Umkreis von 4 km von werden von der Bohrung aus der Lodge gespeist. Jeder Haushalt zahlt 45 Namibische Dollar im Monat, was ein relativ kleiner Beitrag ist, der aber wichtig sei, da sonst das Wasser weiterverkauft würde.

Wau drei Vorstellungen sind geschafft und nach einem gemeinsamen Salat haben wir noch die Zeit bei bald 40 Grad im Schatten uns eine Stunde auszuruhen.  Heute Nachmittag stehen wie schon erwähnt 680 Schüler in der Ruccina C.S.  auf dem Programm und ich freue mich darauf, mit meinen Kollegen wiedermal voll in die vollen gehen zu können und nicht Angst haben zu müssen einen kleinen Kindergartenraum zu sprengen.

Wir kommen an und es scheinen einige Schüler auf dem Hof zu sein, einige noch in den Klassen und einige in den Klassenräumen. Da wir bereits, wie am Morgen auch in unseren Kostümen ankommen, hilft Ibi die Kinder zu setzten und ich als IA mache ein paar Slapstickeinlagen, bevor ich mich als IA wieder schlafen lege. ¼ Stunde nach Ankunft des Prinzipals, einer Frau, strömen noch Kinder aus dem benachbarten Gebäude hinzu und irgendwann beschließen wir, jetzt fangen wir an.  680 Kinder und Jugendliche von 6-18 und auch dass funktioniert.  Das wir manchmal ein Wort in ihrer Landessprache einbauen erwarten sie nicht und verstehen uns anfangs auch nicht. Beim Wiederholen von Nyime  dem Löwen blicken sie es endlich und lachen sich halbtot über die Falsche Aussprache. Ibos Jonglage wird wie ein Rockkonzert bejubelt und irgendwie schaffen wir es am Schluss wieder wegzukommen, nachdem die Prinzipal alle zurück in die Klassenräume geschickt hat.  Hmm, die hälfte geht mit zum Auto mit und wir spielen bis Abfahrt.

Das Auto wird belagert hintendraufgesprungen und mitgerannt, so dass wir aus Sicherheitsgründen mehrmals anhalten. Endlich auf der Landstraße laufen einige jüngere Kinder am Straßenrand in einem Affentempo noch mit.  Was für ein Tempo, was für Läufer! Schön wäre, wenn sich jemand um die Talente der Kinder kümmern würde.

Zuhause werden wir wieder vom Grunzen der Nilpferde empfangen. Aufgefallen ist uns hier im Kavango Gebiet, dass die Kinder später Englisch lernen und manchmal ganz verschiedenen Sprachen. Im Kindergarten wird Rumanyo gelernt, die Sprache der  hier ansässigen Yamango. Bis Rundu sind nach Aussagen von Hermann er und seine Frau die einigen Weißen. Das Erklärt vielleicht auch die anfängliche Zurückhaltung der Kindergartenkinder, die wie Sonja schon erwähnte, manchmal aus ganz misslichen,  lebensbedrohenden Umständen kommen oder buchstäblich aufgegabelt wurden .  Ich fühle, dass es richtig war hier hoch zu fahren, die Strapazen der langen Reise auf uns zu nehmen und die Kinder hier zu ermutigen, mit uns zu lachen und zu singen ,manchmal zu tanzen und zu träumen.’ Was für ein Abenteuer.

Barbara

Unterwegs

26.09.2018

Ein schwülwarmes Wetter erwartet uns am Morgen beim zeitigen Aufstehen, da wir heute einen Reisetag haben.

Nach dem feinen Frühstück mit der obligatorischen Malariatablette, packen wir alle unsere Sachen ins Auto. Dann verabschieden wir uns von allen liebgewonnen Menschen, die uns die Tage umsorgt haben. Vor allem an Juanita Steyn und ihrem tollem Team. Einen Abschiedsgruß bekommen natürlich auch die Flußpferde, deren imposantes Grunzen frühmorgens um 5.00 Uhr wir sehr vermissen werden.

So dann geht es über staubige Pisten nach Rundu durch die Kavango Region. Viele kleine traditionelle Dörfer wechseln mit diversen Stein- und Lehmbauten ab. Unglaublich viele Menschen gehen an beiden Straßenseiten auf und ab. Geht der Blick in eine Richtung sieht man traditionell bekleidete Frauen die alles mögliche artistisch auf ihren Köpfen balancieren und auf der anderen Straßenseite junge Leute mit Sonnenbrille, Baseballcap und mit Handy am Ohr. Tradition und Moderne liegen nur eine Straßenbreite entfernt.

In der großen Stadt Rundu stocken wir unsere Vorräte auf und fahren weitere 100 Kilometer am malerischen Okavango entlang, bevor wir in Richtung Süden abbiegen um zur Ombili Foundation, die ca. 90 km nördlich von Tsumeb liegt, zu fahren.

Dort angekommen werden wir von zwei sehr kompetenten Jugendlichen herzlich empfangen und wir klären für den nächsten Tag die Spielorte und –zeiten ab.

Toll ist auch, dass wir in der Einrichtung übernachten dürfen. Nach dem von Barbara gekochten Essen, fallen wir todmüde ins Bett, das wir in unserer einfachen Unterkunft noch schnell bezogen hatten. Toni

Ombili-Stiftung

27.09.2018

Nach einer schwülwarmen Nacht im Schutze unserer erstmals notwendigen Moskitonetze gab es den ersten kurzen und heftigen Regenschauer seit wir in Namibia sind.

Wir waren um 8.00 Uhr parat, da wir den Leiter der Ombili Foundation Herrn Klaas deWit in seinem Büro trafen um den Tagesablauf abzustimmen.

Außerdem bekamen wir einige Infos über die 1989 gegründete Ombili Stiftung. Ihr Hauptziel ist es, einer Gruppe von Khoi-San (Buschleuten) das Überleben in einer kommerziell ausgerichteten Welt zu ermöglichen. Die Rückkehr der Buschleute zu ihren traditionellen Lebensweisen ist kaum mehr möglich, da fast ganz Namibia in Farmen und Naturschutzgebieten unterteilt ist.

Finanziell wird die Foundation größtenteils aus Deutschland unterstützt vor allem durch die Deutsch-Namibische Entwicklungsgesellschaft in Bonn und dem Lions Club Mosbach.

Gegen 9.00 Uhr versammelten sich die ca. 70 Kindergarten- und Vorschulkinder vor einer Halle. Es machte auch uns riesig Spaß für all die begeisterten Kinderaugen zu spielen. Kaum waren unsere Schweißperlen getrocknet, stiegen wir in unser Auto und fuhren ein paar Kilometer zur Ondira-Farm.

Sie ist ein ähnliches Projekt wie Ombili Foundation und wird von einer Fishing-Company unterstützt.

Wir spielten im Schatten eines großen Zeltes für etwa 300 Kinder. Die begeisterte Schulleiterin bedankte sich für das „Vorweihnachtsgeschenk“ und wir bedankten uns bei Ihr mit einer roten Clownsnase, die sie bis zum Schluß nicht mehr abnahm. Sodann fuhren wir klatschnass verschwitzt zurück um uns zu regenerieren für den Auftritt um 16.00 Uhr.

Kurz vor 16.00 Uhr, versammelten sich etwa 200 Erwachsene und Kinder in der großen Halle im Zentrum der Ombili Stiftung. Die Erwachsenen hatten mindestens genau soviel Spaß wie die Schulkinder.

Danach zeigte uns Philippus, ein überaus netter und intelligenter junger San die Foundation. Wir besichtigten die Gärtnerei, den Speisesaal, die eigenen Brunnen für Trinkwasser, die Schule, das traditionelle Dorf, den Fußballplatz und den Spielplatz, sowie ein Kulturzentrum bei dem auch Touristen willkommen sind.

Wir bekamen als Geschenk für unseren Auftritt eine Vorführung im Feuermachen und traditionelle Tänze. Lange wurde noch mit Philippus über das frühere und heutige Leben geplaudert, bevor wir bei einbrechender Dunkelheit in unsere Übernachtungsmöglichkeit zurückzogen.  Toni

Zukunft der Kinder und Jugendlichen der schwarzen Bevölkerung in Namibia

30.09.2018

Ein ganz persönlicher Nachklang am letzten Tag der Clownsreise

Ich hätte auf der Reise mehrere Male heulen können vor Wut und Enttäuschung über die Ungerechtigkeiten unter denen Kinder und Jugendliche zu leiden haben. Hier im gut „entwickelten“ Namibia, für die Touristen und Weiße mit allen Komfort ausgestattet, ist ein großes Problem Aids, Unterernährung, Tuberkulose und Alkoholismus. Weiter ist die Schulbildung, die staatliche zum Teil, fragwürdig, da es an ausgebildeten Personal fehlt. Vor allem auf dem Land. Schulabgänger, nach 10 Jahren ohne Abschluss, werden vom Staat als Lehrer eingestellt und fressen sich zum Teil in der Position die Bäuche voll, während die Kinder in dem Dorf, im Hostel oder Internat leben, weit weg von ihren Eltern, die sie nur einmal im Jahr sehen, hungern müssen, und die Hoffnung der Eltern, ihnen eine bessere Schulbildung zu gewähren, nicht erfüllen können. So wurde uns, als wir die Missstände ansprachen, eine Geschichte erzählt: dass eine Lehrerin das gesamte Fleisch des Hostels einer Mahlzeit für 200 Kinder für eine Totenfeier mitbrachte, die Sache aufflog, die Lehrerin jedoch weiter im Dienst blieb.

Korruption ist ein großes Thema und wer sind die Leidtragenden, die Kinder und Jugendlichen. In Grootfontein, wo wir abends so herzlich empfangen wurden im Township, hatten wir die Möglichkeit Gespräche zu führen mit 14 /15-jährigen Jugendlichen. Sie träumen vom Arzt werden, vom Studieren, vom Erfolg haben, nur die Hürden in der Hauptstadt Windhuk studieren zu gehen, sind fast unüberwindbar. Es kostet viel Geld in Windhuk zu leben, oder Du lebst im Township bei Verwandten, falls vorhanden, wo du dann noch zwei Stunden pro Tag Wasser schleppst. Das Studium kostet Geld und zum Studium zugelassen wird nur, wer einen guten Abschluss hat, der an der öffentlichen Schule schwer zu erreichen ist. Eine gute High-School kostet bis zu 3000 Euro im Jahr.

Je mehr wir in den Norden kamen desto schwieriger die Lage der Kinder, je größer die Arbeitslosigkeit, was den Alkoholismus ansteigen lässt und die Gewalt in der Familie, bis zu lebensbedrohlichen Situationen der Kinder und auch je gefährlicher die schöne „wilde“ Umwelt. Bei der Dennerstiftung und Umfeld wurden in den letzten Jahren 10 Menschen von dem Krokodil „rest in peace“ angegriffen und trotzdem gehen die Kinder weiterhin im Fluss baden (es gibt sonst so wenig zu tun? Oder sorgen sich die Eltern nicht um ihre Kinder? Wir wissen es nicht.)

 

Heute werden wir, am Abreisetag, in einem Hostel spielen auf dem Weg zum Flughafen.

Das hat uns Barbara arrangiert, die zufällig gleich heißt wie ich. Seit dem Rentenalter von Kai, ihrem Mann, vermitteln sie verschiedenen Schulen Partner in Deutschland und haben über zwanzig Jahre Einzelförderung von Kindern und Jugendlichen über Partnerschaften eingerichtet

Sie erzählten uns gestern Abend von ihren Schwierigkeiten und Erfolgen ihres Engagements. Auch sie sagen, wir können keinen Einfluss auf das von der Regierung gesteuerte System nehmen, wir können die Ausbildung der Lehrer nicht verbessern, es wäre auch anmaßend, als Weißer und Europäer vorzuschreiben, was die Regierung zu tun habe.

Das ist nachvollziehbar und das haben wir öfters gehört. In Grootfontein, in der Ombilistiftung. Die farbige Bevölkerung selber beklagt sich über die Korruption, darüber, dass das Land nicht weiterkommt, dass die Schulbildung, obwohl 20 % des Staatshaushaltes dafür vorgesehen ist, sich nicht wirklich verbessert.

Mir kommt die ganze Situation rund dreißig Jahre nach Beendigung der Apartheid nicht gelöst vor zwischen Weiß und Schwarz, zwischen verschiedenen Volksgruppen innerhalb der schwarzen Bevölkerung, zwischen arm und reich.  Die Leidtragenden sind, wie gesagt, die Kinder und Jugendlichen.

Unsere Reise gerade hierhin war deswegen in meinen Augen so wichtig, da aus europäischer Sicht, Namibia ein schönes Urlaubsland ist, aber selten Berichte über unterernährte, verschnupfte, von Aids und Tuberkulose verseuchte Kinder in Internaten, oder von verlassenen Kindern an der Angolanischen Grenze uns zu Ohren kommen. Oder hört man von einer Großmutter die im Busch nur einmal im Tag von den Verwandten was zu essen kriegt und sich vor Schwäche nicht mehr auf den Beinen halten kann?

Die Kinder und Jugendlichen haben sich unheimlich über unsere Auftritte gefreut. Sie sind mitgegangen, haben mitgelacht, mitgesungen und freuten sich, wenn der dumme Clown eine Lösung für ein Problem fand.

Wir hoffen, Einigen einfach auf dem Weg gegeben zu haben: „kämpft weiter, es lohnt sich.“

Wir durften ein geduldiges, freundliches, zuvorkommendes Volk kennenlernen, die Namibier, ob Schwarz, Braun oder Weiß, die uns als Clowns herzlichst willkommen hießen.

Wir waren für die Kinder zweieinhalb Wochen lang da, haben für rund 8000 gespielt und ich bin sicher, jedes hat mal gelacht.

Barbara

Gepostet am

30.09.2018