Der letzte Spieltag beginnt hoch motiviert und bestens gelaunt bei einem gemeinsamen Frühstück. Anschließend machen wir uns daran unsere Sachen zu packen und brechen auf. Doch schon beim Auto fanden wir Tamara und Daniela auf dem Boden sitzend vor, über das Leih-Akkordeon gebeugt. Das gute Stück hatte Bekanntschaft mit der Schwerkraft gemacht und verweigert seither den Dienst. Trotz aller Wiederbelebungsversuche schafften wir es nicht das Akkordeon wieder für die nächsten Auftritte bereit zu machen und so beschlossen wir es einem Fachmann zu übergeben.

Durch diese Verzögerung viel unsere Erkundungstour durch Bautzen leider aus und wir fuhren los in Richtung unseres ersten Auftrittsortes für diesen Tag.

 

An der DRK Einrichtung in Weißkeissel angekommen erwarten uns bereits vor den Gebäuden drei Stühle für uns Clowns und Stühle für die Zuschauer. Hier wurde eindeutig Vorarbeit geleistet. Einige Kinder testeten schon vorab unsere Plätze auf Bequemlichkeit und Überblick. Eine passende Umkleide wurde für uns auch gleich gefunden und wir machten uns bereit für den Auftritt. Die Leiterin der Einrichtung bat uns vor dem Auftritt durch beide Gebäude zu ziehen um auch wirklich alle Bewohner auf den Vorplatz zu locken. Gesagt getan und wir zogen musizierend an den bereits wartenden Zuschauern vorbei in das andere Gebäude. Nach dem wir dort kurz verschwunden waren stellte  eines der wartenden Kinder fest dass es sich hierbei eindeutig nur um eine „Vorschau“ handeln konnte.

Im inneren fanden wir doch tatsächlich noch einige Bewohner in einer Küche wieder, die uns aber prompt folgten und so konnten wir unseren Auftritt wie gewohnt beginnen.
 

 

Offensichtlich hatte jeder der Anwesenden einen riesen Spass mit uns und wir auch mit ihnen. Doch dieses Mal wurden nicht nur die Zuschauer durch uns überrascht, sondern auch wir von ihnen. Denn zum Finale bekamen wir von allen Kindern gelbe und rote Rosen überreicht und am Rande unserer „Bühne“ wartete, wie durch Zauberhand, bereits ein Tisch voller selbstgemachter Leckereinen auf uns.
Wir führten Im Anschluss noch einige Gespräche mit den Bewohnern und es wurde klar dass dieser Tag ein ganz besonderer für sie war und sie sich schon lange auf unser Kommen gefreut hatten. Dank einer offensiven und gut vernetzten Arbeit der Einrichtungsleitung und den Ehrenamtlichen Helfern scheinen die Akzeptanz sowie der Anschluss der 8 Familien im Ort auch sehr gut zu sein. Die Deutsch Kenntnisse, gerade bei den Erwachsenen, überraschen mich hier wieder und es kommt zum Abschluss zu einer äusserst herzlichen Verabschiedung. Ich fühle mich als wären wir schon öfter hier gewesen und spüre den Drang hier her auch wieder zurück zu kommen. Ein sehr familiäres Gefühl beschleicht mich und wir winken aus dem Auto bis wir ausser Sicht sind.

Zeit diese Eindrücke zu verarbeiten und sich untereinander auszutauschen bleibt dieses Mal genügend. Die Fahrt zum nächsten und letzten Auftritt dieser Reise zieht sich Dank des Verkehrs erheblich. In Kombination mit dem ungeplanten längeren Aufenthalt in Weißkeissel kommen wir erst eine Stunde nach dem geplanten Start in Tanndorf an.
Das Bildungs- und Sozialwerk Muldental betreibt dort eine Einrichtung für sogenannte UMA. Unbegleitete Minderjährige Asylsuchende. Die Schicksale die hinter diesem Begriff stecken sind oft mehr als dramatisch. Einige haben die Hoffnung ihre Eltern irgendwann vielleicht wieder zu sehen, andere haben die Gewissheit dass dies nicht mehr geschehen kann. Mir wurde hier wieder deutlich vor welchen Schicksalen wir unsere Show spielen. Dass ein einziges Lächeln keine Selbstverständlichkeit ist.

Und doch gehen sie zur Schule und versuchen einem geregelten Alltag nachzugehen.
Die 24 Bewohner aus Afghanistan, Pakistan und dem Iran, sind nach Geschlechtern getrennt in zwei Gebäuden untergebracht. Schon beim Betreten stellen wir eine sehr jugendliche Stimmung im Haus fest. „Typisch Jugendlich“ erklärt uns eine Mitarbeiterin mit einem Schmunzeln.
 Zum letzten Mal machen wir uns im Büro für den Auftritt fertig, stellen uns zusammen mit Niko in einem Kreis auf und blicken uns lachend in die Augen. Los geht’s!

Anfangs etwas Verhalten kommen die Jugendlichen schnell in Fahrt und die Stimmung erreicht ein typisches Niveau für unsere Shows. Es wird gelacht, gefeixt und mitgefiebert.

Zum Abschluss folgen uns die Jungs bis vor das Büro der Einrichtung, machen Fotos und tanzen zu unserer Musik. Die Stimmung ist sehr ausgelassen und wir bekommen viele Hände und noch mehr „Danke“.
 

Zügig packen wir ein und wollen aufbrechen da kommt einer der Jugendlichen und möchte sich noch einmal gezielt bei Tamara verabschieden. Scheinbar weckte sie Erinnerungen an seine große Liebe die „nicht da“ ist.
Er begleitet uns bis zum Auto und wünscht uns eine gute Fahrt. Gleichzeitig bleibt bei mir ein Gefühl das ich momentan noch nicht fassen kann.
Wir fahren durch die Nacht zurück nach Leipzig und uns allen ist klar: Es gibt noch viel zu tun.
Ich wünsche euch Liebe. Mehr braucht ihr nicht.
Tobi