2022 Namibia


09.11.2022 - 30.11.2022

Sonja Zeyfang, Toni Czemmel, Arne Beeger & Fabia Mendoza (Fotografin) sowie Jana Marie Backhaus-Tors (Logistik vor Ort)


Nach unserer ersten Namibia-Reise 2018 geht es für uns zum zweiten Mal in dieses Land. Auch Namibia wurde durch die Corona – Pandemie geschwächt. Hier geht es allerdings nicht so sehr um die Fallzahlen, sondern um verheerende Folgeerscheinungen. Begleitet uns hier und bei Nach unserer ersten Namibia-Reise 2018 geht es für uns zum zweiten Mal in dieses Land. Begleitet uns hier in unserem Blog und auf Facebook!

Itinerary Date :25.11.2022

Miss Nam, Ibi und Ja - los geht`s!

09.11.2022

Miss Nam, Ibi und Ja, aka Sonja Zeyfang, Toni Toss und Arne Beeger sind von heute bis 26. November unterwegs, um abermals sozial, wirtschaftlich, ethnisch und in vielerlei Hinsicht benachteiligte Kinder in Namibia zu besuchen, mit ihrer Show zu erfreuen und emotional zu stärken.

Unterstützt werden sie durch Fabia Mendoza für die Dokumentation und für die Logistik vor Ort von Jana Marie Backhaus-Tors.

Freuen wir uns auf ihre Berichte und Bilder! Begleiten wir sie mit unseren Gedanken und guten Wünschen. Gute Reise!

Erste Eindrücke...

13.11.2022

Eindrücke unserer ersten Clown-Shows: Die Sonne scheint mild, der Wüstenwind weht gemäßigt, die Brandung trifft seicht auf die imposanten Dünen, nur die Schere zwischen Arm und Reich ist extrem.

Unsere Premiere hatten wir im Chain, einer liebevoll geführten Tageseinrichtung für Kinder mit Behinderung.

Die Clowns Miss Nam, Mister Ibi und Mister Ia wurden freudig empfangen.
Den Nachmittag haben wir in der Suppenküche des DRC Woman Center verbracht, wo die Kinder täglich mit warmen Mahlzeiten versorgt werden.

Das Woman Center, größtenteils mit privaten Spenden gebaut, verfügt über eine pre-school und die Frauen können Sticken- und Perlenarbeit erlernen.
150 Kinder haben unsere Clowns freudig erwartet.

Die Suppenküche liegt im Herzen des DRC (Democratic Resettlement Community), der informellen Vorstadt Swakopmunds mit geschätzt 20.000 Einwohnern, ohne Sanitärstrukturen und Elektrizität. Die DRC erhebt sich mit seinen aus Abfall beeindruckend konstruierten Hütten über den Nordosten der Stadt. Den Kindern fehlt es an fast Allem. Es scheint einige Initiativen der Stadt zu geben, das DRC in ein offizielles Wohngebiet umzuwandeln.

Von den deutsch-getauften Restaurants, wunderschönen Belle Epoque-Bauten und hippen Coffee Shops, in denen sich Touristen und Liebhaber des organic Lifestyles tummeln, sind es nur ein paar wenige Autominuten zum DRC.

Während wir durch die beeindruckend sauber gefegten Straßen des DRC, vorbei an aus Wellblech und Kartons gebauten Kirchen und Barbershops fuhren, kam uns die Idee eine Straßen-Show inmitten des DRCs zu machen und die Straßenkinder mit Pauken und Trompeten einzusammeln, damit sie die Späße von Nam, Ibi und Ia nicht verpassen. Wir sind gespannt, wie die Kinder auf Nam, Ibi und Ia regieren werden.

Tausend Dank an Jana Marie Backhaus-Tors, unserer Clowns-Freundin vor Ort für ihre Hilfe, Expertise und Unterstützung.

Nam-ibi-ia in Matatura

14.11.2022

Wir fahren durch die sandigen Straßen des DRC Matutura Neubaugebiets, der informellen Vorstadt des DRC Swakopmunds: Kleine Wellblechhütten soweit das Auge reicht, dahinter die goldenen Dünen und das blaue Meer. Die Stimmung ist ausgelassen – Jungs spielen im Wüstensand Fußball, laute Musik hallt aus einer der zahlreichen Blechhütten-Bars.

Mr Ia sitzt mit seiner Posaune auf der Ladefläche unseres SUV’s und trommelt die Kinder zusammen.

Das Neubaugebiet des DRC ist noch provisorischer als der Rest des Townships. Das stetige Provisorium, die anhaltende Gefahr, wieder vertrieben zu werden, verhindern das Entstehen wirklicher Communities.

Schon 2013 sollten die Slums als Wohngebiet anerkannt werden. Es gibt immer wieder Unstimmigkeiten, da sich Siedler außerhalb der Vorstadtgrenzen ansiedeln und vertrieben werden.

Die Hütten, in all ihrer beeindruckend kreativen Konstruktionsweise, werden nie ein echtes Zuhause. Matutura bedeutet „Ort, an dem wir leben wollen“.

Wir halten auf einem Platz vor ein paar Hütten ohne Sanitäranlagen und ohne Wasseranschluss. Das kann man riechen – die Straßen sind jedoch sauber geharkt und fast frei von Müll.

Etwa 15 Kinder aller Altersgruppen nähern sich neugierig und sammeln sich um die Clowns. Zunächst scheinen sie verunsichert- eine Freundin vor Ort, die Damara Frau Katrina, erzählt uns, dass sie keine Clowns kennen. Auch die Zurückhaltung, ob man über ‘weiße’ exotisch gekleidete Touristen lachen darf, ist zu spüren. Als Miss Nam ihre wilden blonden Dreadlocks durch die Luft schwingt und albern beginnt zu der Musik aus dem Ghettoblaster zu tanzen, können sich die Kinder ein Schmunzeln nicht verkneifen. Wir malen eine Linie in den heißen Sand und markieren Bühne und Zuschauerraum. Die kleinen schuhlosen Füße reihen sich artig an die gezogene Linie. Zwei junge Erwachsene aus dem Township unterstützen uns spontan.

Die Kinder applaudieren und lachen ausgelassen. Als ein junger Erwachsener Ibi’s selbstgebaute Fantasie-Luft-Ballon-Maschine ausprobieren darf, ist das Eis gebrochen.

Bei unserer Abfahrt jubeln die Kinder und ein lachender Junge begleitet das Clownauto rennend und winkend noch für ein paar Blöcke, um Nam, Ibi und Ia zu verabschieden.

Seht hier einen kleinen Ausschnitt von diesem Tag…

…und fotografische Eindrücke unserer spontanen Straßenshow im Township von Swakopmund…

Liebe Grüße von Nam, Ibi und Ia aus Namibia

Zu Besuch im Walvis Bay Kids Haven Children's Home und bei der Damara Community

16.11.2022

Nam, Ibi und Ja sind heute im Kinderheim in Walvis Bay, einer Stadtgemeinde 30 km südlich von Swakopmund an der Walfischbucht. Das Centrum Walvis Bay Kids Haven bietet misshandelten und verlassenen Kindern in den spärlich ausgestatteten Backsteinbaracken ein Zuhause. Schätzungen der Organisation zu Folge, gibt es circa 170.000 OVC’s (orphans & vulnerable children) in Namibia bei circa 910.000 Kindern insgesamt. Falls diese Angaben stimmen, sind rund 19 % aller Kinder Waisen oder leben in einer bedrohlichen Situation (Misshandlungen, Vernachlässigung, Drogen oder Gewaltmissbrauch im Elternhaus).

Als Hafenstadt ist Walvis Bay bekannt für unterschiedliche soziale Probleme: Prostitution, Gewalt gegen Frauen und Kinder, Kindesmissbrauch, Alkohol-und Drogenprobleme, Arbeitslosigkeit und HIV.

Die Prostituierten in Walvis Bay, die sich hauptsächlich an durchreisende Seefahrer verkaufen, verdienen zwischen N$600 (35 EUR) und lediglich N$20 (1,17 EUR) für ihre Dienste.

Die Clowns waren gerade im Spar-Supermarkt und haben für zwei Tüten durchschnittliche Lebensmittel, ebenso wie in einem deutschen Supermarkt N$1700 (rund 100 EUR) bezahlt. Sie fragen sich, wie man in Swakopmund mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Gehalt von monatlich 120 EUR auskommen kann.

Die Kids Haven Organisation nimmt Kinder verschiedener Altersgruppen bei sich auf, versorgt sie mit warmen Mahlzeiten, sauberer Kleidung, organisiert den Schulbesuch und bietet ein gewaltfreies Umfeld für die Kinder. Zudem verfügt die Einrichtung über eine Babyklappe, da sich Baby-Dumping vor Ort häuft.

Es ist beeindruckend zu sehen, wie gemütlich die Einrichtung trotz der spärlichen Ressourcen ist. Nam, Ibi und Ja spielen in dem kleinen Wohnzimmer. Die Kinder zwischen 4 Monaten und circa 15 Jahren tummeln sich auf abgesessenen Sofas und begrüßen unsere Clowns. Es entsteht eine intime Spielatmosphäre.

Ibi treibt nach Abschluss der Show noch Schabernack mit ein paar Kindern auf dem Gelände, die der Show nicht beiwohnen konnten.

Den Nachmittag verbringen unsere Clowns im Community Projekt von Miss Nams Freundin Katrina, einer Damara-Community-Leaderin; die Organisation vermittelt auch Au-Pairs ins Ausland. Die Community Hütte ist aus mit Sand befüllten Plastikflaschen gebaut. Auch hier genießen die Kinder, die über die weiten staubigen Pisten während der Show dazu kommen, den Unsinn, den unsere Clowns treiben. Die Mädchen trommeln und tanzen im Anschluss für uns.

Stepping Stone School

17.11.2022

Ein paar Eindrücke von unserem Besuch bei steppingstone Namibia, einer Einrichtung für Kinder mit Autismus und Lernschwierigkeiten.

Grüße von Nam, Ibi und Ia.

Reisebericht folgt sogleich.

Stepping Stone School - der Reisebericht

19.11.2022

„Ihr seid Clowns! Ihr müsst lustig sein!“, ruft der Junge hinter mir. Wir sind in einer Einrichtung für Autisten und Kinder mit Lernschwierigkeiten aller Altersgruppen (Stepping Stone Swakopmund). Die meisten der autistischen Kinder tragen Sonnenbrillen und/oder Kopfhörer, was ziemlich cool aussieht. Unsere Clowns spielen ruhiger als sonst, scheinbar ganz zum Unmut des Jungen hinter mir. „Das ist nicht lustig. Nicht LUSTIG!“. Er überlegt kurz und murmelt: „Vielleicht bin ich einfach zu alt, ja, das ist es, ich bin einfach zu alt“, stellt er fest und haut sich bestätigend auf die Schenkel. Eine der Erzieherinnen stellt sich hinter ihn, umarmt und streichelt ihn liebevoll, während ich mich empört zu dem kleinen Unruhestifter umdrehe. Er ist circa 12-14 Jahre alt, lässig schiebt er sich die Sonnenbrille auf die Nase. Unsere Blicke treffen sich, er lächelt sanft.
„Sehr schöne Ohrringe“, schmeichelt er mir. Ich bedanke mich und konzentriere mich wieder auf die Show. Die anderen Kinder und jungen Erwachsenen sind begeistert von unseren verwirrten Clowns, die überhaupt nix auf die Reihe bekommen. Einige der Kinder sprechen deutsch und rufen unseren dümmlichen Clowns zu. „Nicht lustig, nicht Lustig“ ruft der Junge hinter mir wieder: Eine ungefilterte Gefühlsbekundung, nicht beleidigend. Nicht zu laut, dass es wirklich stören würde, aber laut genug, dass man ihn hört. Ich drehe mich wieder zu ihm und flüstere: „Das ist, weil du zu alt bist!“ Er nickt bestätigend. Als Ibi hilflos versucht den Luftballon aufzublasen, kann sich mein unzufriedener Freund keinen Zwischenruf verkneifen. „Du musst den Ballon umdrehen!“, ruft er aufgeregt, um Ibi zu helfen und haut sich an die Stirn. Nachdem Ibi trotz seiner und den Hilfestellungen der anderen Kinder es einfach nicht schafft den Ballon aufzupusten, sehe ich ein kleines Schmunzeln auf seinen Lippen. Beim abschließenden gemeinsamen Tanz, bei dem die Kinder aufgeregt mit den Clowns feiern, stoßen wir aufeinander. „Komm, gib’s zu: ein bisschen lustig waren sie schon oder?“, sage ich. „Ja, ok, ein bisschen schon“. Stimmt er mir zu.

Im Anschluss spielen wir zwei Shows im DRC. Unsere lokale Clowns Freundin Prinzessin Banana (Jana Backhaus- Tors), gesellt sich zu unserer Clowns Gruppe und fasziniert die circa 200 Kinder mit einem Zaubertrick. Das spontane Zusammenspielen funktioniert gut und unser Clowns Team setzt sich zufrieden ins Auto, um sich auf den Weg in den Norden zu machen.

Der Schabernack unserer Freunde Nam, Ibi und Ia hat sich schon herumgesprochen und wir können nicht in allen Institutionen spielen, die uns ansprechen. Es sieht so aus, dass wir irgendwann nochmal nach Nambia kommen müssen. Wir freuen uns besonders auf den bevorstehenden Workshop in Windhoek, um vielleicht einige zukünftige lokale Clowns zu inspirieren.

Eine trügerische Idylle

20.11.2022

Wir spielen spontan für etwa 400 Kinder der Okakuejo Schule. Es ist brüllend heiß.
Wir schwitzen schon vor der Aufführung – ich habe mich in der Zeit vertan und wir sind zu spät aufgebrochen, Miss Nam’s Musikbox ist unauffindbar- 400 Kinder sind bereit für die Clownsshow, 40 Grad im Schatten- Kurze Unruhe im Clownslager.

Wir spielen in einer kleinen Halle, in der die Kinder sich kreisförmig angeordnet haben und eine Bühne in der Mitte bilden. Die Akustik ist unglaublich. Als die Kinder vor Begeisterung rufen, beben die Wellblechwände. Die Schminke unserer Clowns rinnt ihnen in Strömen von den Gesichtern und fällt wie Regentropfen auf den staubigen Boden, die langärmligen Kostüme kleben schweißnass an ihnen. Ich fühle mich wie bei einem Rockkonzert, während unsere Clowns in der Mitte alles geben und ich hoffe, dass Nam, Ibi und Ia diese Show überleben. Die Kinder am Rand sind außer Rand und Band.

Die zwei Schulhühner werden Nam und Ibi getauft, wir fahren weiter nach Grootfontein durch die flimmernd heiße Savanne.

Die Fürtherin Conni Reimann beherbergt unsere Clowns in Grootfontein. Seitdem sie vor gut 20 Jahren nach Namibia gezogen ist, bewirtschaftet sie hier gemeinsam mit ihrem Mann ihre eigene Lodge und engagiert sich unermüdlich in den unterschiedlichen Projekten vor Ort. Sie baute unter anderem auf ihrem eigenen Grundstück einen Kindergarten, ein Therapiezentrum für behinderte Kinder (für das sie Container mit Rollstühlen und Therapieliegen aus Deutschland verschifft). Morgens spielen wir für 6 durch ihre Hilfe errichteten Kindergärten. Zahlreiche Zaungäste und Nachbarn kommen dazu.

Beim anschließenden Einkauf in der Innenstadt treffen wir auf etliche bettelnde Jungen, die sich als Parkwächter versuchen Geld für Essen zu verdienen. Sie sind teilweise kaum 10 Jahre alt. An ihren abgemagerten Körpern hängen nur Lumpen und sie sehen sehr ungesund aus. Wir können uns kaum ein paar Meter fortbewegen, ohne immer wieder nach Essen oder Geld angesprochen zu werden. 100 Meter weiter ist davon nichts mehr zu merken. Die Straßen, von gemütlichen und gepflegten Häuschen gesäumt, geben einem das trügerische Gefühl, dass alles in Ordnung ist in Grootfontein.

Wiedersehen in Grootfontein und Abenteuer in Okakara

23.11.2022

In Grootfontein spielen wir in der kirchlichen Einrichtung Maria Bronn für etwa 250 Kinder aller Altersgruppen.

Die Kinder erinnern sich tatsächlich noch an die Namen unserer Clowns von vor 4 Jahren(!!!). Als wir 2018 in dieser Einrichtung spielten, wirkte es, als ob die Kinder Süßigkeiten erwarteten und der Direktor wartete auch etwas verdutzt vergeblich auf einen Scheck oder zumindest Sachgeschenke. Es war schön zu sehen, dass die Kinder sich diesmal einfach auf die Show freuten.
Im Anschluss machen wir uns auf die Reise nach Okakarara, einer kleinen, 3700 Einwohner zählenden Stadt am Waterberg. Es ist die Hochburg der Hereros, einem südafrikanischen Hirtenvolk. Die erhabenen Herero-Damen sind an den viktorianischen Kleidern und dem hörnerförmigen Kopfschmuck zu erkennen.

Der Waterberg ist sicher einigen durch die Debatte um den Völkermord an den Herero und Nama durch die deutsche Kolonialmacht 1904-1908 ein Begriff. Der gewaltsam niedergeschlagene Aufstand der Herero am Waterberg, angeführt vom Häuptling Samuel Mahero und dem anschließende Vernichtungsbefehl des deutschen Leutnants Lothar von Trotha, die Herero in der wasserlosen Wüste Omaheke einzukesseln, sind eine aktuelle Diskussion.

Vor Ort managed Sonja Schneider-Waterberg das Steps for Children Programm. Steps for Children fährt ein zweigleisiges Konzept: Zum einen werden Bedürfnisse von Kindern und Aidswaisen gestillt (Bildung, Ernährung und Gesundheit), zum anderen baut Steps for Children einkommens-generierende Projekte (Gästehaus, Nähwerkstatt und Gemüsegarten) auf.

Auf der langen Fahrt nach Okakarara haben wir kein Guthaben mehr und können Maria, die uns das Gästehaus aufschließen soll, nicht anrufen. Suchend fahren wir durch das Dorf, ein wankender Mann mit viel Promille läuft uns fast vor das Auto. Wir entdecken eine Menschenansammlung auf einem Platz. „Frag doch einfach mal nach Maria“, schlage ich vor und Miss Nam steigt aus dem Wagen. Ab Samstagnachmittag gibt es in den Supermärkten keinen Alkohol zu kaufen. Alkoholismus ist leider ein sehr großes Problem in Namibia. Trotzdem ist die Gruppe, eine auf den ersten Blick vertrauenserweckende Großfamilie, sturzbetrunken. Es ist nicht einfach sich zu verständigen. In anderen Regionen, in denen unterschiedliche Volksstämme zusammenleben, beherrschen schon die Kleinkinder perfektes Englisch. In Okakarara ist Otjiherero die Sprache unter den Leuten.
Miss Nam fragt, wo wir unser Handyguthaben aufladen können. Eine betrunkene Frau bietet sich an, Miss Nam dorthin zu führen. „Geh nicht mit ihr! Sie wird dich ausrauben“, ruft ein Mann. Miss Nam kann die Situation nicht einschätzen. Als Miss Nam zurück zum Auto eilt, wird sie von einer kränklichen, drogenabhängigen Frau verfolgt.

Als wir Maria erreichen, werden wir begrüßt. Auch Sonja kommt zur Begrüßung mit den 3 jungen Frauen, die in der Einrichtung Steps for children gemeinnützige Arbeit leisten. Wir werden fröhlich willkommen geheißen und fühlen uns wohl. Am nächsten Tag spielen wir 2 Shows in der Steps for Children Schule, einer ordentlichen, sauberen und liebevoll geführten Einrichtung. Die insgesamt 250 Kinder und auch die Lehrerinnen genießen die Show sichtlich. Mit vielen zuckersüßen Kinderumarmungen ausgestattet, ziehen unsere Clowns im Anschluss durch das Dorf und spielen eine spontane Show für die Frauen und Kinder am einzigen Restaurant. Wir fühlen uns schon fast wie zu Hause im friedlichen Okakarara.

In Windhoek

25.11.2022

Die moderne Hauptstadt zieht sich zwischen den Hügeln bis in die tiefe Wüste. Umso weiter man fährt, umso kleiner werden die Häuser: Die mit Stromdrähten gesicherten massiven Villen, werden zu kleineren Steinhäusern, gegliederten Reihenhäuschen und schließlich zu Wellblechhütten. Der Großstadttrubel bleibt gleich. In den Wellblechhütten findet man Spielhallen, Friseurläden, Kioske, Bars, Copyshops. Die Wellblechhütten-Aktivitäten haben keine Kanalisation, aber Google Bewertungen. Wir spielen unsere Show für 350 Kinder im Family of Hopes Center in Katatura. Die neugierigen Kinder von den Straßen dürfen bei der Show auch dabei sein und drängen sich in die Wellblechhalle, um unsere Clowns nicht zu verpassen.
Die Kinder verabschieden uns singend: „We wish you a Merry Christmas“.

Im Anschluss spielen wir in einem Waisenheim um die Ecke. Mimma, die wir in einem Gästehaus getroffen haben, hatte uns gebeten ihre Einrichtung zu besuchen. Es handelt sich hauptsächlich um Kindergarten- und junge Schulkinder. Ein Großteil wurde von den Müttern schon bei der Geburt einfach in den Krankenhäusern gelassen. Manche wurden als Säuglinge verlassen aufgefunden. Abtreibung ist in Namibia illegal. Notdürftig werden die Kinder mit Essen und medizinisch versorgt und bekommen Zuneigung von den Betreuer*innen. Man sieht jedoch, dass es an allerlei mangelt: Die Kleider sind schmutzig und durchlöchert, sie haben schlechte Zähne und sind ungewaschen. Ziel ist es, sie in das staatliche Schulsystem einzuspeisen. Mit der Volljährigkeit ist jedoch spätestens Schluss. In Namibia stellt die Familie das soziale Auffangnetz dar (wenn man Glück hat, lebt irgendwo eine Tante oder ein Onkel, wo man unterkommen kann, falls sich eine Möglichkeit zur Arbeit oder für ein Studium bieten sollte). Diese Kinder im Waisenhaus haben keine Perspektive, sollten sie sich noch so anstrengen, sollten sie in der Schule noch so gute Leistungen erzielen – ein Studium ist aussichtslos. Die Vorstellung, dass ihr Leben schon jetzt eine Sackgasse ist, ist für mich, einem Sprössling der amerikanischen-Traum-Propaganda, unerträglich. Mimma stellt mir einen kleinen 6 jährigen Jungen vor, der das scheinbare Glück hatte vor einigen Monaten von einer lokalen Familie adoptiert worden zu sein. Die Sozialarbeiterin hat ihn mangelernährt aufgefunden und so führte sein Weg zurück ins Waisenhaus.

Am nächsten Morgen machen wir uns bereit für unseren Workshop mit den jungen namibischen Theaterstudenten. Der 13 köpfige namibische Clown-Nachwuchs ist energisch und die Zusammenarbeit auch für unsere Profis eine Bereicherung. Arne und Sonja erarbeiten mit ihnen Methoden zur Bühnenpräsenz und Toni lehrt die Jonglage mit 3 Bällen.

Die Sonne geht kalifornisch lila über den palmengesäumten, grossspurigen Straßen unter. Es ist schon spät, wir fahren nach Hause, um uns für die lange Heimreise morgen auszuruhen. Die Häuser sind wieder bunt und prächtig, flankiert von glänzenden, massiven SUV’s, geschützt von elektrisierten Drähten. „Ach wie schön“, sage ich, „ein toller Big City Sonnenuntergang, genauso wie in L.A“. An einer verlassenen Kreuzung kommt ein kleiner Junge in der Dämmerung zu unserem Auto gelaufen. Er ist so alt wie mein Sohn und ganz allein in der sich anbahnenden Nacht. „Komm, Papi, bitte gibt mir ein bisschen Geld“ er streckt seine kleinen Hände in unser Fenster „Komm schon Papi, doch nur für etwas zu Essen.“

Auf Wiedersehen!

25.11.2022

Mit dem Abschied aus Namibia, verabschieden wir uns in die Winterpause und wünschen Euch allen ein wunderschönes und vor allem fröhliches Weihnachtsfest.

Miss Nam, Mr. Ibi, Mr. Ia, Fabia,
die Kinder von Family of Hope in Katatura
und das Team von Clowns ohne Grenzen e.V.

Gepostet am

08.03.2020