Wow. Erst seit 5 Tagen hier, seit 4 Tagen arbeiten wir mit den Kindern zusammen, seit 3 Tagen gibt es spezielle Workshops, seit gestern ist der Andi krank, ja und heute haben wir uns gedacht was anderes zu machen. Keine Jonglage, kein Akrobatik, kein Rola Bola.
Heute ist der Clown dran, wir wollten einen Tag lang nur clownen. Kennen syrische Kinder überhaupt den Clown? Jain. F. hat mir erklärt, dass es vor dem Krieg den Clown gab, auf Festen und Veranstaltungen, wie bei uns, aber seit dem Krieg sei er verschwunden und daher kennen die meisten Kinder den Clown nicht.
Manch unsere Workshop-Kinder kennen ihn und somit konnten diese den anderen Kindern erzählen was ein Clown ist. Unsere erste Workshop-Runde mit Level 1 und 2 haben wir in 2 Gruppen aufgeteilt, da wir einfach zu viele waren. Katrin hatte 10 Kinder, ich 16….huiii. Ich muss sagen, es war sehr quirlig und laut, aber es hat unglaublich Spaß gemacht. Alle haben sich sofort drauf eingelassen und hatten keine Berührungsängste. Mit geschlossenen Augen saßen sie da und haben die Nase aufgesetzt, das schon allein löste bei allen, auch bei Level 3, 4, 5 und 6, ein Gekicher und Gegacker aus und noch mehr mussten sie lachen, als sie sich gegenseitig betrachtet haben. Wir zeigten und entwickelten mit ihnen den Clownsgang, erklärten ihnen die Energiestufen und wir spielten zusammen verschiedene Emotionen. Glücklich sein, Angst haben, Wut, Verliebtheit, Schüchternheit und was passiert wenn man ganz dringend aufs Klo muss, aber nicht kann/darf. Das hat mir persönlich am meisten Gefallen, und es gab einige Kinder, die unglaublich gut Emotionen umsetzen konnten, ganz viele Mini-Clown…..das war so schön. Aber vieeeeel zu kurz. Ich würde am liebsten mit ihnen noch eine Woche Clowns-Workshops machen.
Heute hatten wir weniger Stunden als sonst. 3 Stunden insgesamt, danach hatten wir Mittagspause und danach hatten wir uns noch überlegt für die älteren Kinder einen kleinen Bastel-Kurs zu geben. Wir wollten ihnen zeigen, wie man Jonglierbälle machen kann, damit wenn sie wirklich weiter machen wollen, es auch zuhause nachbauen können. V.a. weil wir gemerkt haben, dass es einige gibt, die es unbedingt schaffen wollen, mit 3 Bällen zu jonglieren.
Um 14 Uhr hatten wir dann frei. Da konnten wir dann endlich dem Andi unsere Aufmerksamkeit schenken. Leider liegt er noch flach, aber er ist auf dem Weg der Besserung. Nachdem er von uns verpflegt wurde, sind wir mit A. auf die Burg, die es hier in der Nähe gibt, gegangen. Die Burg bestand innerhalb aus einem kleinen Museum. In einem langen orange-beleuchteten Gang, wurden Reliefs ausgestellt. Diese zeigten mehrere geschichtliche Ereignisse der Stadt, sowie der Türkei. Begleitet wurde das Ganze mit Kriegsgeräuschen (die kamen von den gefühlten 15 Fernsehern, die neben den Reliefs standen). Rattattat, Wummmm, rattattaaatata. Echt seltsam war das ganze…..
Nach der Burg haben wir uns die Altstadt angeschaut und uns lange und viel mit A. geredet. Und heute hatten wir das Gefühl, dass er sich ein Stück uns geöffnet hat. Er hat uns vieles erzählt und immer wieder kam sein Misstrauen gegenüber vielem und vieler Menschen durch….aber man kann es ihm nicht verübeln, da er auch seine Gründe dafür hat. Trotzdem hoffe ich für ihn, dass er irgendwann dieses Misstrauen ablegen, dass er in Frieden leben kann und nicht ständig darüber nachdenken muss, wo seine neue Heimat sein wird, denn er glaubt nicht daran, dass es in naher Zukunft besser wird. Er ist noch auf der Hut. Und wir auch, denn morgen sind Wahlen, aber wir glauben, dass hier alles ruhig bleibt. In den letzten Tagen habe ich die Menschen beobachtet und mein Eindruck war, dass sie alle entspannt wirken.
Milly