8. Januar 2016

Unsere erste Station ist das Osmania College, eine muslimische Schule. Wir werden schon von den Jungs vom oberen Balkon begrüßt. Hier ist eine andere Energie spürbar als an den Orten gestern. Wir werden in den ersten Stock geführt, die riesige Aufführungshalle wird gerade noch geschäftig gefegt. Wann das wohl zum letzten Mal geschah? Die Jungs folgen uns auf dem Fuß in unser Backstage– mit dem Besen in der Hand und so schnell werden wir sie auch nicht mehr los. Nicht einmal, als wir anfangen uns umzuziehen. Ich wurde schon „gewarnt“: hier halten die Kids wenig Abstand.

Immer mehr Jungs eilen die Treppen rauf, Stühle hoch über ihren Köpfen balancierend. gefolgt von Mädchen. Die Halle füllt sich insgesamt mit 700 Kindern aus 4 verschiedenen Schulen – und ist doch erst zu einem Drittel gefüllt. Das Einklatschen wird sofort von einigen Frauen unterbunden, es ist schwierig, die Stimmung aufzubauen. Überhaupt fällt mir auf: alle Lehrer und Lehrerinnen haben größere oder kleinere Stöckchen in der Hand. Hier herrscht Disziplin. Dafür ist es dennoch ziemlich „unruhig“. Genau in dem Moment, als ich während unserer „Puschelnummer“ den Puschel auf dem Kopf habe, kommt eine riesige Unruhe auf. Ich sehe nichts und höre Polly nur irgendwann sagen: „Wir müssen sofort abbrechen“. Ich nehme den Puschel vom Kopf, sehe was gerade los ist und bin kurzzeitig komplett aus dem Konzept. Was passiert hier gerade? Kann es wirklich sein, dass die Frauen in den Burkas sich düpiert fühlen, weil ich den Puschel auf dem Kopf habe? Zum Glück bin ich mit 3 Vollprofis unterwegs – sie gehen einfach zur nächsten Nummer über und binnen kurzer Zeit legt sich die Unruhe.

Die nächste Überraschung für mich: am Ende unserer Show werden wir geradezu belagert. Diese jungen Frauen, die mir vorhin noch so zurückhaltend schienen, scharen sich jetzt in großen Gruppen um uns herum und können gar kein Ende finden, Photos zu machen und ihre Arme um uns, Polly und mich, zu legen. Ein Blick zu Popo und Pepe zeigt mir, dass es ihnen bei den Jungs nicht anders ergeht.

Irgendwann aber endet endlich das Hugging und Smiling und „Photo“-Rufen und wir sind durch und durch nass geschwitzt. Zu Ende sind wir aber nicht… denn schon kommt eine Gruppe Schüler aus einer anderen Schule um die Ecke, die es nicht rechtzeitig zu unserer Aufführung geschafft haben. Damit ihr Weg nicht umsonst war, spielen wir noch einmal eine kleine Sequenz aus unserem Stück, bevor wir uns dann endlich umziehen und gleich zur nächsten Aufführung weiterfahren können.

Schon 30 Minuten später stehen wir auf der nächsten Bühne – an der Rückwand Jesus am Kreuz. Die 280 Jungs der katholischen J. St. James Mahavidyalayam School gehen von Anfang an mit einer riesigen Begeisterung mit, das Lachen und die Freude sind groß, wir drehen richtig auf. Schön zu beobachten, wie die gerade noch in Reihen sitzenden Jungs so begeistert sind, dass sie immer mehr zusammenrücken und den Platz vor unserer Bühne bald ganz einnehmen. Wir erfahren von der Konrektorin später: „We enjoyed the play and are happy to see the kids happy. Because if they are happy they learn better“. Die Väter sind Fischer – und zum Teil können sie den Lebensunterhalt für ihre Familie nicht einmal dadurch stellen. Die Kinder brauchen zum Lernen zuhause Stühle und Tische – die Caritas stellt sie. Wie schön, dass auch hier die Angestellten in der Schule neben der Bildung auch wieder das Herz einbringen.

Nach einer Pause von sage und schreibe 90 Minuten sitzen wir schon wieder im Bus auf dem Weg in ein – Village., Allipladdy. Die Strecke führt uns dieses Mal über die Lagune auf eine der 7 Inseln von Jaffna. Was für eine Üppigkeit an Grün, unberührter und zum Teil überschwemmter Landschaft – ich komme aus dem Staunen nicht raus.

Das Dorf liegt direkt am Meer und die Sonne steht schon tief. Denn mal los: während wir uns im Backstage umkleiden, trommeln die Organisatoren die 150 großen und kleinen Zuschauer zusammen und wir spielen im Abendlicht – die Augen strahlen und die Gesichter leuchten., so was haben sie noch nicht gesehen und werden es auch bestimmt nicht mehr vergessen. Wir spielen beinahe das volle Programm und was wir ausgelassen haben, holen wir unter den Zuschauern nach – Ottogatta Kattiko-o, Ketti ya a ottiko-o, vata, vata, porto ka-ari.
Morgen geht es weiter.
Katharina