2017 Rumänien


03.04.2017 - 15.04.2017

Michael Dietrich, Peter Kisters, Mia Rohrbach, Uta Strack, Jonas Feichtl (Fotograf)


In Rumänien leben weit über 25% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Noch immer herrscht hohe Arbeitslosigkeit und die schlechte wirtschaftliche Lage des Landes beeinträchtigt den Lebensstandard vieler Menschen. Die auf Bevölkerungswachstum ausgelegte Politik des Diktators Ceausescu und die damit verbundene massive Steigerung der Geburtenrate in den 1980er Jahren haben bis heute weitreichende Folgen für die Gesellschaft. Die Perspektivlosigkeit der heutigen Elterngeneration hat besonders Auswirkungen auf die Kinder: Alkoholsucht, mangelnde Bildung oder einfach Armut sind nur einige der Gründe, warum Eltern sich von ihren Kindern trennen – sie verlassen oder weggeben.

Itinerary Date :15.04.2017

Es war einmal…eine Idee

27.03.2017

… Oder auf zur Jubiläumsreise!

Vor 10 Jahren machten sich unsere Clowns aus Deutschland das erste Mal zu einer Reise auf – nach Rumänien. Ein kleiner Funke, eine Idee von Einzelnen hat sich mittlerweile zu einer großen Organisation entwickelt.

Vom 03.04. bis 14.04.2017 geht es nun wieder von München nach Sibiu.
Im Team spielen Uta Strack (Violetta), Mia Rohrbach (Roșu), Peter Kisters (Verde) und Michael Dietrich (Albastru) – fotografiert und unterstützt werden wir von Jonas Feichtl. Die Tour führt uns vor allem in die Gegend rund um Sibiu und in die hohen Karpaten.

Letzte Woche gab es einen Testlauf mit dem Stück in der Bayernkaserne – anbei ein paar Eindrücke! Wir freuen uns, wenn ihr unserem Blog und auf Facebook begleitet:
www.facebook./clownsohnegrenzen

Clovn să mergem! Toate cele bune
Mia :o)

Und los geht’s… back to Romania…

03.04.2017

Imposant begrüßen uns die hohen Karpaten. Vor bombastischer Bergkulisse nimmt uns Adrian, unser Guide herzlich in Empfang.

Rauchgeruch und der Duft nach deftigem Essen liegen in der Luft. Noch fahren wir auf Teerstraßen, aber flüchtige Blicke in die Nebenstraßen lassen uns ahnen, dass das nicht immer so bleiben wird. Kleine Gassen mit bunten, verschachtelten Häusern und alte Industrieanlagen säumen den Weg zu unserer Selbstversorgerwohnung.

Von hier aus werden wir die nächsten 9 Tage zu unseren Spielorten rund um Sibiu und dem Hinterland der Karpaten aufbrechen.

Nach einem Einkauf und dem Bezug unserer Zimmer, widmen wir uns der Arbeit. Showkoffer checken, Spielorte nochmal kontaktieren, Adrian mit Infos updaten und die zerknitterten Kostüme auf Vordermann bringen.

Nach einer letzen Probe sitzen wir auf der Terrasse und essen unfassbar leckeren Schafskäse und Oliven. Die Hunde unseres Vermieters halten vom Innenhof aus Zwiegespräche mit allen anderen Hunden des Stadtviertels.

Die Videos und Bilder der ersten Clowns ohne Grenzen Reise vor 10 Jahren kommen mir immer wieder in den Kopf. Ich bin gespannt was uns erwartet.

Herzlichst, Mia

Pünktlich, herzlich, lustig … und neue Freunde für’s Leben!

04.04.2017

Das war ein wunderbar gelungener Auftakt in Sibiu/Hermannstadt. In der, merklich aus der Stadtgeschichte heraus deutsch geprägten Stadt gibt es zahlreiche Kindergärten und Schulen in denen Deutsch unterrichtet und gesprochen wird. So auch im Kindergarten des deutschen Forums mit muttersprachlich deutschen wie rumänischen Kindern. Der Auftritt dort wurde uns am Abend vorher spontan angekündigt – aber kein Problem, wir sind ja da und starten die Tour gerne mit einer freudigen Überraschung. Pünktlich abgefahren, pünktlich angekommen und herzlich empfangen bereiteten wir uns im liebevoll eingerichteten Schlafraum der (mehr als) sieben Zwerge vor, die gerade schon gespannt auf den Stühlen im Gemeinschaftsraum hin- und herrutschten. Rund 45 kleine Zuschauer verfolgten die Show eifrig, amüsiert und stets mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Einige Kinder stiegen sogar beim Paartanz von Rosu und Albastru mit ein und verwandelten den Kindergartenraum in einen Tanzsaal. Das gemeinsame Spiel macht nach den „Trockendurchläufen“ nun vor echtem Publikum richtig Spaß. Als Dank unsererseits verteilen wir noch rote Schminke-Clownsnasen und unsere Postkarten.

Beflügelt vom erfolgreichen Tourstart, machten wir uns noch im Kostüm auf den Weg zum Kindergarten der griechisch-katholischen Gemeinde in Sibiu. Deren Pfarrer Nico Popa hat uns diese und eine weitere Auftrittsmöglichkeit im Anschluss vermittelt. Im Kindergarten in einer alten Villa haben er und die Erzieherinnen uns herzlich empfangen. Auch hier saßen die Kinder schon bald bereit, so dass es gleich weitergehen konnte mit Szenen rund um Violetta, Rosu, Verde und Albastru. Schnell hatten wir die 46 Kinder und Erwachsenen in unseren Bann gezogen. Auch anfangs etwas reservierte Erzieherinnen stiegen sehr bald in das mitreißende Lachen der Kinder ein. Wir haben den Begeisterungs-Nerv der Kinder voll getroffen. Das bestätigte uns nicht nur die Einrichtungsleitung sondern auch die emotionale Teilnahme an der Suche nach den verlorenen Jonglierbällen, den unglaublichen Zaubertricks und Rosus emotionaler Achterbahn zwischen verflogenen Luftballons und Herzballons. Es ist schön zu wissen, dass sich hier engagierte Menschen um kulturelle Erlebnisse für die Hermannstädter Kinder bemühen und nach einer unverbindlichen Anfrage per Email unsererseits vertrauensvoll und ganz selbstverständlich Auftritte für uns möglich machen.

In der Mittagspause begleitete uns unser Guide Adrian in ein typisch rumänisches Lokal, in dem wir uns ein bisschen stärken konnten. Die frische Luft beim anschließenden „Mini-Kulturprogramm“ für Clowns mit Kirchenbesuch, Marktplatzüberquerung und Geschichtsunterricht trug ebenfalls dazu bei, dass wir wieder erholt zum nächsten Auftrittsort fahren konnten.

Pfarrer Popa empfing uns nun in seiner Kirche, in deren anschließenden Räumen er und seine Mitarbeiterinnen eine Nachmittagsbetreuung und Hausaufgabenhilfe für Grundschulkinder anbieten. Mit ein paar Handgriffen wurde eine kleine Kapelle in ein Theater verwandelt und schon während des Bühnenaufbaus kamen die Kinder mit Stühlen bepackt in den Raum um gespannt Platz zu nehmen. Klar musste es jetzt schnell gehen – denn anstatt bis 20:00 Uhr, wie wir zuvor gesagt bekommen hatten, sind die Kinder hier nur bis 16:00 Uhr – und es war schon 15:25 Uhr – also während des Schminkens Show ein bissl gekürzt – Instrumente in die Hand – los! Unsere Spontanität belohnten die Grundschülerinnen und -schüler mit einer grandiosen Stimmung, viel Applaus, Gelächter und Einsatz. Da konnte sich auch Adrian nicht mehr zurückhalten, der – nachdem er die Show ja schon zweimal gesehen hatte – gleich kurz in eine Nummer mit eingestiegen ist.

Zum Abschluss haben wir unseren neuen kleinen Fans noch Autogramme verteilt, mit ihnen Quatsch gemacht und Fotoshootings veranstaltet. Glücklich erschöpft haben wir uns noch mit Pfarrer Popa unterhalten, der uns zum Dank im Altarraum seiner Kirche noch ein opernreifes Ave Maria schmetterte und uns so die beeindruckende Akustik seiner Kirche demonstrierte.
Nun klingt der Tag so langsam aus und in uns hallen neben dem Lachen der Kinder noch die Worte von Nico Popa nach: „Ab heute seid ihr meine Freunde – für immer.“

Michi

Grenzen-Los begeistert!

05.04.2017

Dank dem großartigen Einsatz der Mitarbeiter der alten Schule, kamen wir heute zu drei begeisternden Auftritten in Hammersdorf.

Wie es in vielen kleinen Dörfern hier üblich ist, ist Dorfkirche, Pfarramt und Schule von einem kleinen Gemäuer eingefasst. Die letzten Meter auf unbefestigtem, holprigen Boden führten uns leicht bergan in den Pfarrhof. Unterrichtsfach Sport im Pfarrhof war gerade angesagt, wurde aber durch unser Eintreffen unterbrochen. Schon hörten wir die ersten Rufe: Die Clowns kommen!
Die deutsche Schule wurde vor einem Jahr renoviert und im September eröffnet.
Uns Begrüßt ein grosser herrschaftlicher weisser Saal in dem wir heute nacheinander 3 Auftritte spielen dürfen.

Vor dem ersten Auftritt stimmen uns die Worte der Kontaktperson Elfriede Dürr ein: Die Armut unter den Romas sei noch immer groß, dies hätte immer wieder zu Problemen geführt. Keiner wollte mehr alleinig mit der Polizei gegen sie vorgehen und so hätten sie beschlossen mit ihnen zu arbeiten, es soll zu einer nachhaltigen Verbesserung kommen. Für die Planungen der heutigen Auftritte seien nun alle Hilfsorganisationen zum ersten Mal gemeinsam an einem Tisch gesessen. Ein weiterer Schritt der Annäherung zwischen den Bewohnern des Dorfes und den Romas: Sie sollten auch wissen, welche Impulse sie hier mit ihren Auftritten setzen.

Unser Besuch sei heute für uns eine willkommene Gelegenheit das Miteinander dieser Personengruppen lebendig zu machen. Dazu kommen zu den 22 Kindern der hiesigen Schule heute sowohl die Kinder der ansässigen Dorfschule, die Kinder aus Nachbarorten (extra mit Bussen) und die Kinder aus der hiesigen Romasiedlung.

Mir kribbelte jedesmal wieder der Bauch als ich beim musikalischen Einzug die ersten Blicke der bunt gemischten Kindergruppe in mich aufnehmen durfte. Bei jedem Auftritt ließ die Begeisterung der jungen Zuschauer nicht lange auf sich warten. 250 Kinder feuerten uns an, riefen lauft unsere Namen und nahmen Anteil wenn Rosu mal wieder getröstet werden musste.
Die Jugendlichen beim zweiten Auftritt brachten sich bei der Ballsuche von Albastru mit Begeisterung ins Spiel mit ein und bekamen den Mund vor lauter Staunen beim Luftballonschlucken nicht zu.
In der dritten Runde konnten wir einer Roma Grossmutter ein Lächeln entlocken. Sie war mit ihrer 15 jährigen Tochter und deren Baby mitten unter den anderen Kindern sichtlich glücklich aber auch reserviert…

Die Mütter sollen lernen dass sie den Helfern vertrauen können. Bisher bestand viel Ablehnung, erklärt uns im Abschlussgespräch die Organisatorin. Romalehrern wird vertraut, anderen Helfern nicht. Roma haben Angst vor Verfremdung, vor dem Verlust ihrer Kultur und vor Strenge.
Nach den Auftritten führten wir noch Gespräche mit der regionalen Zeitung und der allgemeinen deutschen Zeitung.

Mit unserer clownesken Darbietung haben wir es heute sichtlich geschafft kleine Grenzen einzureissen. Ein schöner Anfang!

Peter

Unsere Landpartie – Ende der Ausbaustrecke

06.04.2017

Heute starten wir zu unserer ersten Tour auf´s Land. Unser Ziel ist zwei Stunden nördlich von Sibiu (Hermannstadt) gelegen und wir sind alle gespannt noch mehr Eindrücke von Rumänien zu erhalten. Die Landschaft ist wunderschön! Wir fahren an sanften Hügeln, blühenden Bäume, imposanten Burgen, schönen Kirchen und vielen kleinen Dörfer mit bunten Häusern, welche sich wie an einer Perlenkette aneinander anschließen, vorbei… zumindest deren Mauern, mit den großen Toren davor. Auf dem Wegbegegnen uns einige Pferdefuhrwerke, die Unterschiede zur Stadt sind sofort erkennbar, es gibt viele leerstehende und reparaturbedürftige Häuser, die Armut ist spürbar.. Sobald wir die Bundesstraße verlassen, landen wir ziemlich schnell auf unbefestigten Straßen, das Ende der Ausbaustrecke.

Als erster Programmpunkt steht die Schule von Seleus auf dem Plan. Schon bei der Ankunft ist zu sehen, dass wir mehrheitlich für Romakinder spielen werden. Wir wurden sofort von den Kindern umarmt, herzlichst begrüßt und umlagert. Die komplette Schule –174 Zuschauer der 1. bis 8. Klasse schauten uns draußen, geduldig stehend, auf dem Sportplatz zu. Wir werden mit so großen Augen angesehen, staunend, fast ungläubig. Wir Clowns sind für die Mehrheit unbekannte Wesen und Abwechslung bzw. kulturelles Angebot in der Umgebung ist Mangelware. Doch das Eis bricht schnell und die Kinder begleiten uns voller Begeisterung durch das Programm. Nach unzähligen Fotos – die meisten Selfies machte die Direktorin mit uns – verabschieden wir uns, denn die nächste Show ruft. Entgegengebracht wurde uns ein großes Dankeschön und die Einladung jederzeit wieder zu kommen.

So steigen wir wieder in unseren Bus und fahren zur nächste Schule nach Saros. Diese ist deutlich kleiner. Es ist die alte Schule der ehemals deutschen Sachsen des Ortes und sie ist noch nahezu im Originalzustand. Auch hier spielen wir draußen, dieses mal in einem sehr idyllischen Innenhof. Das Publikum besteht fast ausschließlich aus Romakindern.

Die Situation ist dieselbe wie zuvor. Clowns sind unbekannt, unbekannt ist auch was sie machen… Die Stimmung ist schnell fantastisch und die Kinder, Eltern und Lehrer haben eine Menge Spaß mit uns und machen sofort mit – die Menschen öffnen sich uns schnell und empfangen uns voller Herzlichkeit. Es geht sehr nah, zu beobachten, wie dankbar die Kinder, Eltern und Lehrer sind. Auch hier werden wir eingeladen jederzeit wiederzukommen.

Equipment zusammengepackt, Auto beladen und schon geht’s weiter nach Roades zur Peter Maffay Stiftung. Peter Maffay hat dort vor 6 Jahren ein Pfarrhaus und ein Bauernhof erworben, die er restauriert und umgebaut hat. Sie hat zum Zweck, durch schulische, medizinische und infrastrukturtechnische Maßnahmen die Familien aus dem Dorf zu unterstützen. Die Show wird von den Kindern und Eltern sowie von Großeltern und Mitarbeiter der Tabaluga Stiftung besucht. Es ist eine Premiere: Wir dürfen als erste Ausländer in dem schönen und frisch renovierten Theatersaal auftreten.

Es ist wieder eine sehr berührende Show, da auch hier unseren Zuschauern wieder nicht klar ist, was die komischen Clowns eigentlich wollen. Doch auch hier weicht der Skepsis schnell Enthusiasmus. Restlos alle lassen sich zum Schluss rote Nasen von uns malen. Die Leiterin der Einrichtung stellt klar, dass die Kinder von so einer Show ein Jahr lang zehren und dass das vermutlich lange ihr Highlight bleiben wird.

Abschließen möchte ich mit dem Kompliment von zwei älteren Romadamen: „So etwas Schönes haben wir noch nie gesehen. Endlich mal wieder Kind sein, fröhlich sein, lachen und die Sorgen vergessen“.

Herzlich, Uta

„Noooo balon invers!!!“ („Nein Luftballon umdrehen!!!“)

07.04.2017

Nachdem wir von unseren gestrigen Auftritten sehr spät zurück in unsere Unterkunft kamen, geht es dafür heute Morgen besonders früh los.
Auf den Bildern ist Violetta heute in neuer Pracht zu sehen. Die Materialermüdung des Kostümes hat uns gestern Abend noch länger beschäftigt – aber nun erstrahlt sie in einem neuen lila Jumpsuit ohne Löcher. Wir wollen ja besonders schick sein für unsere Zuschauer!

Schon von Weitem sehen wir die Schlechtwetterfront, die die Karpaten umweht. Weit in die Täler hinein hat es über Nacht geschneit. Gut, dass unser Guide Adrian die Winterreifen noch nicht abmontiert hatte, denn wir wollen in einem entlegeneren Dorf namens Soars spielen. Hier warten 21 Zuschauer des Diakonia Daycare Centers auf uns. Ein von der Agape Kinderhilfsorganisation gefördertes Tageszentrum, das sich um Menschen mit Behinderung kümmert. In einem alten Landhaus engagiert sich ein Familienunterstützender Dienst um die Bewohner des Dorfes, aber auch um Familien der schlecht zugänglichen Bergdörfer der Region. Besucher ist beispielsweise ein junger Mann mit einer kognitiven Behinderung, der in einem abgelegenen Dorf zusammen mit seinem alkoholkranken Vater lebt. Bei der Betreuung stieß die Familie an ihre Grenzen. Nun erhält er Förderung und pflegerische Versorgung in der heilpädagogischen Einrichtung und kann so unterstützt in der Familie verbleiben.

Wärme und Behaglichkeit strahlt das Haus aus und wir werden sehr herzlich empfangen. Unsere deutschsprachige Kontaktperson meldet sich krank, was uns wieder vor Augen führt, wie wunderbar es ist Adrian als Begleiter zu haben. Er übersetzte die Informationen der Einrichtungsleitung über die Zusammensetzung unseres heutigen Publikums. Diesen Angaben folgen wir und so wird die Show kurzerhand etwas angepasst. Ein paar Nummern werden gekürzt, laute Geräusche weichen leiseren Tönen, theatralische Elemente werden etwas entschärft und ein paar Momente zum Staunen hinzugefügt. Unsere Vorahnung bestätigt sich, dass die Zuschauer besonders bei der Liebesgeschichte mitfiebern und Verde mit seinen Zaubereien alle noch mehr in den Bann zieht als sonst schon. Seifenblasen die heute unsere Show abrunden, werden mit strahlenden Blicken belohnt.
Wunderschön zu sehen, wie hier seit 2015 ein Ort geschaffen wurde, der die Menschen so unterstützt, fördert und ihnen eine Perspektive bietet.

Mit diesen zauberschönen Momenten im Gepäck sind wir sehr gespannt, was uns in der 50 Kilometer entfernten Partnereinrichtung erwarten wird. Angekommen in Sercaia sind wir begeistert. Das Therapiezentrum bietet ebenfalls umfassende Förderung und zudem ein Zuhause für Weisen mit Behinderung. Überwiegend Jugendliche und junge Erwachsene mit verschiedensten Formen von Behinderung werden hier betreut.

Schell verwandeln wir zusammen mit den Mitarbeitenden einen großen, hellen Therapieraum in unsere Bühne. Gastfreundlich werden wir mit einem leckeren Mittagessen bewirtet. Hier besprechen wir noch letzte Details für den Auftritt. Umziehen, schminken, Nase auf und schon geht es los. 39 gespannte Zuschauer erwarteten uns. Die Herzlichkeit und Begeisterungsfähigkeit ist wirklich wunderbar. Es wird mitgeklatscht, mitgezaubert, mitgesungen, mitgefiebert und mitgetanzt. Welch wertvolles Mittel der Clown hier ist. Er spiegelt den Alltag der Betreuten wieder – auch beim Clown klappt nicht immer alles aufs erste Mal, manchmal geht etwas sogar richtig schief – aber zusammen mit dem hilfsbereiten Publikum können alle Fettnäpfchen interaktiv gelöst werden. Endlich wird Rosu mal richtig demonstriert – wie das mit dem Luftballonaufblasen geht und Albastru hat schnell verstanden wo Violetta sich schon wieder versteckt hat.

Bei einem Sprung ins Bällebad des Therapieraumes können wir uns wundervoll entspannen. „Kommt wieder!“ So übersetzte Adrian die Abschiedsworte der Einrichtungsleiterin.
Was für ein lebensfroher, lebensbejahender Tag den wir heute mit diesen Menschen teilen dürfen!
Auf dem Heimweg belohnt uns ein Regenbogen, der an die Seifenblasen erinnert – die heute so viele bezaubernde Begegnungen begleitet hatten.

Herzlichst, Mia

Wo die Störche wohnen … und soziales Engagement Früchte trägt.

08.04.2017

Endlich Wochenende und genug Zeit, um zwei Shows für Kinder in einem Waisenhaus sowie die Bewohner einer Romasiedlung in Sibiu/Hermannstadt zu spielen. Derzeit unsere liebste und schönste Freizeitbeschäftigung.

Die erste Show führte uns in eines der größten staatlichen Waisenhäuser in Sibiu/Hermannstadt – dem Centru Orlat, zu dem zufälligerweise auch Adrian, der Vermieter unseres Appartements, einen guten Kontakt hat. Er und seine Familie haben regelmäßig eines der Mädchen aus der Einrichtung bei sich zu Besuch – für gemeinsame Unternehmungen, Abwechslung und ein bisschen Familienleben. Adrian war somit ganz begeistert von unserem Vorhaben und hat sich zusammen mit seinem Vater und dem Mädchen unseren Auftritt vor Ort angeschaut. Das Centru Orlat beherbergt momentan 103 Kinder zwischen 3 und 18 Jahren. Bei einem offiziellen Platzangebot von 100 Kindern ist schnell klar, dass die Einrichtung aus allen Nähten platzt. Und die Zahl der Kinder ohne Eltern oder aus Familien, die mit dem eigenen Nachwuchs überfordert sind, ist groß und unüberschaubar. Sieben Kinder und mehr sind keine Seltenheit – vor allem bei den Roma-Familien, denen oft das Wissen und das Geld für eine sinnvolle Familienplanung fehlen. Kurios, dass uns der Weg zum Centru Orlat durch eine Straße führte, an der auf nahezu jedem Strommast ein Storchennest zu sehen war. Sogar auf dem Dach des Waisenhauses baute gerade ein Storchenpärchen ein Nest.Die beiden haben sicherlich mitbekommen, wie die Kinder zu uns gelaufen kamen, als wir auf den Hof fuhren. Die Vorfreude auf die Clowns war schon groß und somit wollten wir keine Zeit verlieren, den Speisesaal in ein Clowns-Theater zu verwandeln. Mit tatkräftiger Unterstützung der Kinder wurden die Stühle und Tische umgestellt, der Vorhang aufgehängt und unser roter Showkoffer in Position gebracht. Es war schon beeindruckend, wie hier 103 ganz individuelle Schicksale, die zu einem Leben ohne regelmäßiges Familienleben führten, beisammen saßen. Und wie Rosu, Violetta, Verde und Albastru es geschafft haben, mit Humor und Leichtigkeit eine ausgelassene Stimmung in den einfachst ausgestatteten Raum zu zaubern und gemeinsam fröhliche und herzliche Momente zu erleben.

Die Clowns wurden leidenschaftlich angefeuert, bejubelt und getröstet. Nach der Vorstellung ließen es sich die roten Nasen nicht nehmen, sich von den Kindern deren Spielplatz zeigen zu lassen. Verde stieg in eine rasante Karussellfahrt ein, Albastru versuchte sich auf einer Wippe ohne Sitze zu halten, Violetta verwandelte mit roter Farbe die Kinder in Clowns und Rosu sinnierte auf einer Schaukel mit ein paar Mädchen über die Liebe. Bei so vielen schönen Momenten fiel der Abschied schwer. Doch die Reise sollte bald weitergehen – aber nicht ohne die Hoffnung, die Kinder vielleicht nächstes Jahr wiederzusehen.

Den Auftritt am heutigen Nachmittag organisierte uns Jenny Rasche von der „Kinderhilfe für Siebenbürgen e.V.“ Sie hat vor etwa zehn Jahren nach einer für sie eindrücklichen Reise nach Rumänien beschlossen, nicht untätig zu bleiben und vor allem den Familien in der Romasiedlung von Sura Mare, einem Vorort von Sibiu/Hermannstadt, zu helfen. Wir wurden auf Jenny durch einen Fernsehbeitrag über ihre engagierte Arbeit aufmerksam, haben sie noch nach dem Beginn unserer Reise kontaktiert und innerhalb von einem Tag eine Auftrittsmöglichkeit von ihr zugesagt bekommen. Geplant war es, direkt in der Romasiedlung zu spielen, doch der anhaltende Regen ließ das nicht zu. Es wäre zu nass, kalt und matschig für alle Beteiligten geworden. Auf beeindruckende Art und Weise sowie einem unglaublich zielführenden Durchsetzungsvermögen gegenüber des Schulleiters und des Bürgermeisters der Stadt organisierte sie für die Kinder aus ihrem Kinderhaus, die Familien der Siedlung sowie unsere Show die örtliche Turnhalle.

Jung und Alt haben sich auf den Weg gemacht und schnell die Turnhalle gefüllt. Über 100 Kinder, Jugendliche und Erwachsene verfolgten einen Auftritt, den wir mit viel Spielfreude, zahlreichen Publikumsinteraktionen und ausgelassenen Tänzen würzen konnten. Der große Freudentanz von Rosu und Albastru wurde spontan von einer Tänzerin aus dem Publikum bereichert, die zusammen mit Verde die Hüften schwang. Als sie allerdings auch Albastru zum Tanz aufforderte, musste Rosu stark sein – konnte aber schnell akzeptieren, dass Albastru ZWEI große Herzen zu verschenken hat.
Während die vielen fröhlichen Gesichter sich auf den Weg zurück in ihr Zuhause machten, erzählte uns Jenny noch etwas über ihre Arbeit und die Menschen, um die sie sich kümmert. Sie betont, wie wichtig die Ausdauer sozialer Projekte ist und wie sehr es sich lohnt für die positiven Veränderungen in der Gesellschaft zu kämpfen. Sie hat sehr viel erreicht in den letzten zehn Jahren – und viel gelernt. Heute zum Beispiel – so hat sie uns wissen lassen – hat sie gelernt, dass es oft gar nicht vieler Worte Bedarf, um die Menschen zu erreichen – manchmal reicht einfach eine rote Nase und eine große Portion Leichtigkeit.

Michi

There is always something to be thankful for...

09.04.2017

Unser Weg führte uns heute entlang der Karpaten in das 2 Stunden entfernte Ghimbav.
Die Tourplanung schenkte uns heute eine weitere Besonderheit. Waren wir bisher in Kindergärten, Schulen und Waisenhäusern unterwegs, so durften wir heute Gäste in einem Heim für jugendliche Straftäter unser Stück zum Besten geben. Beim Eintreffen wusste weder die Security, noch der anwesende Erzieher irgendetwas von unserem Auftritt. Jedoch wurden uns die Türen, die den 24 Jugendlichen ständig verschlossen sind, schnell geöffnet. Die 21 Jungs und 3 Mädels im Alter von 13 – 16 Jahren halfen schnell mit, auf engstem Raum eine Bühne zu schaffen.

Kurzer Skepsis in den Gesichtszügen der Zuschauer gegenüber den vier Rotnasen, wich sehr schnell freudige Zustimmung. Listige Störaktionen der Anwesenden, gekontert durch die Spontanität der Clowns, führte am Ende zur namentlichen Anfeuerung jedes einzelnen Clowns.
Das Interesse der Jugendlichen an den Personen hinter den Clowns nach der Show war groß.
Die Einrichtung für die straffällig gewordenen Jugendlichen ist eigentlich nur eine vorrübergehende Lösung. Von dort aus werden sie in andere staatliche Unterbringungen vermittelt. Eine anwesende Jugendliche verweilt aber schon seit 3 Jahren in der Unterbringung. Frau Sonja Kunz, die uns den Auftritt in diesem Jugendheim vermittelt hat, geleitete uns dann den Weg zur Casa Livezii.

Es ist eines von drei Häusern in denen 24 Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis zwanzig Jahren betreut werden. Ziel ist es den Kindern während des Aufwachsen und Lernens die Wärme und Sicherheit einer Familie zu geben, damit sie zu selbstbewussten Personen heranreifen. Viele Familien in der Gemeinde leiden unter Armut und schicken ihre Kinder nicht zur Schule. Durch das Projekt PeCA (pentru copii abandonati – für verlassene Kinder in Rumänien) wird den Kindern der Zugang zur Schule und zu Bildung ermöglicht. Das Projekt wurde 1995 in Basel gegründet. Seither arbeitet er mit der Stiftung in Gimbav zusammen.

Frau Kunz erzählte uns von vielen behinderten Kindern. In der rumänischen Gesellschaft fallen darunter sowohl erkrankte, wie auch körperlich und geistig Behinderte sowie verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche. Schlechte Voraussetzungen für eine individuelle, entsprechend angepasste Betreuung.

Über diese Grenzen hinweg strahlte bei unserem Auftritt heute die Sonne in den Garten der Casa Livezii. Strahlen auch auf den Gesichtern der kleinen und großen Zuschauer.

Peter

Show must go on!

11.04.2017

Wenn es mal wieder anders kommt als man denkt… ich hatte gehofft, dass mein Knie durchhält. Doch mein Schleimbeutel hatte inzwischen die Form eines Papanasch angenommen. Dies ist eine unglaublich leckere rumänische Nachspeise, eine Art kugelrunder Krapfen mit einem kleinen runden Krapfen oben drauf und Sauerrahm und Marmelade on top. Daher habe ich, bzw. wir gemeinsam gestern entschieden – auch wenn es mir unglaublich schwer fiel – die Rolle der Violetta ruhen zu lassen und den Musikclown zu mimen. Unglaublich flexibel sind Rosu, Albastru und Verde. Sie stellen morgens nach dem Frühstück unsere Show um und zack geben sie zwei tolle Vorstellungen!
Aber eins nach dem anderen. Gestern sind wir wieder gen Norden gefahren, diesmal nach Blaj zu einer Einrichtung der Caritas. Hier durften wir in der schönen und lichtdurchfluteten Volleyballhalle der führenden rumänischen Nationalmannschaft spielen.

Schnell verwandelten Jonas und Peter die riesige Halle in eine tolle Bühne. Die Tribüne füllten 68, vorwiegend rumänischen Kinder aus dem Tageszentrum und der Nachmittagsbetreuung der Caritas und der Schule für behinderte Kinder. Unsere Zuschauer feuerten uns an, fieberten mit, lachten leise und laut, staunten und hatten jede Menge Spass und vor Freude glänzende Augen. Das geht mir jedes mal wieder unter die Haut.

Warum schreib ich von rumänischen Kindern? Rumänien ist geschichtlich geprägt von seinen vielen Volksgruppen die hier leben, soweit wir erkennen können oft geprägt von einem nebeneinander. Es ist schön für alle zu spielen – die Rumänen, die Romas, die deutschen Sachsen, die Ungarn, usw. und so alle Unterschiede, Gemeinsamkeiten und auch Ressentiments zu sehen und zu erleben.
Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft wird in Rumänien sehr groß geschrieben, auch hier werden wir wieder zum Mittagessen eingeladen. Die Herzlichkeit ist nicht zu übertreffen.

Die Überraschung des Tages war der zweite Auftritt. Wir spielten nicht, wie gedacht, im Therapiezentrum für behinderte Kinder der Caritas, sondern in einem Tagungs- und Dokumentationszentrum der ortsansässigen Gasfirma. Die örtliche Behinderteneinrichtung der Caritas pflegt einen regen Austausch mit der Firma. Daher kam es für uns zu diesem aussergewöhnlichen Auftrittsort.

Unser Publikum war heute Mittag deutlich kleiner, bestehend aus Kindern mit unterschiedlichsten Behinderungen, deren Eltern sowie den Mitarbeitern der Caritas. Sie machten unsere Show bunter, indem sie zuerst auf die „Bühne“ wanderten, dann Michis Trommel inspizierten und schließlich unseren tollen großen Showkoffer entdeckten.

Auch hier wurde unsere Show mit größter Begeisterung aufgenommen, vor allem als unser Magier Verde, Rosu und Albastru in Tiere verwandelte und diese als Hund, Katze, Pferd, Bär oder Mücke vorwiegend Kontakt zu unseren kleinen Gästen suchen lies. Allen hat es so gut gefallen, dass dass wir eingeladen wurden jederzeit wiederzukommen.

Abschließend erörterten wir, anlässlich unserer Tour, bei unserer Pressekonferenz das Thema
Liebe Kinder … ihr verzaubert uns alle … herzlichen Dank dafür!

Im Anschluss an unsere Show hatten wir noch die Möglichkeit das Therapiezentrum der Caritas anzusehen. Wir waren beeindruckt von dem umfassenden Therapieangebot, den schönen Räumlichkeiten und der Ausstattung des Hauses. Hier werden ca. 60 Kinder und Jugendlich im Alter von 3-20 Jahren therapiert, betreut und begleitet.

Zuhause angekommen erwartete uns Adrian, der Vermieter unseres Appartements und sein Vater zu einem Grillabend. Es folgte ein interessanter Abend mit vielen Geschichten über Rumänien. Wir hatten viele Fragen und natürlich folgten auch einige persönliche Geschichten, gepaart von gutem Essen…. und schon wieder ist sie da, diese wunderbare warme und herzliche rumänische Gastfreundschaft!

Danke, herzlich
Uta

Von kleinen Grafen mit sieben Pflaumenbäumen

12.04.2017

Heute führt uns der Weg wieder zwei Stunden nördlich von Sibiu. Vorbei an alten Kolchosen, quer durch sanfte Hügel und durch Dörfer mit teilweise bunt getünchten Häusern. Der Erhalt und die Renovierung der wunderschönen alten Bausubstanz stellen die Kommunen und Bewohner vor große Herausforderungen. Viele Häuser zeigen Jahreszahlen: 1902, 1896, 1881, 1887. Baufällige aber teilweise noch bewohnte Ruinen und wunderschön renovierte Gebäude säumen dicht an dicht die Dörfer. Die Mitarbeiter der Caritas des Bezirks Alba Lulia haben dort seit drei Jahren ein Entwicklungshilfeprojekt gestartet. Wir spielen heute im sogenannten historischen, ungarisch geprägten Szeklerland.

Unsere Kontaktperson Bernadette Török erzählt mir, dass es umgangssprachlich auch Land der kleinen Grafen mit den sieben Pflaumenbäumen heißt. Quasi jede Ortschaft besitzt ein Schlösschen, ein größeres Landhaus oder eine Art Villa. Dort lebten früher wohlhabende Menschen, die Grafen genannt wurden. Doch war der Reichtum nicht übermäßig. Es reichte immer für ein Stück Land mit Platz für mindestens sieben Pflaumenbäume. Sie boten Arbeitsplätze für die Bevölkerung und so bildeten sich um diese Landsitze kleine Ortschaften.

Vom Glanz der Zeit zeugen die heutigen Spielorte. Die historischen Kulturhäuser dienen normalerweise Festen der Dorfbevölkerung und wurden erst in den letzten fünf Jahren vor dem Verfall nach dem Kommunismus (notdürftig) gerettet. Der Saal von Balauseri verfügt über eine Bühne, doch wir bauen ebenerdig vor den Stühlen auf. Wir wollen nahe bei den Menschen sein und zusammen mit ihnen unsere Vorführung gestalten. 65 Zuschauer aus verschiedensten ethnischen Gruppen (Szekler, Rumänen, Roma und Deutsche) begegnen sich heute bei unserer Show.

Beeindruckend sind auch die bunten Gewänder der sogenannten traditionellen Roma. „Die Romafamilien nahe Sibiu haben sich oft schon anderen Gepflogenheiten angepasst“ erklärt Adrian, unser Guide. „Ab von der Stadt ist das noch anders“. Frauen tragen lange, wallende Röcke und bunte Kopftücher, ihre Männer große Hüte und die Mädchen farbenfrohe Bänder in den langen Zöpfen. Eine tolle Atmosphäre entsteht und wir freuen uns über die begeisterten Reaktionen.
Umziehen, Abbauen, Koffer neu bestücken, Einpacken und schon geht es ab in den Bus. 10 Kilometer weiter befindet sich unser nächster Spielort: Fantanele.

Im Kommunismus war der Landstrich von starker Industrialisierung geprägt. Vom Bergbau zeugen riesige Kraftwerkkühltürme, die die historischen Orte weithin überragen. Doch die Energiegewinnung war nicht rentabel und so wurden die Konzerne in den 1990er Jahren geschlossen.
Ein großes Problem so Bernadette: „Früher fanden auch ungebildete Menschen in der Industrie Arbeit. Bildung war nicht unbedingt nötig. Nun geht das nicht mehr.“ Doch die Menschen haben dafür teilweise noch kein Bewusstsein entwickelt. Die Menschen sind sehr arm. Die Kinder die in der Nachmittagsbetreuung von Psychologen, Pädagogen und Heilpädagogen betreut werden leiden an den teils desolaten Zuständen in denen sie leben. Die Häuser in denen die Familien wohnen haben häufig nur eine Feuerstelle in der Mitte des Raumes. Die Auswirkungen des immerwährenden Rauches habe wohl die kognitive Entwicklung vieler Kinder gestört. Außerdem sei die Sozialisation und Integration in die Strukturen ein Problem.

Eng im Familienverbünden lebend – wollen viele Eltern ihre Kinder hier immer bei sich haben. Hier leben häufig noch alle Generationen auf engstem Raum zusammen. „In der Arbeit mit den Alten bemerken wir häufig, dass sich um Alle gekümmert wird.“ So schildert es mir Bernadette in einer kurzen Mittagspause. „Sie würden das letzte Essen das sie haben immer ihren Alten und Kindern geben“. Es zeigt mir wieder einmal, dass man als Entwicklungshelfer nicht einfach kommen kann und sagen: Wir bieten etwas für die Kinder an. Wer versorgt dann die Alten, wenn die Eltern zur Arbeit müssen? Darum ist es wichtig sich immer den gesamten Kontext zu betrachten. Die Helfer vor Ort bieten deshalb umfassende Hilfe an. Es ist wirklich sehr beeindruckend und interessant mir von Bernadette über ihre Arbeit berichten zu lassen.

Die Schere zwischen arm und reich spiegelt sich in der Vorbildung der Kinder. So kommen diese mit sehr starken Entwicklungsunterschieden in die Schule. Die Lehrer können der individuellen Förderung nicht nachkommen und setzten häufig gleiche Standards für Alle an. So würden viele Kinder schon bald aus den Schulen ausscheiden. Durch die Lernhilfe am Nachmittag versuchen die Mitarbeiter diese Unterschiede zu verringern, aber Bernadette sagt auch, dass bei weitem nicht allen geholfen werden kann. Die Pause endet – wir machen uns wieder ans Vorbereiten.

Unsere Show beginnt: Leider wieder zu dritt, da Uta heute zum Arzt muss. Lautes Lachen und Klatschen begleitet unseren Einzug in den Theatersaal. Nicht selbstverständlich laut einer Pädagogin: „Diese 70 Kinder kommen aus fünf umliegenden Ortschaften. Sie haben teilweise noch nie eine Aufführung gesehen und wissen deshalb gar nicht, dass man klatscht. Das wollen wir heute üben.“
Kurzerhand üben die Pädagogen liebevoll vor Beginn mit dem Publikum das Klatschen.
Alleine die Fahrt mit dem Bus in das nächste Dorf sei für die Kinder ein sehr besonderes Erlebnis, da viele ihren Geburtsort noch nicht verlassen haben oder dies sehr selten tun. „Für manche Kinder die bis jetzt weiteste Reise ihres Lebens!“

„Für unsere Kinder war das heute wirklich ein ganz besonderer Tag!“ Ja das haben wir erleben dürfen! Es war wunderschön.

Erschöpft aber zufrieden treten wir den Rückweg an. Utas Arztbesuch ist gut verlaufen und wir freuen uns sehr, morgen wieder als komplettes Team zu reisen. Wir sitzen wieder lange vor dem Blog – es ist nicht einfach das Erlebte in Worte zu fassen.

Herzlichst Mia

Two shows left and the Wehmut is klopfing an der Türe …

13.04.2017

06:00 Uhr stand auf dem Wecker, als er morgens zum Aufbruch läutete. Heute war es Zeit für einen Ortswechsel und wir mussten schweren Herzens unser liebgewonnenes Appartement – unsere einfache Basisstation mit Heimkommgefühl in Sibiu/Hermannstadt – räumen. Adrian unser rumänischer Vermieter ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich und ganz herzlich zu verabschieden. Die letzten neun Tage vergingen wie im Flug und wir haben uns hier sehr wohl gefühlt. Es war ein guter Ort, um sich nach langen Fahrten zu erholen, die Eindrücke des Tages auszutauschen, gemeinsam zu essen, zu proben, zu planen, zu schreiben, zu bloggen und zu lachen. Die frühmorgendliche Reise führte uns nach Petrosani, 2,5 Std. westlich von Hermannstadt in den Karpaten Transsylvaniens. Der Ort ist bekannt als „Stadt der Kohle“, denn hier herrschte vor allem zu Zeiten des Kommunismus reger Kohlebergbau. Die Industrialisierung der ländlichen Regionen Rumäniens durch das Ceaușescu-Regime benötigte viel Energie – vornehmlich durch Kohlekraftwerke. Diese Entwicklung gab vielen Rumänen aber auch Ungarn, Bulgaren, Italienern oder Deutschen die Möglichkeit, einer schweren aber gut bezahlten Arbeit nachzugehen. Um die Attraktivität dieser Arbeit zu steigern, wurden einfache Wohnblöcke mit kleinen Zimmern gebaut, in die sich die Beschäftigten für wenig Geld einmieten konnten. So entstanden in Mitten der Berge kleine Städte aus Arbeitern und deren Familien – unter anderem auch Petrosani. Doch nach Ende des Kommunismus wurde eine Kohlemine nach der anderen geschlossen, die Angestellten verloren ihre Arbeit und Eltern hatten es schwer, sich und ihre Familien zu versorgen. Die Stadt hatte zu Hochzeiten über 100.000 Einwohner – jetzt nur noch 37.000. Viele der Wohnblöcke stehen leer und verfallen. Und Arbeitsplätze gibt es kaum.

Davon erzählte uns auch Alex Kelemen, während wir unsere Blicke immer wieder über die heruntergekommenen Wohnblöcke vor seinem Bürofenster schweifen ließen. Alex ist ein Sozialarbeiter und Projektleiter der Caritas, die seit etwa zehn Jahren hier in Petrosani tätig ist. Er und seine Kolleginnen und Kollegen betreuen hier zahlreiche Projekte. Von der Nachmittagsbetreuung von Schulkindern über Altenhilfe bis hin zur Inobhutnahme von Straßenkindern, die entweder verwaist oder aufgrund von Misshandlungen innerhalb der Familie auf der Straße leben. Seine Kollegin Ramona Bulzan hat uns hier in Petrosani vier Auftritte vermittelt. Die ersten beiden am heutigen Tag. Den Anfang machte eine der – laut Alex Kelemen – am besten ausgestatteten Schulen, was zuerst Verwunderung bei uns auslöste. Schließlich spielen wir gerne für Kinder, denen die Teilnahme am kulturellen Leben durch ihre Lebensumstände verwehrt bleibt. Doch die Schule bietet unter anderem auch spezielle Klassen für derzeit 29 Kinder mit Behinderungen oder schweren Krankheiten an. Mit diesen Schülern trafen wir uns heute in einer kleinen Turnhalle zur Show von den Clowns ohne Grenzen. Wir hätten auch gerne für die ganze Schule gespielt, am besten draußen auf dem Sportplatz in der Sonne. Aber die anderen Schüler hatten Unterricht – unter anderem auch auf dem Sportplatz. Diesen Wunsch früher zu äußern, haben wir uns für das nächste Mal fest vorgemerkt.Davon erzählte uns auch Alex Kelemen, während wir unsere Blicke immer wieder über die heruntergekommenen Wohnblöcke vor seinem Bürofenster schweifen ließen. Alex ist ein Sozialarbeiter und Projektleiter der Caritas, die seit etwa zehn Jahren hier in Petrosani tätig ist. Er und seine Kolleginnen und Kollegen betreuen hier zahlreiche Projekte. Von der Nachmittagsbetreuung von Schulkindern über Altenhilfe bis hin zur Inobhutnahme von Straßenkindern, die entweder verwaist oder aufgrund von Misshandlungen innerhalb der Familie auf der Straße leben. Seine Kollegin Ramona Bulzan hat uns hier in Petrosani vier Auftritte vermittelt. Die ersten beiden am heutigen Tag. Den Anfang machte eine der – laut Alex Kelemen – am besten ausgestatteten Schulen, was zuerst Verwunderung bei uns auslöste. Schließlich spielen wir gerne für Kinder, denen die Teilnahme am kulturellen Leben durch ihre Lebensumstände verwehrt bleibt. Doch die Schule bietet unter anderem auch spezielle Klassen für derzeit 29 Kinder mit Behinderungen oder schweren Krankheiten an. Mit diesen Schülern trafen wir uns heute in einer kleinen Turnhalle zur Show von den Clowns ohne Grenzen. Wir hätten auch gerne für die ganze Schule gespielt, am besten draußen auf dem Sportplatz in der Sonne. Aber die anderen Schüler hatten Unterricht – unter anderem auch auf dem Sportplatz. Diesen Wunsch früher zu äußern, haben wir uns für das nächste Mal fest vorgemerkt.

Nachdem wir den Raum vorbereitet hatten, durften wir uns in der Putzkammer gegenüber verstecken, bis die Kinder alle da waren. Was die Reinigungskraft wohl heute Abend zu Hause erzählt, die nichtsahnend und voller Arbeitseifer die Türe öffnete und plötzlich vier Clowns in ihrer Kammer vorfand? Die Kinder feierten unser Auftauchen jedenfalls mit großem Applaus, viel Lachen und großer Dankbarkeit. Anfangs fühlte sich die Lehrerin noch in der Verantwortung, die Kinder zum Mitklatschen zu animieren, bemerkte aber schnell, dass das nicht nötig war und gab sich selbst dem herzhaften Lachen hin. Auch eine rote Nase und die beliebte Clownspostkarte ließ sie sich nach der Show nicht entgehen. „Eine richtig hochwertige bunte Show. Die Kinder hatten total viel Spaß.“ lies uns die Lehrerin noch über Ramona Bulzan ausrichten.

Anschließend wurden wir an unserem nächsten Auftrittsort, der Tagesbetreuung „Maria Stein Daycare“ für Kinder von 2-12 Jahren zum Mittagsessen eingeladen. Gut gestärkt bereiteten wir uns und einen (sehr) kleinen Raum für die große Show vor. Dann hieß es erst mal warten. Bis all die kleinen Zuschauer eingesammelt waren, verging etwas Zeit. Eventuell wusste auch noch keiner, dass es überhaupt losgehen kann, weil alle Angestellten noch mit den Kindern beschäftigt waren. Die kleinen Verwirrungen zu Beginn lachten die Kinder schon beim Einzug der Clowns lauthals weg. Es herrschte in dem kleinen Tagesheim eine riesen Stimmung, wie man sie sich für eine Clownsshow wünscht. Lachen, Kringeln, Wegschmeißen, Kugeln und Tränen verdrücken begleiteten Rosu, Violetta, Verde und Albastru durch eine Welt voller Veräppeln, Verzaubern und Verlieben.

Zufrieden und glücklich bezogen wir unser neues Heim für zwei Tage in einer kleinen Pension in der Nähe von Petrosani. Jetzt stehen nur noch zwei Shows auf dem mittlerweile arg zugerichteten Zettel mit dem Tourplan und die Wehmut klopft schon an die Türe. Auch unser Sprachzentrum hat mittlerweile mit dem Mischmasch aus englischer, deutscher, italienischer und rumänischer Konversation zu kämpfen. Weil’s urs-wurscht is and eh everybody our parlare versteht. Noroc!

Ich freu mich auf den morgigen Tag und einen fulminanten Reiseabschluss in den Bergen Transsylvaniens!

Michi

„Wow, wow, wow und a cherry on their cake“

14.04.2017

„Hallo mein Name ist Daniel. Ich wohne in Câmpu lui Neag. Das liegt ca. 30km westlich von Sibiu. Dort gehe ich in die 1. Klasse. Stellt Euch vor was heute passiert ist:
Im Garten unserer Schule hüpften vier lustig gekleidete Menschen mit roten Nasen auf und ab. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Sie sprachen wenig – und wenn dann verstand ich nicht sehr viel davon. Ihre Kleidung passte aber ganz gut zu ihren Namen.
Lustig waren sie ja schon. Besonders als der grüne Mann – Verde – die anderen in Tiere verzauberte und sich Albastru als Katze zu mir schmiegte, lachten meine Freunde neben mir und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Kaum waren die vier mit lustiger Musik wieder in unserer Schule verschwunden, da kamen sie noch einmal in den Garten und malten meinen Freunden rote Nasen ins Gesicht. Ich fragte mich, ob ich mich das auch traue?
Ja, ich habe mich getraut. Nicht nur die Nase sondern auch die Wangen wurden rot angemalt. Bei der Abfahrt meines Schulbusses winkte mir dann Violetta – die fand ich am komischsten – noch ganz toll. Da wusste ich dann gar nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
Ob diese lustigen Menschen wohl wieder mal zu Besuch zu uns kommen?“

So oder so ähnlich muss sich unser Besuch heute in der Stadt Câmpu lui Neag für die Kinder angefühlt haben. Ramona, die uns heute noch mal begleitete, hatte bewusst diesen Ort ausgewählt: „In dem entlegenem Bergdorf gibt es sonst keine kulturellen Angebote jedweder Art.“ Um überhaupt gemeinsam die Schule zu füllen werden die 16 Kinder der Klassen 1.-4. Klasse aus den umliegenden Gehöften tagtäglich mit Schulbussen gebracht. „Von den 16 Kindern wussten vor ihrem Besuch nur zwei Kinder was ein Clown überhaupt ist“, so eine Erzieherin. „You are so wow, wow, wow“.

Ob das der 16-Jährige Jugendliche in der zweiten Reihe unserer anschließenden Show wohl auch so wahrgenommen hat?
Er saß uns im „Waisenhaus“ Lupeni gegenüber. Hierher gelangen viele verlassene Kinder. „Die Eltern gehen ins Ausland und überlassen den Großeltern die Erziehung der Kinder“, erklärt uns Ramona. „Da diese damit oft überfordert sind, landen die Teenager mit ihren Problemen oft auf der Straße. In der Region um Petrosani betrifft dies beinahe jedes zweite Kind.“

Die Jugendlichen sitzen uns etwas reserviert gegenüber. Wir ernten zu Beginn ein paar skeptische Blicke. Dann aber auch lautstarke Anfeuerung und unkontrolliertes Lachen. Bewegte Geschichten bei den Jugendlichen und eine bewegende letzte Aufführung für uns.
Auf dem Rückweg nach Petrosani bietet sich noch die Gelegenheit ausführlicher mit Ramona über die letzten zwei Tage und über das Leben in Petrosani zu sprechen.

„For the Children you are like a cherry on their cake“! Schöner kann man wohl nicht Danke sagen.

Peter

La revedere Rumänien…Mulțumesc!!

15.04.2017

Die Zeit des Abschiedes ist gekommen

Zwei bereichernde, interessante, eindrucksvolle und bewegende Wochen voller Lachen – aber auch nachdenklicher Momente, liegen hinter uns. Wir haben 2400 km im Flugzeug und 2050 km im Bus zurückgelegt, um auch Bewohner der entlegenen Dörfer zu besuchen. 1500 kleinen und großen Menschen durften wir begegnen – um ihnen ein Strahlen in die Augen, ein Lachen auf die Lippen und eine Erinnerung ins Gedächtnis zu zaubern.

Eine solche Erinnerung hat uns in Form eines Berichtes erreicht. Diese besonders schöne Rückmeldung wollen wir Euch auf keinen Fall vorenthalten: Hannelore Jasch ist in der Charlotte Dietrich Schule als Freiwillige beschäftigt und kümmert sich mit Hingabe um die Kinder vor Ort. Gut vorbereitet erschien sie schon mit roter Nase im Publikum und freute sich, wenn sie die Clowns im Stück unterstützen konnte. Wir freuen uns sehr, dass sie ihren Block Eintrag mit uns teilt (siehe Fotos).

Nach einer ersten Nachbesprechung ging es mit dem Bus Richtung Sibiu Airport und dann ab nach Hause. Ich bin dankbar für die Tage die hinter uns liegen, für all die Unterstützung und die Gastfreundschaft die wir vor Ort erfahren durften!
Herzlicher Dank gilt auch unserem Guide Adrian, der uns (weit über die vereinbarten Dinge hinaus) mit Rat und Tat zur Seite stand.

Dankbar bin ich auch unserem Team. Es war schön mit Euch unterwegs zu sein!
Hier möchte ich mich besonders herzlich bei Jonas Feichtl für die tollen Fotos bedanken. Er hat die Erlebnisse mit der Kamera eingefangen und war in jeder Hinsicht eine große Hilfe. Durch seine tollen Bilder konnten wir Euch hier teilhaben lassen.

Im Namen des Teams – Uta (Violetta), Peter (Verde), Michi (Albastru) und Jonas sage ich la revedere – Auf Wiedersehen und Mulțumesc – Danke!
Rumänien…la revedere!

Herzlichst Mia (Roșu)

Gepostet am

09.09.2020