An diesem Tag wurde es für mich auf vielen Ebenen offensichtlich, was für eine tolle Arbeit wir machen.
Los ging dieser volle Tag mit einer Show in der Industriestraße in Rostock, einer Erstaufnahmeeinrichtung des DRK.
In der ehemaligen Industriehalle sind zur Zeit etwa 90 Menschen untergebracht. Im Sommer waren es zwischenzeitlich 800. Sie warten hier auf ihre Zuordnung in Gemeinschaftsunterkünfte, auf die Weiterfahrt nach Schweden oder auf ihre Papiere. Die Verweildauer schwankt zwischen einem Tag und 4 Monaten.
Als wir eintraten herrschte reges Treiben in der Halle. Kinder auf Inlineskates, die herumdüsten, eine lebhafte Volleyballgruppe. Mir war klar: Okay, das bringen wir wohl alles durcheinander hier!
Das Wetter war wieder gut. So konnten wir unsere Bühne draußen auf dem Hof einrichten- auch um die angespannte Akustik in der Halle nicht noch weiter zu strapazieren. Beim Aufbau hatten wir viele fleißige Helfer. Die konnten kaum erwarten die Clowns zu sehen und was sich wohl in unserem Koffer verbirgt.
Als wir dann endlich mit fröhlicher Musik einmarschierten, kamen die BewohnerInnen von überall her, auch das Volleyballspiel wurde unterbrochen. So saßen im Publikum nicht nur BewohnerInnen, sondern auch HelferInnen, DRK- MitarbeiterInnen und Bundeswehrangehörige in Uniform- die Show konnte beginnen!
Für mich als „Neue“ war es wunderbar zu erleben, welche Wirkung unser Spiel auf das Publikum hat und das Publikum auf unser Spiel. Da wechselte Erstaunen mit ausgelassenem Lachen, Erschrecken mit Entzücken! Das zu erleben machte es mir manchmal schwer, mich auf meine Rolle in der Show zu konzentrieren und nicht einfach stehen zu bleiben und nur die Kinder in ihren Reaktionen zu beobachten. Aber kein Problem- wir sind ja Clowns und können improvisieren!
Am Ende begleiteten uns viele Kinder in einer Tanz- und- Singe- Parade zurück zu unserer Garderobe. Ich verabschiedete mich schweren Herzens mit Handküssen, Umarmungen- und vielen Fotos! Einer der Helfer malte ein Kreidebild von uns auf den Hof, welches die Kinder mit „For Tomorrow“ kommentierten.
Nach einem kurzen Snack und logistischer Planung ging es nach Güstrow.
Dort wurden wir von Pfarrer Christian Höser von der Domgemeinde erwartet. Bei schönem Wetter spielten wir im idyllischen Garten auf der Gänseblümchenwiese des Gemeindehauses.
Gekommen waren weniger Geflüchtete, dafür vor allem Gemeindemitglieder, Freunde, und BewohnerInnen von Behinderteneinrichtungen der Stadt.
Für diese Show gab es einen kleinen Wechsel im Clownsteam: Carola Schure sprang für Friederike ein, die eine wichtige Veranstaltung an der Uni hatte. Nach einmal anschauen der Show am Morgen und einmal durchsprechen auf dem Weg zur Domgemeinde, hat sie ihren Einstieg souverän gelöst. Am Abend kam Friederike wieder dazu.
Das Lachen der Besucher schallte durch den Garten und hat unser Spiel beflügelt. Bei unserem Abgang am Ende war ich sehr überrascht und dachte, welchen Teil wir wohl vergessen haben, so schnell ging es vorbei. So ist es wohl, wenn man sich langsam einspielt.
Nach einer Erdbeer- und Eispause im Park, mit leckerem Eis aus dem Bioladen, der uns mit leckerem Essen zu sehr fairen Preisen die ganze Woche lang ausgestattet hat (Danke Uta!), mussten wir auch schon zurück nach Lüssow. Zu 19.00 Uhr hatten wir zu einem Vortrag über die Arbeit des Vereins „Clowns ohne Grenzen“ und der Peru Reise im letzten Herbst eingeladen.
Die Kirchgemeinde Lüssow/ Parum stellt und wieder ihre Räumlichkeiten zum Proben und Übernachten zur Verfügung. Als kleines Dankeschön war dieser Vortrag gedacht.
Die Fotos und Geschichten haben die ZuhörerInnen, die in großer Zahl gekommen waren, sichtlich berührt. Die Besonderheit der Arbeit von Clowns ohne Grenzen wurde deutlich. So wie Heiko sagt, Kinderlachen ist überall gleich. Das was Menschen zum Lachen bringt ist universell. Genau das hat mir klar gemacht, neben den Spielerfahrungen und Menschenbegegnungen, warum ich diese Arbeit machen möchte und wie schön es ist jetzt selber mit dabei zu sein. Vor drei Jahren habe ich in einem Blog über die Reise von Clowns ohne Grenzen nach Syrien gelesen und jetzt schreibe ich selber einen Eintrag. Das ist großartig.
Marieke