17. und 18. August
Mittwoch ganz in der Früh ist Carolin Reiter, die das Projekt für SOS weltweit filmisch begleiten wird, angekommen. Am Nachmittag wurden wir von Herman abgeholt, der uns zum SOS-Tiquipaya fuhr, um dort, Carolin, Tatjana (die Dolmetscherin für Carolin) und Mijhail einzusammeln. Gemeinsam ging es dann in eins der ärmlicheren Stadtviertel von Cochabamba, in den „District 9“. Unser Fahrer kannte die Gegend nicht, aber nach mehrmaligem Fragen fanden wir das dortige Sozialzentrum dann doch noch rechtzeitig.
Von weitem sahen wir schon die „Cancha“, in der wir auftreten sollten. Als wir dort ankamen, wurden schon Stühle aufgebaut und wir halfen mit, da sie anfangs einen Karee aufgebaut hatten und wir wollten natürlich nicht, dass uns dann einige Kinder nur von Hinten sehen. Während dessen wurden ganz viele Kinder mit den Taxi-Trufis angekarrt und begrüßten uns sehr lebhaft. Ok, Publikum schon fast da, also schnell in die Kostüme. Der Spielort war im Prinzip ein überdachter Fußballplatz.
Ca. 250 große und kleine Menschen bestaunten das Treiben der 3 Clowns. Die Show wurde kurz von einem plötzlichen starken Wind, der uns allen Sand und Staub ins Gesicht wehte, untermalt. In dem Moment dachte ich kurz: Jetzt brauche ich sofort Wasser, sonst kipp ich um…. aber leider musste ich noch ein paar Szenen warten, bis ich endlich Wasser trinken durfte. Die Kinder ließen sich nicht von der Windboe beirren und verharrten tapfer an ihrem Platz…. naja einige Kinder fanden unseren Vorhang so spannend, dass sie sich kurzerhand mit einem riesigem Hund, der wie ein Schaf aussah, genau hinter uns und vor dem Vorhang platziert haben. Wir haben ihnen zwar gesagt, dass sie eigentlich uns dann nur von hinten sehen werden, aber sie fanden es da wohl am schönsten und blieben. Unser Spielkreis wurde immer enger. Zwischen drin wollten wir schon abkürzen, da immer wieder einige Kinder mit uns während der Show reden wollten oder ihre Mutter zeigen wollten, die weiter hinten saß, oder oder oder, aber wir wollten es doch ganz zu enden spielen, weil es so am stimmigsten war. Direkt nach der Show wurden wir von Carolin interviewt, die währenddessen alles Mögliche gefilmt hat. Sie wollte unsere Eindrücke und Gedanken bezüglich der Gegend und der Kinder wissen.
Nachdem wir uns umgezogen haben, sind wir nicht gleich losgefahren, sondern haben noch auf Carolin gewartet, die einige Anwohner interviewt hat. Irgendwann fuhren wir los. Während der Fahrt erzählte uns ein Mitarbeiter von der Problematik der dort lebenden Familien. Die meisten kommen vom Land, da sie sich ein besseres Leben in der Stadt erhoffen, jedoch sind sie meist mit dem Stadtleben überfordert und finden auch keine Arbeit, da sie ihr ganzes Leben nur die Feldarbeit kennengelernt haben. Durch die aufkommende Frustration verfallen viele Männer dem Alkohol und werden ihrer Frau und ihren Kindern gegenüber gewalttätig. Oft bekommen die Leute von SOS diese Situationen nur mit, weil Nachbarn sie darauf aufmerksam machen. Um einen Kontakt mit den Familien knüpfen zu können, sprechen die Mitarbeiter von SOS auf Quechuan mit ihnen, da diese meist kein spanisch sprechen können. Dadurch erfahren die SOS-Mitarbeiter, dass es in den Familien auch Kranke gibt und sie keine ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, da dies nicht in ihrer Kultur verankert ist. Nachdem das erste Eis gebrochen ist, kann SOS ihnen helfen und die Familien lassen sich darauf ein. Es ist ein langer und schwieriger Prozess…. manche Familien schaffen es, sich ein neues Leben in der Stadt aufzubauen und sich den neuen Situationen anzupassen….
Donnerstag:
Um 8.30 Uhr Versammlung mit: einem Haufen SOS-Leuten, Carolin und uns. Café, Videoprojektor und Empañadas begleiten die Sitzung.
Um 10 Uhr Clownsworkshop mit den „Mamas“. Das war sehr lustig und den Mamas hat es irre viel Spaß gemacht, so dass wir kurzerhand noch einen neuen Termin am Dienstag ausgemacht haben.
Um 11.30 Uhr wieder Versammlung. Um 13 Uhr, der Magen knurrt und der Kopf raucht. Wir haben Hunger und müssen noch den Workshop für die Kinder vorbereiten. Um 14 Uhr Mittagessen, um 14.45 Uhr werden wir müde und wollen uns hinlegen….geht nicht. 15 Uhr Workshop bis 18 Uhr. War ein sehr anstrengender, chaotischer Tag. Wir sind gegen 22 Uhr Hundemüde ins Bett gefallen.
Milly