Schon ist sie vorbei, unsere Tour. Wir Clowns sind alle wieder unterwegs zu unseren Projekten, Workshops und Auftritten. Ich sitze zu Hause und denke noch ein wenig über diese wilde Woche nach.
Heute morgen hatten wir es ja nicht weit nach Basepol. Knapp zehn Minuten von unserem Hotel entfernt fanden wir die Erstaufnahmeeinrichtung des DRK auf einem weitläufigen ehemaligen Armeegelände. Noch im letzten Jahr marschierten hier Soldaten über den Asphalt. Ich bin selbst vor vielen Jahren als Bausoldat in der DDR in so einem Objekt marschiert! Wie toll war die Vorstellung, dass ich heute als Clown an einen solchen Ort zurückkehren kann!
In dem Lager leben heute etwa 150 Geflüchtete, vor allem aus Syrien, Serbien, Ghana, aber auch aus der Ukraine, Mazedonien und anderen Ländern. Wer hier ist, hat den Status der „Gestattung“. Was für eine Wortschöpfung! Die könnte glatt von einem Clown sein. Bis über ihre Anträge entschieden wird, vergehen in der Regel drei bis vier Wochen. In der letzten Zeit wird jedoch genauer geprüft. So sind einige auch schon seit vier Monaten hier- dazu kommt die Ungewissheit, wie es weitergeht. Außerdem gibt es große Unterschiede in der Verweildauer, abhängig davon, aus welchem Land die Menschen jeweils kommen; Bei Syrern wird sehr schnell entschieden, bei anderen dauert es länger. All dies führt dazu, dass die Stimmung im Lager immer mehr sinkt.
Und deshalb begrüßten uns die Mitarbeiter so freudig- damit wieder gelacht werden kann. Und das taten dann alle! Vor einem im Moment leer stehenden Block richteten wir die Bühne ein, interessiert beobachtet von vielen Kindern und ihren Eltern.Die Show heute war die „Derniere“, also die letzte dieser Tour. Und da denkt sich jede/r was aus, um die anderen Clowns besonders zu necken! So wurde mit besonders viel Wasser gespritzt, auf die Anweisungen des Chef- Clowns besonders spät reagiert. Es war also auch für uns Clowns besonders lustig, immer wieder überrascht zu werden. (Ich hatte extra noch eine zweite Flasche Wasser in den Koffer geschmuggelt- aber „Fuhl“ hat sie entdeckt, bevor ich sie einsetzen konnte- auch das eine Überraschung.)
Als wir zurück nach Stavenhagen fuhren, begegneten uns Geflüchtete, die zu Fuß Richtung Stadt unterwegs waren. Wir sprachen im Auto darüber, wie schwierig das für die Menschen sein muß. Viele solcher Einrichtungen, die wir in den letzten Tagen besucht haben, sind ja außerhalb oder am Rande der Städte. Natürlich kann man auch mal laufen. Aber um sich tatsächlich zu integrieren, Kontakte zu knüpfen, Ämter aufzusuchen usw. ist das doch eine ungünstige Konstellation.
Diese Clowns ohne Grenzen Tour ist also nun zu Ende. Wieder mal bin ich froh, mitgemacht zu haben, auch wenn von Ruhe in dieser Woche nichts zu merken war. Dafür aber habe ich in viele glückliche Gesichter blicken können. Und das entschädigt für die Mühe. Noch mal ein großes „Danke“ an alle, die geholfen haben, dass wir hier in Mecklenburg- Vorpommern unterwegs sein konnten. Und toll, dass wir so ein ideales Wetter erwischt haben; nicht zu warm, Regen nur, wenns uns nicht gestört hat und laue Abende zum Reden im Freien!
Übrigens haben wir natürlich Pläne für die nächste Tour im Herbst gemacht!
Herzliche Grüße von Andreas
Und das waren die Akteure;
Friederike Petersen alias Falafel, (Carola Schure am Mittwoch in Güstrow)
Marieke Bohne alias Waterkante
Heiko Mielke alias Fuhl
Andreas Gottschalk alias Hummus
Rita Thiele als Fotografin und Zeichnerin