Wir reisen nach Delhi und Kashmir!
Itinerary Date :17.09.2018Persönliche Gedanken zur Reise...
02.09.2018
Was soll ich sagen – die Koffer werden schon wieder gepackt…
Eine Verkettung (für mich) glücklicher Umstände hat mich als
Ersatzmann in das Clowns ohne Grenzen Team befördert, das ab
Anfang September den indischen Teil von Kashmir mit Lachen
überziehen möchte.
Von meiner ersten Reise für die „Clowns“ nach Kambodscha weiß ich,
dass es alles andere als Urlaub ist.
Der Trip im Frühjahr 2018 war sowohl physisch als auch mental und
emotional eine echte Herausforderung für mich alten Sack.
Nun wartet wieder ein neues Land auf mich – Indien. Ich war noch
nie dort aber trotzdem habe ich eine starke Verbindung dahin…
Meine Tochter Maya ist vor nunmehr über 20 Jahren im Bauch der
Mama aus Indien nach Deutschland eingereist, ihr leiblicher Vater
ist Inder. Ich lernte Mama und Tochter kennen als sie 10 Monate
alt war und bin seitdem ihr Papa (inzwischen seit Jahren auch
offiziell).
Wir wollten immer mal gemeinsam in das Land ihrer Herkunft reisen
und nun bin ich derjenige, der es wohl als erstes macht…
Sorry Maya – wir holen das irgendwann mal nach…
Kaschmir soll es also dieses mal sein – mein Wissen über dieses
Land ist rudimentär. Es ist eine im Himalaya gelegene Region,
grenzübergreifend in Teilen zu Indien, Pakistan und China
gehörend. Seit Britisch-Indien 1947 mehr oder weniger wilkürlich
in das muslimische Pakistan und das hinduistische Indien geteilt
wurde, konnten sich die beiden Staaten nicht abschließend über den
Grenzverlauf einigen.
1947, -62, -65, -71 und -99 führten die beiden Länder Kriege
gegeneinander – auch um Kaschmir.
Aktuell findet sich auf der Webseite des auswärtigen Amtes
folgender Hinweis:
„Landesteil Kaschmir
Bei Demonstrationen in Kaschmir kommt es immer wieder zu
Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften.
Teilweise wurden Ausgangssperren verhängt.
Von nicht unbedingt erforderlichen Reisen in den Landesteil
Kaschmir, einschließlich Srinagar, wird abgeraten.“
Trotzdem und gerade deswegen fahren wir dorthin und sind dort
genau richtig – wo gelacht wird, schlagen sich die Leute nicht die
Köpfe ein.
Ich denke zwar nicht, dass wir uns dort in akute Gefahr begeben,
man denkt aber trotzdem drüber nach…
Ich freue mich jedenfalls sehr über das Vertrauen, das die vier
Reise-Clowns in mich setzen und lege mich ordentlich ins Zeug, um
euch und den „Clowns“ wieder schöne Impressionen von unserer
Arbeit präsentieren zu können.
Euer Clowns-ohne-Grenzen-Picturerer
Clownproben
02.09.2018
Wir sind gut angekommen
04.09.2018
Nach entspannten 6 Std Flug sind wir in Delhi angekommen. Ashwath und seine Mutter haben uns sehr liebevoll bei sich zuhause aufgenommen und wir fühlen uns dort sehr wohl. Heute kommen wir erstmal an und lassen die Stadt soweit es geht auf uns wirken. Es werden noch ein paar organisatorische Dinge erledigt aber ansonsten genießen wir erstmal die Gastfreundlichkeit von Familie Bath. Morgen geht es in der Früh los und wir freuen uns alle sehr auf unsere erste Show.
Gute Nacht
Tamara
First Day
05.09.2018
Heute war unser erster Spieltag. In einer verwinkelten Gasse im Nordwesten von Delhi waren Wir zu Gast in einer Einrichtung für Straßenkinder. Es war ein Girls-Home. 75 Mädchen folgten gespannt unserer ersten Show. Zufrieden und verschwitzt ging es direkt weiter zu einer ähnlichen Einrichtung für Jungs. Unser Gastgeber, Organisator und Clownskollege Ashwath war den ganzen Tag dabei und half uns mit einigen Tipps bereits die Show zu verbessern und an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen.
Eine Clownskollegin von ihm Namens Tapasya Dasgupta war ebenfalls zu Gast und wir werden versuchen sie morgen in die Show zu integrieren. Wir halten euch auf dem Laufenden……………………..
Gute Nacht, Namaste
Mau ist zu Gast
06.09.2018
Voller Spannung machen wir uns auf den Weg zur Modern School.
Dort erwarten uns schon 150 Kinder der fünften und sechsten Klassen. Außerdem treffen wir Ria (Clonname „Mau“), die uns gestern zu einem Auftritt begleitete und heute spontan bei uns mitspielen wird. Sie spielt sonst hauptsächlich in Bollywood Musicals und Theaterstücken.
Außerdem ist sie Theaterlehrerin an der Modern Schule. Ohne es übertreiben zu wollen, war es ein voller Erfolg und die Kids außer Rand und Band.
Nach einer kurzen Pause in unserer Unterkunft geht es weiter zum Arushi Girlshome.
Ein weiteres Mal quer durch Delhi.
Die einzelnen Stadtteile und Lebensumfelder der Menschen sind unterschiedlicher nicht möglich. Zum Einen die Slums mit ihren Müllkippen und zum Anderen Cyber City.
In diesem Kinderhaus leben rund 70 Mädchen mit und ohne Handicap.
Unsere heutige Mitspielerin wollte es sich nicht nehmen lassen erneut mitzuspielen. 2012 hat sie bereits mit dem Clowns without borders Großbritanniens, hier in Indien, zusammen gespielt.
Mittlerweile sind wir 12 Std. unterwegs, der Himmel zieht grade zu und wir werden doch noch Zeugen des Monsuns.
Morgen früh geht’s weiter mit dem Flieger nach Kashmir. Viele, mit denen wir gesprochen haben, sagen es ist Heaven on Earth. Ich bin gespannt.
Liebe Grüße Heiko
Ankunft...
07.09.2018
Wir haben der fast 20 Millionen-Stadt Delhi endlich den Rücken gekehrt. Ein einziger Wahnsinn aus Menschen – reich, arm, bitterarm, dem Dreck und Müll, der natürlch anfällt aber dort in vielerlei Hinsicht liegen bleibt und einem Verkehrs-Chaos, welches sich mir wohl nie erschließen wird. Kambodscha (im Februar-März 2018) war spannend, wie alles mit wenigen Verkehrszeichen und fast ohne Ampeln funktioniert und im „Flow“ war – aber hier… Jeder fährt drauf los bis auch der letzte Quadratzentimeter von der alltäglichen Blechlawine zugestellt ist und hupt, was das Zeug hält…
Heute Vormittag ging es endlich nach Srinagar, der Hauptstadt Kashmirs. Es ist eine Metropole etwa von der Größe Münchens, mitten im Tal eines Ausläufers des Himalaya gelegen.
Das erste, was auffällt – überall bewaffnetes Militär mit MP um den Hals. Dazu sind viele Gebäude von hohen Mauern mit Natodraht umgeben. Eine Bank glich einer kleinen Festung. Aber trotzdem war auch einer, der ersten Eindrücke – es geht hier alles etwas langsamer und entspannter vonstatten. Auch hier fahren die Einheimischen, wie die Henker (ein Europäer würde sicher keinen Tag beulenfrei überstehen) aber insgesamt sinkt das Chaoslevel bei uns allen sofort.
Wie groß meine und unsere Sehnsucht nach Ruhe und Entspannung im Sinne des Wortes war, merken wir bei der Ankunft im Dove Cottage, unserem Domizil für die nächsten neun Tage und Nächte. Hier ist alles sauber, gepflegt und familiär. Wir essen zusammen und machen bei endlich angenehmeren Temperatuern und erträglicher Luftfeuchtigkeit einen Mittagsschlaf.
Ashwath, unser Indischer Gastgeber, Organisator und Mr. 100.000-Volt hatte uns schon von der paradiesischen Schönheit und der Energie des Landes seiner Kindheit erzählt. Als wir am späten Nachmittag mit ihm noch einen Ausflug machen, erfahren wir, was er damit meinte…
Wir besuchen den Mughal garden Chesmashahi. Eine Oase der Ruhe am Fuße der Srinagar umgebenden Berge.
Hier komme ich endlich an in Indien. Die Kopfschmerzen, die mich die letzten Tage begleitet haben sind plötzlich wie weggeblasen, ich atme tief durch, genieße einen Schluck erfrischenden Wassers aus der Quelle des Gartens und mein inneres entspannt sich. Wow – what a feeling!
Plötzlich nimmt Ashwath mich in den Arm und drückt mich innig – er hatte gefühlt, wie sehr mich Delhi mitgenommen hatte und sofort erkennt er jetzt auch, wie sehr mir dieser Ort gut tut. Ich habe Pipi in den Augen…
Auch die anderen kommen zur Ruhe und gemeinsam geniessen wir den Sonnenuntergang und den Anbruch der Nacht. Alle Akkus werden aufgeladen für die nächsten Tage mit vollem Programm.
Morgen beginnt wieder die Arbeit an unserer Aufgabe, ein bisschen Lachen in Chaos, Krise und den weniger positiven Auswüchsen menschlichen Daseins zu bringen.
Euer happy Ollie
1. Spieltag in Kashmir
08.09.2018
Achterbahnfahrt
10.09.2018
Ich habe heute die Aufgabe, zwei Tage schön zusammenzufassen. Gestern waren wir leider nicht mehr in der Lage das zu tun. Es ist zwar auch ein sehr voller Tag heute gewesen aber ich werde mein Bestes geben, euch zu erzählen was wir hier so alles erleben.
Gestern hatten wir zwei Shows in verschiedenen Dörfern, was für uns immer sehr spannend ist. Da man spürt wie das Leben dort pulsiert und man die Menschen in den ärmeren Gegenden besser greifen kann. Im ersten Dorf Kawpora angekommen wurden wir sehr nett von Tawaheeda begrüßt, die für die Organisation IGSSS (Miserror) arbeitet. Der Spielort war auf einer sehr holprigen Wiese und wir durften unter ganz vielen Walnussbäumen spielen. Die ersten Gäste warteten auch schon. Die Umkleide war paar Meter weiter weg in einem von den Häusern aus dem Dorf. Ich mag es gerne, wenn man einen kleinen Weg bis zur Bühne hat. In Dörfern hat man so noch immer die Gelegenheit, den Einen oder anderen aufzugabeln und ihn zu unserer Show einzuladen. Das taten wir natürlich auch und so hatten wir gleich zum Anfang schon eine tolle Stimmung auf dem Weg zur Bühne. Die Erwachsenen und Kinder waren während der Show mit vollem Einsatz dabei und wir beendeten unsere Show mit ganz viel Tanz, Selfie machen und Seifenblasen.
Jaldee jaldee ( Beeilung, Beeilung) auf Hindi.
Es gingt weiter zum nächsten Dorf namens Gundibrahm. Allein an dem Fahrtweg merkte man das diese beiden Orte weit weg vom Geschehen waren und die Menschen hauptsächlich sich haben. Man spürte das starke Gruppengefühl untereinander, aber auch wie stark Glauben, Religion und stark eingeprägte Verhaltensweisen das Leben untereinander beeinflussen.
Angekommen in Gundibrahm wurden wir zu erst auf eine Tasse Chai eingeladen und alle aus dem Dorf schauten zum Fenster oder zu Tür hinein. Es war eine witzige Situation und man fühlte sich doch manchmal wie so ein Alien. Ich finde es auch sehr verständlich, denn die meisten haben noch nie einen weißen Menschen gesehen, und diese Gelegenheit muss man nutzen.
Auch hier war unsere Umkleide sehr weit vom eigentlichen Auftrittsort entfernt. So starteten wir wieder mit einer schönen Parade durchs Dorf und sammelten den einen oder anderen noch mit ein. Die Stimmung war wundervoll und man merkte richtig wie sehr den Menschen sowas gefehlt hatte. Wir spielten vor ca. 200 Kindern und 50 Erwachsenen. So ziemlich am Ende der Show kam wie von der Tarantel gestochen ein älterer Herr aus dem Publikum auf uns zu, wild gestikulierend und ziemlich aggressiv. Ashwath und Tawaheeda versuchten den Mann zu beruhigen aber es wurde nur schlimmer. Er machte nur eine Handbewegung und alle Kinder rannten weg. Hinter uns wurde dann auch sehr energisch der Vorhang runtergerissen und uns wurde dann gesagt das wir schnell gehen sollen. Wir packten also schnell unsere Sachen und verließen kommentarlos und mit klopfenden Herzen das Treiben. Schnell in die Umkleide unsere Sachen packen und ab ins Auto.
Unglaublich das ein Mensch so eine Kraft hat 250 Menschen so einen schönen Moment zu nehmen.
Ganz genau wissen wir nicht was der Grund war und ob es jetzt religiöse Gründe waren oder etwas anderes. Wir haben an dem Tag noch lange über diese Situation geredet und sind zum Punkt gekommen, dass es genau das ist warum wir diese Reise machen, um vor allem Kindern und jungen Menschen zu zeigen, was auch möglich ist und was man in Zukunft verändern kann, wenn man will.
Heute durften wir in 2 muslimischen Schulen spielen. Beide Schulen hatten heute einen sehr wichtigen Jahrestag .
In der ersten Schule Namens AbuseenaEducational Institute spielten wir vor ca. 150 Kindern und 40 Erwachsenen. Die Kinder aus dieser Schule sind aus ärmeren Familien und bekommen hier eine gute Unterstützung.
Das Spielen untereinander und das Spiel mit den Kindern und den Erwachsenen machte Riesenspaß und auch hier feierten wir nach unserer Show noch ein wenig mit den Kindern.
In der 2. Schule spielten wir vor ca. 180 Kindern und 20 Erwachsenen. Und auch hier war die Stimmung total toll und ansteckend. Der Schulleiter kam nach der Show zu uns und meinte, dass er das nicht vergessen würde und das dieses Gefühl in seinem Herzen bleibt …und dann steckte er sich die von uns geschenkte Clownsnase auf – YES!
Glücklich und zufrieden packten wir unsere Sachen und weiter ging es zum Radio.
Ja genau, wir durften ein Interview beim Radio 92,7 big fm geben. Moderiert wird diese Sendung von Nasir der in Kaschmir sehr bekannt ist. Der Radiosender ist einer der Größten in Indien. Wie aufregend!
Wir werden ca. 15 min von Nasir interviewt und erzählten, warum wir hier sind und was wir hier tun. Danach durften wir noch eine kleine Cownsnummer live auf der Facebook-Seite des Senders zeigen.
Ich bin glücklich und freue mich auf die nächsten Tage….
Tamara
Erstens anders, zweitens wie es kommt...
11.09.2018
Erstens anders, zweitens wie es kommt.
Nachdem wir gestern noch bis weit nach Mitternacht mit der Bilderei für Facebook, Instagram, ja seit gestern gibt´s die CloG auch auf diesem Medium, und Blog beschäftigt waren, hatte ich dementsprechend den einen und anderen Müdigkeitsschauer heute. Pünktlich um 8.00 Uhr, Germantime, saßen wir zum Frühstück bereit. Indientime begannen wir dann um 8.30 Uhr. Um 9.00 Uhr dann die Frage an unseren Organisator, wann geht’s los?
Ok 20 Min. to go, um 9.45 Uhr saßen wir dann tatsächlich im Auto Richtung International School Kashmir. Unsere Show mixen wir mittlerweile entsprechend den Gegebenheiten. Auch heute spielen wir wieder im Zelt. 900 leuchtende Kinder- und Erwachsenenaugen folgen uns mit Klatschen, Gelächter und offenen Mündern.
Und jetzt zu zweites. Eigentlich war heute nur eine Show geplant aber Zack schon sitzen wir im nächsten Principal Office der keine-Ahnung-wie-sie-hieß-Schule. Die 150 Zuschauer von 5-70 Jahren hatten einen Riesenspaß. Wie nach allen Auftritten gab es auch hier die Gruppenfoto- und Selfiesession.
Zum Lunch, haha es war mittlerweile 15.30 Uhr, waren wir bei der Familie unseres Organisators eingeladen. Ich liebe die indische und kashmiri Küche. Gleich starten wir noch mal und treffen uns mit dem Radiomoderator, unseres gestrigen Interviews, auf einen Tee.
Und dann geht’s weiter mit Wäsche waschen, Equipment pflegen, Bilder aussuchen, sortieren, hochladen. Schauen wir mal, wie lange es heute so dauert.
Gute Nacht
Heiko
Die große Bühne
12.09.2018
Heute morgen beim ersten Auftritt hatten wir Kontakt mit einem Mann der bereits seit 15 Jahren in verschiedenen Organisationen (NGO´s) weltweit arbeitet. Unter anderem war er in Frankreich, England, Deutschland und in der Schweiz tätig und arbeitet jetzt mit Kindern in Kaschmir. Er erzählte, dass laut einer wissenschaftlichen Studie rund 47 Prozent der Bevölkerung traumatisiert und/oder depressiv sind. Der seit dreißig Jahren andauernde Konflikt in dieser Region hat tiefe Spuren hinterlassen. Und immer wieder hören wir den Satz: Kashmir needs a lot of laughter, and we need People like you.
Danach fuhren wir zu einem großem Theatersaal. Dort findet im Moment ein Kongress verschiedener social organisations statt. Wir bekommen die Möglichkeit einen Ausschnitt aus unserem Programm zu zeigen, zu erzählen warum wir hier sind und viele neue Kontakte zu knüpfen. Zu unserer Überraschung ist es eine sehr moderne Bühne die mit einer ausgezeichneten Licht und Tonanlage ausgerüstet ist. Für uns ist es eine willkommene Abwechslung und für das Publikum augenscheinlich auch. Sofort danach bekommen wir wieder einige Anfragen in verschiedenen Waisenhäusern und Einrichtungen zu spielen. Jetzt sind es nur noch drei Spieltage in Kaschmir und am Sonntag geht’s zurück nach Delhi. Es geht uns allen sehr gut und wir freuen uns auf die nächste Zeit.
Touralltag in Kashmir...
13.09.2018
Touralltag in Kashmir…
Es ist schon fast ein bisschen surreal, was hier passiert. Unser Aufenthalt hat ein irre Dynamik bekommen. Wir betreiben Völkerverständigung at it’s best. Innerhalb von ein paar Tagen haben unsere Clowns hier, natürlich auch mithilfe des Radiointerviews, anscheinend ein bisschen Berühmtheit erlangt. Überall werden wir nach den Shows mit Foto-, Selfie- und Autogrammanfragen überhäuft. Inzwischen fast auch obligatorisch – das Tee-Treffen nach der Show mit den Principals der Schulen. Aus dem „Morgens eine Show – Nachmittags eine Show“ Tagesablauf ist eine manchmal morgens noch nicht absehbare Reihe von Terminen geworden. Mal werden wir zu einer befreundeten Familie von Ashwath in deren Haus zum Essen eingeladen. Dann treffen wir uns noch einmal mit Nasir, unserem Lieblings-Radiomoderator und dessen Producerin zu Speis‘ und Trank. Zwischendurch werden noch Kurzauftritte auf einer UNICEF-Veranstaltung eingeschoben. Wir werden sogar schon auf der Straße erkannt! Man winkt uns zu, sucht das Gespräch. Gestern wurden wir in einer Schule für Erinnerungsfotos durch ALLE! Klassen gelotst. Heute waren eine Schule und eine Behinderteneinrichtung auf dem Programm. In der Schule, in der es eigentlich offensichtlich sehr streng zuging, gab es die schon fast üblichen, tumultartigen Begeisterungsstürme, sodass die Lehrer Mühe hatten, die aufgedrehten Kids wieder zu bändigen. Anschließend Selfies, HighFives mit den Kids sowie Tee und Kekse mit weiteren Fotos beim Direktor im quietschengen Office.
Der Auftritt in der Behinderteneinrichtung war in zweierlei Hinsicht außergewöhnlich. Zum Einen die sehr viel leisere aber anscheinend genau so große Freude der Menschen dort – zum Anderen sprang Ashwath spontan in die Show. Nase aufgesetzt und schon hatten wir mit Micky einen weiteren Clown auf der Bühne, was uns alle sehr freute. Selfies, Selfies, Selfies Umarmungen, Tee, Kekse, Fototermine mit dem Schulfotografen und noch ein ausführliches Interview für die morning show von Radio Mirchi 98.3 FM – India’s #1 Hit Hindi Music Radio Station…
Eine Welle der Gastfreundschaft, Begeisterung und Wertschätzung unserer Arbeit schlägt uns entgegen. Wir werden überall mit offenen Armen und größter Herzlichkeit empfangen und geben alle unser Bestes, ebenso freundliche, offene und herzliche Repräsentanten für unsere Sache und auch unser Land und unsere Kultur zu sein.
Auch wenn es bisweilen etwas anstrengend für mich ist, freuen ich und wir uns über alles, was uns so angetragen wird. Wir erfüllen, soweit es Ashwaths Timetable zulässt, gerne alle Anfragen.
Überhaupt ist er unser 24/7-100.000 Volt Tourmanager geworden. Er telefoniert den ganzen Tag mit allen möglichen Leuten, um alles so reibungslos, wie irgend möglich für uns zu gestalten und dabei unsere Sache zu verbreiten und zu unterstützen. Dafür ganz nebenbei ein riesiges Dankeschön!
Ich habe den Eindruck, auch er ist ein bisschen von dieser Dynamik überrascht worden. War er anfangs der Organisator, der uns ’ne Tour zusammenstellt, der selber als Schauspieler und Clown hier immer in der Öffentlichkeit steht, so sieht er jetzt jeden Tag auf’s Neue, was wir mit unserer Arbeit bei den Kindern und wunderbarerweise auch den Erwachsenen bewirken. Man merkt ihm an, wie unsere Tour ihm immer mehr zur Herzensangelegenheit wird. Kannte er anfangs auch nur Stefan von Workshops in Deutschland, sind wir alle mittlerweile zu Freunden geworden. Auch ist die Stimmung innerhalb der Reisegruppe bei und wegen allem, was so geschieht immer noch allerbestens – was nicht selbstverständlich ist, wenn man so nah aufeinander hockt (und das ist bei 1-5 Stunden Autofahrt täglich durchaus wörtlich zu nehmen). Wir lachen viel miteinander und verstehen uns sehr gut.
Auch stellen wir gemeinsam fest, dass wir innerhalb einer guten Woche Erlebnisse für einen Monat gesammelt haben. Ich denke, das wird noch lange bei allen Beteiligten nachwirken.
Bei allem Tumult um uns herum ist für mich persönlich das tägliche Highlight – die Sichtung meines Tagwerks. Während des Tages bin ich immer konzentriert, suche nach Motiven, kümmere mich um Kameraeinstellungen und lächle soweit es meine Müdigkeit zuläßt mit den Clowns in diverse Kameras – aber am Abend schaue ich auf meinen Fotos in hunderte von strahlenden, glücklichen Kinder- und Erwachsenenaugen und dann weiß ich, dass ich das mir Mögliche für eine, ein kleines bisschen bessere Welt, beigetragen habe…
Jetzt endlich, nach Sichtung und Auswahl mehrerer hundert Fotos sowie ewigem Warten auf’s Internet, um dieselben mitsamt Blogtext hochzuladen, schnell ins Bett. Morgen um halb fünf steht Jimmy the Rooster wieder vor unserem Fenster und krakehlt und ist man dann gerade wieder am Wegdämmern rufen die Muezzin von diversen Minaretten (ca acht gleichzeitig) schon wieder zum Gebet, gefolgt vom täglichen, ununterbrochenem Hupkonzert auf den Straßen. Indien ist laut – und euer Picturerer müde… 😉
Liebe Grüße nach Germany
Ollie
P.S.: Nach dieser Reise werde ich sicher nie wieder korrektes Englisch sprechen können… 😉
Girlpower
14.09.2018
Girlpower
Heute hat uns eine Filmemacherin aus Delhi begleitet und Teile unserer Show gefilmt – wir sind gespannt was daraus entstehen wird und hoffen auf eine weitere Zusammenarbeit.
Unser Weg führte uns heute in ein Waisenhaus für Mädchen. 48 Mädchen im Alter von ca. 7 bis 15 Jahren leben dort.
Die Show hatte dort eine ganz besondere Energie…. Es war zu spüren, dass es ein ganz besonderer Moment für die Mädchen war unsere Show zu sehen. Das Tanzen am Ende der Show hätte vermutlich noch ewig weitergehen können – die Mädels hatten so einen Spaß und grölten lauthals mit.
Nach der Show hatten wir noch die Gelegenheit ein bisschen Zeit dort zu verbringen und kleine Spiele zu spielen und Lieder zu singen, danach fiel der Abschied sichtlich schwer.
Außerdem hatten wir Gastkinder zu Besuch – Eine Mutter rief Ashwath an, weil ihr Sohn so traurig war als ihm seine Freunde von unserer Show an seiner Schule erzählten und er ausgerechnet an dem Tag nicht mit dabei sein konnte.
Am Abend hatten wir noch die Gelegenheit des Austausches mit einem Mann der für UNICEF in Kashmir arbeitet. Sehr spannend wieder einmal ein bisschen mehr über die Hintergründe zu erfahren und gleichzeitig die Sinnhaftigkeit unsere Jobs bestätigt zu bekommen.
Gute Nacht, Sonja
Letzter Spieltag in Kashmir
15.09.2018
Heute Morgen überraschte uns das Wetter mit einem Temperatursturz um 14 Grad. Es ist richtig kalt und es regnet, die warmen Sachen werden ausgepackt. Man merkt dass die Stimmung im Team ruhiger und nachdenklicher ist, denn wir reisen morgen aus Kashmir ab und haben heute unseren letzten Spieltag hier.
Während wir auf dem Weg zur ersten Schule sind, hören wir kurz in die Radiosendung von Radio Mirchi 98,3 FM rein. Denn da wird heute unser Interview ausgestrahlt. Ganz kriegen wir es leider nicht mit aber ich hoffe sehr wir bekommen den Mitschnitt.
Die erste Schule die wir heute besuchen, New Bonvivant English School, wurde vom Schulleiter vor 46 Jahren gegründet, erzählt er uns ganz stolz. Er freut sich dass wir hier sind und ist sehr gespannt auf unsere Show. Wir spielen für die 5. bis 8. Klassen – das sind 250 Kinder und 20 Lehrer. Die Schüler sind sehr ruhig und diszipliniert und wir freuen uns schon sehr darauf das gleich ein wenig zu ändern.
Die Stimmung ist von Anfang an super schön. Die Kinder fiebern mit, staunen total und als dann auch noch der Schulleiter auf die Bühne geholt wird flippen die meisten total aus.
Ich freu mich darüber sehr wenn Respektspersonen sich einfach mal nicht so ernst nehmen und so einen Spaß mal mitmachen. Das lockert die Stimmung untereinander.
Nach der Show machen wir noch ein offizielles Foto mit allen Lehrern und zur Stärkung gibt es noch einen richtig leckeren Kashmiri Tee.
Unseren zweiten Auftritt haben wir in der Dehli Public School Srinagar.
4000 Kinder mit und ohne Beeinträchtigung haben hier die Möglichkeit auf einen super Start ins Leben. Die Schule ist sehr groß und von weiter oben sieht man das es ca. 140 Schulbussen bedarf, alle Kids hierherzubringen. Auch sind sie gerade dabei ein neues Schulgebäude zu bauen – extra für Kinder mit Beeinträchtigungen.
Da keine 4000 Kinder in die Schulaula passen spielen wir für alle vierten Klassen unsere Show. Das sind auch schon 350 Kinder plus den 30 Lehrkräften.
Hier komme ich mir vor wie ein kleiner Rockstar. Wir werden gefeiert und es macht tierisch Spaß hier unsere letzte Show in Kashmir zu spielen.
Nach unserem Programm bekommen wir noch eine kleine Führung durch die Schule. Uns wird erzählt, dass es letztes Jahr zu einer großen Schießerei in der Schule gekommen ist, wobei drei Menschen vom Militär starben. Man zeigt uns die großen Einschusslöcher an der Wand. Und vor 2 Jahren hörte es 7 Tage lang nicht auf zu Regnen und der Fluss, der in der Nähe der Schule ist, überschwemmte die Schule. Trotzdem wird nicht aufgegeben und alles wieder aufgebaut und sogar noch richtig groß erweitert.
Morgen packen wir unsere Sachen und es geht wieder zurück nach Delhi. Bin gespannt, wie wir dort den Temperaturanstieg packen, denn dort ist es um einiges wärmer als hier ?
Alles liebe Tamara
14/34
16.09.2018
Letzter Tag
17.09.2018
Letzter Tag
Eine unausstehliche Hitze liegt über Delhi. Wir spielen unseren letzten Auftritt für Kinder die an Krebs erkrankt sind. Sie sind heute mit Ihren Familien zum Behandlungszentrum gekommen. Ein schöner Abschluss für uns alle. Insgesamt haben wir 19 Shows für knapp 4000 Zuschauer gespielt. Waren in zwei Radiosendungen und unzählige Stunden im Stau. Wir hoffen, dass wir unsere Arbeit in Kaschmir weiterführen können. Bedanken uns ganz ganz herzlich bei unseren Gastgebern Ashwath und seiner Mutter Suman Bhath für die Übernachtungen und für das leckere Essen. Es war uns eine große Freude hier sein zu dürfen. Es verabschieden sich mit lieben Grüssen die Clowns Sonja, Tamara, Heiko, Stefan und unser Picturerer Ollie.