Es ist wieder soweit, nach der Sommerpause startet erneut ein Clowns ohne Grenzen – Team in den Iran, nämlich von 30.9. – 13.10.2014.
Es reisen, wie im Vorjahr Monika Staffansson, Susie Wimmer, Matthias Romir und Toni Toss. Mit Unterstützung der großartigen iranischen Freunde vor Ort werden sie altbekannte und liebgewonnene Einrichtungen in Teheran und Umgebung besuchen und hoffentlich in Zusammenarbeit mit UNHCR große Flüchtlingscamps besuchen und auch werden sie voraussichtlich neue Begegnung mit neuen Institutionen in Kerman und auf dem Weg dorthin haben.
Wir freuen uns auf die neuen Herausforderungen im Iran und darüber, daß wir erstmals einen engen Kontakt zu einer Schule in Oberbayern haben, die wir vorab besucht und unsere Show dort gezeigt haben, die uns im Weblog verfolgen werden, und im Anschluß werden wir wieder dorthin fahren und live unsere Erlebnisse berichten und Fragen beantworten.
Wir bedanken uns herzlichst bei der Montessori-Schule Penzberg mit allen Unterstützer/Innen, bei Kia Ahrndsen und Walter Steffen für die Eröffnung dieser Möglichkeit und wünschen allen Beteiligten, daß der aus äußeren und inneren Anlässen erneut verschobene Film über die Arbeit der Clowns ohne Grenzen bald zur Verwirklichung kommen kann!
Außerdem bedanken wir uns wieder einmal für die vielfältige unermüdliche großzügige Unterstützung bei allen Spender/Innen, bei Max Windholz, Bernhard Gradl,
Salam Iran, wir kommen!
Angekommen
wir sind alle, ja alle, da!!! hurra!
die erste zitterpartie, ob matthias ohne visum das flugzeug besteigen darf: bewältigt, die letzte hürde: das visum lt. auskunft der iranischen botschaft berlin in teheran am flughafen beantragen…schwitz, hurra, hat auch geklappt.
jetzt sind wir da und fallen ins bett, morgen um 10.30 spielen wir bereits unsre erste show in shahr e rey. danke für das viele daumen drücken aller guten geister! shabr hey.
Ladies First
Es ist noch nicht aller Tage Abend
Unser geplanter Auftritt im UNHCR-Flüchtlingscamp in Saveh konnte heute leider nicht stattfinden, da uns eine schriftliche Version der mündlichen Zusage nicht erteilt wurde.
Kind Stadt Kunst
…das war das Motto des Kinderfestes, dem wir heute einen Besuch abstatteten.
Organisiert wurde das „Children´s Festival of Child, City & Art vom Farzaneh Art Studio. Der größte Teil des Festes drehte sich um das Bemalen von Fliesen. Diese werden später nicht nur in Teheran, sondern auch in München ausgestellt.
Unsere Show war das Highlight des Festes.
Nach einer extrem intensiven Fotosession mit Groß und Klein machten wir uns bald auf den Weg, um unsere Freunde, die Mofid Theatre Group, zu treffen. Wir lernten diese wunderbaren und engagierten Leute bereits bei unserer ersten Iranreise kennen.
Zum vereinbarten Workshop, bei dem es um die Arbeit als Klinikclown generell ging, aber auch das Thema Fokus praktisch bearbeitet wurde, kamen viele altbekannte und neue Gesichter.
Wie ein Schwamm wurden Susies Übungen und die Theorien aufgesogen.
Kurzes Verabschieden über 45 Minuten und zurück zur „Basis“.
Ein Tag der Gegensätze
Heute waren wir bei der Association for Protection of Child Labourers, einer Organisation, für die wir vor 2 Jahren bereits gespielt haben, zu der wir letztes Jahr keinen Kontakt bekommen konnten, und heute nun haben wir’s endlich geschafft. Diese Institution setzt sich einerseits für die Abschaffung von Kinderarbeit ein, andererseits bietet sie arbeitenden Kindern Schulbildung, ärztliche Versorgung und vieles anderes mehr. Die Freude, „alte“, nein junge Bekannte wieder zu treffen war beiderseits riesengroß. Wir spielten 2 Shows für jeweils ca. 80 lebhafte Kinder und Erwachsene und besichtigten nach dem Mittagessen noch die neue Örtlichkeit.
Im benachbarten Frauenhaus, deren Bewohnerinnen wir vom letzten Jahr kennen, hat es aus Zeitgründen leider nicht für eine Stippvisite, sondern nur für die Überbringung herzlicher Grüße gereicht. So groß ist die Verbundenheit zu den Menschen und Institutionen in Teheran mittlerweile geworden, dass man eigentlich unmöglich nicht vorbeischauen kann.
Am frühen Abend besuchten wir The House of Love. Dieses Waisenhaus, entstanden vor 65 Jahren, überraschte uns mit seiner umfangreichen Ausstattung an Bildungsmöglichkeiten für 27 Jungs. Gemischtgeschlechtliche Waisenhäuser sind im Iran nicht erlaubt. An einer weiteren „Dependance“ für Mädchen wird derzeit gearbeitet.
Die ca. 40 Jungs und Erwachsenen verfolgten wohlerzogen unsere Show und nach dem obligatorischen Tee und Bergen von köstlichen Süßigkeiten fuhren wir nach Hause, renovierten wieder mal unsere Requisiten und Kostüme.
P.S.: Was wir gestern vergessen haben, zu erwähnen: Toni geriet bei seiner allmorgendlichen Joggingrunde zufällig in den Teheran City Trail und belegte ganz nebenbei den 9. Platz.
Eid-e-Ghorban
Dem guten alten Abraham haben wir heute einen Ruhetag zu verdanken, denn heute wird im Iran das Opferfest Eid-e-Ghorban gefeiert und deswegen waren keine Auftritte möglich. Somit waren wir gezwungen, es uns einfach mal gutgehen zu lassen.
Toni nutzte die Morgenstunden, um auf den Teheraner Hausberg Tochal zu rennen.
Danach Frühstück ohne Zeitdruck und dann mit Freunden zusammensitzen im Garten eines alten Hauses und die iranische Küche genießen. Am späten Nachmittag im Park ums Eck jonglieren, die Fitnessgeräte durchprobieren und mit Nachbarn ins Gespräch kommen durfte natürlich auch nicht fehlen.
Moni kojast?
Richtung Süden verließen wir die Stadt und vorbei an zahllosen Obstverkäufern am Straßenrand steuerten wir Shahr-e-Rey an, wo wir eine Ziegelei besuchten, um für die hauptsächlich afghanischen Kinder zu spielen, die dort wohnen und auch arbeiten.
Schon auf der staubigen Schotterpiste, die uns dort hinführte, begrüßten uns die Gruppen von Jungen und Mädchen, die gerade auf dem Heimweg von der Schule waren und direkt zu unserer Show kamen.
Wir steuerten direkt den Ort an, an dem wir letztes Jahr gespielt hatten, wurden aber weiter geschickt in einen brandneu gebauten kleinen Hinterhof, der sich direkt dahinter befand und uns vor Staub und Wind schützte. Es sind nur kleine, von außen kaum wahrnehmbare Veränderungen, aber ein bisschen was tut sich auch hier.
Während wir uns umzogen, trudelten immer mehr Kinder aus der Nachbarschaft im Hinterhof ein, die meisten von ihnen nahmen nicht die Tür, sondern kamen über die Mauer in den Hof und nahmen auf Stühlen und Teppichen im Schatten Platz.
Nur wenige Gesichter sind uns aus dem letzten Jahr bekannt, man sagt uns, viele Familien kommen nur für einige Monate hierher zum Arbeiten und ziehen dann weiter.
Wie auch im letzten Jahr ist der Auftritt hier einer, der uns in Erinnerung bleiben wird. Einige der Kinder begleiteten uns nach der Show bis zum Auto und wollten gar nicht mehr aufhören, mit uns Faxen zu machen.
Weiter geht es nach Pishva bei Varamin an den Ort, an dem wir letztes Jahr unsere Premiere spielten. Man erinnere sich:
Die Leiterin des Hauses für benachteiligte Kinder begrüßte uns mit den Worten „Moni kojast? (Wo ist Moni?) Anscheinend sind wir hier in Erinnerung geblieben und alle, die sie letztes Jahr kennen gelernt hatten, haben heute Moni genauso vermisst wie wir.
Viele hier haben die Show zum zweiten Mal gesehen, was aber der Stimmung keinen Abbruch getan hat. In intimer Runde haben wir der Show einige neue Facetten abgewonnen.
Nach der Show wurde noch gemeinsam wild herumgetollt und Fotos geschossen und schließlich machten wir uns bei Sonnenuntergang auf den Heimweg nach Teheran.
Kerman wir kommen (Nachtrag zum 7.10.)
5.30 Uhr – Wecker klingelt. Aufstehen – Packen – Tasse Tee – Losfahren zum Flughafen. Voller Vorfreude auf das über 1.000 Kilometer entfernte Kerman fliegen wir frühmorgens los.
Nach der Ankunft am Flughafen in Kerman werden wir schon von „verschiedenen“ Personen erwartet. Von einem ehrenamtlichen, engagierten Helfer werden wir abgeholt und in das Kinderheim Ashianeh Ali in die Stadt gefahren. In der Einrichtung für Waisenkinder werden wir sehr freundlich begrüsst und auch zum Mittagessen eingeladen. Dieses Heim besteht aus zwei Häusern, einem Haus für Mädchen und einem, etwa 500 Meter entfernten Haus für Jungs, im Alter von jeweils ca. 8 – 14 Jahren.
Wir entscheiden uns aufgrund des passenderen Raumes im Jungshaus zu spielen. Nachdem die Mädchen ankamen ging’s los und unser Stück war ein voller Erfolg.
Übernachtet haben Solmaz und Susie im Mädchenhaus und Matthias und ich im Schlafsaal der Jungs.
„Besonderer Dank“ noch an die örtliche Polizei, die auf uns ganz besonders aufpassten, damit uns ja nichts passiert.
Fotos vom Auftritt werden hoffentlich bald nachgereicht.
Heute in Kerman:
wir treffen uns pünktlich um 8.30 wieder, ein Taxi bringt uns zum UNHCR Headquarter von Kerman. Nach einigen Formalitäten fahren wir mit 2 sehr netten UNHCR-Mitarbeitern ins 45 km entfernte Refugeecamp Bardsir, wo offiziell 3200 Menschen leben.
Dort treffen wir zunächst den Manager. Im vorbereitenden Gespräch räumen wir letzte Missverständnisse und Bedenken aus. Wir besichtigen den Spielort, wo bereits ca. 250 Kinder und 30 Erwachsene warten.
Es wurde noch ein Lied gesungen, dann ging für uns die Show los, die super lief und auch manch streng dreinblickenden Erwachsenen zum Lachen brachte.
Es hätte uns große Freude bereitet für die „restlichen“ 750 Kinder auch noch eine 2. und 3. Show zu spielen, aber es war u.a. aus Zeitgründen nicht organisierbar. Wir beschlossen, es als „Erstkontakt“ zu betrachten, in der Hoffnung wiederkommen zu können. Die Chancen auf ein Wiedersehen stehen ja leider ganz gut, die Verweildauer der Flüchtlinge dort ist unterschiedlich: Ein 21jähriger Junge erzählte uns, dass er dort geboren wurde.
Im Anschluss wurden wir freundlich zum Essen eingeladen, danach traten wir gestärkt die Rückreise durch die wundervolle Landschaft nach Kerman an, um im Waisenhaus Batshe-haye-ma zu spielen. Es ist ein Waisenhaus, das auch Kindern mit verschiedenen Behinderungen ein Zuhause gibt.
Es war wieder eine gelungene Show im lustigen Ambiente mit herzlichen Begegnungen und einem nicht enden wollenden Abschied. Schließlich waren wir sehr früh wieder am Flughafen und begannen Bilder und Text für 2 Tage Weblog zu erstellen. – 22.40 Uhr, sicher wieder in unsrer Fastheimat Teheran gelandet, fahren wir nach Hause und beenden unsere Arbeit. Unsere Pläne müssen sich leider weiterhin oft sehr spontan den Gegebenheiten anpassen, das ist beizeiten sehr ermüdend und enttäuschend, vor allem für unser Wahnsinns-Orga-Team, denen wir auf Grund mangelnder Sprach- und Umstandskenntnisse leider nicht wirklich helfen können. So sei ihnen wenigstens an dieser Stelle, am Gepäckband wartend für ihre unendliche Hingabe gedankt!! Und halten wir es weiterhin mit Rilke und üben uns in ’Geduld mit den ungelösten Fragen im Herzen’. Danke auch an die UNHCR-Mannschaft für die tolle Unterstützung heute! Merci!
Aller guten Dinge sind drei
Heute besuchten wir das Krankenhaus Shohada, ein Krankenhaus, das wir bei jeder unserer Reisen besuchten. Sehr, sehr freundlich wurden wir von den Leuten in der Kinderabteilung und vor allem den vielen freiwilligen Helfern der Beham Dahespour Charity Organisation empfangen.
Wir spielten in einem uns noch unbekannten Raum mit einer kleinen Bühne und vielen „Kinosesseln“. Liebevoll war der Raum mit Ballons dekoriert.
Die Kinder, aber auch die vielen Erwachsenen lebten unsere Vorstellung voll und lautstark mit.
Die darauf folgende Fotosession war ebenso lang wie lustig, besonders das gegenseitige Schenken von Rosen. Dankeschön, es war alles perfekt und wunderbar und wir kommen sehr sehr gerne wieder.
Gestern Abends wurde kurzerhand die für Freitag erteilte Genehmigung für Semnan auf Samstag geändert. Somit brechen wir erst morgen Richtung Semnan auf.
Miles and more
Da die Auftrittsgenehmigung für das Flüchtlingslager in Semnan ja spontan von Freitag auf Samstag verschoben wurde, hatten wir heute morgen Zeit für einen Spaziergang in den Bergen mit unseren Gastgebern und Bekannten.
Danach auspacken umpacken einpacken und ab mit dem Minibus in Richtung Semnan. Mit an Bord: unsere Begleiterinnen Sogol und Anahita, ein freundlicher Mitarbeiter der UNHCR und natürlich der Fahrer.
Vier lange Stunden kämpften wir uns aus der großen Stadt und weiter durch viel eindrucksvoll unbewachsene Landschaften. Die naive Frage der Clowns an ihre Begleiterinnen: Ist das jetzt Wüste oder nicht? Die Antwort: Das ist keine Wüste, das sind Berge.
Schließlich sind wir wohlbehalten in Semnan angekommen und freuen uns auf ein ereignisreiches Morgen.
Und hier noch ein fotografischer Nachtrag von vorgestern im UNHCR-Flüchtlingslager in Bardsir. Die tollen Fotos von Behnam Moharrek, die wir von hier aus nicht herunterladen konnten, haben uns dank Monis Hilfe schließlich doch noch erreicht:
Wilde Jungs
Zu bester Letzt
Und plötzlich ist dann immer der letzte Tag, die letzte Performance. Wir fahren nach Kan im Westen Teherans zur Hejrat Schule. Diese Einrichtung für Kinder, die keine öffentliche Schule besuchen können, existiert seit 17 Jahren dank dem unermüdlichen Einsatz der afghanischen Direktorin. Die Gegebenheiten sind äußerst schwierig, z.B. sind die Klassenzimmer für ca. 25 Kinder nur etwa 10-15 qm groß, die Schulhefte werden nach Gebrauch ausradiert und an die nächsten Kinder weitergegeben.
Der Parkplatz vor der Schule wurde extra für unsere Show freigehalten. Mit der Autobahn im Rücken verfolgten ungefähr 120 Kinder begeistert unsere Vorstellung und es wurden im Verlauf immer mehr Menschen, die stehen blieben. Die Herzlichkeit, die man in der gesamten Schule spürte, war auch beim Abschied sehr deutlich.
Abschied – es schmeckt bereits nach Abschied, die letzte Bildauswahl, letzte Blogeinträge mit Nachreichungen von gestern, Abrechnungen, Einpacken, Abschlussgespräche, Abschlusshandlungen, um 2 Uhr heute Nacht holt uns unser Flughafen-Taxifahrer ab.
Es ist fast unmöglich allen helfenden, unterstützenden, ermöglichenden iranischen Engeln zu danken, deswegen seien alle im Herzen umarmt, besonders Solmaz, Anahita, Papa Mougouie und Mohammad. Thank You, Danke, Merci!!!!
Wir melden uns ein allerletztes Mal hier auf dem Blog, wenn wir morgen wohlbehalten in Deutschland gelandet sind. Bis dann: Khodahafez!
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