Es ist ein sonniger Morgen. Unser letzter Showtag in Albanien ist angebrochen und eine ordentliche Portion Schlaf hat uns allen heute recht gut getan.
Bevor wir um 15:00 Uhr das letzte Mal für die Kinder spielen, bleibt noch Zeit gemütlich zu frühstücken und uns noch mit Schwester Christina zu unterhalten.
Wenn sie erzählt erfährt man sehr viel über die Arbeit, die sie in Ihrer Einrichtung und außerhalb für die Menschen leistet.
Es gibt ein paar Zielgruppen um die sich besonders gekümmert wird.
Menschen, die Opfer von Blutrache geworden sind; Frauen, denen Gewalt angetan wurde, es gibt Jugendarbeit und auch eine kleine Krankenstation für Menschen die sich eine medizinische Behandlung nicht leisten können.
Menschen, die zu Schwester Christina kommen fühlen sich oft gut aufgehoben und nehmen die Unterstützung gerne an. Die Arbeit des Ordens bewegt viel und leistet auch viel Präventionsarbeit, wozu der Staat oft nicht in der Lage ist.
So gab es z.B. letztes Jahr ein einwöchiges Projekt für Jugendliche und junge Erwachsene, die sich gewünscht haben etwas zum Thema Spiritualität zu machen. Schwester Christina ist daraufhin mit einer Gruppe junger Menschen an die Mittelmeerküste gefahren. Sie haben dort einen großen Holzpfahl gefunden, der sie daran erinnerte, dass auf der anderen Seite des Mittelmeeres Christen auf Grund ihres Glaubens hingerichtet wurden. Sie haben diesen Pfahl in die Einrichtung transportiert und ihn in einem Raum niedergelegt. Jeder Jugendliche konnte nun all seine Sorgen und Wünsche auf diesem Pfahl niederlegen und sich somit auch die eigenen Sorgen von der Seele schreiben. Es war wie ein reinigendes Ritual welches hilft seiner Trauer Raum zu geben. Nun liegt dieser Pfahl im Außengelände des Gemeinschaftshauses in der Wiese.

Ein anderes Thema, welches auch noch angesprochen wurde, ist der Umgang mit Unfällen. Da es im Orden von Schwester Christina eine kleine Notfallambulanz gibt, erzählte sie, dass immer wieder Menschen mit schlimmen Verletzungen zu ihnen kommen. Doch mit Erschrecken, so erzählt Schwester Christina oft kopfschüttelnd, behandeln sich die Leute selbst erst falsch, in dem sie sich z.B. auf Verbrennungen dritten Grades ein rohes Ei aufschlagen, weil es angeblich kühlt, oder sie die Verbrennung mit Kuhmist einschmieren und einen Verband darum wickeln. Schwester Christina, die selbst examinierte Krankenschwester ist muss dann oft erst die falsch behandelten Wunden reinigen um dann richtig behandeln zu können. Hier sagt sie auch, muss noch mehr Aufklärungsarbeit stattfinden.
ch hätte Schwester Christina gerne noch länger zugehört um noch mehr zu erfahren, was ihre tägliche Arbeit anbelangt. Doch gab es nach dem Frühstück noch einiges zu tun. Show- und Reisekoffer soweit fertig packen, nochmal unter die Dusche springen, kleines Nickerchen…und dann umziehen für unseren letzten Auftritt. Dieser findet heute im Gelände des Kindergartens statt.

Da das Wetter weiter stabil bleibt, haben sich einige Helfer zusammengeschlossen und tragen fleißig Stühle auf das Außengelände. Unser Showbeginn verzögerte sich etwas, da es einen so großen Ansturm an Zuschauern gab, mit dem vorher keiner gerechnet hatte. Die Schwestern meinten, sie hätten während der Show etwa 350 Leute gezählt.
Und dann beginnt die letzte Show für dieses Jahr in Albanien. Das Wetter meint es zum Abschied wirklich gut mit uns und auch das Publikum erfreut sich sehr über unseren Anblick.
Wir haben noch ein letztes Mal so richtig Spaß, auch wenn uns die Erschöpfung der letzten Woche bestimmt schon ins Gesicht geschrieben steht. Für Erfrischung sorgte dann umso mehr als nicht nur ich diesmal Pite eine Flasche Wasser ins Gesicht spritzte sondern auch Topa und Deti zur Wasserflasche griffen und Pite komplett nass war.
Auffallend waren einige Kinder, die viel mit ihrem Handy knipsten. Noch während wir mit der Ausgangsmusik nach Drinnen liefen, blieb es auch nicht aus dass noch rund ein Dutzend Leute Selfies mit uns wollten.

– Unsere Show wurde bereits Tage vor dem Auftritt angekündigt

Glücklich über unsere letzte Show kam auch schon bald Schwester Christina auf uns zu um sich bei uns zu bedanken. Was mich am meisten gefreut hat ist als sie erzählte, dass ein Mann im Publikum war, den sie schon länger kennt. Sie meinte, sie hätte ihn seit Jahren nicht mehr lachen sehen. Und heute bei unserem Auftritt hätte sie ihn aus vollem Herzen lachen sehen.
Wenn ich so etwas höre, geht mir das Herz auf, denn das ist das, was wir wollen. Freude bereiten.
Mit einem wohlig erschöpften Gefühl brechen wir kurze Zeit später auf. Pavlin wartet schon mit dem Bus. Eine kleine Traube an Menschen winkt noch unserem Bus Richtung Tirana hinterher. Darunter Schwester Christina und Schwester Mela, sowie deren Ziehsohn Abraham und einige Zuschauerkinder.

Die letzte Fahrt mit Pavlin nach Tirana endet schließlich wieder im Hotel Baron. Wir bedanken uns alle noch ganz herzlich für seine treuen und zuverlässigen Fahrdienste die er uns erwiesen hat. Als kleines Geschenk haben wir für ihn noch eine Clownsnase zur Seite gelegt, die er sich gleich voller Freude aufsetzt. Wir hoffen sehr, dass wir ihn bei unserer nächsten Albanienreise wieder mit im Team haben dürfen.
Nun fallen wir gleich alle müde in unsere Betten und träumen vielleicht von lachenden Kindern in Albanien, die wir hoffentlich bald wieder sehen dürfen.

Eure Nuhatje/Iris