Donnerstag, 4.6.2015
Halberstadt (Sachsen-Anhalt)
Die Reise in diesem Jahr ist schon etwas besonderes, sie ist ähnlich und doch anders als im letzten Jahr, in dem die erste Deutschlandtour der Clogs stattfand. Zunächst wäre da der gemietete „Bandbus“: ein Riesenvan XXL, 3m hoch, 2m breit und so lang, dass man nur schwer eine Parklücke findet. Er ist so hoch wie eine Konzerthalle, was dann auch dazu führt, dass öfter spontan Musik gemacht wird. Eine Wandergitarre fand noch locker Platz, das Akkordeon kann sich ausbreiten, und wenn auch noch ein Tramper am Rastplatz einsteigen möchte, der dann auch noch zufällig von einem Schauspielworkshop kommt und Klezmermusik spielt, gibt es gar kein Halten mehr. Außerdem haben wir diesmal ein Filmteam mit an Bord, genaugenomen die Kameraleute Sarah und Christoph und den Tonmann Benedict. Sie gehören zum Team von Walter Steffen, der den Kinodokumentarfilm „Happy Welcome“ über unsere Reise dreht.
Als Organisatorin der Reise bin ich irgendwie doch froh, dass wir zuvor schon einmal alleine unterwegs waren. Wir kennen uns und die Reiseabläufe inzwischen gut genug, dass wir uns locker auf ein zweites Team einlassen können, das die Abläufe eben ganz wesentlich mitbestimmt. Manchmal trauen wir uns schon gar nicht mehr ohne Regieanweisung auszusteigen ;-).
Das Filmteam und die Sicht von außen bereichern und bringen frischen Wind in die Gruppe. Es ist wieder ein anderer Blick auf die Shows und die Erlebnisse mit den Kindern, mit der Atmosphäre, heiklen Situationen. Und es ist sehr toll, mit ihnen gemeinsam unterwegs zu sein.
Eines ist natürlich so geblieben wie im letzten Jahr: Dinge werden vergessen. Erst fehlte Mädmosells Rock – der wurde dann nach Meißen nachgeschickt – und am selben Tag blieb Waschlis Hose im Umkleideraum liegen. Mal sehen, wie sich die Kostüme im Laufe der Woche noch weiter unfreiwillig verändern werden.
Besonders schön ist es, wenn wir auf der Reise eine Stätte wieder besuchen. Heute in Halberstadt war es fast wie ein Nachhausekommen, so herzlich wurden wir begrüßt. Die Auffahrt der Einrichtung war mit Luftballons geschmückt, die sonst triste Halle mit selbstgemalten Bildern und Girlanden dekoriert, ein großes gemaltes Willommensschild hing an der Bühne – eine Wahnsinnsüberraschung für uns! Die Kinder hatten außerdem Stofftiere auf Tische und Stühle drapiert, unsere allerersten Zuschauer, die uns schon erwarteten. Ein unglaublich berührender Moment. Ensprechend freudig und emotional war die Show.
Es gab Applaus schon beim Auftritt jedes Clowns, die Verfolgungsjagden wurden bekreischt, Dudas und Waschlis Jonglieren bejubelt, Mädmosells „Befreiung“ angefeuert und Kukis Seifenblasen bestaunt, die leider in der Halle nicht so viel Bewegungsfreiheit wie draußen im Wind hatten. Ein Riesendankeschön vor allem an Marko von der Kinderbetreuung für diesen unglaublichen Empfang! Wirklich krass war, dass sobald alle Zuschauer draußen waren, sofort die Matratzen aufgebaut wurden, um Schlafmöglichkeiten für Neuankömmlinge zu schaffen. Momentan ist die ZASt in Halberstadt mit etwa 1000 Personen belegt, die vor allem aus Syrien, Albanien, Eritrea und Somalia stammen. Bei unserer Show sahen etwa 250 von ihnen zu, darunter etwa 50 Kinder.