2016 Russland


18.09.2016 - 26.09.2016

Miriam Brenner, Heiko Mielke, Johanna Monnejahn, Holger Stüve, Kai Eckardt (Fotograf bei den Proben) und Stefan Semken (Fotograf auf Reise)


Unsere erste Reise nach Russland. Wir werden russische Schulen, Waisenhäuser und ähnliche Einrichtungen besuchen. Los geht`s!

Itinerary Date :26.09.2016

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18.09.2016

Bokel liegt am geographischen Mittelpunkt Schleswig-Holsteins und besteht aus ca. 600 Bewohner und vielen Hippies mit Bauwägen. Großartig! Heiko ist dort bekannt wie ein großer Hund.
150 Menschen, davon sogar mehr Erwachsene als Kinder waren bei unserer öffentlichen Generalprobe um 18 Uhr.

Die Gemeinde lud per Handzettel und Brief die einzelnen Haushalte sowie Flüchtlingseinrichtungen in der Gegend zu unsrer Show mit anschließendem Grillen (150 normale + 6 vegetarische Würschtl) in der örtlichen Turnhalle ein.

Und genau hier fand die allerersten Proben der Clowns ohne Grenzen Deutschland im September 2007 für die erste Reise nach Rumänien statt.
Welch heiliger Boden!

Kurz vor Auftritt kam die allgemeine Aufregung – bei der einen mehr, beim andern weniger.
Johanna schoß das Pulver über, Holgers Augenbrauengebüsch musste gestutzt und frisiert werden und Heiko war noch mit auswendig lernen unserer neuen russischen Namen beschäftigt.

Johanna = Matryonka
Holger = Khleb (Brot)
Heiko = Heikovski, Heikowitz, Heikowitsch oder Heikowitzko
Miriam = Kaputtschka
…is aber auch nicht leicht…

Unsere Show, die wir Dank Stefan Schiegl am Tag zuvor zusammenbastelten, kam in traditionell russischer Manier und Feierfreude mit Musik, Tätääää und waghalsiger Akrobatik otschi (sehr) charascho (gut) an.

Heute Abend 19:10 Uhr steigen wir alle gemeinsam in Hamburg in den Flieger (zunächst in den finnischen Sonnenuntergang nach Helsinki, von dort aus nach Jekaterinburg, 1.800 km östlich von Moskau). Ankunft 04:55 Uhr (Ortszeit + 3 Stu.).

Dort treffen wir auf Stefan, einem Deutschen, der dort immer wieder für ein paar Monate lebt, den wir bisher noch nicht kennen, der uns jedoch angeschrieben und für die kommende Woche eingeladen hat. Bis 25. September werden wir in russischen Schulen, Waisenhäuser und sonstigen Einrichtungen spielen.

Wir sind voller Vorfreude und Neugier… auch, was das Internet dort angeht. Voraussichtlich wird es in den ersten Tagen schwierig sein den Blog zu erstellen. Wir bitten hiermit bereits um Geduld und versichern, uns so bald wie möglich zu melden.
Woah-hahahaha – hey!

Fotos Kai Eckardt

Byngi

19.09.2016

Abflug in Hamburg um 19:10 Uhr, noch schnell ein Selfie vorm Flieger und:
Angekommen in…ja, es nennt sich Russland und vielleicht fühlt es sich auch so an. Ein Stückchen von (J)ekaterinenburg entfernt Mitten im Ural sind wir heute in der gemütlichen Kleinstadt Bingi mit rund 3000 Einwohnern angekommen.

Unser Gastgeber Stefan gab uns nach kurzem Nickerchen auch gleich die Möglichkeit, ein wenig was von der Umgebung kennenzulernen. Die Sonne hatte sich gegen strömenden Regen durchgesetzt, und trotz etwas anderer Temperaturen neben der netten Atmosphäre unsere Gemüter erwärmt.

Mitten im Nichts ist weit mehr als Nichts zu sehen. Goldminen, Flüsschen, unterschiedlich gut ausgebaute Straßen, hübsch verzierte Holzhütten und unsere neuen Nachbarn für die nächsten Tage: vier Gänse, die interessiert unserer letzten Probe im Garten von Olga und Stefan lauschten.

Also ein ganz entspanntes Ankommen bevor es dann Morgen in Nevjask mit den ersten Shows losgeht.

Nevjansk

20.09.2016

Auf dem Weg in unsere heutige Spielstätte in Nevyansk begegnen uns spannende Eindrücke aus dem russischen Alltag. Bereits die Geduld, mit der die Einheimischen die hiesigen Straßenverhältnisse bewältigen, nötigt uns Respekt ab.

Die örtlichen Kindergärten sind alle staatlich, wir spielen heute im „Kindergarten No. 36“, der frisch renoviert ist und die nächsten 50 Jahre halten soll…

Und dann um 11:00 Uhr ist es endlich soweit: Showtime! Knapp 100 Kinderaugenpaare blicken uns erwartungsvoll an, als wir musizierend in die Räumlichkeiten des Kindergarten einmarschieren.
Schon nach wenigen Sekunden ist das Eis gebrochen, und jede Aktion von Kaputtschka, Matryonka, Heikowski und Khleb wird mit fröhlichem Gelächter begleitet. Eine Clown-Show hat hier noch niemand live gesehen. Und auch die anwesenden Erzieherinnen legen ihre anfangs strengen Blicke ab und lassen sich vom Gelächter der Kinder mitreißen.

Seifenblasen, Luftballons, Jonglage und Musik – so einfach können die Zutaten für leuchtende Kinderaugen sein.
Nach spielfreudigen 45 Minuten rücken wir Clowns unter dem donnernden Applaus begeisterter Kinder wieder ab.
„Fantastiko“ gibt uns die Leiterin der Einrichtung noch mit auf den Weg.
Das fanden wir auch.

Kaum zurück in unserer Unterkunft, machte Heiko sich auf Bitte unseres Herbergsvaters Stefan auf die Suche nach einer verschwundenen Mitbewohnerin. Gans Nadja – gestern noch begeisterte Besucherin unserer Premierenshow – war verschwunden. Es herrschte kurzzeitig aufgeregte Hektik, doch bereits nach wenigen Minuten hatte Trüffelschwein Heiko die Gans Nadja entdeckt – sie hatte sich aufgemacht, Nachbars Steg zu erkunden. Und da sitzt sie immer noch. Oder? …

Nevjansk II

21.09.2016

Was war das? Ein Wolf der grade in den Traum passte. Augen auf und, ah doch nur Nachbars Hund. Und das um 6.30 Uhr Ortszeit, zu Hause 3.30 Uhr. Der Jetlag ist schon nach zwei Tagen verflogen.
Um 10.00 Uhr war Abfahrt der Clowns. Dieses mal in Gebäude B des Kindergartens No. 36 in Nevjansk.

Die rund 60 Kids mit ihren 6 Betreuerinnen und einem Teil des Küchenpersonals beteiligten sich lautstark an unserem Programm.
„Fantastiko, fantastiko“ vernehmen unsere Ohren nach der Show von der Leiterin.
Ich, Haikowski, wurde sogar von der Kindergärtnerin darauf hingewiesen, dass ich den Luftballon noch zuknoten muss. Ich würd sagen: Schauspielski perfektski.

Die Zeit bis zur nächsten Show verbringen wir in unser Unterkunft zum Essen und Mittagsstunde. Jetzt holt mich der Jetlag doch wieder ein.

Um 16.00 Uhr brechen wir wieder auf nach Nevjansk. In den Räumen einer Plüschtiernäherei spielten wir für die Näherinnen und ihre Kinder. Die Altersspanne ging somit von 2-80 Jahren. Wie schön das alle Ihren Spaß an den vier Clowns aus Deutschland hatten.
Die anschließende Fotosession im Ausstellungsraum war ein zusätzliches Highlight.

Nachtrag Gestern…
17.00 Uhr und bei uns meldet sich der Hunger. Kurze Überlegung was es heute gibt. Der Sinn stand uns nach Bratkartoffeln.
Da im Haus nur noch wenige sind, machen Holger und ich uns kurzerhand auf in den Dorfladen. 150m die von Schlaglöchern übersäte Straße auf der linken Seite.
Unterwegs begegnen uns mehrere Dorfbewohner. Mein Eindruck, dass sich begegnende Menschen nicht in die Augen gucken und freundlich grüßen, bestätigt sich auch hier.
Die Gesichtszüge der Menschen sind irgendwie leblos, grimmig. Lachfalten suche ich vergebens.
Im Laden dann mit Händen und Füßen versucht Kartoffeln zu kaufen. Gestikimpro half uns weiter. Im Laden gibt es keine Kartoffeln. Eine weitere Kundin redete auf russisch auf uns ein. Raus kam dabei, dass sie uns in Schlepptau nahm und die Straße hinauf unentwegt redend zu einem Haus führte vor dem an der Straße ein blauer Eimer stand. Da war klar, wo der Eimer an der Straße steht, gibt’s Kartoffeln zu kaufen.
Ans Fenster geklopft und eine kleine Babuschka machte das Hoftor auf. Der Weg führte uns dann in die Scheune in der säckeweise Kartoffeln lagern. Jetzt geht’s um die Menge, tree Kilo. Diese Einheit stand jedoch nicht zur Verfügung. Kartoffeln kauft man eimerweise was ca. 7 Kilo sind. Wir waren uns dann schnell handelseinig und zogen mit unserer Begleiterin weiter.
Nachdem die Straßenseite gewechselt war, deutete sie uns an, stehen zu bleiben und zu warten. Sie verschwand im Tor und kam einen kurzen Moment später mit einer Tüte eingelegter Pilze wieder raus und machte uns klar, diese sollen wir unter die Kartoffeln mischen. Das wäre sehr jamjam. Stimmt.
Ich liebe es in fernen Länden Einkaufsabenteur zu erleben.

Nizhny Tagil

22.09.2016

Aufbruch und Umzug am Morgen nach Nizhny Tagil, 60 km nördlich von unserer „Homebase“.
Holgers Waschbrett (…njet, nicht -Bauch) für die Rhythmusgruppe schaut vor lauter Spielfreude langsam aus der… tätätätääää: Wäsche! Da.

Wir versuchen unser Glück im örtlichen Tante Emma Laden ein neues zu finden. Als Stefan danach fragt, während Holger es den beiden Damen vor die Augen hält, sagt die eine: „Das ist aber schon ganz schön alt.“ Irgendwie schon sehr lustig, wenn man sich hier im Laden umschaut und eingestaubte Waren sieht, die geschätzt aus der letzten Zarendynastie stammen.

Nach wenigen Kilometern kommen wir in eine Polizeikontrolle. Erstaunlicherweise ist der junge Polizist sehr freundlich, lächelt und kann es nicht glauben, dass sich lauter Deutsche im Auto befinden, die hier offensichtlich freiwillig sind.

So ganz dahinter gekommen bin ich noch nicht:
Wie lässt sich die russische Attitüde knacken? So weit und groß sich das Land anfühlt (und: ja, ich bin mir darüber im Klaren, welch miniminikleinen Auszug wir davon nur ansatzweise mitbekommen) so weit voneinander entfernt fühlt sich das Zwischenmenschliche in den ersten Sekunden einer Begegnung (selbst mit vorbei huschendem Augenkontakt) an. Damit meine ich ausschließlich die Momente mit Erwachsenen.

Bei den Kindern, auf die wir bisher gestoßen sind, ist das anders: der Kontrast, wie sehr diese auf uns reagieren und der anfänglichen „Contenance“ der Erwachsenen drumherum, könnte für mich nicht größer sein. Das Lachen ist so herzlich, dass sich die Großen davon irgendwann nicht mehr abgrenzen können und nach anfänglichem „Hand vor den Mund“ Halten und „Oh Gott, hoffentlich sieht man nicht, dass ich eigentlich gern lachen würde“ dem Gefühl der Ausgelassenheit hingeben. Und das ist wundervoll miterleben zu dürfen!

Mehrmals haben wir im Nachhinein erfahren, dass die Erwachsenen den Kindern während unsrer Show „Lacht nicht so laut!“ zuriefen. Tja, und dann erwischt es die Schimpfer doch selbst. Tsss…

Nizhny Tagil mit seinen 350.000 Einwohnern lebt hauptsächlich vom Panzer- und Wagonbau. Danach kommt der Stahlbau. Als wir in die Stadt einfahren sehen wir braunschwarz-gelb-roten Ruß aus den Essen der Fabriken am Stadthorizont.

In unserem Zimmer hängt ein kunstvolles Plexiglasbild mit Panzermotiv. So auch über der Toilette. Ein Souvenirladen im Hotel verkauft kleine Panzer, Panzerschuhe, Panzer-T-Shirts, Panzermagnete, Panzerseife,… alles also, was das – Achtung: Panzer Insider – T34-er Herz begehrt.

Wir sind in einem 4 Sterne Hotel untergebracht das uns die Unterkunft für die kommenden 2 Nächte umsonst zur Verfügung stellt. Die einzige Bitte: Zwei Shows in ihrem Haus spielen. Jetzt muss man an dieser Stelle erwähnen, dass es für ein Unternehmen in dieser Region nicht gängig ist, Charity-Veranstaltungen zu organisieren.

Die 1. Show mit ca. 120 Waisenkinder und deren Betreuern war schwierig zu spielen, zumal wir uns in einem großen grauen Teppichraum mit riesigen Vorhängen aufhielten. Das Ambiente erinnerte eher an einen Konferenzraum mit zugehöriger Powerpointpräsentation. Einige der Kinder, aber das bemerkten wir erst während der Show, waren geistig und körperlich beeinträchtigt.
Es dauerte eine Zeit bis auch die Erwachsenen mit uns „warm“ wurden. Am Schluss war jedoch alles wie gewohnt und das Eis gebrochen.

Nach der Show wurden wir vom russischen Fernsehen interviewt, das uns bereits während der Show filmte. Es gab für unsre heutige und auch morgige Show Ankündigungen im regionalen Fernsehen. Teilweise mit falschen Zeitangaben. Egal.

Die 2. Show (im selben Hotel, aber anderem Stockwerk und kleinerem Raum) mit ca. 60 Zuschauern war komplett anders. Drei Kinder in der ersten Reihe waren während der Show kaum zu halten. Immer wieder sprangen sie von ihren Stühlen, schrieen, kommentierten, meldeten und verbesserten unsre Show. Eine piekste sogar in Heikovskis Popo. Fantastico!

Sehr konträrer Tag. Weg vom ländlichen Gänse-Idyll in Byngi hin zur größten Panzer-Stadt Russlands Nizhny Tagil.

Morgen warten 4 Shows innerhalb von 4 Stunden auf uns. Wie schön: Gute Nacht!

Der steinerne Clown

23.09.2016

Am Morgen mussten wir früh raus.

Unsere erste Show sollte schon um 10.00 Uhr beginnen. Also 8.00 Uhr Frühstück im 4* Hotel mit allem was das Herz begehrt. Dank unserem wunderbaren Kontaktmann Stefan, der halbjährlich mit seiner Frau in dieser Region lebt, durften wir hier kostenlos logieren.

Aus den anfänglich fünf geplanten Shows wurden erstmal vier. Auf Grund des engen Zeitplanes wurden dann die letzten beiden zusammengelegt und es waren dann doch nur drei. So ist es halt hier, hören wir immer wieder. Für mich nichts Neues, da ich ja jede Menge Asienerfahrung habe.
Die Shows spielten wir auf Einladung von Dascha, in der Galerie eines Kulturzentrums, in dem Räumlichkeiten Künstlern zur Verfügung gestellt werden.

Die ersten beiden Shows spielten wir für Kindergartenkinder. Die zusammengelegte Show wurde von Schulklassen der Altersstufe 8-12 Jahren besucht. Wie schon gestern hat die örtliche Presse reges Interesse an den Deutschen Clowns. Mal sehen ob es uns gelingt die Printausgaben der beiden Zeitungen zu ergattern.
Da wir wieder erwartend um 13.00 Uhr Feierabend hatten konnten wir den Nachmittag mit einem Spaziergang durch die 350.000 Einwohnerstadt genießen.
Durch die beiden heutigen Fernsehberichte wurden wir bei Abendessen von zwei Tagiler Einwohnern/innen erkannt. Die Rückmeldung waren sehr herzlich.
Eure Mission, Liebe und Lachen zu bringen hat einen unschätzbaren Wert und ist so wichtig.
Ihr gebt meinen Kindern ganz viel Lebensfreude, danke dafür.
So die beiden Aussagen der Showbesucher.

Was für eine schöne Arbeit die ich hier machen darf, Danke!

Zwei Kinder

24.09.2016

Der vorletzte Tag beginnt ganz entspannt und wir hätten nicht damit rechnen können, wie er weiter verlaufen würde. Heute durften wir ein wenig länger schlafen und vor der ersten Show um 14 Uhr (so geplant) konnten wir uns eine Fahrt im weltbekannten und kunterbunten Riesenrad im Freizeitpark von Nizhny Tagil nicht entgehen lassen. Puh, war das aufregend. Bestimmt in 20 Metern schwindelnder Höhe und der Frage im Kopf, ob die rostige Konstruktion wirklich noch hält (was sie nicht verspricht) stellten wir uns seelisch auf den nächsten Club-Gang ein.

Ein bisschen am Stadtrand von Tagil fuhren wir zum Club Drebezgi. Es riecht nach abgestandenem Bier und kaltem Rauch. Hmm, wir entscheiden doch lieber draußen zu spielen, da die Sonne eh so schön in der Nase kitzelt. Perfekten Platz für den Vorhang gefunden, Banner platziert, umgezogen und geschminkt und kurz vor Showbeginn…trommelwirbel…sind schon zwei Kinder da!

Es war uns nicht ganz klar, woher die Gäste zu diesem Club in Mitten von nicht ganz künstlerischen Hochhäusern kommen sollten. Der Besitzer hatte seinem Personal gesagt, dass die alle einladen sollen. Mit den potenziellen Gästen entschieden wir dann gemeinsam den Spielort vor ein Einkaufszentrum in der Nähe zu verlegen. Gesagt, getan spielten wir dort vor Rund 40 Leuten. Der Wachmann ließ sich auch nur kurz blicken, hielt einen Schwatz mit Organisations-Stefan und schaute mit Sicherheitsabstand wohlwollend ein paar Minuten zu- wir durften also ohne große Komplikationen spielen.

Die zweite Show spielten wir dann vor ein paar Hand voll Leuten direkt vorm Club. Schön und besonders war es in bzw. vor dieser ungewöhnlichen Location.

Nun verlassen wir Nizhny Tagil wieder; bedanken uns bei den Leuten vom Park Inn Hotel für die Gastfreundschaft und vermissen schon jetzt auf dem Weg ins idyllische Byngi die dicksten Rauchwolken vom größten Stahlwerk, welche ganz besonderes Flair über die Stadt gelegt haben.
Morgen ist dann schon der letzte Tag und dann heißt es „Doswidanje“ und bis zum nächsten Mal!

Doma Kultura

26.09.2016

Letzter Tag. Zum Frühstück brät uns Olga superleckere Pilz-Piroggen. Dazu gibt´s heißen Kaffee und Warmluft aus der Heizmaschine. Gut so. Danach: Aufbruch nach Zementni. Namens- und Hauptarbeitgeber dieser Ortschaft ist die entsprechende Fabrik. Aber seit Beginn der Sanktionen und dem starken Verfall des Ölpreises laufen die Geschäfte nicht mehr so gut, und der Preisverfall für Zement beträgt hier etwa 60%.

Als wir unsere Spielstätte, das Doma Kultura Zementni, betreten, ist die Leiterin erstaunt, dass wir für unseren Auftritt kein Geld haben wollen. Sofort beauftragt sie ihre Angestellten, Freunde und Familien anzurufen und zur Show einzuladen. Dass Künstler für umsonst spielen ist nicht üblich, und so wird der Start der Show um eine halbe Stunde verschoben.

Und diese unsere vorletzte Show war diejenige mit dem meisten Szenenapplaus. Am liebsten hätten unsere 60 Zuschauer uns gar nicht mehr weg gelassen.

Am Nachmittag heisst es dann: Finale. Letzte Station auf unserer Tour: Bingi. Ein Heimspiel für uns. 250 Zuschauer erwarten uns im Doma Kultura bei bestem Wetter. 17 Grad und blauer Himmel sind hier Ende September die große Ausnahme. Die Frage „Draussen oder drinnen?“ wird schnell beantwortet, wir disponieren um und bauen vor dem Club eine Bühne auf. Jung und Alt sehen gespannt zu und folgen artig, als Heiko die Zuschauerreihen dirigiert. Noch schnell ein paar Bänke für die Babuschkas aufgebaut, dann geht es los. Pastor, Bürgermeister und Lehrer lachen gemeinsam mit ihren Familien und Schulklassen über die Clowns, es herrscht eine fröhliche und ausgelassene Stimmung. Ich habe das Gefühl, zum Abschluss für das ganze Dorf zu spielen. Eine herrliche Vorstellung.

Nachdem wir gern alle Fotowünsche erfüllt haben, kommt ein Mann mit einer Tüte auf uns zu. Aus dieser zaubert er 4 bunte Strickmützen, die er uns stolz überreicht. „300 Jahre Bingi“ steht darauf in Kyryllischer Schrift – wir sind gerührt ob so viel Freundlichkeit.

Danke Leute, Danke Olga, Danke Stefan, Danke Bingi – wir kommen gerne wieder!

P.S.: Es gab auch gelbe Zuckerkugeln unterwegs. Und weil die einen ganz besonderen Geschmack hatten, wurden sie an uns Spieler verteilt für ganz besondere Leistungen. Mehr sage ich hierzu nicht..

Gepostet am

20.07.2022