Von 21. bis 28. Februar waren wir mit einem Clowns-Musik-Programm in verschiedenen Einrichtungen in Deutschland unterwegs, um für Flüchtlinge und Nicht-Flüchtlinge zu spielen. Den ersten Teil unserer Reise absolvierten wir im Namen von Clowns ohne Grenzen.
Los ging es im Saarland: Die Adresse unseres ersten Spielortes heißt Flughafen Zweibrücken, nur Flughafen ist es keiner mehr. Bei nasskaltem Regenwetter erreichen wir das große Eingangstor, ein Sicherheitsmann öffnet, auf dem Hof spielen Kinder Fußball und rufen „Hallo“. Eine große Halle, die mit Tischen und Bänken als Essensraum dient, wird heute unser Spielort sein. Während wir aufbauen, strömen die Zuschauer schon zusammen und warten auf die Vorstellung, sie können es kaum erwarten. Die Stimmung ist gut, manche fangen an zu singen und klatschen, tanzen und trommeln auf ihren Tischen.
Die Aufführung ist spannend für uns, das erste Mal spielen wir unser neues Programm vor Publikum und das erste Mal in einer deutschen Flüchtlingsunterkunft. Doch alles läuft super, die Menschen sind voll dabei und freuen sich über einen bunten Nachmittag mit Spaß und Musik.
Insgesamt leben hier derzeit rund 400 Menschen. Der Schlafsaal ist ein riesiger Hangar, jede Familie schläft in einem provisorisch abgetrennten Rechteck. Die Helfer sind nett, sie spielen mit den Kindern, es gibt Deutschkurse. Als ich mich nach der Show mit zwei jungen Syrern unterhalte, erzählen sie mir, sie seien ganz zufrieden. Das Essen sei gut und sie seien froh, in Sicherheit zu sein. Nur ist es eben langweilig. Die Menschen müssen hier warten, wochen- und monatelang, bis sie weitergeschickt werden, und wann sie sich wieder etwas aufbauen und arbeiten können, das ist ungewiss. Einer der Syrer ist Rapper, er zeigt mir seine Musik auf dem Handy und wünscht sich Anschluss an die deutsche Szene. Ein anderer ist Posaunist und fragt nach Möglichkeiten, ein Instrument zu kaufen.
Hier ein Zeitungsbericht über unsere Vorstellung in Zweibrücken:
http://www.pfaelzischer-merkur.de/…/Zweibruecken-Zweibrueck…
Am zweiten Tag unserer Reise spielen wir in einer ehemaligen amerikanischen Kaserne in Schwetzingen. Regina, eine sehr engagierte Clownin, die nur ein paar Hundert Meter von der Einrichtung entfernt wohnt, hat uns eingeladen. Wie viele andere Freiwillige leistet sie hier regelmäßig und sehr motiviert Hilfe. Es werden Deutschkurse angeboten, aber auch vieles mehr, unter anderem tritt sie als Clown Schoko auf und spielt mit den Kindern.
Eine Schwierigkeit für die Helfer ist hier wohl, dass man nie weiß, wann wer kommt oder geht, manchmal sind von heute auf morgen ganze Familien weg. So auch heute, leider wurden wohl am Abend vorher viele Kinder in mehreren Bussen verlegt. Trotzdem sind ca. 80 Besucher bei unserer Show, die im Anschluss an den Deutschunterricht stattfindet. Wir spielen in einem schönen Raum mit Bühne, direkt darüber befindet sich eine betreute WG mit minderjährigen Flüchtlingen. Es ist gut, den Menschen hier zu begegnen. Wie so oft bekommt man das Gefühl, der medial vermittelte Eindruck sei im Vergleich sehr einseitig. Wer den Menschen begegnet, für den werden die Zahlen lebendig.
Julian Schunter
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Ich hatte das Vergnügen, die letzte Show in München zu sehen, was mir dabei besonders aufgefallen ist, dass die Kinder nicht nur die Clowns sofort ins Herz geschlossen hatten, sondern auch völlig begeistert von Julians und Arons Jazzmusik waren.
Am Ende der Show, eine sehr berührende Szene, lernten die Flüchtlingskinder ein neues Wort von den deutschen Kids.
Zu-Ga-Be Zu-Ga-Be :o)
Alex
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Clowns: Josune Goenaga und Manuel Schunter
Musiker: Aron Hantke und Julian Schunter
Tourbegleitung: Amelia Schunter