Der Mittwoch Abend endete noch mit der ersten Begegnung mit den Sherifferren…So gegen 9 wollt ich eigentlich auf die Dachterrasse, doch die war abgeschlossen. Also Gitarre, Baklava, Pistazien und mein Schreibzeug in die Hände und 50 Meter von der Schule entfernt hingsetzt und ein bisschen Gitarre gspielt. Da bleibt ein Motorrad mit zwei Men in Black stehen, Zivis, und fängt die ganzen Jugendlichen an abzutatschen. Da spiel ich halt einfach meinen Reggae weiter denk ich mir…positive Vibrations:-) aber denen war ich eh total egal – wie der eine Sheriff dann in meine Nähe kommt frag ich ihn obs ok is, dass ich spiel…OK sagt er…
Zrück im Haus wird schon nach mir gesucht und erklärt, dass hier doch eine recht kriminelle Gegend ist…viele Drogen…Marihuana…positive Vibrations in schweren Zeiten denk ich mir…
Heute war für mich ein richtig feiner Tag. Bin morgens schon recht früh auf gewesen und hab mir eine Feldenkrais-Audio-Einheit gegönnt. Da war ich dann echt mit guter Stimmung und viel Körperpräsenz bei der Sache. Am Beginn hab ich mit den Kids wieder quatsch gemacht – Huhn sein, Frosch, Tiger – und die ganze Meute war mit mir unterwegs. Und dann hab ich auch für jedes Level ein echt lustiges und bestärkendes Aufwärmen angeleitet. Das hat auch voll Spaß gmacht!
Es war heut für mich besonders zu sehen, was manche Kids innerhalb von 2 Tagen lernen können. Echt grandios – bei der Level 5-6 Teller-Gruppe habens ALLE geschafft heut den Teller aufzudrehen. Des hat mir echt voll taugt! Die meisten schaffens schon regelmäßig und die Hälfte kann schon voll viele Tricks…Und das zweite Besondre am heutigen Tag war, dass ich bewusst(er) wahrgnommen hab, wie sehr sich die Kids freuen können, wenn sie was geschafft haben!!! Das hab ich mir dann zu Herzen genommen und mich auch voll gefreut, wie ich heut 3 Teller übereinander geschafft hab. Schönerweise ist ein bisschen Raum zum selber Spielen während die Kids üben.
Nach der Schule – 6 Stunden jeden Tag schlauchen echt ganz schön!!! – war ich dann noch einkaufen. Ich komm auch echt gern draußen rum. Brauch das draußen sein. Ich bins von meinem Bauwagen leben einfach nicht gewohnt in einem Betonkastl zu sein. Und außerdem will ich auch die Stadt ein bisschen miterleben, herumstreunen und die Menschen und das Treiben sehen und spüren.
Heut Abend waren wir dann noch mit 2 Menschen aus Deutschland in der Stadt unterwegs. Wir konnten dadurch auch andere Seiten der Stadt, außer der Umgebung der Schule, kennenlernen. Und wir waren sehr, sehr lecker in einem syrischen Restaurant Essen – meine kulinarische Leidenschaft konnte ein wenig gestillt werden;-)
Etwas irritierend und wieder kurz in die Realität zurückholend waren dann der Wasserwerfer und das gepanzerte Polizeiauto, die Lichterloh vorbeifuhren.
Durch M. war es sehr spannend Geschichten von jemandem zu hören, der schon einige Jahre im Jemen und jetzt hier von Gaziantep aus, Projekte in Syrien für eine NGO organisiert. Durch ihn konnten wir aus dem Moment heraus auch Kontakte zu andren Leuten aus NGO’s knüpfen und hören, was die so machen. Und wir konnten ihnen etwas über die Clowns ohne Grenzen erzählen, von denen sie noch nie gehört hatten. Auch
 ists spannend, dass durch Kriege und Katastrophen sich dann Menschen aus aller Welt zusammenfinden, es schaffen recht viel Geld auf zu stellen um unterschiedlichste Projekte zu starten.
Ja und jetzt hob i a bissl überlegt was i zum Schluss schreiben soll. So fü Schönheit hob i heut erleben dürfen und so viel Strahlen ist in den Gesichtern der Kinder zu sehen. Aber wenn ich tief in mich hinein spür, wenn ich in die Gesichter der Erwachsenen schau, dann schlummert da noch was andres…
Ja ich sag euch, wir müssen den Tatsachen die hier und überall sonstwo sind auch ins Gesicht schaun. Ich und wir dürfen einfach nicht mehr wegschaun!!!
Die lieben Menschen müssen mit dem Wissen leben, dass sie hier jederzeit, in jedem nächsten Moment raus müssen und aus der Türkei ausgewiesen werden. Sie dürfen hier nicht bedingt arbeiten – oft nur illegal und nicht selten als moderne Sklaven. Die allermeisten wollten überhaupt nicht weg von zu Hause, doch es ist Krieg…
Und wie es anscheinend überall auf der Welt ist, haben auch hier in der Türkei die Menschen, die wenig haben Angst, dass sie durch all die syrischen Flüchtlinge noch weniger haben werden und deswegen hat sich die Stimmung, die vorher gut war, ins Negative hin verändert.
Wenn ich jetzt an Österreich, und an Deutschland denke, dann sehe ich, dass dort auch die Menschen, die wenig haben, die Angst haben, dass es noch weniger werden wird…
Aber die Menschen, die nach Mitteleuropa kommen werden, werden mehr und nicht mehr weniger werden…Das ist die Realität!
Auf das wir irgendwann erkennen, dass es nur im Miteinander friedlich geht…
Andi