2022 Ecuador


22.04.2022 - 18.05.2022

Clowns Sans Frontières France, Juliane Schramm, Barbara Duss


Zusammen mit den Clowns Sans Frontières France reisen wir abermals nach Ecuador wie schon 2021. Begleitet unsere französischen Freunde und uns hier und bei facebook sowie auf deren Webseite und facebook-Seite!

Eine Kooperation mit Humor y Vida , Alianza Francesa Quito und Asociación Cultural Humboldt.

Itinerary Date :15.05.2022

Aves Migratores - Migrantenvögel

22.04.2022

Eine deutsch französische ecuadorianische Koproduktion der Clowns ohne Grenzen.

Heute Nacht, also morgen früh geht’s los und wir werden in weniger als 24 Stunden die 3 französischen Mitreisenden in Amsterdam treffen und dann 12 Stunden später die 4 Ecuadorianerinnen von Humor y Vida – Humor und Leben.

Wie aufregend, heute um 11 Uhr haben wir das letzte Zoommeeting, dieses mal nur mit den Franzosen und der alles organisierenden -Cecile, die uns nochmals auf die Clowns ohne Grenzen Standards brieft. Das letzte von bisher 4 Zoomeetings, 2 davon mit der ganzen Troupe auf Spanisch, eines mit zwei der Französinnen auf Französischen und eines freiwillig um die Vernetzung zu begreifen mit 10 Teilnehmenden und allen Kooperationspartnern und gleichzeitig stattfindenden Events gefördert von einem deutsch französischen Kulturfonds. Ja es klingt kompliziert und ist es auch …… und total spannend. Und so sehen die zwei Gepäcksstücke unserer deutschen Clowninnen aus.
Ich, Barbara, die heute noch mehr billige farbige Federn kaufen geht, biete eine Clownskostüminnenansicht und Juli eine Düsentrieb-Außenansicht.

Endlich angekommen

24.04.2022

Nach mehr als 26 Stunden unterwegs von 23:00 bis 5:00 Uhr morgens (am nächsten Tag) – bereiten uns Patty, Silvia und Zoila zusammen mit Benjamin einen fulminanten Empfang mit Willkommensballons und Gesang.

Todmüde lassen wir uns in die Unterkunft fahren und verschieben das gemeinsame private Zusammensitzen auf morgen – nach unserem ersten Probe und Organisationstag.

Am nächsten Morgen, fahren wir um 9:30 Uhr ins deutsche Humboldt Institut und es geht los!
Kleine Anektode zum Glück wurde in Amsterdam gestreikt und der Anschlussflug verzog sich nach hinten. Sonst hätten unsere französischen Kollegen den Flug nicht erreicht, da sie wegen Personalmangels in Hollands Hauptstadt nicht zeitig austeigen konnten. Der kleine Film zeigt die Streikbeschaeftigung von Juli und mir.

Die Bilder zeigen erste Impressionen aus dem Proberaum des Humboldt Institutes und die erste große Konzeptionsrunde.

Üben, üben, üben ...

26.04.2022

Wir sind mitten im Kreationsprozess, jeden Tag dürfen wir die Räume, den Garten und die Werkzeuge des deutschen Institut in Guayaquil-Ecuador nutzen.

Heute schon der 5.Probentag. Die Show wächst und wird bunter, das Team lernt sich immer besser kennen und die Arbeitsprozesse werden flüssiger.
Die Kostüme entstehen, die große Vogelpuppe vom letzten Projekt wird umgebaut und angepasst und war heute schon im Probeneinsatz dabei. Die freudige Spannung auf die erste Aufführung nächste Woche steigt.

Aber bis dahin ist noch eine Menge vorzubereiten…alles mit viel Lachen und Freude am Ausprobieren und Entwickeln.

Hier schon mal 2 kleine Videos die Barbara und ich (Juli) für die deutsche Botschaft in Ecuador, die das Projekt finanziell unterstützen, aufgenommen haben und ein paar kleine Einblicke.
Alles weitere ist vorerst noch „streng geheim“…also bleibt gespannt auf die ersten Bilder der Generalprobe in ein paar Tagen! ;o)

Abrazos desde Ecuadorrrrr

Juli

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In zwei Tagen ist Premiere!

29.04.2022

Heute haben wir den ersten Tag frei. Gestern wurde ein erster Durchlauf gemacht und danach die Eindrücke zusammen besprochen (Foto).

Wir haben einen Teil der Requisiten schon an den Spielort gebracht, an dem wir bereits morgen proben können. Den Rest gestern abend ins Hotel geschafft. Von den zwei netten Mitarbeitern des deutschen Instituts (Instituto Alleman), die uns während der ganzen Woche liebevoll begleitet haben und zum Teil mitgeholfen haben, die Vogelpuppe umzubauen (Foto), haben wir uns jetzt schon verabschiedet.

Unsere Proben laufen und wir finden uns langsam aus 5 Ländern stammend (Ecuador, Deutschland, Schweiz, Frankreich und Kolumbien) zusammen, trotz ab und zu auftauchender Sprachschwierigkeiten.

Wir freuen uns schon auf die Premiere und dass wir endlich vor Kindern loslegen können.
Evelyn, die Leitung des Instituto Aleman, die uns alle Probenwünsche und das längere Bleiben am sicheren Ort zum Proben spontan ermöglichte, berichtete uns Mitte Woche folgendes:
Die Lage in Guayaquil ist seid langem schon angespannt. Aber inzwischen mehr denn je. Seit Januar wurden bereits 500 Menschen von der Mafia auf offener Straße umgebracht. Auch vor Passanten oder Kindern die beim Anschlag grad zufällig zugegen waren wurde nicht Halt gemacht. Deswegen sieht man in manchen Teilen der Stadt ab Einbruch der Dunkelheit (so gegen halb sieben) keine Menschen mehr auf der Straße.

Die Menschen bleiben lieber in ihren Häusern, die meistens mit Elektrodraht, (FOTO) Stacheldraht und hoher Mauer gesichert sind. Wegen der Gefahr von Kriminalität am 1. Mai, hat die Regierung Guayaquil und zwei andere Provinzen mit Ausganssperren ab 23h für zwei Monate belegt. Damit wurden auch alle 1. Mai Manifestationen unterbunden.
Wir haben eine Woche in einer Clownsblase gelebt und wurden dann immer mal wieder beim Essen von der Realität eingeholt.

Zwei Tage lang beobachteten wir ein kleines 6-Jähriges venezulanisches Mädchen, dass im Restaurant Schokoladen verkaufte. Wir fragten nach der Mutter und Patty sprach am ersten Abend mit ihr. Sie sitzt vor dem Restaurant und hat vor sich einen Karton mit Schokoladen, die sie der Kleinen zum Verkaufen gibt. Als wir das gleiche Mädchen am nächsten Tag wiedersehen, beschließen wir sie zum Essen einzuladen. Wir fragen uns wie der Weg ist, um das kleine Mädchen vor dem riskanten Leben auf der Straße zu schützen. Shana schlägt eine Vereinigung vor, die sich um Kinderrechte gefährdeter Kinder kümmert, geht zur Mama, schreibt Name und Adresse von ihr und dem Kind auf. Wenn wir jetzt eine Anzeige machen sollten, müssten wir vor Ort sein können, um die Geschichte weiterverfolgen zu können. Die Kleine beschäftigt alle 10 Teilnehmer des Projektes und hüpft von einem zum anderen.

Wir sind froh, dass „Humor y Vida“ so gut vernetzt ist und so für dieses Mädchen Hilfe in Sicht ist.

Premiere!

01.05.2022

Endlich ist es soweit: Wir spielen mit den Kindern und für die Kinder und ihre Eltern.
Premiere war vor 3 Tagen im Centro de arte Casuarina, einem barrio, in dem viele Menschen, die aus Venezuela geflüchtet sind leben. Vormittags gaben wir für etwa 60 Kinder parallel 3 verschiedene Workshops (Handpuppenbau und Spiel, Clowns-Bewegungsspiele und clowneske Musik).

Nachmittags dann für etwa 150 Menschen die Premiere unseres Stücks „aves migratorios“. Das Publikum war begeistert und wollte im Anschluss unendlich viele Fotos mit uns machen.
Wir selbst hatten noch ein paar Ideen, wie wir das Stück runder und knackiger im Rhythmus gestalten können.

Gestern dann die Segunda im Centro de arte Maria Puig Eugenia, welches in einem wie es in Ecuador heißt „Viertel mit hohem Risiko“ liegt.

Wieder waren Workshops am Vormittag geplant. Doch zur vereinbarten Zeit waren nur etwa 15 Kinder anwesend. Also schnell umplanen und mit nur einem Workshop anfangen, anstatt alle parallel. Wie erwartet trudelten die anderen Kinder dann nach und nach verspätet ein, so dass wir am Ende doch mit den erwarteten 60 Kindern spielten.

Am Nachmittag überraschte uns der Regen kurz vor Showbeginn, so dass wir schon befürchteten ohne Publikum zu bleiben. Aber all die Sorge war unnötig! Etwa 15 Minuten später kamen schon die ersten Zuschauer und der Regen hörte auch wieder auf.
Die 2. Show schon etwas verfeinert und mit großartigem Publikum (etwa 120 Menschen), lief gut. Und trotzdem fanden wir noch ein paar Szenen verbesserungenswürdig.

Heute dann 2 Shows an 2 verschiedenen Spielorten. Morgens in der Albergue „hogar de cristo“, einem Ort für Menschen ohne festem Wohnsitz, viele geflüchtet aus der politisch und wirtschaftlich schwierigen Situation in Venezuela.

Wir ziehen uns in irgendeiner Ecke um, und sind froh, dass die „Bühne“ überdacht ist und wir somit im Schatten spielen können, denn die Sonne knallt schon morgens mit kräftigen 32°C. Wir haben für die show ein knackigeres Ende und ein paar flüssigere Übergänge gefunden. Und auch wenn im Publikum erstaunlich viele Erwachsene waren, kam unsere Message gut an.

Am Nachmittag dann völlig anderes Szenario. Als wir im Viertel „Bastion popular“, einem sozial schwachen Viertel bei „children International“ ankommen, spielen eine Gruppe Kinder auf dem bereits festlich mit bunten Ballons und flatternden Fahnen geschmückten Platz Fußball. Ein paar von uns spielen sofort mit, bis wir in die klimatisierten Räume geführt werden, wo wir uns umziehen und schminken können.

Diesmal sind viele Kinder im Publikum und die Dynamik ist eine andere. Sie sind begeistert von der Musik, unseren Spielen und springen sofort auf, um den Seifenblasen hinterherzulaufen. Zu Beginn der Show singt ein Vogel aus den Nachbarhäusern laut mit.
Am Ende wieder unglaublich viele Fotos … Popcorn für die Kinder und für uns endlich ein Eis! ;o)

Juli
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Kuhfladen und Wind

10.05.2022

Unsere fünfte Aufführung fand da statt, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, in Guayaquil. Und nicht nur das, die Spielfläche war übersät mit Kuhfladen als wir im Barrio los Esteros ankamen und herzlich von der Crew von OIM unterstützt von der UNICEF empfangen wurden, die gleichzeitig mit Stühlen an diesem hintersten Ende ankam.

Der Ort hatte kein fließendes Wasser und hatte was von unheimlicher Einsamkeit im Niemandsland. Wir sollten Workshop und Aufführung machen, und entschlossen uns, zuerst die Aufführung und dann die Workshops anzubieten.

Um 10 Uhr sind 100 Menschen da, Frauen mit ihren Kindern. Die 30 vom Workshop sind jetzt schon 40 und wir werden zwei Workshops abhalten: Puppenspiel und Basteln auf der einen Seite und Spiele und Clownerie auf der anderen.

Nachdem wir vorher mühsamst mit Hilfe von Michel, Organisator und Puppenbauer aus Frankreich und Ivan und Fabrizio, unseren Fahrern, bei Nieselregel gespielt haben, knallte uns die Sonne voll von oben runter während des Workshops.
Zoila und Silvi von Humor y Vida waren mit Marie und Soizic am Vogelpuppen aus Papier basteln, im blechüberdachten Innenraum, während Shana und Patty von Humor y Vida und Juli und ich unter der durchbrechenden Sonne schwitzten, die mir trotz Sonnenhut am Abend einen kleinen Sonnenstich bescherte. Die Kinder und auch die Erwachsenen waren begeistert von der Aufführung und den Workshops.

Nach der Zaubernummer und dem hergezauberten Bienvenida-Willkommen in der Zeitung, erntete ich von den Mamas im Publikum einige spontane Dankeschöns, was uns nochmals die Schwierigkeiten der Menschen aus Venezuela hier in Ecuador verdeutlichte.

Wir gingen danach mit unserem neuen Fahrer Fabrizio traditionell da Tonia essen, sparten eine Menge Geld und genossen die traditionellen Suppen, die die ehemalige Bankkauffrau zubereitete.
Dann lud Fabrizio – die wollten zu sich in die 300 Häusergemeinde ein, die auch ein Freibad betrieb. Wir konnten nach fünf Vorstellungen und drei Workshops zum ersten Mal in dieser Stadt aufatmen, weil wir in einer überwachten Anlage waren und uns frei bewegen konnten. Der Druck in einer Stadt mit Pseudoausgangssprerre zu sein und bei jedem Schritt Angst haben zu müssen, fiel von mir ab. Der Gegensatz zum Spielort am morgen mit wegzuräumenden Kuhfladen hätte nicht grösser sein können.
Wir stellten fest das wir bereits in der Hälfte unserer Tournee waren und das Stück gemeinsam nur noch viermal spielen würden. Schon komisch wie die Zeit dann plötzlich rast.

Am Samstag 7.5. spielten wir in der Kirchgemeinde von Pater Elever Barzallo. Das Bild der armen Kirche wurde hier sehr deutlich, da zwar Gebäude und Hof vorhanden waren, aber alles ziemlich runtergekommen aussah. Gleichzeitig hat jedoch die Caritas profitiert, Kleider und Spielsachen für die Kinder auszugeben und wie die Soziarbeiter*innen auch am Tag davor ungeklärte Papierangelegenheiten mit den Müttern, Großmüttern und einigen wenigen Vätern zu regeln.

So spielten wir beherzt um 10 Uhr morgens auf, nachdem ca. 150 Menschen im Schatten der Bäume Platz genommen haben und schwupps, spielte der Wind uns ein Schnippchen und ließ den Vogel rund 5 Minuten vor dem eigentlichen Erscheinen sichtbar werden, indem er ihn frech abdeckte. Marie, die junge Puppenspielerin aus der Normandie guckte schief aus der Wäsche und entschloss dann sehr schnell – es ist nicht mehr rückgängig zu machen. Patty schrie als Vogelclown, was ist denn das und flüsterte mir zu, eine andere Musik zu spielen. Als ich das den anderen zwei Clowns flüsternd erzählte, meinten die nein. Da stand ich da ich armer Tor und war so klug als wie zuvor. Pattsituation zwei gegen zwei – ich mich entschied, das Migrantenlied trotzdem zu bringen und es gingen dann alle mit. Marie machte eine Runde mehr und setzte sich wieder hin und die drei konnten ihre Poys unter tobendem Applaus doch noch machen. Wir retteten was ging und das Publikum schien nichts bemerkt zu haben!

Wir sind mittlerweile zu einer richtig tollen 5 Nationen Crew zusammengewachsen, die spontan mit allen Hindernissen umgehen kann.

Beim Workshop stellten wir fest, dass einige Kinder uns schon zweimal gesehen hatten und begeistert waren – so wie die 8-jährige Nathalie uns auch zum zweiten Mal zugeschaut hat. Ich mache mir da keine Illusionen, dass sie wegen uns gekommen sind, sondern wegen der Hilfsgüter. Sie nehmen riesige Strecken in der Stadt auf sich, um die Grundbedürfnisse abdecken zu können. Als ich mit Nathalie und anderen Kindern zusammensaß, erfuhr ich, dass einige noch von Venezuela aus online unterrichtet werden, wohingegen andere bereits einen Schulplatz in Ecuador erhalten haben und jetzt hier weitermachen: Nach zwei Jahren Covid zum ersten Mal in Präsenz.
Hadasa hat noch keinen Schulplatz. Sie ist mit ihrer Großmutter ausgereist, und weil sie kein Jahr wiederholen möchte (sie möchte Ärztin werden) hat sie die richtige Schule noch nicht gefunden, vor allem auch weil sie Klavier spielt und eines brauchen würde.
Die 13-jährige sang uns am Schluss ein Lied vor, das wunderschön war.

Sie würde gerne wieder zurück nach Venezuela zu ihrer alten Kunstschule, aber das Geld für die Rückreise fehlt.

Am Nachmittag packten wir und fuhren sonntags morgens um 6 Ur los nach Macas, am Rande des Amazonasgebietes. Die Straße durch die Anden war in besseren Zustand als ich erwartet hatte, auch weil die Löcher im Teer gekonnt von Ivan umfahren wurden. Wir fuhren vom tropischen Guayaquil über lange Strecken belgeitet von Bananenplantagen links und rechts der Straße, bis auf über 2000 Meter in die Anden, wo es merklich kühler war, über eine wunderschöne Seenlandschaft wieder runter ins Amazonasgebiet nach Macas.

Wir sind zum Teil zu zweit untergebracht in zwei Wohnungen in einem Haus, indem wir auch mal selber kochen können und wir können spazieren gehen und haben ein Gefühl von Sicherheit, keinen Autolärm in der 19000 Personen Gemeinde und Hähne die mich heute Morgen um 5 Uh geweckt haben, damit ich diesen Bericht fertigschreibe.

Tapetenwechsel

15.05.2022

Macas ist ein willkommener Kontrast zur lauten, vollen, heißen, gefährlichen Großstadt Guayaquil. Nicht nur das Klima ist angenehmer (warm, aber nicht schwül und nachts kühl genug um gut schlafen zu können). Auch die Natur um die Kleinstadt lässt uns alle aufatmen und Ruhe sowie Friedlichkeit einatmen. Und genau diese Atmosphäre spiegelt sich auch in den Menschen und der Stadt wieder.

Macas ist eine friedliche Oase in der Region Amazonias und fühlt sich wie das Paradies auf Erden an.
Am Dienstag haben wir unseren ersten Einsatz in dieser Gegend. In einer Schule in Rioblanca treffen wir morgens überraschend auf ca 120 Kinder, anstelle von etwa 60. Wieder bieten wir parallel 3 verschiedene Workshops an, nur das diesmal die Gruppen viel größer sind, so dass wir spontan unsere Angebote anpassen. Nach 2h durchpowern auf dem offenen, überdachten Gelände, wo alle in den Workshops gleichzeitig die Aufmerksamkeit ihrer Gruppen erhalten wollen, habe ich gefühlt keine Stimme mehr. Aber die Kinder umringen uns begeistert und fragen, wann wir wieder kommen.
Bueno, heute nachmittag zum Auftritt, amigos! Zufrieden gehen die Kinder in ihre Klassen und wir zum Mittagessen, in der Hoffnung sie alle heute Nachmittag zur Vorstellung wiederzusehen.

Am Nachmittag dann leider die unerfreuliche Überraschung, dass zur verabredeten Zeit nur etwa 5 Kinder da sind. Wir erfahren von Alicia, dass viele der Kinder vom Vormittag weit weg in den benachbarten Dörfern wohnen, so dass sie nach dem Unterricht zum Essen nach Hause gegangen sind und nicht nochmal zur Vorstellung kommen können.

Aber wir lassen uns davon nicht unter kriegen. Die Durchsage per Lautsprecher im Ort hilft auch tatsächlich und etwa eine halbe Stunde später als geplant sind ca. 80 Kinder und ihre Eltern im Publikum.
Unsere Story kommt gut an und begeistert werden wieder viele gemeinsame Fotos von den Kindern und ihren Eltern mit uns eingefordert.

Wir lernen aus dieser Erfahrung und planen den Mittwoch in Sinai erst die Show und dann die Workshops zu geben. In diesem kleinen Dorf dürfen wir die luftige Turnhalle nutzen, in der es zu meiner Begeisterung sogar eine große Fläche mit Turnmattenboden und ein Aerialseil gibt. Juhuu, hier können wir super turnen und Akrobatik Workshop geben.

Zur Vorstellung erwarten uns etwa 150 begeisterte Kinder. Die Stimmung ist großartig und wir freuen uns schon auf die Workshops am Nachmittag.
Doch vorher werden wir zum Mittagessen und einem Bad im nahegelegenen Fluss eingeladen. Das kühle, klare Wasser weckt uns nach einem energetischem Mittagstief wieder richtig auf!
Voller Power kommen wir wieder in die Turnhalle und können mit etwa 50 Kindern die Workshops starten.

Mit der ersten Gruppe können wir tatsächlich lustige Clowns-Akrobatik auf dem Mattenboden machen. Doch dann werden wir leider vom örtlichen Ringkampf-Trainer gebeten, den Mattenboden freizugeben, damit er sein Training starten kann. Also weichen wir wieder auf den Betonboden aus.

Leider müssen wir (meine columbianische Clownskollegin Shana und ich) feststellen, dass die Methoden dieses Trainers gewalttätig sind. Zu Beginn seines Trainings lässt er sich von allen Kindern die Hände und Füsse zeigen und schlägt mit einem Gürtel zu, wenn sie ihm nicht sauber oder gepflegt genug sind.
Wir sind erschrocken darüber.
Alicia, unsere ecuadorianische Organisatorin aus Macas, filmt ihn dabei, um Beweise zu haben. Shana und ich bitten ihn vor unserer Abfahrt zu einem Gespräch. Er entschuldigt sich damit, dass er ja „nicht doll“ zuhauen würde. Wir machen ihn darauf aufmerksam, dass diese Methoden auch in Ecuador verboten sind und er dafür ins Gefängnis kommen kann. Er steht zwar reumütig vor uns, aber was passiert, wenn wir als Gruppe nicht zufällig in der Halle sind und sein Training miterleben, wissen wir leider nicht.

Alicia lebt in Macas und versichert uns, den Fall mit Hilfe des videos weiterzuverfolgen, um die Kinder vor diesen Methoden schützen zu können.

Heute ist tatsächlich schon Donnerstag und damit für mich leider der letzte Einsatz in diesem Projekt, da ich rechtzeitig zur Generalprobe mit meinen Circus-Jugendlichen wieder zurück in Hamburg sein muss.

Diesmal fahren wir nach Sevilla und dürfen den überdachten Dorfplatz bespielen. Wir werden mit lauter Diskomusik begrüßt, so dass alle im Dorf mitkriegen, dass hier heute etwas stattfinden wird.
In dieser Region leben überwiegend indigene Menschen der Shuar und Shuar-Ashuar. Am Abend vorher bereitet Silvia mich schon darauf vor, dass sie als eher fern von der ansonsten recht durchmischten ecuadorianischen Bevölkerung gelten und wahrscheinlich zurückhaltender reagieren werden.

Die etwa 130 Kinder sind ein begeistertes Publikum. Die show läuft großartig und als würden die Kinder ahnen, dass ich mich heute verabschieden muss, umarmen sie mich am Ende der Vorstellung bei der üblichen Fotosession noch mehr und herzlicher als sonst.
Von wegen zurückhaltender. ;o)

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nehme ich Abschied von meinen großartigen Clowns-Schwestern und dem ganzen, tollen Team!

Gemeinsam singen wir ein letztes Mal tanzend „Bella Ciao“. Danke, dass ich durch euch 3 Wochen voller amüsanter, interessanter Momente, Erfahrungen und Erlebnisse im Gepäck habe. Ich hoffe, dass die Menschen, denen ich begegnet bin genauso beglückt nach Hause gehen/gegangen sind, wie ich jetzt.

Gerne sage ich:
„Hasta la proxima amigas!“ ;o)
Os quiero muchissimo y os voy a echar de menos!!!

Juli

Gepostet am

20.04.2022