14. Januar 
Um 7 Uhr wartet Suneth mit dem Bus vor unserem Hotel, und wir nehmen ohne Frühstück Abschied von Jaffna. Unser Weg führt uns heute Morgen wieder Richtung Süden . Nach einer Stunde Fahrt biegen wir von der Hauptstraße ab auf eine Sandpiste mit tiefen Schlaglöchern. Nach wenigen Metern  umgibt uns Dschungelgrün…
Völlig unvermittelt taucht auf der linken Seite des Fahrwegs das Hinweisschild zu einem Boy`s Home,  einem Waisenhaus für Jungen auf. Im Morgenlicht kommen schon ein paar auf ihrem Weg zur Schule auf uns zu.
Wenig später dann das Torschild zu einem Mädchenwaisenhaus…
Unser erster Spielort ist heute das Kilinochchi Hindu College mit 1300 Schülern und Schülerinnen. Eine Lehrerin führt uns über den Hof, wo wir ein Klassenzimmer in einem Gebäude sehen, das in Deutschland noch nicht einmal als Fahrradunterstand genügen würde.
Im „Sports Room“ ziehen wir uns um. Pippa packt ihre letzten sauberen Socken aus…
Unter einem bunten „Himmel“ in der großen School-Hall treten wir vor allen Schülern des College auf…. unser bisher größtes Publikum auf der Reise.
Nach dem Auftritt erfahren wir , dass wir uns in einer Gegend befinden, in der besonders heftige Kämpfe während des Krieges stattgefunden haben. Alle Kinder und Jugendlichen hier waren vom Krieg direkt betroffen. Nicht nur die drei Jungen auf dem Fahrrad, sondern alle Mädchen und Jungen aus den Waisenhäusern in der Nachbarschaft kommen morgens in die Schule. Wieder hören wir, dass die meisten aus sehr armen Familien stammen.
Gibt es hier im Tamilengebiet überhaupt eine Gegend, die nicht vom Krieg betroffen war?
Der Schuldirektor sagt: „The students enjoyed your performance very much….they were really relaxed, and relaxaition is so important for their brain!“
Als ich nach dem Auftritt noch auf die Toilette gehe, beobachte ich zum ersten Mal aus der Ferne, wie ein Mädchen auf dem Volleyballplatz ihre Hände ausstrecken muss , um ein paar Schläge mit dem Stock der Lehrerin  über sich ergehen zu lassen.
Zur zweiten Show fahren wir ein Stückchen weiter in den Palmenwald zu einer viel kleineren Grundschule, der St. Fatima School. Am Eingang wird gerade der Tisch zum hinduistischen Pongal Ritual vorbereitet, dem Fruchtbarkeitsfest im Januar, das eigentlich erst am 15. Januar begangen wird, aber da die Schule an diesem Tag geschlossen bleibt, feiert die Schulgemeinschaft bereits heute. Eine freundliche, christliche Nonne und ein Pater mit lustigen Augen führen uns in das Schulgelände.
Religionsübergreifende Feiern scheinen hier gar kein Problem zu sein.
Dieses Mal ist der Chemieraum der Schule unser Backstage. Während wir uns umziehen sammeln sich 380 Kinder, die zum Teil heute ihren ersten Schultag haben, in der kleinen Halle und erwarten uns schon, als wir mit unserer Anfangsmusik über den Sandplatz zu ihnen hinüber wandern….
Alle Kinder sind vom ersten Moment an „voll dabei“, und sie staunen und lachen schallend über uns.

Die freundliche Nonne vom Eingang steht mit ihrem „Lehrerstock“ während des gesamten Auftritts am Bühnenrand bereit zum Eingreifen. Ich bin froh, dass das nicht nötig ist, und als während der Puschel-Tanznummer der Blues erklingt, wippt sie fröhlich mit, und benutzt ihren Stock, um den Rhythmus zu klopfen…
Im Hof wird nach dem Auftritt der Reis zum Pongal Fest gekocht, die Kinder umringen uns, als wir ihnen zum Abschied winken.
Als wir in den Bus steigen entdecken wir auf der Heckscheibe mit Kinderfingern in den Staub gemalt:“ I love you!“
Ich bin nachdenklich auf der Weiterfahrt. Der Wechsel in die Welt der Singalesen ist deutlich zu bemerken. Viel mehr motorisierte Fahrzeuge umgeben uns, das Angebot in den Läden ist vielfältiger, die Menschen in den Ortschaften sind lange nicht mehr so ärmlich gekleidet, wie in den Dörfern in der Umgebung von Jaffna, wo wir die letzten Tage verbracht haben. Die Welten der beiden Bevölkerungsgruppen auf Sri Lanka scheinen nach wie vor weit entfernt voneinander, und Landsleute aus der einen Gegend können mit denen aus der anderen nur mit meist mäßigem Englisch kommunizieren.
Wie schön wäre es, wenn sich der Frieden hier halten würde, und die Regierung dafür Sorgen könnte, dass die Lebensbedingungen für alle Inselbewohner sich allmählich verbessern würden!

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