8.August
Heute hatten wir unseren ersten Workshop-Tag mit den Kindern aus dem SOS-Kinderdorf Cochabamba, dem SOS-Kinderdorf Tiquipaya und der Kindersozialstation Tiquipaya. Insgesamt waren es 30 Kinder, 10 Kinder pro Dorf/Sozialstation. Der Workshop findet im SOS-Kinderdorf Tiquipaya statt. Als wir dort eintrafen, haben wir erstmal unsere Räume angeschaut und überflüssige Regale Stühle und Tische beiseite geschafft, begleitet von aufgeregten Kindern. Wir hatten einen großen Raum und 2 kleinere Räume, wobei einer davon richtig klein ist.
Ganz am Anfang haben wir uns alle im großen Raum versammelt, um uns erst einmal vorzustellen und haben dann anschließend gleich ein Spiel gespielt, danach wurden die Kinder in drei Gruppen aufgeteilt.
In der ersten Stunde hielt  jeder von uns einen Clowns-Workshop , der hauptsächlich aus kleinen Improvisationsspielen bestand. Während der Übungen wurden wir immer wieder unterbrochen, da manche Kinder nicht von Anfang an da sein konnten, aber sie sind ziemlich schnell in die Übungen reingekommen. Nachdem die erste Stunde superschnell vorüber ging, haben wir uns wieder alle im großen Raum versammelt, um mit dem Jonglage-Unterricht zu beginnen. Wir haben drei Stationen aufgebaut: Teller drehen, Tücher-Jonglage und Ball-Jonglage. Alle Kinder durften mal alles ausprobieren und in dieser kurzen Zeit haben sich schnell viele Erfolge gezeigt. Eine von den Mamas hat mit ganz viel Spaß und Biss am Tellerdrehen und Tuch-Jonglage mitgemacht.
Nachdem wir mit dem Workshop fertig waren, hatten wir noch ein Treffen mit den Mamas, um mit ihnen über dieses Projekt zu reden: Warum wir das alles machen und warum wir es auch schön fänden, wenn sie bei uns mitmachen würden, weil wenn wir wieder weg sind, können sie die erlernten Fähigkeiten weiter geben und stärken. Wir haben ihnen angeboten, einen extra Workshop nur für die Mamas zu geben und uns ihre Wünsche, Vorstellungen und Sorgen angehört. Die meisten Mamas waren eher zurückhaltend, aber ich denke das liegt daran, dass sie noch nicht viel mit dem Ganzen  anfangen konnten (weil sie es noch nicht gesehen haben) und ich hoffe, dass diejenigen die mitmachen werden, bald auch die anderen begeistern und mit Neugierde anstecken werden. Zumindest haben wir schon 2 Fans die bei allem mitmachen wollen. Katrin entschied sich dann ganz spontan dafür, dass wir gleich mal mit ihnen ein Spiel spielen sollten – das Spiel ZIP-ZAP-HO.
Wir haben viel gelacht und alle hatten Spaß, v.a. fand ich es total süß, dass aus dem „Zip-Zap-Ho“ plötzlich ein  „RIP-RAP-HUUU“ wurde…;)
Anschließend wurden wir zum Essen eingeladen und wir wurden wieder in drei verschiedene  Häuser eingeteilt, aber diesmal ging es zu anderen Familien. Wir sollen alle Häuser mal besucht haben. Genau wie beim letzten Mal fand ich es einfach nur schön. Diesmal waren in dem Haus mehr Jugendliche als kleinere Kinder und sie haben mich wieder über aaaaalles mögliche ausgefragt – hauptsächlich über Deutschland und Europa. Und auch diesmal fragten die Kinder, ob wir auch wirklich morgen wieder kommen werden. Tausend Umarmungen später stiegen wir in ein Taxi-Trufi und fuhren glücklich und müde heim. Max war ganz gerührt davon, als bei ihm das Tischgebet aufgesagt wurde, denn darin hat ein kleines Mädchen nicht nur dafür gedankt  dass sie Essen, Trinken, eine Familie und ein Dach über dem Kopf haben, sondern auch, dass „der Clown“ da ist!!!
Gute Nacht
Cafesita
9. und 10. August
Max hat Geburtstag! Milly und ich haben ihn mit Liedern aus dem Bett geschmissen. Kuchen, Blumen und Geschenk haben nicht gefehlt. Der Tag war außerdem für uns alle ein Geschenk. Um neun Uhr hat uns Luisa –  unsere Freundin  – abgeholt und wir sind zur alternativen Privatschule Kusi Kuna gefahren, um eine Show für die Kinder zu spielen. 
Dort habe ich letztes Jahr zwei Wochen mit den Kindern gearbeitet.  Und als wir ankamen, haben sie mich erkannt, sind auf mich zugelaufen, haben mich umarmt! Wie schön!! Anbei das Suchbild: „Wo ist Katrin?“.

Die Show haben wir draußen gespielt. In Kusi Kuna haben sie dieses Jahr ein „Wasserprojekt“. Weil ich letztes Jahr bei dessen Initiierung dabei war, kam mir die Idee, dass unsere Show auch von Wasser handeln sollte. Im Jahr 2000 gab es hier einen Wasserkrieg, in dem sich die Bevölkerung mit Erfolg gegen die Privatisierung des Wassers gewehrt hat. Eine US-amerikanische Firma wollte das Monopol übernehmen und es gab verschärfte Bestimmungen zur Verwendung von Wasser. Sogar für das Sammeln von Regenwasser musste Geld bezahlt werden. Nach heftigen Protesten hat die Regierung die Reglementierungen rückgängig gemacht. 
In Kusi Kuna nun lernen die Kinder auf verschiedene und sehr kreative Art und Weise, wie wertvoll und gesund Wasser ist. In unserer Show haben wir ihr Wissen und ihre Kenntnisse dann als Kommentare zurück erhalten. „Wasser ist gesund!“, „Man muss viel Wasser trinken!“, „Schmutziges Wasser soll man nicht trinken!“. (Die Leute hier trinken in der Regel kein Wasser, sondern Erfrischungsgetränke oder Mate mit viel Zucker). 
 
Auch einen Sinn für soziale Gerechtigkeit haben die Kinder uns in ihren Reaktionen gezeigt. So hat ein Mädchen überhaupt nicht eingesehen, warum Papasita beim Aufräumen nicht mit anpackt, sondern Cafesita und Churi den Job alleine machen sollen. Also wieder ein schöner Erfolg, schöne Erfahrungen für uns alle.

Anschließend durften wir beim Mittagssnack des Lehrerteams teilnehmen. Luisa hatte einen Apfelkuchen für Max gebacken. 

Ein bestelltes Taxi ließ ewig auf sich warten, kam schließlich gar nicht, so dass Luisa uns wieder nach Tiqui zurück gebracht hat, von wo aus wir uns auf den Weg zum SOS machten. Ein Schutzengel hat einen heftigen Unfall verhindert … aber der Verkehr hier ist ein eigenes Thema.
Das vereinbarte Treffen mit den Organisatoren von SOS  fand mit kleiner Besetzung statt. Wir haben auf die Schwierigkeit aufmerksam gemacht, dass die Kinder verspätet kommen oder nicht ganz bleiben können.
Zu den Workshops anschließend kam dann die ganze Gruppe des zweiten SOS-Dorfes und der Sozialstation gar nicht. Immerhin zwei Mamas waren dabei und ca. 12 Kinder vom Dorf aus Tiqui, zum Zirkusunterricht kamen später noch ein paar dazu. Die Kinder hatten die Show gesehen und weil wir immer zum Essen in den Familien sind, kennen sie uns. Sie waren voll motiviert. Wir haben wenig Übungen gemacht, aber dafür immer sehr klar vorgespielt und sie dann selber in Paaren spielen lassen. 
WOW, da gab  es schon ganze Clownsgeschichten zu sehen, eigene Impulse, eigene  Ideen und ganz schön: die beiden Mamas, die dabei waren, haben auch gespielt! Was haben wir gelacht! Auch bei der Jonglage gab es Erfolge: Drei Tücher, die jongliert wurden, Muster mit zwei und sogar ein paar mit drei Bällen und Tellerandreherfolge und erste Tricks. 
In einer Reflexionsrunde anschließend haben sie sowohl die Freude an der Jonglage als auch am Clownspiel erwähnt.
Heute – 10.August – haben wir eine Änderung vorgeschlagen. Wir haben den Eindruck, dass die Kinder der Sozialstation sehr schüchtern sind, ängstlich und einfach teilweise nicht bereit für einen Unterricht. Sie sind jünger, auch zum Teil traumatisiert von schwierigen Lebenssituationen. Ab morgen werden wir eine Stunde vorab zu ihnen gehen und mit Bällen, Tüchern und Tellern spielen. Das ermöglicht Beziehungsarbeit und Aufbau von Vertrauen. Wer dann nach Zeit und Lust hat, kann mitkommen zum Clownworkshop. Die Organisatoren waren sehr dankbar für diesen Vorschlag. Wir holen also die Kinder dort ab, wo sie sind – im wahrsten Sinn des Wortes. Mal sehen, wie das klappt. Es gibt also Anlaufschwierigkeiten, aber wir sind sehr positiv, dass wir trotzdem erfolgreich arbeiten. In Bolivien ist das alles völlig normal.
Gestern war trotzdem auch Zeit, Max Geburtstag zu feiern. Mit Freunden haben wir uns abends  zum Essen getroffen und abends zu Hause Ligretto gespielt. Klar, dass ich immer gewinne.
Liebe Grüße
Katrin