Rosenheim 2.6.2016
Reisebericht
Clowns ohne Grenzen Istanbulreise Mai 2016
Vorgestern sind wir von unserer Reise zurückgekommen.
Wir waren eine Woche in Istanbul und Bursa und spielten dort 10 Vorstellungen fast ausschließlich für Menschen, die aus Syrien geflohen sind.
In Istanbul leben in etwa 600 000 Flüchtlinge, in Bursa, das knapp 100 Kilometer südöstlich vom Bosporus liegt und in etwa drei Millionen Einwohner zählt, sind es vielleicht 300 000.
In der Türkei gibt es fast nur im Süd-Osten Flüchtlingslager, in die man weder leicht rein, noch raus kommt. Im restlichen Land leben die Syrer meist in angemieteten Wohnungen und müssen sich um Ihren Unterhalt selbst kümmern.
Diesem Umstand entsprechend fanden unsere Shows vor allem in sozialen Einrichtungen und Schulen statt.
Über unsere täglichen Aktivitäten findet Ihr zusammen mit vielen tollen Bildern im Blog der Istanbulreise Auskunft. Wir berichteten jeden Abend von unseren Eindrücken mit Text und Bild im Blog.
Allerdings machte sich bei uns immer mehr das Gefühl breit nicht wirklich das Wesentliche ausdrücken zu können. Die Türkei ist ein Land im Wandel. Spürbar. Wie kann man das in Worte fassen ohne Journalismus zu betreiben? Diese Frage stand zunehmend im Raum.
Bei Begegnungen mit Menschen vor Ort lenkte sich unser Gespräch natürlich immer wieder auf die Frage was es denn heißt heute hier Künstler zu sein oder ein soziales Engagement zu verfolgen. Welche Schwierigkeiten sind damit verbunden und welche Möglichkeiten gibt es? Die Antworten darauf waren nicht besonders ermutigend.
So war für mich der wirkliche Reichtum dieser Reise vor allem die Hilfe zu sehen, die viele Menschen und Organisationen, unter allen Bedingungen, den Flüchtlingen angedeihen lassen.
Es ist eine bewegte Zeit. Eine spannende Zeit. Das war hier deutlich zu spüren, es liegt Spannung in der Luft oder in den Menschen. Etwas verändert sich, sucht sich seinen Weg, will sich ausdrücken.
Ganz allgemein gesprochen: Immer mehr Staaten polarisieren sich innerlich, dies spiegelt sich in der politischen Landschaft und in der Gesellschaftsstruktur wieder, zum Beispiel die zunehmende Kluft zwischen reich und arm weltweit.
Die Mitte verliert an Luft, im entstehenden Vakuum nimmt die Unsicherheit zu, Meinungen verhärten sich und die Ethik weicht dem Recht des Stärkeren.
Das ist natürlich ein stark vereinfachtes Bild und verzerrt die Wirklichkeit, doch die Tendenz mit aller Macht eine Position zu behaupten, ohne dabei über den eigenen Tellerrand zu schauen, verbreitet sich offentsichtlich.
Zum Schluß möchte ich mich besonders bedanken bei Tijen Togay & Petra Diehl vom Goethe Institut Istanbul und bei Karsten Malige von der Syrienhilfe e.V.
Ohne Eure Hilfe wäre diese Reise erst gar nicht zustande gekommen.
Weiterhin einen großen Dank an die Einrichtungen, die uns Ihre Türen aufgesperrt haben, damit wir dort spielen konnten.
Und natürlich danke alle Spender, die die Clowns ohne Grenzen e.V. überhaupt erst in Fahrt bringen.
Andreas