Lange vor dem Wecker erwacht, summte Iris „Let´s get loud“ vor sich hin und räumte alles Zeug zusammen, was wir in einer Nacht wieder im ganzen Raum verteilt hatten. Als wir alle am Frühstückstisch zusammen saßen kam ein junger Mann zu uns und fragte uns auf Deutsch ob er sich zu uns setzen könne. „Jaa klar!“. Er erzählte uns, dass er vor 1 ½ Monaten in Stuttgart mit dem Fahrrad losgefahren ist und bis nach Griechenland fahren möchte. Wie wir, findet er, dass Albanien eine unglaublich schöne und noch in vielen Teilen des Landes unberührte Landschaft zu bieten hat.
Während wir unseren 2.ten Café des Tages, unterhielten wir uns mit Marsid und er erzählte uns welche Kinder gleich zur Show kämen. Er hatte vor ein paar Wochen im Rathaus anderen Institutionen von uns und unserer Arbeit erzählt und so kam eine Anzahl von über 250 Kinder im Schulgebäude neben dem Waisenhaus zusammen. Teilweise waren es Kinder, die im Waisenhaus Albanienhilfe Weilheim leben, ein Teil kam von einer Institution, die mit autistischen Kinder arbeiten, dann kam noch ein Teil mit geistig behinderte Kinder und der andere Teil kam von der Schule.
Unser Spielort sollte in einem großen Klassenzimmer stattfinden, da das Wetter sehr unbeständig war und man es nicht riskieren wollte, dass wir von einem Platzregen überrascht werden. In einem anderen Klassenzimmer mit kaputten Stühlen und aufgestapelten Tischen konnten wir uns umziehen und da entdeckte ich, dass ganz viele Schwalben immer wieder am Fenster ganz tief vorbei zogen. Ich machte das Fenster auf und entdeckte ganz viele Schwalbennester, die verteilt an der Außenwand an den Ecken der Fenster klebten. Wow, ich hab noch nie im meinem Leben Schwalbennester gesehen und dann auch noch so viele.
Eigentlich waren wir super in der Zeit, aber in Tirana angekommen wurden wir vom Mittags-Verkehr gebremst. Wir hatten zwar die Schule zwar schon zwischen den Hochhäusern gesehen, jedoch konnten wir da nirgends parken und wollten nur mal so kurz um den Block fahren und fanden uns in einem Irrgarten von kleinen Gässchen wieder. Immer wieder fragten wir nach dem Weg und immer wieder sagte jemand was anderes, bis wir endlich ein paar Schüler gefunden hatten, die uns den richtigen Weg wiesen.
Unsere Kontaktfrau Sabiola wartete schon auf uns mit einem Lächeln und zeigte uns den Weg, wo wir uns kurz sammeln konnten. Umziehen mussten wir uns ja nicht, aber wir wollten noch den Showkoffer herrichten, also fanden wir uns in einer Turnhalle wieder die nach Farbe roch. Mitten im Raum leere Farbeimer gestapelt, der Boden, der aus Laminat bestand noch nicht fertig und überall Staub. Niko baute in uns die Bühne direkt vor dem Schuleingang auf. Die Kinder saßen ganz brav auf dem Boden, als wir mit unserer Musik auftauchten, aber nach den ersten Nummern standen, hüpften und stürmten diese immer wieder unsere Bühne, weil sie ein Teil unserer Show sein wollten. Auch hier sangen ca 120 Kinder Happy Birthday. Auch hier kochten die Emotionen und Michi erzählte mir im Nachhinein, dass er ein Kind gesehen hat, die mit mir mitgeweint hat, als der Luftballon geplatzt ist. Auch hier wieder der volle geile Wahnsinn! Ich will es grad nicht anders ausdrücken, weil es so irre viel Spaß gemacht hat, zu sehen wie die Kinder ausgeflippt sind.
In unserer „Umkleide“ kamen ganz leise ein paar Mädchen mit ihren Smartphone und fragten uns ganz schüchtern, ob sie uns fotografieren dürfen. Na klar! Wir blödelten rum und schließlich gingen wir wieder in voller Montur los, da wir nicht wussten ob wir in unserer nächsten Spielstätte überhaupt einen Platz zum Umziehen hätten. Sabiola unsere Kontaktfrau, auch für den nächsten Auftrittsort, wusste nicht wie lange das Community Center offen habe.
Wir hatten zwar ein Wenig Zeit bis zur nächsten Show, aber wir wollten schon Mal in die Richtung fahren um dort irgendwo in der Nähe eine Brotzeit zu machen. Wir fuhren und fuhren und fuhren immer weiter den Berg hoch. Während Pavlin ein Platz ansteuerte, rief Iris ganz freudig: Oh mei die Schlumpies! Hä, wie was Schlümpfe? Schlumpies! Ahhh sie meinte wohl die 2 Hunde die sich mitten auf der Landstraße breit machten und sich nicht wirklich vom Fleck bewegten. Am Straßenrand saßen ihre Welpen. Und genau hier machten wir unsere Pause. Wir hatten einen wunderbaren Ausblick auf die entfernte Stadt Tirana. Iris hatte sich die meiste Zeit über die Schlumpies gefreut. Gestärkt fuhren wir wieder die kurvige Straße zurück.
Angekommen im Shkoze Community Center, wo wir letztes Jahr auch waren, wurden wir schon von kleinen Kindern umringt. Das Center liegt mit von neuen Hochhäusern umringt. Gleich neben den Neubauten, eine Roma-Community in ihren zusammengeschusterten „Baracken“, die wenn man nicht wirklich hinschaut einfach wie eine Müllkippe aussieht. Wir machten unseren Kofferraum auf und aus diesem fiel ein Herzballon, den sich gleich ein kleiner Junge schnappte und davon lief. Viele kreischende Kinder hüpften um uns herum und freuten sich uns zu sehen, und wir hatten noch nicht einmal angefangen. Ich suchte Sabiola, aber sie war noch nicht angekommen, also schaute ich ob das Center noch offen hatte. Uii, was für ein Glück es ist noch jemand da. Ich stellte mich vor und mich schauten 8 verdutzte Mitarbeiter an. Hmmm, wissen die überhaupt, dass wir kommen? Ich erklärte ihnen was wir machen und dass wir mit Sabiola und Ledia von Save the Children in Kontakt stehen und Ledia uns diesen Termin geschickt hätte…..eine alte Frau kam mit einem strahlenden Lächeln und wedelte mit dem Clowns ohne Grenzen Flyer, den wir letztes Jahr da gelassen hatten. Pavlin kam zur Hilfe und übersetzte mir, dass sie schon was mitbekommen hätten, aber sie wollten gerade Feierabend machen und wir sollen doch morgen kommen. Pavlin: Geht leider nicht da wir heute noch nach der Show weiter nach Fushe-Arrez fahren. Na gut, dann muss halt einer da bleiben, aber wir sollten doch lieber auf der anderen Seite spielen, also in Richtung Roma-Community und nicht im Hof, weil man könne ja die Anwohner in den Hochhäusern stören. Ok, meinte ich. Hauptsache spielen! Na gut, meinte wieder der ältere Herr, dann spielt doch hier mitten im Hof umzingelt von den ganzen Hochhäusern. Ok! Auch gut! Egal wo, Hauptsache spielen…..schnell alles vorbereiten, umziehen brauchen wir uns ja nicht, wir haben ja schon alles an. Und los geht’s. Vor dem Center spielten wir unsere Eingangsmusik, als eine alte Bekannte auftauchte und sich zu unserer Musik dazugesellte und das tanzen anfing. Wie im letzten Jahr genoss sie die Musik mit einem breiten zahnlosen Lächeln.
Die Show lief mit ihren Höhen und Tiefen und auch hier bekam ich mein Geburtstagsständchen von den ca. 50 kleinen und großen Menschen. Mit viel Gelächter und Gekreische beendeten wir nach 50 Minuten unsere Show und wir konnten nach diesem tollen und aufregenden Tag endlich unsere durchgeschwitzten Showklamotten ausziehen. Ein herzliches Tschüüüüß fuhren wir los und einige Kinder liefen mit winkenden Armen unserem Auto hinterher.
Auf Richtung Fushe-Arrez. Stau, Stau, Stau…..jaaa endlich freie Bahn, endlich ein Klo und ein kleines Päuschen. Es wird dunkel und wir fahren jetzt bergauf. Kurve und noch eine, und zwei drei, vier…viel zu viele. Der Laptop flutscht mir immer wieder während dem Schreiben aus der Hand und eigentlich sind jetzt schon ein paar Stunden vergangen seit ich diesen Blog schreib. Wir haben es endlich geschafft anzukommen. Sr. Gratias und Sr. Martina haben schon auf uns mit einer warmen Mahlzeit gewartet. Glücklich und zufrieden werden wir alle, glaub ich, super schnell einschlafen.
Guuute Nacht und Happy Birthday
Milly