Wir verlassen die steinerne Stadt Gjirokaster. Zurück bleibt ein malerisches Bild von einer urigen Schlossruine und den anderen Steinhäusern mit alten Steindächern. Gjirokaster gehört auch zum Unesco Welterbe. Im Hintergrund dehnt sich das lang gezogene Tal und wird überragt von den malerischen Gebirgszügen Gjirokasters.
Anders als Tirana strahlt Gjirokaster auch heute Morgen wieder etwas sehr friedliches aus. Die Regenwolken haben sich  verzogen und die Sonne spitzt hier und da wieder durch die Wolken. Der Muezzin ruft zum Morgengebet von seinem direkt nebenan liegenden Minarett. Ich selbst empfinde dies als sehr stimmungsvoll.
Zusammen mit meinen Clowns-Kollegen stärken wir uns beim Frühstück für unseren nächsten Auftritt. Der Frühstückstisch wird wie so oft in Albanien reichlich gedeckt, so dass man kaum noch ein freies Fleckchen auf dem Tisch findet. Das Essen ist  sehr reichlich und oft frisch und regional aus eigenem Anbau.
Nun aber schnell die wieder gepackten Reisetaschen im Bus verladen und Abfahrt. Und – Überraschung- Regen. Wir werden in einem, etwa eine halbe Stunde von unserem Hotel entfernten, Kindergarten erwartet. Jedoch dauert es etwas länger bis wir schließlich nach Umwegen unser Ziel erreichen. Wenn unser Fahrer die fast ausschließlich männlichen Passanten nach dem Weg fragt zeigen diese selbstsicher in eine Richtung. Manchmal aber auch entgegengesetzt.

Bei unserer Ankunft, am schön bemalten Gebäude hört plötzlich der Regen auf. Wir beschließen spontan den Auftritt doch im Freien abzuhalten, da die engen Räume des Kindergartens uns nicht sehr geeignet erscheinen. Die Kinder sitzen in ihren Gruppenräumen und lachen uns fröhlich an als wir kurz zu ihnen hineingucken. Gleich wird die eine oder andere Albernheit gemacht und die Kinder sind voller Vorfreude auf unsere Show.
Die Bühne wird schnell von Niko, Michi und Tobi aufgebaut, die Kinder tragen ihre Stühle nach Draußen, wir ziehen uns zügig im Team-Raum der Erzieher um und die Show kann beginnen.
Das sehr junge Publikum bricht bei unseren Nummern immer wieder in schallendes Lachen aus und steigt teilweise in unser Spiel mit ein. Als bei der Liebesnummer Pite der Detty mit einem „Happy Birthday!“ einen nicht aufgeblasenen Luftballon in die Hand drückt, singt das Publikum gleich das Lied „Happy Birthday“ mit.

Bei der Portraitnummer , bei der wir üblicherweise immer ein Kind aus dem Publikum holen, bitten wir heute eine Lehrerin mit uns auf die Bühne zu kommen. Sie ist sichtlich erfreut als wir ihr auch noch etwa vier Drehteller in ihre zwei Hände drücken.
Nach dem Auftritt unterhalte ich einige Kinder noch mit kleinen Zaubertricks und Seifenblasen. Pite wird mit Kuscheltieren überhäuft. Topa zeigt, dass die „Holzkeule“aus der Show nur aus weichem Plastik ist und verteilt Luftküsschen.

„Roma Active Albania“ , der Träger des Kindergartens, steht in Kooperation 
mit “Save the Children “. Hier werden Kinder betreut, die überwiegend aus armen Verhältnissen kommen. Der Kindergarten wird bisher nur durch Spendengelder aufrechterhalten. So hat hier z.B. eine Parfümfirma für 3 Jahre gespendet.
Die Kinder, welche hier die Einrichtung  besuchen, erhalten zumindest dadurch die Möglichkeiten für ein paar Stunden am Tag Räumlichkeiten zum Spielen zu haben als auch etwas zu Essen zu bekommen. Der Leiter der „Roma Active Albania“ würde sich natürlich weiterhin wünschen, dass genug Spenden reinkommen um auch Projekte mit den Kindern durch zu führen.
Die Tür dieser Einrichtung schließt sich nun auch hier wieder mit lebhaften Erinnerungen. 
Danach führt uns eine mehrstündige Busfahrt nach Elbasan.

– Unser Fahrer Pavlin

Auf der Strecke dort hin bleibt genug Zeit, die unglaublich schöne nun noch in Sonne gehüllte Landschaft in sich einzusaugen.  Hier scheint es noch so als würde die Natur den Menschen über ragen. Breite Flußbetten zieren die weitläufigen Täler. Auffallend sind die vielen nicht gemähten Blumenwiesen. Wenn man nicht um die Armut vieler Menschen hier wüsste, könnte man meinen es gäbe hier keine Probleme.

 Doch dann sehe ich die Menschen, die hier mühsam auf den bewirtschafteten Feldflächen mit dem Rechen das Heu wenden und einen alten Mann der gebückt gebündeltes Heu auf seinem Rücken trägt.
 In der nächsten Ortschaft sehe ich wie  Menschen am Straßenrand auf einer kleinen Decke vor sich alle möglichen Waren für ein wenig Geld  verkaufen. Ich sehe Häuser mit kaputten Fensterscheiben und die Wäsche, die davor zum Trocknen aushängt. Herrenlose Hunde laufen durch die Stadt. Und auch das Umweltbewusstsein der Menschen hier tritt in den Hintergrund, wenn man in die Stadtflüsse blickt und sie voll mit Plastikmüll sind.

Ich beobachte viele Männer,  die tagsüber in  Cafes sitzen, bei denen ich mich  oft frage, ob sie wohl keine Arbeit haben.

Regenwetter begrüßt uns mal wieder in Elbasan. Wir haben unser Ziel erreicht. Morgen geht es weiter mit drei Shows. So ruhen wir uns noch ein bisschen aus und freuen uns auf den nächsten Tag.

Iris