6. Tag – 29. Mai
In Bursa wohnen wir in dem Stadtteil Yesil Yayla (grünes Tal). Grün ist es hier nicht mehr, vielleicht war es mal so als es unbesiedelt war, am Fuße des Ulubag Gebirges. An die 3 Millionen Menschen leben in dieser Stadt, davon etwa 400 000 syrische Flüchtlinge. In unserem Viertel kommen auf zwei türkische Bewohner ein syrischer. Es ist eine ärmere Gegend mit alten Häusern und erschwinglichem Wohnraum. Oft teilen sich zwei syrische Familien eine Wohnung, so können sie über die Runden kommen.
Syrienhilfe e.V. hat hier in Yesil Yayla das Büro in Bursa, 40 Familien bekommen hier Unterstützung für Miete, Strom, Schulgeld…weitere 160 Familien können mit kleineren Dingen des täglichen Lebens versorgt werden.
Da der Vormittag frei ist, verbringen wir ihn mit Jonglieren und Musizieren. Als wir zu dritt auf dem Balkon sitzen und üben, ertönt von irgendwoher Applaus. Kinder und Erwachsene erscheinen auf den Nachbarbalkonen und sind sichtlich erfreut. In einer Spielpause ertönt plötzlich eine Melodica. Wir erwidern die Melodie, es geht hin und her, es wird gewunken und sich gefreut.
Als wir nachmittags einen Walk-Act durch das Viertel machen, haben wir ein Plakat an den großen Koffer angebracht, auf dem in türkisch und arabisch unser Auftritt unweit von hier in einem Schulhof angekündigt wird. Der clowneske musikalische Umzug mit Jonglage durch die Strassen und Gassen ist ein voller Erfolg. Viele erstaunt erfreute Augen und Gesichter, schmunzelnde alte Männer, Fenster öffnen sich, Kinder und Erwachsene kommen auf die Balkone, auf die Strasse, Fotos werden gemacht…damit hatten wir nicht gerechnet. Nach etwa einer Stunde beenden wir verschwitzt unser Treiben.
2 Stunden später können wir dann eine Show für etwa 150 Kinder und Erwachsene machen,. Wir alle haben viel Spass. Es ist ein wunderbares Publikum. Welch schöne Begegnungen!
Murat, unser stets humorvoll und wortwitziger Organisationsengel, erzählte uns später, dass vor dem Eingang der Schule ein paar etwas düster drein schauende Männer standen und ihn fragten, woher wir kommen und was wir hier machen. Sie konnten nicht so recht glauben, dass wir extra aus Deutschland angereist sind, um für syrische und türkische Kinder ein Lachen vorbei zu bringen. Es müsse doch noch einen 2. Grund geben…
Stefan