Diskriminierung und Ausbeutung von Minderheiten, insbesondere von Frauen und Kindern ist immer noch weit verbreitet.
Trotz internationaler Hilfen zur Stabilisierung des Landes sind nepalesische Kinder in der Ausübung ihrer Rechte eingeschränkt. Sie werden gezwungen um ihr Überleben zu kämpfen, dafür zu arbeiten, in Armut zu leben und leiden oft an Unterernährung.
Tag 1
05.10.2023
Willkommen in Nepal, Namasté Kathmandu!
Ein Filmchen zur Begrüßung und ein Einblick in die Show…
Und was machen die Kinder in Nepal nach der Schule? Auf der Straße mit den Äffchen spielen.
Was heute geschah:
Unsere Clowns Tomate, Mo:Mo, Aalu und Didi sind in Kathmandu gelandet. Fabia wurde zunächst nicht aus Doha mitgenommen und verbrachte die Nacht am Doha Flughafen zwischen Herren in Thawbs und Luxusläden. Jetzt ist die Clownsgruppe komplett. Unser Fahrer Kiran, der durch den Schabernack und seine Späße zum inoffiziellen 6. Clownsmitglied geworden ist, manövriert uns sicher durch das Verkehrschaos. In Kathamndu kann man schon mal stundenlang für ein paar Meter im Auto verbringen. Die Nepalesen bleiben locker und entspannt. Im Geburtsland des Lord Buddha, scheinen die meisten generell nicht so leicht aus ihrer meditativen Ruhe zu kommen. Freddie Mercury ruft zum 10 Mal „Another one bites the Dust“ aus dem Autoradio in Dauerschleife. Aber auch daran stört sich Kiran nicht. Eine Dame in Stöckelschuhe auf dem Motorrad schlengelt sich an uns vorbei. Die mit Kabelgewirr behangenen Masten säumen die Straßen und sehen aus wie Bäume. Aalu muss nun schon die zweite nepalesischen Flöte an der Straßenecke erwerben.
Unsere erste Station ist die Shanti lepra Hilfe e.V.
Im Jahr 2010 hat Nepal Lepra als ausgerottet erklärt, dennoch erkranken jedes Jahr noch über 3000 Menschen daran. Hauptprobleme sind vor allem die lange Inkubationszeit von bis zu 5 Jahren und die gesellschaftliche Marginalisierung der Erkrankten. Eine Ansteckung mit dem Bakterium ist oftmals erst langen direkten Kontakt mit unbehandelten Patient*innen möglich.
Das Lalgadh Leprosy Hospital in Nepal gilt mit 1,300 Patient*innen pro Jahr als eins der meist frequentierten Lepra Krankenhäuser der Welt. In einem Land, in dem es infizierten Personen gesetzlich verboten ist, zu arbeiten oder zu heiraten, werden die Erkrankten oft von Familien verstoßen und von der Gesellschaft ausgeschlossen. In einigen ländlichen Gebieten wird die Krankheit als Fluch Gottes angesehen, als Strafe für in einem früheren Leben begangene Sünden.
Die Shanti Lepra Hilfe e.V. wurde von Marianne Großpitsch gegründet. Die persönliche Geschichte, die die Familie Großpitsch mit dem Problem Lepra in Berührung brachte, ist auf der Webseite nach zu lesen: Die Shanti Leprahilfe Dortmund e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die finanziellen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass auch diese Menschen ihren Platz inmitten der Gesellschaft finden.
Die Clowns sind zum 3. Mal seit 2017 zu Besuch. Es gibt Werkstätten, einen Kindergarten, eine Schule, eine zahnmedizinische und gynäkologische Station.
Die Clowns staunen über die wunderschöne Mithila Malerei, die das ganze Gebäude ziert, als Marianne und ihr Sohn Heiko, der die Einrichtung leitet, uns alles zeigen. Wir spielen vor circa 150 Kindern, Erwachsenen (z.B. ehemalige Lepraerkrankte, Mitarbeiter*innen der Stationen). Während unsere Clowns auf der Bühne Unsinn treiben, gesellt sich ein freundlicher Straßenhund zu ihnen auf die Bühne und wird Teil der Show. Er sucht Liebe und Streicheleinheiten, um sich für einen Moment von seiner beißenden Hautkrankheit abzulenken.
Tag 2
06.10.2023
Am nächsten Tag spielen wir vor circa 400 Schulkindern der Schoolkids Kopan in einer grossen Halle. Beim Pläuschen im Büro des Direktors über Cola und Keksen schwärmt dieser von Angela Merkel. Lehrer seien das allerwichtigste auf der Welt, denn auch Ingenieure oder Ärzte seien letztendlich Schüler*innen von Lehrern*innen zitiert er sie. Am Nachmittag besuchen wir The Association for Welfare of the intellectual handicapped, eine Einrichtung für Kinder mit geistiger Behinderung. Es ist eine von Eltern ins Leben gerufene und finanzierte Institution.
Es ist eine Herausforderung für unsere Clowns nach der Show vor dem großen Publikum nun die Energie runter zu schrauben, um in dem kleinen Raum mit einigen wenigen Kindern zu spielen. Ein Junge bevorzugt in mitten der Clownsshow auf dem Fußboden zu liegen. Unsere Clowns beginnen um ihn herum zu spielen. Am Ende der Show tanzen einige der Mädchen mit unseren Clowns.
Wir essen auf einer Hochebene zu Abend. Seitlich des Tisches befindet sich ein kleiner Tempel. Als der Kellner aus Sichtweite ist, klettert ein kleiner Jungs gekonnt die meterhöhe Wand zu unserem Tisch hinauf. Wir greifen nach Musikinstrumenten und Geldbörsen, bis wir verstehen, dass er gerne das übriggebliebene Essen haben möchte. Als wir ihm eine Schale mit unseren Resten reichen, verschlingt er es hungrig. Immer mehr Jungen tauchen hinter der Mauer auf. Die Ärmchen greifen auch nach dem Mineralwasser auf unserem Tisch. Als der Kellner mit einer Kanne heißem Wasser auftaucht und den Jungs droht sie damit zu verscheuchen, verschwinden die kleinen Köpfchen schnell wieder hinter der Mauer.
„Wenn man wissen will wie Überleben geht, kann man das bei diesen Jungs lernen“, merkt Mo:Mo an. Erschöpft fallen unsere Clowns in die Betten. Morgen steht ein langer Tag bevor.
Tag 4
08.10.2023
Der Tag beginnt im Kinderheim der Ganesh Nepalhilfe e.V.
Das Kinderheim beherbergt 9 Jungen und junge Erwachsene mit schweren Mehrfachbeeinträchtigungen. Das Haus wurde auch durch deutsche Spenden finanziert. Es ist schön den liebevollen Umgang der Pfleger mit den Kindern zu beobachten. Die Kinder haben die Möglichkeit ihr Leben lang hier zu bleiben, wenn es notwendig sein sollte. Leider ist geistige und körperliche Beeinträchtigung vor allem in den ländlichen Regionen stigmatisiert. Es gibt kein funktionierendes soziales System, dass die Familien auffängt. Da viele Eltern arbeiten, sind die Kinder oft den ganzen Tag alleine zuhause, da sie weder zur Schule noch arbeiten gehen können. Einrichtungen für diese besonderen Bedürfnisse gibt es kaum. Die Geschichte eines erblindeten Jungen berührt mich besonders: Bevor er bei der Ganesh Nepalhilfe e.V. ein neues Zuhause gefunden hat, wurde er jahrelang von seiner Familie in einem Käfig gehalten, da diese glaubte, er sei von Dämonen besessen. Der Käfig war so klein, dass er nicht laufen lernen konnte.
Das 20 köpfige Publikum genießt die Show und einige Kinder beginnen mit den Clowns zu interagieren. Ein kleiner Junge mit wenig Sehkraft, aber einem umso feinerem Gehör beginnt die Geräusche der Show zu kommentieren. ‚Kling kling‘, ruft er als Didi mit ihren mit Glöckchen behangenen Rock an ihm vorbei läuft. ‚Ohhhh very very nice‘, ruft er dann. ‚Please one more time thank you very much’. ‚Oh wow thats great!‘
Ein kleiner Junge im Rollstuhl greift meine Hand. Ich erschrecke, realisiere dann, dass er meine Hand halten möchte. Er umschließt sie fest.
Wir fahren weiter zum Dicky Tsering Waisenhaus. Dieses beherbergt circa 100 Kinder. Wir werden freudig empfangen und es reihen sich Zaungäste auf den benachbarten Balkonen und hinter Mauern aneinander, um den Unsinn unserer Clowns nicht zu verpassen.
Nach einer viel bejubelten Show bekommen wir als Dankeschön von den Kindern weiße Kathas umgelegt. Dieser Begrüssungsschal ist ein Symbol für das pure Herz des Schenkenden, Wohlwollen und sorgt für Glück, Mitgefühl und eine gute Reise.
‚Passt gut auf eure Schals auf und dass sie nicht dreckig werden‘, ermahnt uns Kiran liebevoll.
Seht hier die liebevolle Überreichung der Kathas.
Tag 5
09.10.2023
Der Morgen ist warm und diesig. Die Regenzeit scheint nun vorbei und die Stadt beginnt sich mit Smog zu füllen. Wir beginnen den Tag in der Manjughoksha Academy, um dort vor unserem bis dato größten Publikum von circa 500 Kindern zu spielen. Es sind hauptsächlich tibetische Kinder. Nach dem Scheitern des Aufstands gegen die chinesische Annexion folgten rund 80.000 Tibeter dem Dalai Lama ins Exil. Etwa 20.000 tibetische Flüchtlinge gibt es in Nepal. Viele haben jedoch keine offiziellen Dokumente und haben bis heute einen Flüchtlingsstatus, der ihnen verweigert z.B. Haus oder Land zu erwerben, obwohl sie in Nepal geboren sind.
Die improvisierte Bühne auf dem Innenhof wird immer kleiner, als sich die Kinder robbend immer weiter auf unsere Clowns zu bewegen. Der Direktor der Schule ist auch zu Späßen aufgelegt und klemmt sich die von uns überreichten Clownsnasen an seine Ohren. ‚Clownsnose Nepal-Style‘ ruft Aalu begeistert. ‚So etwas hatten wir noch nie bei uns‘, sagt der Direktor: ‚Was ihr macht, ist wichtig für die Kinder, um Stress abzubauen – und es gibt nichts Wichtigeres im Leben als Freude!‘
Am Nachmittag spielen wir in einer staatlichen Einrichtung für Kinder mit körperlicher und geistiger Beeinträchtigung. Es ist traurig zu sehen, dass es an allem mangelt.
Der Innenhof gleicht einer Baustelle bei der es aussieht, als seien die Arbeiter vor langer Zeit in Eile geflohen. Backsteine und Zementhaufen liegen über den Innenhof verstreut. Die Garage mit einem verfallenden Schulbus gleicht eher einem Schrottplatz. Die Räume sind verfallen und es gibt kaum Spielsachen oder Arbeitsmaterialien für die Kinder. Die Kinder verbringen teilweise den Tag dort und wohnen vereinzelt in der Einrichtung.
Unsere Bedenken, ob wir die Show unverändert spielen können, bestätigen sich nicht und die Kinder haben viel Spaß. Ein autistisches Mädchen ist von der Menschenmenge in dem kleinen Raum überfordert und läuft nach draußen. Sie will aber die restlichen Späße unserer Clowns nicht verpassen und drückt ihre Nase neugierig an das Fenster. Ein fröhlicher Jugendlicher; der freudestrahlend im Heim für Ordnung zu sorgen scheint, versucht hinter unseren chaotischen Clowns hinterher zu räumen. Am Ende der Show greift er sich Meister Aalus improvisierte Trommel und macht Musik. Die Kinder tanzen mit unseren Clowns, ein Junge greift meine Hand, um mich zum mittanzen zu bewegen und ruft: ‚Come Didi‘ (komm große Schwester). Auch die Erzieherinnen in schmuckvoll verzierten rosanen Saris lassen sich auf Späße mit Mo:mo, Tomatsche, Didi und Aalu ein. Morgen geht es auf die lange Reise in die Lamjung Region.
Tag 6
10.10.2023
Wir fahren mit dem Bus in die Lamjung Region.
Für die 165 Kilometer brauchen wir 5 Stunden. Es ist eine Herausforderung mit dem Bus aus Kathmandu heraus zu kommen. Juddha, Sonjas alter Freund und Paragliding- Kollege holt uns in Dumre ab. Von dort aus geht es mit dem 4×4 in die Berge. Die offizielle Straße gleicht einem Flussbett. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass diese befahrbar ist. Vom Monsunregen gelockerte und auf die Straße geworfene Steinbrocken und Baumstämme versperren die eh schon unbefahrbare Schlammpiste. Es ist feucht und heiss. Auf den matschigen Straßen tummeln sich die Blutegel. Die kleinen Egel drängen sich durch die seitlichen Luftlöcher meiner Schuhe und saugen sich an den Zehen fest und hinterlassen mich und Tomate mit schmerzfreien, aber dramatisch aussehenden Blutungen.
Juddhas Frau Anu und sein kleiner 2-jähriger Sohn begrüßen uns auf der Spitze des Berges über Rainaskot. Juddha hat sein Haus gerade erst fertig gebaut. Seine Eltern bevorzugen die traditionelle, einfache Lebensweise mit ihren zwei Büffeln in der Hütte hangabwärts. Wir sind auf 1650 Höhenmetern in Monsunwolken gehüllt. Wenn die Sicht klar ist, kann man sogar die 8.000 sehen.
Die erste Schule befindet sich in einem von der chinesischen Regierung gesponserten, großzügigen Gebäude. Zunächst ist die Stimmung verunsichert. Der Schulleiter weiß nicht recht, was ihn erwartet, was wir vorhaben und leider spricht er kaum Englisch. Der Englischlehrer kommt zur Hilfe und platziert die 200 Schüler im Vorraum. Wie genau unsere Namen seien, will er wissen. Als unsere Clowns in ihre Kostüme geschlüpft sind, lockert sich die Stimmung sofort. Die Kinder und auch die Erwachsenen jubeln und lachen sich schlapp.
Im Anschluss werden wir ins Direktorenzimmer gebeten.
Wir werden einzeln beim Namen aufgerufen und bekommen wunderschöne frisch geknüpfte Blumenketten geschenkt. Zudem ehrt uns der Direktor mir der roten Tilaka (einer Markierung aus rotem Pulver an der Stelle des dritten spirituellen Auges). Diese Markierung ähnelt der von verheirateten Frauen getragene Bindi (dem roten Punkt auf der Stirn). Die Tilaka (auch bekannt als Tika) ist ein Zeichen der Ehre und ein Willkommensgruß. Wir werden von den Kindern nach draußen gebeten. Die Mädchen tanzen für uns und laden uns ein mit ihnen gemeinsam zu feiern. Die Kinder sind so neugierig, freundlich und herzlich und wir tanzen ewig mit ihnen zu nepalesischen Popliedern.
Beim Abendessen zuhause auf dem Berg fragen wir Juddha, wie er die Show fand und ob er Verbesserungswünsche hat. Er merkt an, dass er glaubt, dass zwei Shows pro Tag nicht machbar sind, da die Wege weit und unwegsam sind hier in der Bergregion, aber vor allem, dass es ganz wichtig ist, dass wir nach unseren Shows nicht gleich weiter müssen. Das könnte durchaus falsch verstanden werden bei unseren nepalesischen Gastgebern. Sie könnten glauben, dass wir uns nicht wohlfühlten, wenn wir gleich nach der Show wieder weiterführen, erklärt er. “Bei euch Deutschen ist ja immer alles gut und straff durchorganisiert: 9Uhr sharp dies, dann das… bei uns ist das anders und man weiß auch nie was passiert,“ schmunzelt er.
Seine Anmerkung erweist sich als sehr nützlich schon am nächsten Tag: Spielen und dann einfach weiterreisen funktioniert hier definitiv nicht.
Die zweite Schule inmitten der Berge ist viel spartanischer ausgebaut ist, als die gestrige. Die Toiletten sind eine wirkliche Herausforderung. Dafür ist die Gastfreundlichkeit umso größer und der leckere Tee tröstet mich über meine schreckliche Klo-Erfahrung hinweg. Die Verständigung ist holprig, aber die Show für die 300 Kindern aller Altersgruppen wird wieder sehr gut aufgenommen. Im Anschluss werden uns Tänze vorgeführt. Als Momo zum mittanzen auf die Bühne eingeladen wird, lässt sie die Hand des Direktors nicht los, so dass auch dieser unter dem tobenden Applaus des Publikums seine besten Moves auspackt. Wir bekommen Rote Schals geschenkt und werden auch hier mit der Tilaka gesegnet. Wir machen uns wieder auf die lange, holprige Fahrt zum Berggipfel und hoffen dort anzukommen, bevor uns der nächste Monsun-Schauer überrascht.
Tag 8 & 9
13.10.2023
Gestern waren wir in der Rudra ma bi Secondary School, hier im Lamjungtal. Wieder schaukelten wir mit unserem großartigen Driver Lolli sicher durch die Geröllbadewannen, in dieser überwältigenden Pflanzenwelt, vorbei an Ziegen- und Schafherden, Buffalos (wie die Kühe hier genannt werden), Schlangen, Insekten, Schmetterlingen, Hunden, Hühnern und vielem, das wir oft nur hören. Manchmal kommt einem der Weg sehr lang vor. Manchmal wünscht man sich zum Auftritt zu fliegen…
Als wir ankommen, werden wir wieder sofort herzlich begrüßt, bestaunt, belagert. Viele Stimmen, viele Worte, viele Zuständige, viele Hände, die einen da und dort hinführen. Wir begrüßen Lehrpersonal, begutachten den Saal. Der ist bestens geeignet, wird sofort gereinigt, bestuhlt, besetzt, die Ventilatoren angeworfen, während wir uns umziehen. Die Show läuft mit wieder neuen Verbesserungen und neuen Überraschungen, immer wieder eine Einladung an die Adhoc-Kreativität…
Im Anschluss gibt es eine nicht enden wollende Autogrammaktion, dazwischen eine Tanzdarbietung mit Livemusik. Offensichtlich machte einer der Lehrer irgendetwas, was einer der Tänzerinnen überhaupt nicht behagte. Es war wirklich beeindruckend, wie energisch und entschieden sie ihm die Leviten las. Danach wurde der Tanz ordnungsgemäß zu Ende gebracht und beklatscht.
Nach seeeehr langem Aufenthalt verabschiedeten wir uns und schaukelten zurück zu unserer Bergunterkunft, erledigten unsere üblichen unterschiedlichen Aufgaben und beendeten mit unserer abendlichen Feedbackrunde den Tag.
Heute, am Freitag, den 13. besuchten wir Saubhagya daya ma bi. Ein Glückstag, denn heute war der letzte Schultag. Die secondary school beging ihn mit einem riesigen Festival auf ihrer toll großen Freiluftbühne.
Von den 600 Schülerinnen und Schülern steuerten viele Kinder unterschiedlichsten Alters Beiträge zum Festivalgeschehen bei: Tänze und Gesänge. Dazwischen gab es vermutlich An- und Abmoderationen, Reden und Ansprachen. Bei unserer Ankunft wurden wir sofort auf die Bühne geholt, mit dem traditionellen Schal begrüßt, durften die Darbietungen auf der Bühne sitzend verfolgen, wurden wieder persönlich aufgerufen, geehrt, weitere Tänze folgten. Man weiß ja immer nicht so wirklich, was oder wie einem geschieht, und erkundigt sich immer abschnittsweise bei der nähesten englishsprechenden Person, was gerade zu tun oder zu lassen ist.
Schließlich dürfen wir uns umziehen, vorbereiten und auftreten. Es läuft prima und Tomate und Aalu haben richtig Platz für ihre Verfolgungsjagd.
Nach unserem Showende gehts weiter mit dem Festivalprogramm, dem wir immer noch oder wieder auf der Bühne sitzend beiwohnen.
Es muss kurz vor Programmende gewesen sein, als wir uns umziehen und zusammenpackend gingen, denn viele der Kinder trafen wir noch auf deren/unserem Heimweg. Viele Kinder gehen bis zu einer Stunde pro Weg zur Schule, wir schaukeln heute 2 Stunden nachhause, denn ein Steinschlag hat 2 Straßen unpassierbar gemacht.
Es ist bereits dunkel, als wir nachhause kommen, und an die angedachte AbendShow hier im Ort ist überhaupt nicht zu denken.
Wieder ist die nepalesische Gelassenheit und Flexibilität beeindruckend:
Wir verschieben einfach auf morgen Abend, kein Problem.
Susie
Tag 12
16.10.2023
In Nepal altern die Menschen im Schoß ihrer Familie. Für diejenigen, die keine Familie mehr haben und/oder kein Eigentum, gibt es das „Sarvodaya Sewashram, Lions Sarvodaya Senior Citizen Ashram“, Dharmanath Dham, ein Dank Spenden errichtetes Altersheim: Eine Rarität. Das Selbstverständnis, dass die älteren Bürger*innen innerhalb ihrer Gemeinschaft altern, ist hier noch nicht verloren gegangen. Es erinnert mich schmerzlich daran, dass es uns in der westlichen Zivilisation in Bezug auf Materielles besser geht, aber ein wichtiger Baustein, ein menschliches Selbstverständnis der Nächstenliebe, verloren gegangen ist.
Das Altersheim liegt im Dschungel an dem Paudi Khola, einem reißenden Fluss. Circa 20 teilweise taubstumme Bewohner*innen sind hier zu Hause. Zwei Kühe grasen im Innenhof und versorgen das Heim mit täglicher Milch.
Die Clowns müssen warten, denn der Doktor ist gerade da und misst den Blutdruck. Auch der Blutdruck unserer Clowns scheint erhöht, es ist schwül und der Schweiß läuft ähnlich schnell wie der Fluss neben uns. Die Bewohner*innen genießen die Show und folgen ihr bist zum Ende. Der Haushund darf auch mitspielen. Im Anschluss gibt es schöne Begegnungen, Respektaustausch, Danksagungen und leckeren Masala Tee.
Wir haben uns an die holprige Auffahrt schon gewöhnt. Manchmal nehmen wir Wandernde bis zu ihren Dörfern mit, manchmal eine Ziege, die Juddhas Mutter unten im Dorf bestellt hat.
Als wir am Berggipfel in Rainasskot ankommen, dämmert es schon. Rainaskot wurde 2015 beim großen Erdbeben fast vollständig zerstört und wurde von den Bewohnern wieder errichtet. Die Frauen von Rainaskot sind im „Woman at work – children at school – Program“ aktiv, einer Organisation aus 2000 Frauen der Lamjung Region, die einen sozio-ökonomischen Wandel anstoßen, um starke Frauen zu fördern. Wir haben versprochen auch eine Show für das Dorf zu spielen. Jetzt bereue ich unsere eifrige Entscheidung. Es ist kühl geworden. Es dauert eine nepalesische Ewigkeit, bis sich die Dorfbewohner zusammen gesammelt haben. Erstmal muss abendgegessen werden, keiner weiß wie, wo und wann wir spielen, Juddah holt Anu und seine Mutter vom Gipfel ab und ist verschwunden.
Die Clowns warten tapfer, ich schlafe erschöpft auf dem Rücksitz unseres 4×4, Didi weckt mich nach 1 ½ Stunden. Keine Ahnung, wo unsere Clowns die Energie ausgegraben haben, aber die energische und ausdrucksstarke Show, wird von den Bewohnern gefeiert. Es ist schön zu sehen, dass sie auch vor einem größtenteils erwachsenen Publikum funktioniert.
Es ist auch ein Dankeschön an Juddah, Anu und unseren Fahrer Lolli, die sich so selbstlos und liebevoll um uns gekümmert haben.
Morgen geht es auf die lange Reise zurück nach Kathmandu.
❤️
Tag 13: Ein unvergessliches Geschenk
17.10.2023
Ein Bericht aus Sicht von Ravyi von NYP – ein unvergessliches Geschenk!
Das Nepal Youth Programme ist eine Nicht – Profit Organisation, die offiziell in CDO registriert und dem Social Welfare Council angeschlossen ist. Seit ihrer Gründung konzentriert sie sich auf den Bereich der Jugendförderung durch Sport und Bildung. Alle Programme, die von der Organisation durchgeführt werden, zielen auf eine integrierte Jugendarbeit ab. Dies ermöglicht es Kindern und Jugendlichen, in einer sicheren und unterhaltsamen Atmosphäre ihre akademischen, sportlichen und Führungsqualitäten zu verbessern.
Da wir eine sozial orientierte Organisation sind, fühlen wir uns außerdem dafür verantwortlich, uns in schwierigen Zeiten und bei Pandemien für die Gesellschaft einzusetzen, indem wir Kinder und Jugendliche direkt mit einbeziehen, damit auch sie ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft spüren.
Wir sind der Meinung, dass Jugendlichen die Möglichkeit und die Bühne geboten werden sollte, ihr Wissen zu erweitern, um ihre Fähigkeit zur Selbsthilfe zu stärken und sie zu befähigen. Hier liegt unser Schwerpunkt, um sie zu leiten und ihnen den besten Weg zu weisen, nicht nur zu guten Sportlern, sondern auch zu guten Bürgern der Nation zu werden.
Denn was wir tun, wohin wir gehen und was wir werden, da zählt nur Happiness. Wir glauben, dass Happiness der Schlüssel zum Erfolg ist. In diesem Sinne integrieren wir immer unsere Programme, ob es sich um ein Sportprogramm oder ein anderes lebensbezogenes oder akademisches Programm handelt, wir kombinieren es immer, um Kindern und Jugendlichen ein Lächeln zu schenken, bevor sie nach Hause gehen.
Und es ist uns eine Freude und wir sind sehr glücklich, die CLOWNS OHNE GRENZEN DEUTSCHLAND e.V. im Nepal Youth Programme zu haben. Im Moment feiern wir das Fest des Sieges über das Böse mit all der Freude und eure Anwesenheit hat uns allen noch mehr Freude bereitet. Es gibt keine Worte, um unsere Dankbarkeit gegenüber eurem Engagement auszudrücken, das uns viel Freude und Liebe geschenkt hat. Ich weiß, wie schwierig es ist, sich so zu präsentieren, wie ihr es getan habt, um den Kindern und den ganzen Gemeinschaften, die ihr Lächeln und ihr Glück verloren haben, zu helfen. Es ist wirklich bewundernswert und wir alle sollten euch sehr dankbar sein für eueren enormen Einsatz, der jedem einzelnen Menschen auf der ganzen Welt einen glücklichen Tag beschert.
In diesem Sinne danken wir euch allen ( Didi, Mo: Mo, Aaalu, Tomate und Fabia) von Herzen und wünschen euch alles Gute. Ihr habt uns den Tag versüßt!!
Kleiner Nachtrag: Ein effektiver Workshop!
20.10.2023
Die Clowns Workshops waren ein voller Erfolg. Die 25 Teilnehmer*innen am ersten Tag in Zusammenarbeit mit Diperson waren zwischen 14 und 50 Jahre alt. Viele hatten schon Theater-und oder Filmerfahrung. Workshop-Master-Clown Susi begann mit einigen Grundlagen und Übungen zu den Basisemotionen. Es war beeindruckend wie toll unsere Workshop Clowns die Übungen umsetzten konnten. Innerhalb kürzester Zeit entstand ein Theater-Familien-Gefühl und Raum für Gespräche: was unterscheidet Clownerie von anderer Theaterarbeit? Susi erzählt, dass der Clown immer im Austausch mit dem Publikum steht, um seine Emotionen zu teilen. Das Konzept vom roten und weißen Clown wird auch spielerisch umgesetzt. Ich bin begeistert von den jungen, sehr kreativen Talenten, die teilweise auch selbst Kurzfilme drehen und/oder Theaterstücke schreiben.
Das schönste Kompliment für Susis wunderschöne und inspirierende Leitung des Workshops kommt von einem Teilnehmer bei der Schlussrunde. Er hätte schon einmal einen Clownerie Workshop besucht. Dieser sei nur leider überhaupt nicht effektiv gewesen, bedauert er. Dieser heute sei sehr effektiv gewesen. Das kann nur bedeuten: Mehr Clowns für Nepal! Danke an alle für diesen tollen Tag.