7. Januar 2016

Heute früh hatten wir unsere erste Aufführung in der St. Roches School, einer kleinen Schule mit 230 Schülern aus ärmsten Verhältnissen. Die schulische Einrichtung reflektiert das, keine Frage. Doch die Menschen, die hier tätig sind, strahlen eine Wärme aus, dass man sofort weiß: sie sind mit Leib und Seele bei ihrer Arbeit – und: in der Erfüllung ihres christlichen Auftrags. Besonders die Leiterin der Schule, Schwester Rosemary, erzählte uns, dass sie nur für arme Kinder tätig sein möchte. Dabei haben ihre Augen geradezu geleuchtet. Das hat mich sehr beeindruckt.

Danach ging es weiter in eine Mädchenschule – ebenfalls unter christlicher Leitung. Hier werden insgesamt 1.750 Schülerinnen unterrichtet – die Atmosphäre in dieser Schule ist schon alleine aufgrund ihrer Größe eine andere. Nach außen sieht es aus, als wenn mehr Geld vorhanden wäre, doch auch hier ist es so: die Schülerinnen kommen aus ärmeren Verhältnissen und nur wenige Eltern können sich das nötige Schulgeld leisten. Daher ist die Schule auf finanzielle Unterstützung von außen angewiesen und das ist – laut Aussage der Schulleiterin Schwester Antonita – ein schwieriges Unterfangen. 

Während wir in der ersten Schule unser Stück in eher „familiärem“ Rahmen im Innenhof der Schule aufführten, wo die Schüler locker Platz fanden, wurden wir in der zweiten Schule in einer großen Halle von den ca. 450 Schülerinnen der höheren Klassen begrüßt, die – weil sie Englisch verstehen – unser Stück anschauen durften. Was für ein Unterschied: Junge Schüler hier, zum Teil auf dem Boden sitzend, ältere Schülerinnen dort – fein aufgereiht in ca. 25 Stuhlreihen.

Unsere dritte Aufführung am Nachmittag dann hat uns an einen Platz geführt, der erneut nicht hätte unterschiedlicher sein können. Wieder spielten wir, wie bereits gestern nachmittag, in einem Dorf in Meeresnähe und die Kinder hier – ich habe den Eindruck, sie sind noch ärmer als in den Schulen am Vormittag – begrüßten uns schon mit dem Einfahren unseres Busses in das Dorf mit einem großen Hallo und erwartungsvollen Gesichtern. So ein Dorf darf man sich übrigens nicht als Dorf mit einem Dorfplatz rund um die Kirche vorstellen – das wäre weit gefehlt. Die Straßen sind klein und eng, links und rechts gibt es einzelne „Grundstücke“ mit „Wellblech-Strohhütten-Häusern“ und VIEL Grün drum herum – alles sieht fein säuberlich aus und doch gehört es mit zu den ärmsten Regionen des Landes. Irgendwo dann steht in eben einer dieser Straßen eine noch im Bau befindliche Kirche, das Grundstück steht unter Wasser und sieht nach deutschen Verhältnissen tatsächlich aus wie eine Baustelle. Und daneben befindet sich die Halle, in der unsere nächste Aufführung stattfindet. Die ca. 150 Zuschauer, vom Kleinkind bis zu vielen Erwachsenen, sind so vollkommen anders in ihren Reaktionen auf unser Stück, als wir es in den beiden Schulen zuvor erlebt haben. Mein Eindruck ist, sie haben irgendwie mehr Respekt, verraten uns Clowns nicht sofort, wenn Polly zum Beispiel Popos Bälle klaut. Mir kommen sie irgendwie „ernster“ vor. Doch sobald unser Stück zu Ende ist, fallen sämtliche Schranken. Sie umzingeln uns, wollen Photos haben, bekommen nicht genug, haben keine Scheu, uns zu umarmen, manchmal sogar einen Kuss auf die Wange zu geben – sie sind pur und ihre Freude ist groß. Was für eine Freude ist das für uns, deshalb sind wir hier.

Dieses ist meine erste Reise mit den Clowns ohne Grenzen. Zum Glück war ich bereits früher in Sri Lanka und Indien, so dass mir die Kultur nicht fremd ist. Doch noch nie bin ich so unmittelbar mit den Menschen in Berührung gekommen, zumal nicht mit Menschen, die noch vor wenigen Jahren Krieg erlebt haben. Diese Eindrücke, die ich hierbei jetzt schon gewonnen habe, werde ich bestimmt lange in mir tragen. Mich überrascht die Wärme dieser Menschen, die Freude, die sie schon mit Kleinigkeiten empfinden, ich mag ihre Natürlichkeit, fast schon Kindlichkeit – und ihr verschämtes Lachen, wenn sie Pepe in voller Statur sehen. Ich freue mich auf die nächsten Tage und viele weitere Eindrücke, Menschen, Begegnungen, Lachen – und natürlich auf das Spielen!


Herzlich, eure Katharina alias Pippa