2018 Tansania


24.10.2018 - 05.11.2018

Verena Neumair, Sonja Ertl, Mia Rohrbach, Michael Dietrich und Kristof Huf (Fotograf)


Erstmals in der Vereinsgeschichte von Clowns ohne Grenzen e.V. reisen vier Clowns und ein Fotograf vom 24.10. bis zum 05.11. nach Tansania, um dort Waisenhäuser, Schulen und insbesondere Menschen mit Albinismus zu besuchen und für sie zu spielen.

In Tansania leben wohl die meisten Menschen mit Albinismus (geschätzt 170.000 Menschen). Sie leben dort in großer Angst, da in Tansania und vielen anderen afrikanischen Ländern Menschen mit Albinismus angegriffen, getötet und ihre Überreste teuer verkauft werden. Da geben Eltern ihre Kinder oft in Heime, um sie zu schützen.

Um diesen Kindern ein Lachen zu schenken reisen Verena Neumair, Sonja Ertl, Mia Rohrbach, Michael Dietrich und Kristof Huf (Fotograf) nach Daressalam: Hier kannst du sie auf ihrer Reise begleiten.

Itinerary Date :04.11.2018

Bald gehts los...Probenimpressionen

23.10.2018

Liebe Leserinnen und Leser,

hier erste Eindrücke unserer Probe…und zack bumm geht es auch schon los…bis zum 05.11. reisen wir nach Tansania, um dort Waisenhäuser, Schulen und insbesondere Menschen mit Albinismus zu besuchen und für sie zu spielen.

Herzlichen Dank für die Unterstützung bei Stefan und Mrs. und Mr. Temu! Danke auch an Kristof für die ersten Bilder!

Wir freuen uns – wenn ihr uns hier oder auf Facebook (https://www.facebook.com/ClownsohneGrenzen/) beleitet!

Die Rucksäcke sind gepackt…morgen geht es los!

Tag 1: Karibu Daressalam! This is Afrika…

25.10.2018

Gestern Abend sind wir angekommen und wurden von zwei Mitarbeitenden des Kigamboni Community Center herzlich empfangen. Ally und Habiba werden uns die Reise über begleiten und bei der Logistik vor Ort unterstützen.
Viele Einrichtungen für Waisen und Kinder in anderen besonders krisenhaften Lebensumständen stehen auf unserem Showplan. Am Herzen liegen uns auch die Kinder mit Albinismus: Traurige Realität ist, dass Menschen mit Albinismus in Tansania verfolgt werden. In keinem anderen Land der Welt gibt es so viele Menschen mit Albinismus wie in Tansania. Eine Pigmentstörung sorgt dafür, dass sich Haare und Augen nicht dunkel färben. Das erhöht das Risiko an Hautkrebs zu erkranken enorm. Aber auch sonst brauchen sie besonderen Schutz – da ihrer Haut, ihren Haaren und ihren Knochen magische Kräfte zugeschrieben werden. Sie sind ständig bedroht und von Menschenhändlern gejagt.
Schon auf dem Weg zur Unterkunft, die an einer stark befahrenen Frachthandelsstraße liegt, bekommen wir einen ersten Eindruck der Stadt. Müde von der Reise fallen wir trotz des lauten Hupens, schnell in einen mehr oder weniger erholsamen Schlaf.
Früh morgens wecken uns Gospelklänge und Trommeln aus der kleinen Kirche. Die Menschen starten in einen besonderen Tag. Die Matumaini School, ein Heim für Kinder und Jugendliche mit Einschränkungen, das direkt auf dem Gelände liegt, hat heute Registration Day. Es ist also ordentlich was los in der Institution. Wir suchen uns einen ruhigen Fleck und stellen die Show nochmal durch, checken das Material und die Kostüme. Dann geht es auch schon los.
Viele Kids mit Albinismus sind unter den 130 Zuschauenden. Auch alle anderen haben die unterschiedlichsten Einschränkungen und es erwartet uns eine Vielfalt – die ich in Deutschland so noch nie gesehen habe. Eines haben sie alle gemeinsam: Das ansteckende, herzliche Lachen und eine große Neugierde. Was für eine Freude hier zu spielen.
Auf dem Weg durch die Stadt bleibt unser Auto stehen. Sofort sind Leute da, die uns unterstützen und die sich kontaktfreudig und mit viel Humor um uns kümmern – this is Afrika! Karibu – herzlich Willkommen in Tansania!

Herzlich Mia

Tag 2: Pamoja - Zusammen in Kigamboni

26.10.2018

Tag 2: Pamoja – Zusammen in Kigamboni
Früh morgens bringt Ally uns mit seinem Kleinbus in das Kigamboni Community Center (KCC). Dort angekommen werden wir von Isombelo, einem Volontär durch das Community Center geführt. Er erklärt uns die Bandbreite der Mitmachangebote, die sie den Kindern (davon viele Straßenkinder) anbieten: Von Social- und Bussinesstraining bis hin zu Kursen wie Handarbeit, traditionellem Tanz und Trommeln, Computerkurs und Akrobatik ist alles vertreten. Die Mitarbeiter von KCC geben nach der Schule Nachhilfeunterricht und sind abends auf den Straßen unterwegs, um die dort lebenden Kinder auf sie aufmerksam zu machen.
Wir gehen gemeinsam zur Ufukoni primary school. Die Clown-Gruppe von KCC spielt dort eine ca. fünfzehnminütige Show und wir schauen zu – denken wir – doch schneller als gedacht, stehen wir auf der markierten Showfläche. Wir spielen spontan die erste Nummer unserer Show, um uns vorzustellen und überlassen dann aber die Bühne den Artisten von KCC. Zusammen mit 1200 Schülern folgen wir ganz gespannt ihrer Aufführung. Das präsentierte Stück handelte vom Schulalltag – wie clever! Was ist näher an den Schülern, als das ständige Statusspiel zwischen Lehrern und Mitschülern. Außerdem können wir beobachten, wie Schadenfreude und Seifenblasen in ihrer Show ebenso wie in unserer funktionieren.
Mittags machen wir uns auf den Weg zur Kigamboni primary school und Kivukoni primary school jetzt spielen wir – die KCC-Clown-Gruppe und 600 Kinder schauen uns zu. Es ist heiß, aber die Hitze ist so gut wie vergessen als wir in die begeisterten Gesichter der Kinder sehen, die wir mit unserer Show gut mitnehmen konnten.
Beim anschließenden Essen tauschen wir uns über die beiden Vorführungen aus. Unser Programm kam gut an, allerdings reichten teilweise die sprachlichen Kenntnisse in Englisch und Kiswahili nicht aus, ins Detail des Austausches zu gehen. Habiba betont die Impulse, die durch die Vorführung für die eigene Arbeit gegeben wurden. Nachmittags kommen wir mit den Clowns von KCC und anderen Artisten zusammen. Abwechselnd schlagen sie und wir Gruppen-, Impuls- und Warm-up-spiele vor. Zusammen – auf Augenhöhe – gestalten und spielen wir den Nachmittag durch und ich habe das Gefühl, dass jeder etwas aus dem gemeinsam erlebten Tag mitnehmen konnte.

Tutaona kesho
Verena

Tag 3 Es wurde getanzt....

27.10.2018

 

Heute war ein vollgefüllter Tag mit insgesamt drei Shows.

Die erste Show spielten wir in dem Armani Waisenhaus mit 46 Kindern und 5 Mitarbeitenden.

Am Ende der Show tanzten alle Kinder mit uns gemeinsam das Abschlusslied. Angeheizt vom Tanzen kamen noch die Mitarbeitenden mit den Trommeln und spielten traditionelle tansanische Musik für uns.

In dem zweiten Waisenhaus – Red Fatma genannt – waren am Anfang nur 16 Kinder und wir warteten mit dem Showbeginn bis die Kinder ihre Freunde aus der Nachbarschaft holen konnten. Die Kinder genossen die Show, waren sehr fasziniert und sichtlich sprachlos.

Die dritte Show war etwas ganz Besonderes. Wir waren Teil einer großen Show im Community Center in dem wir gestern den Austausch hatten. Es gab ein Trommelkonzert, eine Clownnummer und sensationelle Akrobatik. Am Ende der Show wurde wieder traditionelle Musik gespielt und es wurde getanzt getanzt getanzt… . und die Kinder wollten gar nicht von alleine nach Hause gehen.

Herzliche Grüße

Sonja, Pilipili

Tag 4 Stadt, Land, Freude … 

28.10.2018

 

Zwei Waisenhäuser stehen heute auf dem Tourplan. Einmal in der Stadt und einmal 1 ½ Std. Richtung Süden auf dem Land. Außerdem ist Unterkunftswechsel angesagt. Also stapelt und stopft unser Fahrer Ally das reichliche Gepäck in den kleinen Bus. Knie eingezogen und los geht’s.

Dar es salam ist schon im Sonntagstrubel, die öffentlichen Busse sind randvoll und in einigen davon wird getanzt und gesungen. Laut Habiba geht’s für diese Festtagsgruppen gerade auf zur Hochzeit. Unsere Reise führt uns in ein kleines Waisenhaus mit etwa 60 Kindern. Mit Hilfe privater Unterstützer sowie nationalen und internationalen Sponsoren kümmern sich ein paar sogenannte Mamis und Papis um die Kinder und geben ihnen ein Zuhause. Wir werden herzlichst mit einem Grinsen – und vielleicht ein bisschen Vorfreude – begrüßt. Wir lassen sie also nicht mehr länger warten. Kostüme haben wir eh schon an, also Vorhang aufgehängt und los geht’s. Bei den bisherigen Auftritten waren die Reaktionen der Kinder während der Show eher verhalten. Die Lehrer*innen und Erzieher*innen führen hier ein sehr strenges Regime, weshalb die Kinder ihre Freude oft im Kleinen und/oder erst im Nachspiel der Show zeigten. So sorgte heute das ansteckende herzhafte Lachen eines kleinen Jungen im Publikum für große Spielfreude unter den Clowns – und im Publikum. Gemeinsam erlebten wir eine bunte Show mit vielen Interaktionen und ungehemmtem Lachen.

Gefüllt mit diesen Eindrücken verließen wir kurz darauf den städtischen Raum und schaukelten über die tansanischen Straßen von Schlagloch zu Schräglage zwischen anderen Bussen hindurch vorbei an gut gefüllten Märkten mit allem was man im Alltag so braucht. Zwei Tansaner auf einem Motorrad boten uns im Vorbeifahren auch gleich eine Ziege an, die sie auf ihrem Schoß transportierten. Leider war im Bus kein Platz mehr und so mussten wir schweren Herzens ablehnen 😉 

Bald zeigte sich uns Tansania von einer noch ungesehenen Seite. Weites Land, Palmen, Bäume, Büsche – und klare Luft. Ein tiefer Atemzug nach der Ankunft in einem beeindruckend gemütlich angelegten Waisenhaus weckte wieder die durchgeschüttelten Lebensgeister. Ebenso erfrischend ist die herzliche Begrüßung der Leitung dieser Einrichtung, an die eine kleine Führung über das Gelände anschließt. Schön haben es die Kinder hier, wenn auch sie aus sehr unschönen Gründen hier sind. Also wollen wir die Mamis und Papis unterstützen, den Kindern diesen Sonntag zu zu etwas Besonderen zu machen. Zum ersten Kennenlernen dient gleich das gemeinsame Mittagessen mit den Kindern. Erste Gespräche werden geführt und wir erfahren, wie wunderbar sich hier jeder um jeden kümmert. Das „Wir helfen alle zusammen-Konzept“ der Betreiber geht auf und es herrscht eine friedliche Stimmung.

Auch diese Show wird von lautem Gelächter, Erstaunen und Mitgefühl begleitet. Auf jedem Stuhl schauen wir in ein bis zwei breit grinsende Gesichter, bis schließlich alles in gemeinsames Tanzen eskaliert. Nach Abschluss der Show nehmen wir uns noch viel Zeit zum Spielen mit den Kindern, Kontakte knüpfen sowie akrobatische Tricks lernen. Dankbar begleiten uns einige Kinder und Jugendliche noch zum Bus und verabschieden uns. Bei der Abfahrt hallt in meinem Kopf noch der Thank you-Song nach, den die Kinder im Chor nach unserer Vorstellung gesungen haben.

Schön, die Kinder heute in so angenehmen und liebevollen Atmosphären angetroffen zu haben. Da haben wohl viele Kinder wirklich Glück im Unglück.

Herzlichst grüßt Euch der Michi aka Pikipiki

Tag 5: Wenn der Status wackelt…

29.10.2018

 

Pole Pole (Langsam), Pikipiki (Motorrad), Pilipili (Pfeffer) und Pipi (Bonbon) machen sich bereit. Freudigst werden sie von 400 Kids der Klassen 1-7 erwartet. Die Schule liegt im Zentrum von Dar es salam. Auch hier herrscht wieder eine straffe Erziehungsphilosophie. Die Erfahrung zeigt, dass wir sensibel spielen müssen und die Toleranzgrenze der Schule gut im Auge behalten müssen, denn wenn wir zu sehr zum Blödeln animieren, könnte dies Konsequenzen für unser Publikum nach sich ziehen. 

Die zweite Schule liegt außerhalb. Wir bleiben gleich im Kostüm und legen nur etwas Schminke nach, denn der Schweiß läuft bei dem feucht warmen Klima in Sturzbächen in unsere Kostüme. Weiter geht’s!

Wir fahren durch Viertel mit wirklich prekären Verhältnissen. Für fast die Hälfte der Bevölkerung ist der Zugang zu Trinkwasser noch immer unzureichend; nur etwa 16 Prozent haben Zugang zu angemessenen sanitären Einrichtungen. Durch unsauberes Wasser hervorgerufene Krankheiten wie Durchfall und Cholera sind weit verbreitet. Ich frage mich, wie es die Kinder schaffen, dass ihre Schuluniform weiß bleibt, denn zumeist wird auf offenem Feuer gekocht, und eine Kanalisation gibt es hier auch nicht. 

So sitzen 500 Kinder mit meist strahlend weißem Kopftuch oder Hemd vor uns, was ergänzt wird von strahlenden Gesichtern. Auch den Lehrerinnen* und Lehrern* können wir ein Lachen abringen und die Schüler sind fassungslos, als die Clowns auch die Aufsichtspersonen anspielen und – nur für einen Moment – zärtlich an ihrem Status wackeln. Ein herzliches Gegackere quillt aus den Reihen! Status ist in Tansania ein großes Thema und ich bemühe mich sehr, mir zu merken, welche Höflichkeitsformel für welchen Status die richtige ist. So ist man gut beraten zu wissen, wie man den Direktor der Schule begrüßt. Wie gut dass wir Habiba vom KCC als Beraterin an unserer Seite wissen!

Die dritte Show des Tages liegt wieder in einem sehr armen Stadtteil. Den Kontakt haben wir über ein Waisenhaus, aber alle Mitarbeitenden dort stimmen direkt zu, draußen für alle Kinder zu spielen. Hier spielt sich das Leben auf der Straße ab und so erreichen wir auch viele andere Kinder und deren Familien. Eine Frau kommt dazu, verfolgt die Show und beginnt Süßkartoffeln zu schälen. Motorräder kreuzen unsere Bühne und uns werden während dem Spiel mehrere Waren zum Kauf angeboten.

Eine wunderbare Show an dem genau richtigen Ort… und wir wissen wieder sehr sehr genau warum wir hier sind.

Herzlich Mia (Pipi)

Tag 6: uaminifu - Vertrauen

31.10.2018

 

Heute stand ein ganz wichtiger Besuch an. Wir wurden von der Tanzania Albinism Society (TAS) im Büro empfangen, um zu besprechen, wie wir Kinder mit Albinismus erreichen können, aber auch, um mehr über die Situation vor Ort zu erfahren. Vor allem ging es darum, uns persönlich kennenzulernen. 

Chanzi, Christina und Abdullah empfingen uns herzlich. Alle drei Mitarbeiter von TAS sind selbst von Albinismus betroffen. Abdullah wurde im Gründungsjahr 1978 als 6-jähriger Junge angesprochen und ist seit dem mit TAS verbandelt. TAS schützt und empowert Menschen mit Albinismus, um die negative Haltung in der Gesellschaft, Diskriminierung, Missbrauch sowie das damit verbundene Stigmata zu verändern und Menschenrechte in den Vordergrund zu stellen. Ein großer Fokus liegt auf der Verbreitung der Informationen hinsichtlich Hautkrebserkrankungen und der Prävention dessen. Viele Menschen können sich kein Sonnenschutzmittel leisten.

Seit April stehe ich mit TAS bereits im Kontakt. Ich verstand zu Beginn nicht ganz warum es dieses Treffen braucht. Hab ich uns zu ungenau erklärt? Was müssen wir persönlich besprechen, was wir nicht telefonisch besprechen können? 

Doch vor Ort war es mir sofort klar. Das Treffen fühlt sich komplett richtig an: Manche Dinge brauchen Zeit! Im Gespräch stellte sich schnell heraus, wie wir mit TAS zusammenarbeiten können:  Anders wie im Waisenhaus sind die Kinder hier nicht ständig versammelt, sondern wir müssen sie entweder in den jeweiligen Einrichtungen besuchen oder mit TAS zusammen ein Treffen planen. Wir entschieden uns dieses Jahr für die erste Variante. Nach ein paar Telefonaten und Nachrichten war dann auch ein Auftritt für den nächsten Tag geplant. 

Dann ging es aber auch schon weiter. Nach einem leckeren Mittagessen: By the way… Ich liebe Chapati (die tansanische Küche ist sehr von der indischen Küche geprägt) machten wir uns auf zum Umra Orphanage Center, einem Waisenhaus in Kinondoni. Wir spielen wie am Tag vorher nicht im Waisenhaus, sondern davor auf einer öffentlich zugängigen Fläche, neben der Straße. Der Wind erschwerte uns etwas den Aufbau unseres Vorhanges, aber nach ein paar Knoten sah er ganz passabel aus. Wir fangen an. Erst für die Kinder des Waisenhauses, die auf einem Teppich vor uns sitzen und ein paar Nachbarn. Doch schnell gesellten sich weitere Kinder und Erwachsene dazu. Das macht es sehr spannend für uns. Mit Blickkontakten und sensiblem Vorgehen versuchen wir immer wieder die neu hinzugekommenen mit uns vertraut zu machen. Es klappt mal mehr mal weniger, doch zum Schluss waren sie alle dabei. Mit unserem Abschlusslied Mabata Madogo (Kleine Entchen) zogen wir aus. Hamza ein Volunteer des Waisenhauses schloss sich uns mit anderen Kindern an und schnell wuchs daraus eine Polonaise. Vertrauen ist ansteckend: Jippih <3

Kwaherini 

Polepole (Verena) 

 

Bunter Mix und alte Kontakte

01.11.2018

Bunter Mix und alte Kontakte

Heute war ein vollgepackter Tag mit drei Shows, die unterschiedlicher kaum hätten sein können.

Der Erste war für eine Schule mit ca. 250 Kindern mit Einschränkungen jeglicher Art. Der Kontakt kam über Alicia zustande, die wir zufällig am Montag vor einer anderen Schule kennengelernt haben. So funktionieren viele Kontakte und Begegnungen hier.  Es waren sowohl Kinder und Jugendliche mit starker Hörbeeinträchtigung,  physischen Einschränkungen und psychischen Erkrankungen im Publikum. Schön zu sehen, dass die Show sehr gut angenommen wurde, da visuelle und auditive Elemente enthalten sind.  

Die zweite Show spielten wir in einer Vorschule für Kinder bis 7 Jahre. Kristinas Kinder, die wir  gestern in der „Tanzania Albinismus Society“ kennenlernen durften, waren auch dabei. Die Beiden haben sich sehr über unseren Besuch gefreut – so sehr, dass sie am Ende sogar im abfahrbereiten Bus gesessen sind. Ich wurde übrigens zum ersten Mal auf dieser Reise von wirklich allen Kindern bei der Ballklaunummer verraten. Von den größeren Kindern hatte ich sonst immer Deckung und Unterstützung.

Nach einem kurzen Mittagessen fuhren wir in ein weiteres Umra-Kinderheim von Hamsa, den wir auch gestern schon kennengelernt hatten. An das Kinderheim angeschlossen ist eine Schule, die die Kinder aus der Gegend besuchen. Hamsa erzählte, dass das Kinderheim hauptsächlich über private Spenden finanziert wird, einen geringeren Teil machen unterstützende Organisationen aus und ein ganz verschwindend geringer Beitrag kommt von der Regierung. In diesem Heim leben 37 Kinder, doch es waren ca. 100 Kinder im Publikum, da noch Schulkinder und Nachbarskinder mit dabei waren. Es gibt verschiedene Gründe für die große Anzahl an Kinderheimen: Probleme in den Familien (wie häusliche Gewalt),  große Armut (Familien können ihre Kinder nicht ernähren) und Scheidungen, nach denen sich niemanden um die Kinder kümmern will.

Nach der Show sind wir noch zum Spielen geblieben und wurden sehr herzlich von Hamsa, den beiden deutschen Volunteers und den Kindern verabschiedet. 

So nun steht noch eine Besprechung und Packen an, da wir morgen eine andere Unterkunft beziehen.

Gute Nacht

Sonja

Tag 8: Clowns ohne Reifen

02.11.2018

Tag 8: Clowns ohne Reifen

Es war heut wieder an der Zeit, umzuziehen. Also alles Gepäck ins Auto gepackt und los ging es Richtung Bunju B, einem Ort nördlich von Dar es salaam. Eineinhalb Stunden Fahrt waren angesetzt – es wurden drei, inklusive einem kleinen Abenteuer. Auf halber Strecke, gut in Fahrt, ratterte plötzlich der linke hintere Reifen. „Hey Ally, wie schaut’s aus. Magst mal nachschauen?“ sagte – frei übersetzt – Habiba, die uns wie jeden Tag unterstützend begleitet. „Passt schon. Mach ich später.“ Ally, ebenfalls frei übersetzt. „Knack, ratter, quietsch“, meldete sich das Auto zu Wort und blieb stehen. An uns kullerten vier Radschrauben vorbei und leiteten eine etwa einstündige Pause ein. Mit einem breiten Grinsen und tansanischer Gelassenheit macht sich Ally an die Schadensaufnahme und wird schnell unterstützt von herbeieilenden Helfern, die den Reifen zumindest soweit fit machen, dass wir zur nächsten Reifenservicebude fahren können. Da in der Schule in Bunju B aber schon mehr als 500 Kinder auf uns warten, werden wir vom schuleigenen knallgelben Schulbus abgeholt.

Aufgrund der hohen Kinderzahl spielen wir erst für die jüngeren und dann für die älteren Kinder und Jugendlichen. Gespielt wird zuerst auf einer im Verhältnis zur Schülerzahl sehr kleinen schattigen Terrasse des Waisenhauses nebenan, um uns allen die knallheiße Mittagssonne zu ersparen. Da heißt es zusammenrutschen, damit noch eine kleine Spielfläche für uns bleibt. Toller Platz, dachte sich auch der Haushund und machte es sich gemütlich bevor wir überhaupt die Bühne betreten konnten. Und wer zuerst kommt malt schließlich zuerst. So spielten wir den ersten Teil der Show um den Hund drumherum. Die lautstarken Reaktionen der 250 Kinder haben seine Gemütlichkeit dann doch gestört und wir hatten die Bühne für uns. Zusammen mit dem Publikum haben wir die Abenteuer von Pipi, Pilipili, Pikpiki und Polepole gefeiert.

Ohne Verschnaufpause ging es nach nebenan in die Schule, in der die Kantine im Handumdrehen zu einer Theaterbühne umgestaltet wurde. Mit Platz für über 300 Kinder. Eine große Herausforderung für die Lehrer*innen, welche die Massen an Zuschauern souverän manövriert haben. Auch hier wurde herzlich mit uns gelacht, getröstet und angefeuert. Spätestens jetzt hat ganz Bunju B mitbekommen, dass wir im Ort sind.

Auch Ally war endlich bei uns angekommen. Mit neuen Radschrauben, einem fest montierten Reifen und einem weiterhin strahlenden Lächeln. Er hat uns auch gleich in den Bus geladen und ist mit uns in ein Waisenhaus in einer kleinen Wohnsiedlung gefahren. Durch enge „Straßen“ schlängelten wir uns bis zu einem gut besuchten Spielplatz. Nach einem obligatorischen Begrüßungsritual mit Liedern der kleinen Bewohner des Hauses wirbelten wir den Sand zwischen Schaukel und Rutsche auf. Schnell fanden sich Jung und Alt ein. Denn hierhin hat sich ein Clown sicherlich noch nie verirrt. Gespannt wurde verfolgt, wie wir uns gegenseitig necken, verzaubern und beschenken. Anschließend haben wir uns noch viel Zeit zum Spielen mit den Kindern genommen.

Mittlerweile haben wir unsere Zimmer in dem Waisenhaus bezogen, in dem wir heute Morgen gespielt haben, und lassen den Tag beim gemeinsamen Abendessen mit den Kindern nochmal Revue passieren. Unsere Clownsnamen haben sich bei den Kindern eingeprägt. Als ich einem Jungen erzählte, wie ich in Wirklichkeit heiße, meinte er: „No, you are Pikipiki!“ – Ok, langsam glaub ich’s auch.

Liebe Grüße aus Bunju B,
Michi

Tag 9: Na das wär‘ ja noch schöner!

03.11.2018

 

Der Tag beginnt  mit „Clowns ohne Reifen“ Teil 2. Die holprige Wellblech-Schotterpiste setzt dem Auto ordentlich zu. Das Rad hatte sich von der gestrigen „Reparatur“ wohl noch nicht erholt. Diesmal legt Ally selbst Hand an und behebt die Panne.

Heute ist unser erstes Ziel eine große Schule. Soweit so gut – kennen wir ja schon. Wäre da nicht das extrem heiße Wetter heute. Die Direktorin beschließt also, dass die Kinder sich nur im Schatten aufhalten können und somit nur ein Bruchteil der Schülerinnen und Schüler unsere Show verfolgen darf, da es keinen großen Raum gibt. Wir sprechen mit ihr und bitten sie – möglichst viele Kinder zu holen. Von 1000 Schülerinnen* und Schülern* (diese Zahl erfahren wir erst hinterher) sitzen schließlich 120 vor uns. Das geht genauso lange gut – bis die Schulglocke das Unterrichtsende der jüngeren Klassen einläutet.  Angezogen von dem Klatschen, Jubeln und Lachen der größeren Kinder stürmen die Kinder aus ihren Klassen und ihre Lehrerinnen* und Lehrer* hinterher.  Die Aufsichtspersonen versuchen die Kinder von dem Auftrittsort fern zu halten. Ein aussichtsloses Unterfangen: Die Situation wird unübersichtlich und jedes Kind versucht einen klitzekleinen Blick auf die Show zu erhaschen. Aber es sind einfach viel zu viele. Da wir nicht abschätzen können, welche Sanktionen die Kinder zu erwarten haben, kürzen wir die Show. Wir verabschieden uns und brechen auf.

Nachdenklich machen wir uns auf den Weg zum zweiten Auftritt. Ein Waisenhaus und eine Stunde Wartezeit bis die Kinder von der Schule kommen. Ein großer Deckenventilator erschwert die Show, bewahrt aber alle Anwesenden vor dem Hitzekollaps. Es kostet ganz schön Kraft die Spielfreude wieder hervorzuzaubern – aber ein Blick auf die wartenden Kinder und alles läuft wieder wie am Schnürchen. Wir wollen sie zum Lachen bringen! Polepole verzaubert uns in Tiere, Pilipili fasziniert mit ihrer Holahoop Show, Pikipiki jongliert sich in die Herzen und Pipi hat zum 19. Mal in Folge Geburtstag und freut sich wie eine Schneekönigin.

Weiter geht es zur nächsten Show in einem weiteren Waisenhaus. 105 Kinder erwarten uns in den besten Kleidern. Sorgfältig nach Jungen und Mädchen getrennt und mit einem Willkommenslied. Sie wissen nicht so recht wie ihnen geschieht und sie sehen teilweise recht verschüchtert aus.

Wir klatschen artig und setzten uns anschließend vor sie auf den Boden. Das Eis bricht schnell und so lösen wir – herrlich blödelnd die steife Situation auf. Das wäre ja noch schöner, schließlich sind die Clowns im Haus! Und so hallt gackerndes Lachen durch die Gänge. Na dann kann es ja losgehen. Wir bitten darum, auf dem Dorfplatz vor dem Heim spielen zu können, um noch mehr Kinder und Erwachsenen aus der Nachbarschaft zu erreichen. Kein Problem wird uns gesagt. Schnell werden die Ziegen noch vom Platz geführt und schon geht es wieder rund. Das ganze Dorf feiert mit und die Kinder folgen uns in einem klatschenden, hüpfenden Pulk zurück ins Kinderheim. 

Herzlich Mia (Pipi)

Tag 10: Ein Ende kann ein Anfang sein…

04.11.2018

Tag 10: Ein Ende kann ein Anfang sein…

1 Idee, 4 Clowns, 21 Shows, 4.000 lachendende Kinder, 8.000 klatschende Hände, 10.000 Fotos.

Und schon ist es Zeit, sich wieder zu verabschieden!

Gestern haben wir für Straßenkinder gespielt. Bilder haben wir zum Schutz der Kids keine gemacht. Wir freuen uns auch nach so vielen Shows über strahlende Kinderaugen und über Jugendliche von der Straße, die sich nach anfänglicher Skepsis auf die Show einlassen und mit den kleinen Kindern zusammen herzlich über uns lachen. 

Auch unsere letzte Show in einem Kinderdorf ist nochmal eine bewegende Show. Manche Kinder sind von ihrer Vergangenheit sichtlich gezeichnet. Schön, dass sie hier ein Zuhause finden. Wir haben das Gefühl, dass es oft vor allem die sogenannten „Mamas“ sind, die den Kindern Orientierung und Geborgenheit bieten. Starke Frauen, die sich um die Waisenkinder kümmern: Mama Bea, Mama Lena, Mama Fatma, Mama Rose, Mama Josey… und heute ist es Mama Elisabeth, an deren Schulter sich Pipi ausweint als ihr Luftballon zerplatzt. Wir feiern und spielen und singen noch lange zusammen. Pilipili zaubert noch ein paar letzte Seifenblasen hervor, Polepole fasziniert mit Fingerzauberspielen und die Jungs genießen es mit Pikipiki zu blödeln. Ein wahres Fest und wir sind wehmütig als die letzten Akkorde von unserem Showlied „Mabata Madogo“ (eine tansanische Version von „Alle meine Entchen“) verklingen. 

Wir wollen aus den Tagen lernen, schließlich war es das erste Mal, dass wir in Tansania waren. So besprechen wir die Reise nach. Habiba – unsere Begleiterin – gibt uns wichtiges Feedback. Unter anderem beschreibt sie, wie die Realität der Kinder in Waisenhäusern aussieht: Sie sind Kinder ohne Eltern, die Heimatlosen, die Vertriebenen. Doch wir kommen zu den Kindern, zu den Orten an denen sie leben und nehmen sie an, wie sie sind. Wir lassen sie spüren, dass sie Teil der Gesellschaft sind. Und das ist wertvoll.

Habiba hat uns die letzten 10 Tage unterstützt, ist selbst Schauspielerin und begeistert von der Idee  ̶ 1 Idee, 1 Clownin …

Herzlich Mia

Gepostet am

23.10.2018