2018 Ukraine


17.09.2018 - 23.09.2018

Miriam Brenner (Clown, Reiseleitung), This Zogg (Clown), Constantin Offel (Clown), Kristof Huf (Fotograf) und Pfarrer Attila (Logistik, Fahrer, Übersetzer)


Wir reisen endlich wieder einmal nach Transkarpatien!

Los geht’s!

Itinerary Date :22.09.2018

Vorbereitungen in Augsburg

14.09.2018

Nach 2009 und 2011 reisen wir (Miriam, Constantin, This, Kristof) endlich wieder einmal nach Transkarpatien in Zigeunerlagern, Schulen, Altenheimen und Krankenhäusern.

Die Proben dazu fanden am 13./14. September in Augsburg statt.

Herzlichen Dank gilt bereits jetzt schon an Jutta Lösch, ohne die diese Reise nicht zustande gekommen wäre und Kristof Huf, der mit uns seine 1. Clownsreise erleben wird.
Wir freuen uns sehr und sind gespannt was wir nach 7 Jahren dort sehen und erleben werden…

Ukraine, wir kommen!

17.09.2018

UKRAINE – Anreise Montag 17. Sept.

JAAA wir sind da!
Zum dritten Mal….

Heute Früh um halb sechs ging es los. Außer, dass Miri ihr Handy im Flugzeug liegen ließ, verlief die Reise wie am Schnürchen, alles hat gepasst. Und auch das Handy ist wieder aufgetaucht!
Wir kamen in L´viv an und dachten wir wären in Stuttgart. Als wir vor neun Jahren das erste mal hier gelandet sind, glich der Flughafen einem alten Bahnhof. Die Soldaten mit riesigen Schirmmützen öffneten grimmig den Passagieren die großen, knarzenden Holztore. Und heute stand da ein modernes Flughafengebäude und die Beamtinnen und Beamten hatten moderate Uniformen an und waren sehr freundlich.

 Atila unser Dolmetscher, Begleiter und Fahrer brachte uns sicher nach Beregovo über die schönen Karpaten. Hier in Beregovo wurden wir herzlich empfangen. Es wurde gleich besprochen und geplant, wie es diese Woche ablaufen wird. Wir bezogen unser Lager. Jedes Jahr sind wir woanders untergebracht und fühlen uns trotzdem immer wie Zuhause.
Haben noch kurz was eingekauft im Supermarkt gegenüber. Haben die Show nochmal durchgesprochen. Hängen jetzt nach 12 Stunden Anreise immer tiefer in den Sofas und ich werde jetzt auch aufhören mitchhrrrrchhrrrrrchrrrrr
Gute Nacht….
This

Ukraine 1. Spieltag

18.09.2018

 Beregovo 18. September

Heute Morgen beim Frühstück wussten wir noch nicht so genau, wo und wann wir die ersten Shows spielen. Wir hatten vor, noch einmal alles durch zu gehen (italienischer Durchlauf).
Doch plötzlich hieß es in 45 Minuten spielen wir in einer Schule. In der Schule Nr. 3. Das ist eine ungarische Schule, auch für ukrainische Kinder. Diese Gegend hier in Beregovo (ukrainischer Name) Beregszasz (selber Ort, ungarischer Name) ist eigentlich ungarisch und gehört zur Ukraine. Ich finde das hier sehr speziell, auch mit der Zeitangabe. Es gibt die ungarische Zeit, z.B. 20 Uhr, das wäre dann in ukrainischer Zeit 21 Uhr.
Es empfiehlt sich also immer genau nachzufragen, nach welcher Zeit der Termin ausgemacht wird. Die Menschen hier leben nicht im Luxus. Die Armut ist sehr groß, nicht nur bei den Zigeuner. Für Ukrainer beträgt der Durchschnittslohn ca. 150 € im Monat. Besserverdienende haben ein Einkommen von ungefähr 300 – 400 €. Gas und Benzin kostet ungefähr gleich viel wie in Deutschland.

Nach dieser kurzen Abschweifung zurück zur Show.
Wir haben uns also ins kalte Wasser geschmissen und ohne Durchlauf gleich die Première gespielt vor etwa 150 Kinder. Es hat sehr gut geklappt fürs erste Mal vor Publikum. Wir können noch an ein paar Stellschrauben drehen, dann passt das. Die zweite Show spielten wir in einer Zigeuner-Schule. Wir nennen sie Zigeuner, weil sie sich selber Zigeuner nennen und stolz darauf sind. Die Schule ist gleich neben dem Tabor (Zigeuner-Lager) in dem wir vor 7 Jahren gespielt haben. Heute haben wir die ungefähr 250 Kinder von dort bereits am Vormittag in der Schule erreicht. Auch hier leuchteten die Kinderaugen, sie haben super mitgemacht und viel gelacht. Am Schluss war es etwas stürmisch, doch wir hatten alles im Griff.
Die Zigeuner sind hier wie überall im Osten eine nicht anerkannte, diskriminierte Bevölkerungsgruppe, die es sehr schwer hat Arbeit zu finden und somit ihr Leben zu bestreiten.

Nach einer Mittagspause mit Pizza ging es gleich weiter in einen Kindergarten. Dort warteten bereits ungefähr 25 Kinder schön brav auf ihren Stühlchen. Auch hier war es sehr lustig. Natürlich eine andere Energie als vor 250 Kinder.
Nach der 3. Show ging es weiter nach Mukatschewe in ein Tabor. Es war eine sehr schöne Vorstellung für eine kleine Gruppe von ca. 30 Kinder und Erwachsene, die wir teilweise noch von vor 7 Jahren wieder erkannten.
Es war toll zu sehen was alles entstanden ist seit den letzten Jahren. Den Zigeunern hier wurde damals beigebracht wie man Häuser baut und heute haben wir das Resultat gesehen. Kaum zu glauben.

Nach einem schönen Tagesabschluss werden wir noch Krilis (unserem Fotografen) Geburtstag feiern….
Aber pssssst…er weiß von nichts!!!!

This

2. Spieltag - 4 Shows in Nagy Dobron' (1 Stu. von unserem Zuhause)

19.09.2018

Püh. Äh. So.
Nochmals alle Kräfte mobilisieren – nach einem reichlichen Abendessen mit viel Fleisch und einer extra für mich gekochten vegetarischen Beilage.
Jeden Tag gibt es hier im diakonischen Zentrum pünktlich um 8:30 Uhr Frühstück und um 19 Uhr das Abendessen für uns. Wir sind momentan die einzigen Gäste die extra bekocht werden.
Krili sitzt bzw. liegt auf dem Sofa unseres Aufenthaltsbereiches mit 4-eckigen Augen, um alle Bilder unseres heutigen Tages zu sichten. Ich versuche meinen Kopf während des Schreibens aufrecht zu halten.
Constantin und This haben den allabendlichen Einkauf mit Wasser, Keksen und Bananen betätigt, die Sachen, die wir tagsüber zum Leben brauchen.
Die 1. Show findet in einem ungarischen Gymnasium mit ein paar wenigen ukrainischen Schülern statt.
Eine Englischlehrerin aus Korea, Esther (schätzungsweise Ende 20), erzählte uns, dass sie seit einem Jahr hier unterrichte. Mehrere Umstände haben sie an diesen Platz geführt. Neben der Schule engagiert sie sich in den beiden nahegelegenen Tabors (Zigeunervierteln), bringt den Kindern mit Tanz und Musik englisch bei. Sie ist ein Engel für alle dort.
Zwei Telefonate später haben wir für 13 und 14:30 Uhr die folgenden Shows in den jeweiligen Vierteln.
Im 1. Tabor spielen wir vor einer Kirche, die vor einem Monat abgebrannt ist. Keiner weiß warum. Die Aufbauarbeiten finden gerade statt.
Wir können nicht genau sagen an was es liegt, aber uns ist aufgefallen, wie konzentriert und gespannt sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen im Vergleich zu den Jahren davor während unserer Shows in den Tabors sind. Vielleicht liegt es an uns, an unserem Spiel?
So viel Freude, so viel Klatschen, Lachen, tanzen,… selbst wenn die Energie hoch und das Jubeln sehr laut sind, schaffen wir es, die Aufmerksamkeit auf Feinheiten im Spielen zu richten, dass es mittendrin mal ganz still ist. Es ist unglaublich.
In der Show um 14:30 Uhr ist es ähnlich. In diesem Tabor haben wir die letzten beiden Male ebenfalls gespielt. Immer wieder schaffe ich es während der Show mir die einzelnen Augen richtig anzusehen, genau hinzuschauen und ein Gefühl dafür zu bekommen, was für ein Mensch, egal wie alt er ist, vor mir sitzt oder steht.
Da gibt es natürlich auch viele traurige, ernste, leere Augenpaare, und so viele aufgeregte, strahlende, glückliche Augen.
Die traurigen Kinderaugen, die mir in unserer 3. Show aufgefallen sind gehörten u.a. zu 7 Kindern, deren 28-jähriger Vater gestern aufgrund seines Alkoholmissbrauchs gestorben ist.
Esther erzählte uns das danach im Auto. Auch, wenn sie eher abwesend gewirkt hätten, sei es uns doch gelungen, gerade diese Kinder aus ihrer Leere heraus zu locken.
Am Ende gibt es viele Hände, Händeschütteln, Umarmungen, Hand aufs Herz legen, „Köszönet“s („Danke“ auf ungarisch) und die Frage, ob wir Morgen wieder kommen können…
Die 4. und letzte Show um 16 Uhr bringt uns in ein Waisenhaus, in dem auch einige behinderte Kinder leben. Auch hier waren wir vor Jahren… ein ganz anderes Spielen als in den Tabors. Diesmal spielten wir im Eingangsbereich der Einrichtung. Leiser, langsamer, behutsam. Den ganzen Tag haben wir bei 30 Grad in der Sonne verbracht. Die etwas kühlere und v.a. staubfreie Umgebung tat am Ende gut.
Morgen warten wieder 4 Shows auf uns.
Und jetzt unsere Betten. Bei mir noch 3 Schnacken, die ich sicherlich heute Nacht nicht mehr mitbekommen werde, da zu erschöpft.
Zzzzzzzzz
Miriam

UKRAINE – 20. September, 3. Spieltag, 4 Shows 

20.09.2018

UKRAINE – 20. September, 3. Spieltag, 4 Shows 

Heute war der „anders-als-gedacht-Tag“.
Es ging schon beim Frühstück los, als der Chef der Diakonie uns mitteilte, dass es ein Missverständnis bei der Zimmerverteilung gab. Unsere Zimmer wurden schon einer Delegation, die heute Abend ankommt versprochen. Es war Logie-Wechsel angesagt. Doch dazu hatten wir eigentlich keine Zeit, da wir heute eh schon früher losfahren wollten als sonst. Also haben wir uns etwas schneller bewegt, unsere sieben Sachen gepackt und im Gang deponiert.

Es ging los in das Nachbardorf Asztey. Dort warteten bereits die Schul – und Kindergartenkinder im Garten der Schule. Diese Schule gehört zu der Gemeinde in der unser Chauffeur auch Pfarrer ist.
Es war eine äußerst witzige Vorstellung. Das Publikum hat von Herzen gelacht und mitgemacht. Auch die Erwachsenen.
Danach gab es noch einen Kaffee für uns und währenddessen konnte ich beobachten, wie die Lehrerin mit den Kinder Teile aus der Vorstellung geübt hatte. Das fand ich großartig.

Als nächstes waren zwei Tabors angesagt. Wir fuhren nach Rafajna. Es dauerte etwa eine Stunde, obwohl es nicht so weit weg war. Doch die Straßen waren teilweise so, dass man im Schritt-Tempo fahren musste. Ich fand es gar nicht schlecht, irgendwie hat man mehr Zeit, um aus dem Fenster zu schauen. Doch Constantin wurde es da erst so richtig schlecht. Das was morgens schon in seinem Magen so grummelte, wurde jetzt so richtig durchgemischt. 

Wir kamen im Dorf an und suchten das Tabor. Doch hier gab es gar kein Tabor, sondern eine Schule wartete auf uns. Das zweite Missverständnis am heutigen Tag. Auch gut, es ist wie es ist und wir hatten eine tolle Vorstellung, die Kinder hatten Spaß.
Es war eine ungarische Schule, die zum größten Teil durch Hilfsprojekte renoviert war, man aber anhand der Plumps-Toiletten und dem Pausenhof erkennen konnte in welcher Armut die Menschen hier leben.
Nach ein paar belegten Broten ging es wieder über die meditative Straße zum nächsten Spielort.

 
Es stand Gat auf dem Plan. Da haben wir 2009 und 2011 schon im Tabor gespielt und großartige Vorstellungen gehabt. Als wir in Gat ankamen, wusste keiner so genau von irgendwas. Wir haben den Pfarrer der Gemeinde angerufen. Er sagte, die Kinder warteten in der Schule auf uns.
Aller guter Dinge sind drei. Das dritte Missverständnis heute.
Wir landeten schlussendlich in einem Theatersaal und spielten unsere dritte Show. Was soll ich sagen, auch hier gingen die Kinder wieder voll mit und es war schön zu spielen.
Leider hatten wir nicht viel Zeit, um uns danach unter die Kinder zu mischen, weil schon ein weiterer Kindergarten auf uns wartete. Die letzte Vorstellung für heute.

Recht geschafft fuhren wir zurück und bezogen unser neues Quartier. Jetzt sind wir eingerichtet, konnten die Missverständnisse klären, haben den morgigen Tag geplant, haben gegessen, werden noch die Fotos von unserm Krili anschauen, das ganze hochladen und dann….könnt ihr drei mal raten…Jawohl…in die Horizontale!

Ukraine - 4. Spieltag - 4. Shows

21.09.2018

 

Jup! Alle haben gut geschlafen in der neuen Unterkunft. 2011 waren wir hier schon untergebracht.

Ein „Mutter-Kind Haus“, damals ohne Bewohner,weil gerade fertiggestellt. Jetzt lebt hier eine  Mutter mit ihrem Kind! Uns wurde erzählt, dass man nicht weiß nicht ob die allgemeine Situation besser geworden ist, oder ob die Mütter sich einfach nicht trauen Ihre Männer zu verlassen.

Der erste Spielort heute war ein Kindergarten in der Stadt Mocsola mit ca. 20 Kids und 5 Betreuerinnen. Als wir ankamen saßen die Kinder schön brav, schon fast diszipliniert, auf ihren Stühlen im Garten und die Erzieherinnen machten bei jeder kleinsten Regung „Pssst“, bis Attila unser Chauffeur und Übersetzer allen erzählte, dass es sehr erwünscht sei zu lachen 

Da die Kinder sehr klein waren, 2-4 Jahre, wussten wir schnell,dass hier eine eher sanfte Spielweise gefragt ist… Am Ende wurden wir zu Kaffee in Zwergentassen und Zwergenkesen eingeladen. Und dazu saßen wir auf Zwergenstühlen.

Dann ging’s gleich weiter in das nahegelegene Beregdeda, in eine Schule mit ca. 150 Kindern, sowohl ungarische, als auch romastämmige. Als die Kinder auf den Schulhof kamen und uns sahen, brach gleich ein riesen Gelächter aus, und ich dachte mir dass mit diesem Publikum unser Auftritt sicher einschlägt,was dann auch so war. Wir konnten wieder Gas geben und unser Stück in der gewohnten Dynamik zum besten geben. Meine Magenprobleme von gestern haben sich glücklicherweise in Luft… üh, äh aufgelöst, wobei This heute über ähnliche Probleme klagte. Ich denke, dass hat viel mit dem superfettigen Essen hier zu tun. Das sind unsere Mägen einfach nicht gewohnt. Vegetarier sein ist hier wirklich nicht einfach, wenn nicht unmöglich. 

Nach der Show hatte ich noch eine ausgedehnte Gramollo-Konversation (Fantasie-Sprache) mit einer Gruppe von Roma-Kindern, was uns echt Spaß bereitete…

Nach einer kurzen dunkelfarbigen und extrem zuckerhaltigen Getränk, v.a. für This` Magen, fuhren wir in das Tabor dieser Stadt. Es dauerte nicht lange und wir waren umringt von einer wilden Horde Kinder. 

Mir macht auf dieser Reise am meisten Spaß für diese Kinder zu spielen. Die Kinder und auch die Erwachsenen steigen unmittelbar auf unser Spiel ein und es kommt zu vielen magischen Momenten. Ich fühle eine sehr starke Verbindung zwischen Clowns und Publikum. Es fällt mir leicht, die Kinder in unsre Clowns-Welt mitzunehmen und zu begeistern. Leider wurden wir kurz aus dieser Welt gerissen, als ein ziemlich betrunkener Mann mit großem Messer am Gürtel einfach in unsere Show platzte und dadurch bei mir einen Moment der Unsicherheit erzeugte… Was passiert jetzt?

Zum Glück konnten sich Atilla und Krili um ihn kümmern und wir uns wieder auf unser Spiel konzentrieren. 

Nach der Show wollten uns die Kinder kaum gehen lassen. Wir mussten regelrecht flüchten. Aus dem Bus ließen wir noch eine verirrte Wespe frei und fuhren, gefolgt von einer lachenden und winkenden Kinderschar, aus dem Tabor.

Unsere letzte Station war in einem Altenheim, das gleich neben unserer Unterkunft liegt. Hier fanden wir einen wunderbar sanften Ausklang für unseren wieder einmal sehr ereignisreichen Spieltag. Wir konnten aus Platzgründen nicht die ganze Show spielen, doch schafften wir es auch die Bewohner mit ihren Pflegern, die Mutter und ihrem Kind aus der Mutter-Kind-Einrichtung mit in unsere Clowns-Welt zu nehmen und hinterließen eine gelassene und fröhliche Stimmung bei allen.

Constantin

 

UKRAINE – 22. September – 5. und letzter Spieltag, ...nur 2 Shows 

22.09.2018

 

Heute Morgen beim Frühstück merkten wir alle, dass jeder von uns sehr intensiv geträumt hat und dementsprechend aufgewühlt erwachten. Wir erzählten uns die absurdesten, teils kafkaesken Träume und wunderten uns, dass es uns allen so ging. Da heute aber „nur“ 2 Shows auf dem Programm standen, machte ich mir keine Sorgen, dass wir nicht sehr ausgeschlafen waren und deshalb den Tag nicht stemmen könnten.

 

Der erste Spielort heute, das Tabor in Beregovo, war unsere erste Spielerfahrung schon auf der Reise vor 9 Jahren. Dieses Tabor machte nach wie vor einen sehr schlimmen Eindruck. Hier leben sehr schöne Menschen aber komplett verwahrlost. Atilla erzählte, dass während der Show einige Kinder fragten, wann denn die Süßigkeiten verteilt würden die hier die Kirche wohl manchmal verteilt.  

Wir spielten vor ca. 300 Kindern und Erwachsenen. Ich frage mich, ob da wohl welche dabei waren die uns vor 7 Jahren schon mal erleben konnten. Ich kann es nicht sagen. 

Während unserer Show spürte ich eine zügellose Energie, jeden Moment kurz vorm Explodieren! Ich hatte das Gefühl, dass wir mehr Energie aufbringen mussten, um die Aufmerksamkeit zu halten. Und doch kam es wieder zu etlichen neuen Momenten in der Show und vielen improvisierten Sequenzen.

Eine Mauer schirmt die unsägliche Armut der Zigeuner ab. Die ländlichen Tabors wirken im Vergleich zu den städtischen eher aufgeräumter und ruhiger. 

Nach der Show mussten wir unsere Sachen sehr schnell zusammen packen, um in ganzen Stücken und mit allen Klamotten diese Spielstätte verlassen zu können.

Mit einem kurzen Zwischenstopp, um alles für unsere letzte Show dieser Reise vorzubereiten (u.a. auch das Kostüm wieder vollständig anzuziehen), fuhren wir in das Tabor der Stadt Nagybereg. 

Ich konnte mich sehr gut an diesen Ort erinnern. Damals war es eine unglaubliche Abendstimmung und unser Spielort der Fußballplatz des Tabors. Diesmal sollten wir vor dem Gemeindehaus spielen. Wir warteten im Auto bis alle Kinder kamen. Der Himmel verdunkelte sich schnell und ein starker Wind kam auf. Da wurde mir bewusst, das dies unsere letzte Show sein wird. „Schauen wir mal, ob das Wetter noch hält.“ dachte ich mir. Die ganze Woche hatten wir wunderschönes Wetter und jetzt bei der letzten Show zog sich alles zusammen wie zum Abschied. 

Leider hatten wir nicht so viel Publikum wie 2011, doch die Menschen hier genossen unsere „Produktion“, wie es Attila nennt, sehr. Während der Hälfte unserer Show fing es tatsächlich an zu regnen, und zwar an der Stelle, wo die Seifenblasen auftauchen. Das war das Zeichen für uns, bzw. Attila, den Mann mit dem Schlüssel zum Gemeindehaus aufzusuchen, damit wir alle ins Trockene gelangen konnten, um dort die Show zu beenden. 

Wieder waren die Reaktionen phänomenal.

Wir können gar nicht glauben, dass wir in 5 Tagen 18 Shows gespielt haben. Immer an anderen Orten und vor extrem unterschiedlichem Publikum. 

Je schlechter es den Menschen den äußeren Umständen nach geht, desto schneller steigen die Kinder und auch Erwachsene auf unser Spiel ein. Hier wird im Moment gelebt und gelacht.

Happiness is most important. 

Was mich sehr traurig gestimmt hat war, dass wir aus zwischenmenschlichen Gründen zweier (nicht politischer) Parteien nicht in meinem „Lieblingstabor“ in Gat spielen konnten. Eine dort sehr engagierte Frau erzählte uns, dass sie große Probleme mit jemandem aus der Gemeinde hat und deshalb ihre im Tabor vor 17 Jahren gegründete Schule abgeben musste. Wenn wir im Tabor spielen würden, bekäme sie noch größere Probleme. 

Am Abend machte uns Attila noch ein schönes Kompliment. Er sagte: „Wenn ich vorher gewusst hätte, wie schön diese Woche mit Euch wird, und was Ihr für eine Freude mitbringt, hätte ich schon Jahre vorher versucht Euch hierher zu bringen.“

Wir möchten uns ganz herzlich bei folgenden Menschen bedanken, ohne die diese Reise nie zustande gekommen wäre:

  1. Jutta Lösch (sie konnte leider aus gesundheitlichen Gründen nicht mitkommen, sie war und ist die treibende Kraft für dieses Projekt).
  2. Attila (Fahrer, Übersetzer, Organisator – ohne ihn wäre hier vor Ort nichts passiert).
  3. Dem Diakonischen Zentrum für die Unterkunft mit Frühstück und Abendessen.
  4. Kristof Huf (für die unfassbar tollen Fotos, durch die wir alle anderen überhaupt auf unsere Reise mitnehmen konnten).
  5. Allen Menschen, die unseren Blog so fleißig verfolgt haben und durchs Teilen unsere Idee vom Lachen und Freude in die Welt tragen.
  6.  

Sia!

Constantin, This, Miriam und Krili

Gepostet am

13.08.2018