Bild zum Sonntag


Montag, 22. August 2016
Um zehn nach acht am Morgen wurden wir abgeholt, um zwei Shows in „Colegios“ zu spielen. Wir kamen zur ersten Schule genau richtig zum Morgenappell. Die SchülerInnen standen in Reih und Glied auf der „Cancha“, um Simón Bolivar zu huldigen. Eine ganze Menge SchülerInnen standen aber im Eingang der Schule und nahmen nicht am Appell teil. Sie waren wohl alle zu spät gekommen.  Unsere Show spielten wir dann in einem Coloseo, ein riesiger überdachter Platz mit Tribünen. Der Morgen war kalt und wir warteten eine ganze Weile neben dem Klo…

In den Vorüberlegungen zu diesem Auftritt vor 600 Schülerinnen hatten wir uns überlegt, die kleinen Becher durch Eimer zu ersetzen. Auf dem Markt am Sonntag fanden wir dann bunte Milchschöpfer. Als ich auf Max Schultern saß, schwenkte Milly sie hin und her und dabei brach der Griff der einen Kanne ab und sie flog genau auf meine Nase. Halb benommen stieg ich von Max Schultern und Milly machte mich dann auf den Blutstrom aus der Nase aufmerksam. 
Besonders nachhaltig ist das bolivianische Plastik nicht. 

Danach folgte noch eine Show, ebenfalls in einem „Colegio“.  Doch bevor der Auftritt startete, kamen Journalisten der Zeitung „Opinión“ für ein Interview auf uns zu.
Obwohl die Stimmung in der Show nicht ganz so sympathisch wie sonst war, mussten wir uns nach der Show durch die Kinder hindurch drängeln, die alle Autogramme von uns wollten.
Nach einer kurzen Ausruhpause zu Hause ging es weiter zu den Workshops. Am Sonntag hatten Milly und ich auf Grund der Beobachtungen vom Freitag Gruppen zusammengestellt. Mit diesen haben wir dann kleine Szenen oder Choreographien angefangen einzuarbeiten. Zumindest war das der Plan. Das hatte aber nicht bei allen gleich gut geklappt, manche Kinder waren mit der Einteilung nicht zufrieden. Eine Gruppe, mit denen wir gerne eine Clownsszene erarbeitet hätten, ließ sich nicht wirklich dazu motivieren. Viel begehrter waren Teller, Tücher und Rola Bola. Nach einem Abendessen bei den Familien, bei denen ich mich jetzt schon ganz vertraut fühle, kamen wir erschöpft nach Hause. Carolin hatte den Nachmittag filmend begleitet, aber bei den Workshops hält sie sich sehr zurück und ist wie unsichtbar.
Dienstag, 23. August
Der Workshop am Dienstag Vormittag mit den Mamas wurde ebenfalls gefilmt. Es kamen weniger, als beim ersten Mal und auch einige später, als vereinbart. Sie können sich nicht immer frei nehmen. Aber schließlich füllte sich der Raum und schon beim ersten Spiel gab es viel Gelächter. Wir haben die Mamas verschiedene Emotionen darstellen lassen und sie mit diesen in kleine Szenen geschickt. Die Ergebnisse waren sehr abwechslungsreich. Carolin hat in ihren Interviews mit den Mamas die Begeisterung filmen dürfen. Dabei meinten sie, dass ihnen diese Arbeit auch im Alltag helfen würde, Situationen mit den Kindern zu meistern.
Nach einem Mittagessen mit Carolin und Tatjana, der bolivianischen Assistentin und Übersetzerin von Carolin, hat Max sein Interview für Carolin gegeben, während Milly und ich in der Sonne dösen durften. Bei den Workshops am Nachmittag war schon ein Energieverlust auch bei den Kindern zu spüren. Außerdem geht es laut und unruhig zu, weil wir mit den Gruppen gleichzeitig in einem Raum arbeiten oder draußen, wo jede Menge anderer Kinder neugierig zuschauen oder neben her anderes spielen.
Aber trotzdem, die Szenen stehen mehr oder weniger. Auch die vier Mamas, die das ganze Projekt begleitet haben, überlegen sich eine Clownsszene. Außerdem wollen wir sie zur Ansage der Nummern einsetzen.
Leider waren Max und ich am Abend nicht nur erschöpft, sondern auch kränklich, was sich bei Max mit erneutem Fieber und bei mir mit starken Halsschmerzen zeigte.
Mittwoch, 24.August
Heute Morgen war zum Glück ausreichend Zeit für eine Energie-und Gesundheitsdiagnose. Entscheidung war: Show spielen, aber Workshops absagen. Als wir abgeholt wurden, mussten wir auf ein Zeichen hin die Gartentüre öffnen und in den Pickup steigen, wo Carolin mit der Kamera wartete. Dann fuhren wir über einige holprige Wege nach Encanta Pampa, was eigentlich nicht weit weg von unserem Haus ist. Auf dem Weg dorthin wurden wir im Pickup gefilmt. Der Smog stand schlimmer als sonst über Cochabamba. Die Straßen den Berg hinauf sind steinig, Müll liegt herum, die Häuser armselig und provisorisch gebaut. In Encanta Pampa wurden wir vom SOS-Team sehr herzlich empfangen. Dort gibt es eine Krankenstation sowie ein Familienhilfszentrum, das sich um die Kinder vor und nach der Schule kümmert. Vor dem Zentrum war heute ein Aufklärungsstand über Aids.
Die Schule war deutlich ärmer als die anderen Schulen, die wir gesehen hatten. Wir spielten auf der Cancha, die Kinder saßen auf dem Boden. Die Kinder sind immer näher gerückt und weil sie um ihre Plätze kämpften, mussten wir zwischendrin für Ruhe sorgen. Aber wieder  – und dieses Mal leider zum letzten Mal – war es schön, diese lachenden Gesichter zu sehen, wie sie mitgehen, mitfiebern und begeistert sind.
Nach der Show konnten wir endlich ausruhen, Schlaf nachholen, unendlich viele Zitronen ausdrücken und leckeres Risotto essen, das Max für uns gekocht hat.
Katrin