2013 Kenia


25.03.2013 - 14.04.2013

Josune Goenaga, Manuel Schunter, Julian Schunter, Florian Vuille, Johannes Wolff (Logistik), Jakob Karte (Fotograf)


Tag 1, 25-03-2013

Nach den letzten Reisevorbereitungen der Nachtbus um 3.15 Uhr – viel Schlaf war da nicht drin. Frühstück am Flughafen, ein Foto im Schnee und schließlich nehmen wir die erst größere Hürde: Unseren langen roten Teppich können wir tatsächlich problemlos und ohne Aufpreis als Gepäckstück aufgeben, wer hätte das gedacht. Nach einer Zwischenstation in Amsterdam treten wir dann den 8-Stunden-Flug an – auf nach Afrika!
Ein gelbes Lichtermeer erwartet uns, als wir uns der kenianischen Hauptstadt schließlich aus der Luft nähern. Am Jomo Kenyatta-Flughafen Nairobi bietet sich ein anderes Bild, als in den europäischen Großstädten, aus denen wir kommen. Alles ungewohnt klein für eine Millionenmetropole. Und die Luft ist eine andere – warm and relaxing!
Die Visas kein Problem – die Koffer und der Teppich sind da. Werden auch unsere Kontaktpersonen kommen, wie per Email besprochen?
Ja – und wie! Drei freundliche Kenianer, zwei davon heißen Ann und Kevin, mit einem großen Schild “Clowns without Borders Germany” und einem überdimensionalen gemalten Clownsgesicht – aus dem Pulk der bereitstehenden Fahrer und Hotelmitarbeiter stechen sie hervor. Auf Anhieb haben wir ein super-Gefühl. Nach einer Fahrt im Minibus durch die staubigen Straßen Nairobis (mit Linksverkehr!), während der wir gebannt am Fenster hängen und jedes Bild in uns aufsaugen, erreichen wir das Sarakasi-Zentrum – unser Platz für die erste Woche. Ein altes Kino, welches leer stand, wird nun von dem Zirkus-/Tanz-/Musikprojekt genutzt, im Erdgeschoß eine große Bühne mit hängenden Trapezen und eythin Zuschauerraum. Es wirkt ein wenig wie ein besetztes Haus, doch gut organisiert, vor der Türe ein Wachmann. Im obersten Dachgeschoß des beeindruckenden Bauwerks, am Ende einer Wendeltreppe und hinter Schloss und Riegel findet sich unser Appartement. Unsere neuen Freunde haben uns sogar schon mit Essen und Wasser versorgt – großartig. Ein erster Tag geht müde, doch höchst zufrieden zu Ende. Wir freuen uns auf alles, was kommt. Yes!

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Tag 2, 26-03-2013

Wir starten unseren ersten Tag in Nairobi. Am Morgen bekommen wir ausführlich das Sarakasi-Projekt mit seinen verschiedenen Bereichen vorgestellt. Wir bewohnen die Appartements, die sich innerhalb des Hauses befinden. Auf der anderen Seite ist das Büro der Präsidentin. Ein Stockwerk darunter sind die Büros von Ferny (Projektleiterin von Sarakasi Trust), Kenneth (Fundraiser) und Ann (Organisatorin) sowie der Tanzraum, in dem die Künstler trainieren. Wir bekommen einen kurzen Einblick in ein Stück, das in Kürze in Bahrain auf einem Formel-1 Rennen gezeigt werden wird. Im Zuschauerraum des Erdgeschoss trainieren etwa 30 Tänzer und Akrobaten für ein Stück, das schon in zwei Tagen Premiere hat. 
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Während des anschließenden Meetings erzählt uns Marion (die Präsidentin, die das Projekt gemeinsam mit ihrem Mann und finanzieller Unterstützung der holländischen Botschaft ins Leben grufen hat), dass Sarakasi schon seit 2001 existiert. Das alte Kino war seit 20 Jahren nicht mehr in Benutzung und entsprechend heruntergekommen. Straßenkinder lebten in dem Komplex. Mit viel Arbeit ist es gelungen, das Haus wieder in einen sehr guten Zustand zu bringen.
Das Life-Skill Training ist eines der Projekte, die Sarakasi Trust betreut. Freiwillige und Trainer lernen hier in Workshops von- und miteinander (cultural exchang). Beim Audience-Building werden Festivals organisiert (z.B. “Sawa Sawa”) und wird vor allem auch der Kontakt zu anderen Künstlern gesucht. Partnerprojekte sind u.a. das “African Music Festival”, sowie das “Umoja Exchange Program”, in dem Zimbabwe, Mozambique, Südafrika und Kenia eine Verbindung von interkultureller Kommunikation und Zusammenarbeit kreiert haben. Ferny erzählt uns von den Projekten in den Krankenhäusern und Resozialisierungseinrichtungen. Nicht immer ist es einfach an bedürftige Kinder heranzukommen, weil sich beispielsweise Privatkrankenhäuser eher abgeneigt zeigen. Anders ist das in öffentlichen Spitälern.
Unseren ersten Auftritt spielen wir im Kenyatta Hospital, dem größten Krankenhaus Kenias im Zentrum von Nairobi. In der Station für Krebs-kranke Kinder erwarten uns etwa 20 Kinder sowie 5 Clowns des Sarakasi-Krankenhausprojektes. Das Vorbereiten, Umziehen und Schminken muss schneller passieren als gewohnt. Die kenianischen Clowns nutzen die Zeit für Rhythmus- und Singspiele; das ein oder andere erinnert mich an die Arbeit der elementaren Musikpädagogik, wie ich sie aus Deutschland kenne.
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Die Kinder sind schwach, zum Teil sitzen sie im Rollstuhl. Viele von ihnen haben Leukämie und bekommen eine Chemotherapie. Mit dieser Tortur sind sie oft allein gelassen: Viele Eltern müssen ihre kranken Kinder verlassen, da sie die teuren Kosten der Behandlung nicht mehr bezahlen können. Die Sarakasi-Clowns arbeiten jeden Tag in verschiedenen Bereichen des Krankenhauses, dreimal pro Woche sind sie auf dieser Station.
Die Reaktionen der Kinder sind anders als in Deutschland. Von den Zaubertricks sind sie sehr begeistert, bei manchen Nummern sind wir uns gar nicht sicher, ob man sie versteht. Kennen die Kinder zum Beispiel Tischtennis? 

 

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Die erste Show ist gut gelaufen, die Kinder haben sich sehr gefreut. Man merkt, dass sie keine Kraft haben, sie tun sich schwer beim Laufen oder Tanzen (was sie jedoch nicht davon abhält). Nach der Show sind sie sehr locker mit uns, wollen Saxophonklappen drücken und Fotos schießen, bringen uns Wörter auf Suaheli bei. Ein Mädchen wünscht sich, den Hullahup-Reifen zu halten und als wir ihn wieder wollen, geht das nicht so ohne weiteres. Sie beginnt zu weinen, klammert sich an den Reifen und ist nur gegen ein Bestechungsgeld von einem Kaugummi dazu zu bringen, ihren neuen Schatz preiszugeben.

 

Tag 3, 27-03-2013

Wir besuchen das Kabete Children´s Remand Home, einen Ort, an dem Kinder wohnen, die von der Polizei aufgegriffen wurden oder beschuldigt werden, eine Straftat begangen zu haben und auf ihr Verfahren warten. Die Mädchen und Jungs sind zwischen 7 und 17 Jahre alt. Bis acht Jahre gelten die Kinder in Kenia als nicht strafmündig, bis zwölf befinden sie sich in einer Grauzone, in der sie so oder so eingestuft werden können, und ab zwölf Jahren gelten sie vor dem Gesetz als volljährig.

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Etwa 30 Kinder versammeln sich in dem großen sonnigen Innenhof um unsere Show zu sehen. Für uns ist es die zweite Vorstellung vor kenianischem Publikum. Die Reaktionen sind stärker als gestern. Und auch die Sarakasi-Clowns sind wieder dabei. Nach unserer Show kommen sie auf die Bühne und wir starten eine Jam-Session mit dem Gitarristen und Reggae-Sänger Nelson Mandela (er heißt wirklich so!) und den anderen.

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Uns bleibt nur wenig Zeit bis zum nächsten Auftritt. Die Fahrtwege von einem Platz zum anderen sind immens und nehmen viel Zeit in Anspruch. Zurück in unserer Homebase Sarakasi essen wir im Schnelldurchlauf und machen uns gleich wieder auf den Weg in das Armenviertel Kibera. Dort angekommen werden wir herzlich von den Kibera Messengers in Empfang genommen.

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Vom Parkplatz aus begleiten sie uns durch enge Pfade zwischen den Wellblechhütten. Hier ist die extreme Armut spürbar. Der Boden ist voll von Exkrementen, Müll und kleinen Kloaken-Bächen. Auf den Wegen drängen sich die Menschen, die Kinder grüßen; “How are you?” schallt es uns entgegen. In diesem größten Slum Nairobis wohnen etwa 1,3 Millionen Menschen (also etwa so viele wie in München), insgesamt leben etwa 45 Prozent der Stadtbewohner in einem der Armenviertel. Zu unserer Sicherheit haben wir jemanden dabei, der aus Kibera kommt. Wie uns ein anderer erzählt, kennt er die Boy-Gangs, die das Viertel kontrollieren und kündigt uns an. Angekommen in der St. Stephan School sind wir erstaunt wie klein diese ist. Acht sogenannte Klassenzimmer, kleine dunkle Räume (jeweils max. 15 Quadratmeter) für insgesamt mehr als 500 Schüler. Wir spielen auf dem ca. 35 Quadratmeter großen “Pausenhof”, auf den sich etwa 150 Kinder drängen. Der Platz ist sehr begrenzt. Hier macht sich unser Bühnentuch bezahlt. Wir spannen es quer durch den Hof um uns dahinter umziehen und unser Equipment aufzubauen.

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Das ist der extremste Platz, an dem wir je aufgetreten sind. Es ist eng und schmutzig, es stinkt nach Fekalien. Einer der beiden Fotografen steht während der gesamten Show direkt neben einer großen Kloake. Man merkt uns allen die Anspannung an, doch als die Show beginnt ist alles super! Die Kinder sind ganz dabei, lachen laut und herzlich und plötzlich ist der Ort nebensächlich, an dem wir uns befinden. Wir spielen, die Kinder lachen und singen mit uns, genau wie an jedem anderen Ort. Es ist eine Freude zu spielen, die Energie in der Gruppe ist super gut.
Während wir zusammenpacken zeigen noch die Jungs von Kibera Messengers ein paar Akrobatik-Tricks und die Clowns von Sarakasi singen mit den Kindern. Der Weg zurück muss wieder schnell passieren, die Fahrer warten. Was für ein Tag!

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Tag 4 – 28 03 13

Heute Vormittag treffen wir uns mit den Sarakasi-Clowns zu einem Workshop. Manche von ihnen kennen wir bereits von unseren Aufführungen, andere sehen wir zum ersten Mal. Flo und Josune leiten verschiedene Gruppen-Spiele und Clownsübungen an, es gibt eine Vorstellungsrunde und auch die Kenianer zeigen uns ein paar ihrer Spiele und Übungen. Schnell fühlen wir uns als eine Gruppe. Unsere kenianischen Freunde sind sehr wissbegierig und wir können viel voneinander lernen. Julian stellt einige seiner Herangehensweisen für musikalische und speziell rhythmische Arbeit vor und wir singen gemeinsam. Die anschliessende Jam-Session ist ein schönes Erlebnis und eine gute Vorbereitung für die nächste After-Show-Party :-). Manuel ist den ganzen Vormittag mit Organisations-Arbeit beschäftigt. Die Kommunikation mit den Projekten hier in Kenia ist manchmal nicht ganz einfach. Wir haben immer noch nicht alle Telefonnummern und manche Kontaktpersonen antworten nicht konkret genug auf unsere Emails. Teilweise haben wir noch keine Uhrzeiten für unsere bevorstehenden Auftritte. Gemeinsam mit dem Team von Sarakasi essen wir zu Mittag. Das Gemüse, der Reis und die Chapatis (Maisfladen) schmecken ganz vorzüglich.

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Direkt danach machen wir uns auf dem Weg zu unserem zweiten Auftritt im Krankenhaus. Diesmal sind wir in der Hauptpediatrie des Kenyatta Hospital. Uns erwarten etwa 70 Kinder und 50 Eltern. Die Reaktionen sind wieder anders und unberechenbar. Sie sind viel verhaltener als am Tag zuvor in Kibera. Das hat wohl vor allem damit zu tun, dass die Kinder hier sehr krank sind und sich teilweise in anstrengenden Behandlungen befinden. Ein Junge kotzt, schaut aber unbeirrt weiter dem Auftritt zu, bis er auf die Seite genommen wird. Wir haben den Eindruck, dass die Menschen hier das Gesehene zum Teil erst verarbeiten müssen. Dennoch verläuft diese letzte Show mit Sarakasi sehr gut. Die Jam-Session am Schluss ist ein voller Erfolg. Bevor wir gehen, kommen wir noch in sehr herzlichen Kontakt mit den Kindern, spielen mit ihnen und hören unzählige “Goodbye”s. Heute Abend werden wir uns eine Show der Sarakasi-Akrobaten und -Tänzer ansehen, bevor wir morgen dann einen Tag frei haben.

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Tag 6 – 30 03 13

Amrita Children’s Home heißt unser heutiges Ziel. Die Einrichtung liegt in einem Armenviertel in Athi River, 30 Kilometer von Nairobi entfernt. Ausnahmsweise gibt es heute kaum Verkehr. Das liegt daran, dass heute die brisante Entscheidung des Supreme Courts of Kenya darüber getroffen wird, ob die vergangene Präsidentschaftswahl wegen Ungereimtheiten als ungültig erklärt wird und somit wiederholt werden muss oder nicht. Da es nach der letzten Präsidentschaftswahl 2007 zu schlimmen Ausschreitungen und Gewaltexzessen kam, ist die Stimmung heute entsprechend angespannt und viele Menschen bleiben lieber zu Hause.
Das Amrita Children’s Home ist eine Schule, die von der Initiative “embracing the world” ins Leben gerufen wurde, einer NGO unter der spirituellen Führung der Inderin Amma. Die zwei Leiterinnen der Schule sind Spanierinnen. Über die spanische Botschaft ist auch unser Kontakt zu diesem Projekt entstanden. Außerdem arbeiten hier vier kenianische Lehrer. Zur Zeit gibt es 4 Klassen mit insgesamt 88 Kindern, ab nächstem Jahr werden eine 5. Klasse und weitere 20 Kinder Platz finden. Die Unterrichtssprache ist Englisch (Ausnahme: das Fach Suaheli). Die Kinder kommen aus verschiedenen Stämmen, die alle auch ihre eigene Sprache haben, sie wachsen also dreisprachig auf. Es gibt mehr Kinder, die die Schule besuchen wollen, als Platz zur Verfügung steht. Bei der Auswahl werden Waisen, Halbwaisen, Kinder von alleinerziehenden Müttern und aus besonders bedürftigen Familien mit vielen Kindern und arbeitslosen Eltern bevorzugt.

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Auf dem Gelände der Schule wird biologisches Gemüse und Obst angebaut, es gibt eine eigene Kuh, die täglich 15 Liter Milch gibt und eine Biogasanlage, die unter anderem Dünger produziert. Zweimal im Monat können alle Kinder aus der Umgebung auf das Schulgelände kommen und essen. Zu diesem Anlass findet auch unser Auftritt statt. Wir erreichen die in einem Armenviertel gelegene Schule und eine Menge Kinder erwartet uns schon vor dem Eingang. Sie rennen um das Auto herum, kicken in unsere Richtung, klopfen gegen das Auto. “Das könnte schwierig werden mit dieser aufgebrachten Bande”, denken wir uns erst. Doch die Sorgen sind unbegründet. Es kommen zwischen 200 und 250 Kinder und sie bilden ein großartiges Publikum. Sie sind voll bei der Sache und gleichzeitig unglaublich lebendig. Die meisten sind im Grundschulalter, einige bringen ihre kleinen Geschwister auf dem Arm mit. Wir haben unsere Show für heute ein bisschen geändert, mehr Interaktion mit den Kindern eingebaut. Denn wir hatten festgestellt, dass unsere kenianischen Kollegen so arbeiten und das bei den Kindern hier sehr gut funktioniert. Und es war die richtige Entscheidung. Wir lernen dazu.

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Josune fühlt heute eine besonders starke Verbindung zwischen sich und den Mädchen. Die freuen sich wohl über die schöne Rolle der Frau in unserer Gruppe. Wir haben die Idee, dass dabei auch ihr neuer Afro-Look eine Rolle spielen könnte. Nach der Show zeigen wir den Kindern Akrobatik, Beatbox, Rap und Bodypercussion und sie machen eifrig mit.

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Anschließend gibt es Essen für alle. Sie sitzen in Reihen am Boden und wir geben, gemeinsam mit einigen Indern, die für “embrace the world” arbeiten, das Essen aus. Danach bekommen auch wir etwas von dem leckeren, vegetarischen indischen Essen.
Wir erfahren, dass unsere Show für morgen leider abgesagt werden muss. Wir sollten eigentlich für 1200 Menschen in einem Armenviertel spielen, doch aufgrund der anstehenden Entscheidung des obersten Gerichtshofs und den Befürchtungen, es könnten anschließend wieder Gewalt und Chaos ausbrechen, sind große Menschenansammlungen in den Armenvierteln verboten. Schade. Stattdessen kann uns aber unsere Kontaktperson von heute einen Auftritt in einer anderen Einrichtung in Athi River organisieren. Auf dem Weg nach Hause erleben wir die große Militärpräsenz in der Stadt, die Uniformierten tragen riesige Maschinengewehre. Vor dem Supreme Court bildet sich eine vom Militär abgeschirmte Demonstration. Als die Entscheidung verkündet wird sitzen wir schon in unserer Homebase. Am Balkon ziehen hupende Autos und Motorräder vorbei.

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Tag 7 – 31-03-2013

Jeder Tag ist anders. Und heute war kein leichter Tag. Wir haben einen neuen Fahrer, der uns zu “Heritage of Faith”, einem Waisenhaus in Athi River bringen soll. Er ist billiger als der von gestern, doch leider kein sehr angenehmer Zeitgenosse. Als wir erst etwa ein Drittel unserer Sachen heruntergebracht haben, sagt er bereits “Ok, mehr geht nicht rein.” Wir müssen ihn überzeugen und schließlich findet doch noch alles Platz. Wir haben heute noch mehr Gepäck dabei als sonst, da wir direkt nach unserem Auftritt zur Busstation müssen und für drei Tage nach Kilifi fahren. Zwei von uns vertragen die Malaria-Prophylaxe nicht so gut, die wir wegen der anstehenden Reise an die Küste brauchen. Flotsch ist etwas angeschlagen, was vielleicht auch damit zusammenhängt.

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Der Weg ist nicht ganz klar, wir telefonieren mit unserer Kontaktperson, verfahren uns aber. Als wir wenden müssen, tut dies der Busfahrer ohne mit der Wimper zu zucken direkt auf der Autobahn. Uns stockt der Atem. Später sehen wir einen Hirten, der seine Ziegen vor hupenden Autos kurzerhand über die Autobahn scheucht. Wir fahren über holprige und teilweise matschige Wege den Berg hinauf, die Häuser sind halbe Baustellen. Es wirkt, als hätte man hier aufgehört, als das Allernötigste getan war. Der Fahrer warnt uns: Wenn es anfangen würde zu regnen, würden wir auf diesen Wegen nicht mehr zurückkommen. Nachdem wir uns mehrmals nach dem Weg erkundigt und mit unserer Kontaktperson telefoniert haben, erreichen wir unser Ziel. Da heute Ostersonntag ist, hatten die Kinder des christlichen Waisenhauses, zu dem wir fahren, bis 14 Uhr Gottesdienst, weswegen wir nicht früher kommen konnten. Durch die Komplikationen auf dem Weg ist es nun jedoch schon 14.30 Uhr und die Zeit, um nach dem Auftritt zum Bus zu kommen war sowieso schon knapp kalkuliert. Wir müssen uns beeilen.

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Kinder umringen uns, helfen mit den Koffern, führen uns in das Gebäude. Es gibt einen netten Speisesaal und wir beschließen, hier zu spielen, statt draußen in der brennenden Sonne. Die etwa 100 Kinder und ihre Lehrer finden auf Stühlen Platz. Auch ein FSJ-ler aus Tübingen ist dabei. Es gibt kein fließendes Wasser hier, wie häufig in Nairobi und Umgebung. Zum Waschen wird uns ein Trog angeboten, dessen Inhalt nicht gerade einladenden Charakter besitzt. Wir spielen unsere Show und die Kinder lachen sehr viel. Ein Mädchen lacht bis es weinen muss, verlässt den Raum und kommt anschließend wieder, immer noch weinend vor Lachen. Wegen der niedrigen Decke und Säulen überall müssen wir bei manchen Nummern etwas improvisieren, finden aber immer einen Weg. Ein Lehrer sagt uns anschließend, soetwas hätten die Kindern noch nie gesehen und lädt uns ein, gerne immer wieder zu kommen.

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Als wir fertig sind, beginnt es zu schütten und wir müssen sofort los. In aller Eile packen wir zusammen und hetzen zum Auto. Der Fahrer prescht durch die entstehenden Schlammbäder und alles geht gut. Wir erreichen die Busstation mitten im Zentrum von Nairobi. Das Viertel, in dem sich die Transportunternehmen befinden, ist mehr als zwielichtig. Unser mittlerweile äußerst gestresster Fahrer kennt sich in dieser Gegend offensichtlich nicht so gut aus und wir drehen einige Runden bevor wir endlich vor dem richtigen Eingang stehen. Wir Mzungus (Weiße) erwecken hier viel Aufsehen. Von überall her kommen Menschen auf uns zu, wollen irgendetwas von uns wissen oder bieten uns angeblich bessere Preise für die Fahrt nach Kilifi an. Wir müssen einen geeigneten Ort zu finden, an dem wir unser umfangreiches Gepäck bis zur Abfahrt deponieren können. Einige angeblich Angestellte des Busunternehmens wollen uns horende Kosten aufbrummen um die Sicherheit unserer Sachen zu garantieren. Mit einiger Mühe wimmeln wir sie ab und entschließen uns, selbst Wache zu halten, während ein Teil von uns die erste Mahlzeit des Tages besorgt. Mehr als lasche Pommes und fragwürdige Hühnchenschenkel in Plastiktüten sind heute leider nicht drin. Aber immerhin etwas im Magen. Am Ende müssen wir doch noch Schmiergeld für das Übergepäck bezahlen, sind jedoch froh, endlich im Bus zu sitzen. Off to Kilifi!

 

Tag 8 – 01-04-2013

Wir haben Nairobi verlassen und sind im Paradies angekommen. Wir wohnen in einem Öko-Backpackers-Hotel an einer Lagune bei Kilifi. Das Gelände ist grün, die Duschen befinden sich in einem Bambuswäldchen und Erdtoiletten kompostieren die Exkremente. Hier haben wir keine 2-Stunden-Fahrten mehr zum Spielort, keine Abgaswolken, keinen Großstadt-Verkehr, der einen wahnsinnig macht. Stattdessen Natur, Meer, ein kleines Städtchen und traditionelle Erdhütten am Wegesrand. In Nairobi wurden wir gewarnt, es sei sehr gefährlich hier an der Küste, bis jetzt wirkt jedoch alles sehr ruhig und friedlich.
Wir treffen Lucy an der wunderschönen Kivukoni-School, unserem heutigen Spielort. Wie die meisten unserer bisherigen Kontaktpersonen kommt sie aus Europa, lebt aber schon seit längerer Zeit in Kenia. Ihre Kinder sind hier aufgewachsen. Die Schule hat die Engländerin vor drei Jahren gegründet. Am Anfang waren es lediglich 30 Kinder, doch mittlerweile sind es 80 und geplant ist ein weiterer Ausbau. Ein Konzept der Schule ist, dass jede Familie so viel bezahlt, wie sie kann.

Im Rahmen der Osterfeierlichkeiten findet heute ein großes Fest statt. Es wurden umliegende Waisenhäuser, Schulen und andere Einrichtungen eingeladen.

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altInsgesamt kommen etwa 130 Kinder und 70 Erwachsene (Eltern und Betreuungspersonen), unterschiedliche Nationalitäten sind vertreten. Gesichter werden bemalt, es gibt Snacks und Getränke und vor uns treten zwei afrikanische Clowns der Red Cross Society sowie einige lokale Akrobaten auf. Das Niveau der Akrobaten ist erstaunlich hoch. Sie zeigen Einlagen auf internationalem Zirkus-Niveau. Nach der sehr professionellen Arbeit dieser Künstler kommen uns unsere akrobatischen Einlagen etwas lächerlich vor, passen aber auch gerade deshalb sehr gut, weil ein direkter Vergleich möglich ist. Die Kinder heute sind sehr offen und machen viel mit. Einer der kenianischen Clowns frägt Manuel im Anschluss an das Fest zu seinen Nummern aus und erzählt uns von der Schwierigkeit, hier in Kilifi an Zaubermaterial zu gelangen.

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Die Show läuft mittlerweile sehr rund. Die Illusionen funktionieren mit Abstand am besten und auch die akrobatischen Einlagen mit Flip und Flop sind ein Renner. Julians Musik ist zu jeder Zeit eine sehr einflussreiche Begleitung, die die Sketche der Clowns mit der nötigen Intensität untermalt. Die Elefanten-Nummer bringt ein typisch afrikanisches Element und mittlerweile haben wir auch einige Sätze in der Landessprache Suaheli in unsere Darbietung integriert.

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Tag 9 – 02-04-2013

An unserem zweiten Tag an der Küste besuchen wir die Kinderstation des Kilifi District Hospitals. Im Vorfeld haben wir viele Mails mit den Verantwortlichen geschrieben, trotzdem wirkt es nicht besonders gut organisiert, unsere Kontaktperson ist gar nicht da. Es wird uns unser Auftrittsort gezeigt. Wir sollten mal anfangen zu spielen, die Kinder kämen dann schon. Zu dieser Jahreszeit sind sowieso nicht viele Kinder auf der Station, so sagt man uns, doch es werden auch nicht alle geholt, die da sind.

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Als wir anfangen zu spielen sind 13 Zuschauer anwesend, 8 Erwachsene und 5 Kinder, welche jedoch teilweise sehr klein sind und nur auf dem Arm der Mutter liegen und schlafen. Mit der Zeit werden es dann etwa 30 Menschen. Es ist absurd heiß hier, der Schweiß fließt schon in Strömen, während wir uns umziehen.
Das Publikum setzt sich heute anders zusammen als sonst, so unser Eindruck. Es sind größtenteils einfache Frauen aus ländlichen Regionen. Das Feedback ist sehr verhalten, vieles wird wohl nicht verstanden. Auf manche Nummern, die sonst immer Begeisterung, Lachen oder Applaus auslösten, kommt kaum eine Reaktion. Die Menschen sind sehr schüchtern, wir sind uns nicht sicher, was okay ist und was ein Tabubruch, spielen dann lieber etwas vorsichtiger und zurückhaltend. Man muss bedenken, das hier ist nicht die Großstadt, die Küste ist muslimisch geprägt und es gibt auch keine Sarakasi-Clowns hier, die Menschen haben so etwas also wahrscheinlich noch nie gesehen. Gleichzeitig kommen die Macho-Nummern von Flip & Flop erfahrungsgemäß am besten beim männlichen Publikum an und davon ist heute kaum welches da. Unsere Dame Xuxu kann die Frauen eher für sich gewinnen.

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Hier zählen die kleinen Erfolgserlebnisse. Es ist schön, wenn auf den ernsten Gesichtern hier und da doch ein Lächeln aufblitzt oder ein anfangs weinendes Kind sich schließlich beruhigt und beginnt zu lachen. In jedem Fall ist es schön, auf diese Weise eine kleine Brücke zu bauen zu Menschen, die wir sonst nur als exotische, unnahbare Gestalten am Wegesrand erleben würden (und umgekehrt wahrscheinlich).

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Tag 10 – 03-04-2013

Der dritte und letzte Tag an der Küste beginnt. Am Morgen machen wir zwei sehr interessante Interviews. Eines mit Lucy Oliff, der Leiterin der Kivukoni-School, in der wir vorgestern gespielt haben, und eines mit Tom, einem englischen Volunteer, der als Schauspiel-Lehrer in einer Schule hier in Kilifi arbeitet.
Heute spielen wir in der Future Hope Montessori School, eine Schule für von HIV betroffene Kinder. Ein Großteil von ihnen hat keine Eltern mehr und wohnt bei Tante oder Oma. Über 50 Prozent der 120 Kinder sind HIV-positiv.

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Die Schule wurde vor 5 Jahren von einer Engländerin gegründet (schon wieder eine Europäerin!) und wird von Spendengeldern finanziert. Es erstaunt uns, wieviele Projekte es hier in Kenia gibt, die erst seit relativ kurzem existieren und trotzdem reibungslos funktionieren und gut organisiert sind. Die Schule ist großzügig ausgestattet, gerade erst wurde ein neues Gebäude, unter anderem mit Computerraum, eingeweiht. Die Kinder haben sehr viel Platz, auch ein Kindergarten ist angeschlossen. Es wird hier versucht, neue Horizonte zu vermitteln. Kreative Bereiche wie Theater, Kunst und Musik sind wichtiger Bestandteil des Stundenplans. In der kenianischen Gesellschaft, so erzählt uns unsere Kontaktperson, wird diesen Dingen in der Regel keine so große Wichtigkeit zugesprochen. Vielen Kindern wird die Kindheit geraubt, so sagen uns mehrere Interviewpartner, sie müssen früh bei der Arbeit helfen und haben kaum Zeit, Kind zu sein. Die musikalische Sozialisation der Kinder an der “Future Hope Montessori School” spüren wir vor allem in dem Teil unserer Show, in dem wir gemeinsam mit den Kindern singen und tanzen. Mit großem Enthusiasmus folgen sie Julians Anweisungen.

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Der Transport ist heute unkompliziert und von dem Projekt organisiert. Die Atmosphäre an der Schule ist sehr gut, lauter nette, herzliche Menschen und ein super Publikum! Von dem Schatten der schweren Krankheit, der über den Menschen hier hängt, ist kaum etwas zu spüren. Am Anfang kommen alle 120 Kinder, um uns die Hände zu schütteln. Sie nennen uns (Manuel und Julian) “Hector” und “Jorge” und wir erfahren, dass das zwei Engländer sind, die vor einem Jahr als Volunteers da waren. Die Kinder denken, die beiden wären wiedergekommen. Für sie sehen die Weißen alle sehr ähnlich aus. Es ist extrem heiß, was uns jedoch nicht von einem kleinen Fußballmatch abhält. Im Anschluss an unseren Auftritt singen uns die Kinder ein Abschiedslied (“Well done, well done, …”), malen uns eine Dankeschön- und Abschiedskarte und schenken uns eine selbst aufgenommene Kinderchor-CD. Unsere Zeit an der Küste geht zur Neige, über Nacht fahren wir zurück nach Nairobi.

 

Tag 11 – 04-04-2013

Um 7 Uhr morgens kommen wir mit dem Nachtbus in Nairobi an. Die erste Überraschung: Statt dem angekündigten Toyota Noah wartet der Driver mit einer Nummer kleiner auf uns, dem Toyota Voxy. Also quetschen wir uns mit unserem umfangreichen Gepäck auf die Rückbank, der Fahrer zieht den Kopf ein, damit unser roter Teppich Platz findet und wir stürzen uns in den Stau Nairobis. Aber einer geht immer noch rein: Amos, unser heutiger Kontaktmann, muss auch noch mit ins Auto und führt uns zu einer Waldorfschule in Rungai, in der Nähe von Nairobi. Vor 20 Jahren wurde sie von Deutschen gegründet und ist mittlerweile komplett unter kenianischer Führung.

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290 Kinder warten schon in einem kleinen Open-Air-Amphitheater auf uns. Trotz Mittagssonne erleben wir eine super Show mit Straßenfestambiente und viel Interaktion mit den vor Freude kreischenden Kindern. Dann noch eine Runde durch den Kindergarten: Die Kleinen reagieren bei unserem Anblick erst mit offenen Mündern und dann mit einem nicht endenden Kichern.

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Der zweite Spielort für heute ist die “Undugu-Society”, die mit Straßenkindern arbeitet. Sie bietet ohne Zwang Alternativen zum ausweglosen Alltag in den Armenvierteln. Es gibt außerdem ein Schulprogramm, in dem der grundlegende Stoff von acht Jahren regulärer Schulen auf vier Jahre komprimiert vermittelt wird.

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Die Verantwortlichen rufen uns oft an und sind nervös, da letzte Woche in einem ihrer Projekte eine Gruppe Engländer mit vorgehaltenen Waffen ausgeraubt wurde. Sie fordern zwei Polizisten zu unserem Schutz an, allerdings auf unsere Rechnung. Zweifel kommen in unserer Gruppe auf: Geldmacherei oder notwendiger Schutz? Und auch ein bisschen Angst liegt im Raum: Was wird uns heute noch erwarten? Ist es die richtige Entscheidung, an unserem Plan für heute festzuhalten? Es wurde uns erzählt, dass es in den Tagen zuvor in der gleichen Gegend mehrere Morde gab.

Wir fahren mit dem Konvoi in das Armenviertel Mathare und spielen auf einer staubigen Bühne vor 200 Straßenkindern. Unsere Angst vor dem Armenviertel und dem zweifelhaften Polizisten löst sich in dem Moment auf, in dem wir das erste Lachen der Kinder hören. Als sich ein Mädchen nach der Show im Namen aller Kinder bedankt und sagt, so etwas hätten sie alle noch nie gesehen, steigen uns die Tränen in die Augen.

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Am Abend filmt Jakob mit seinem Team (Pflotsch: Ton, Joe: erster Assistent) noch ein Tanzvideo von den Sarakasi-Dancers vor der Skyline von Nairobi. “We`ve got something to dance to!”

Tag 12 – 05-04-2013

Nach einer Blog-schreibend und Fotos-aussuchend halb durchwachten Nacht fahren wir erneut nach Athi-River. Wir treffen die uns bereits bekannte Isabell del Valle in “Amrita Children’s Home”. Während wir auf den Direktor der Schule warten, in der wir heute auftreten sollen, führen wir ein Interview und spielen mit den Kindern, die uns schon bereits von letzter Woche kennen und Pause haben, während wir da sind. In den Klassenzimmern sitzen sie sehr still und diszipliniert und kaum ertönt die Glocke, flitzen sie auf dem Pausenhof umher, freuen sich über unsere Spielideen und zeigen uns ihre.

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Anschließend fahren wir zum “Malia Children´s Home”, einem ländlichen Waisenhaus mit Kühen, Ziegen und einem Ausblick über bergiges Land, der Pflotschs Schweizer Herz höher schlagen lässt. Wir spielen mit den Kindern und warten auf die Info einer benachbarten Einrichtung, ob die Kinder von dort zu uns kommen oder ob wir gemeinsam mit ihnen zu einem dritten Ort fahren, um dort eine große Show zu spielen. Dies machen wir dann schließlich, doch erst nachdem uns der Hausherr zu einer üppigen Mahlzeit mit typischen kenianischen Gerichten eingeladen hat. Der Mann ist Rentner und hat das Waisenhaus gemeinsam mit seiner Frau vor drei Jahren ins Leben gerufen. Beide sind sehr nett und herzlich. Sie bestehen darauf, uns in der kommenden Woche noch zu einer gerösteten Ziege einzuladen.

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Als wir letztendlich beim “Rescue Children´s Home”, unserem Spielort, ankommen, sind die Kinder schon sehr aufgeregt. Sie umlagern uns und sind gespannt auf die Show. Nach zügigem Umziehen spielen wir in einer geräumigen Halle. Leider ist sie nur sehr dürftig beleuchtet, worunter Film und Foto leiden. Doch der Auftritt für die rund vierzig Kinder ist ein voller Erfolg. Wir können sie eine Stunde lang mit in unsere Welt nehmen und “verzaubern”. Nach der Show bedanken sich alle Beteiligten herzlich bei uns. Die Kenianer lieben es, Reden zu halten. Wir sollten unbedingt wiederkommen, wiederholen sie mehrmals. Mit jeweils zwei Kindern an der Hand verlassen wir schweren Herzens das Projekt. Als wir gehen, wird gerade die kenianische Flagge abgenommen. Ein weiterer Tag voller Eindrücke geht zu Ende.

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Heute Abend sind wir noch bei der Chefin von “Ärzte für die dritte Welt” zum Essen eingeladen. Ihr Haus in Nairobi ist eine Art WG für deutsche Ärzte, die für sechs Wochen kommen, um Menschen aus dem Armenviertel Mathare in einer eigenen Ambulanz zu behandeln. Wir tauschen uns aus und erzählen uns gegenseitig von unserer Freiwilligenarbeit hier in Kenia.

 

Tag 13 – 06-04-2013

Unser heutiger Auftritt musste leider abgesagt werden, da das Projekt, in dem wir Open Air hätten spielen sollen, aufgrund starken Regens im Schlamm versinkt. So können wir heute einige organisatorische Dinge erledigen und uns von den anstrengenden letzten Tagen erholen.


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Tag 14 – 07-04-2013

Geschrieben von: Joe & Julian
Sonntag, den 07. April 2013 um 21:24 Uhr

Den Plan, unseren mittlerweile schon ziemlich schmutzigen Teppich morgens zur Reinigung zu bringen, müssen wir aufgeben, da unser Fahrer zu spät kommt. Wir fahren zum “Amani na Wema Children’s Home”, einem Kinderheim für Mädchen, das vor vier Jahren gebaut wurde und von Franziskaner-Nonnen geführt ist. Die Leiterin kommt aus Spanien.

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Wir spielen im Essenssaal für die rund 70 Kinder und ihre Betreuerinnen. Die Kleinen sind teilweise etwas schüchtern. Als wir sie am Schluss zu uns auf die Bühne holen wollen, brauchen wir viel Geduld, doch letztendlich tanzen und singen sie doch alle mit uns. Die Nonnen erzählen später, dass viele der Mädchen zu Hause sehr schlecht behandelt, geschlagen oder missbraucht wurden und es ihnen schwer fällt, sich anderen zu öffnen oder Körperkontakt aufzubauen. Die Frauen loben uns aber und sagen, wir hätten heute dabei geholfen, ein paar Barrieren abzubauen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen geht es weiter nach Limuru.


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Dort spielen wir im “The Nest Children’s Home”. Das Projekt kümmert sich um Kinder verschiedenster Herkunft, und auch solche, deren Mütter wegen Armutsdelikten inhaftiert sind. Die 69 Jungs und Mädchen begrüßen uns mit einem umwerfenden Willkommens-Lied auf Suaheli und wir bereiten unsere Bühne im Freien vor. Glücklicherweise ziehen ein paar Wolken auf und wir müssen nicht in der prallen Sonne spielen. Die Kinder machen klasse mit und es bereitet uns Freude sie spontan in die Show miteinzubeziehen. Obwohl wir unser Programm nun schon so oft gespielt haben, verändern wir immernoch hin und wieder einzelne Teile daraus. Mittlerweile haben wir das Gefühl, richtig gut aufeinander eingespielt zu sein.

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Im Anschluss an unseren Auftritt unterhalten wir uns noch mit den Mitarbeitern und spielen mit den Kindern. Die kräftigen, herzlichen Frauen, die hier arbeiten, machen einen starken Eindruck, vor allem auf Xuxu. Es sind Frauen, die die Kinder betreuen, bis die aus der Haft entlassenen Mütter wieder in der Lage sind, ihre Kinder aus dem Nest wieder zu sich zu nehmen. Es fängt an zu regnen und wir machen uns auf den Heimweg.

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In den kommenden drei Tagen werden wir keine Auftritte spielen, danach warten aber noch ein paar ereignisreiche Tage auf uns. Besonders freuen wir uns auf unseren Aufritt beim nationalen Tag der Stra

ßenkinder am Freitag, bei dem um die 1000 Kinder erwartet werden.

 

Tag 18 – 11-04-2013

Mit aufgeladenen Akkus starten wir in unseren 18. Tag in Kenia. Die beiden Spanier Clara und Pablo, die uns heute begleiten, arbeiten für “Kobo Trust”, eine Stiftung, deren Hauptsponsor Safaris in Kenia, Mosambik, Uganda, Südafrika und vielen weiteren Ländern organisiert. Dadurch bekommen wir einen geräumigen Jeep plus Fahrer für unseren Transport.

Man bringt uns zur “Modern Care School”, einer Grundschule mit 39 Kindern, die in dem Projekt “Jenracy Center and Community School” leben. Dieses wird von Mama Jane geleitet und befindet sich im Armenviertel Donholm. Zusätzlich kommen weitere Kinder aus Mama Janes Projekt, die nicht auf der “Modern Care School” sind. Insgesamt sitzen 55 Kinder im Publikum. Sie sind Waisen oder Halbwaisen oder kommen aus sehr schwierigen Familien.

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Auf dem Schulhof ist es matschig, da es in der letzten Nacht viel geregnet hat. Wir entscheiden uns dafür, in einer Art Sandkasten zu spielen, der zwar klein ist, aber trocken. Anfangs gibt es ein Durcheinander im Bühnenaufbau, doch die mittlerweile gut eingespielte Truppe meistert dieses Hindernis mit Bravour. Die Kinder sind begeistert. Die Mitarbeiter erzählen uns, dass die Kleinen noch nie einen Clown gesehen haben. Ihre Gesichter sprechen Bände, viele kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Bei jedem “Yes” (ein Wort, das die Show als Running-Gag durchzieht) antworten sie mit einem inbrünstigen “Yes”. Als Julian und Flo bei der Orchesternummer gemeinsam auf Trompete und Saxophon spielen, kann man die Spannung im Publikums förmlich spüren. Die Kinder wirken sehr Musik-verbunden. Zum Schluss singen sie noch für uns und bedanken sich.

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Wir machen uns auf den Weg nach Kajiado, dort sollen wir in der Schule einer Maasai-Community spielen. Als wir jedoch auf halbem Weg sind, bekommen wir einen Anruf. Es hat mittlerweile sehr stark zu regnen begonnen und die Schüler in Kajiado müssen nach Hause. Es gibt dort keine asphaltierten Straßen und wenn es regnet, ist es gefährlich, da die Autos stecken bleiben oder in den Straßengraben rutschen. Die Show muss also abgesagt werden (vielleicht können wir sie am Sonntag nachholen). Wir fahren zum Büro von Kobo Trust, essen dort zu Mittag und versuchen, eine alternative Auftrittsmöglichkeit zu finden. Leider ist es dafür zu spät. So können wir wenigstens ausnahmsweise einmal den unerträglichen Feierabendverkehr vermeiden und fahren in unsere Homebase, Sarakasi Dome.


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Abends begleiten wir zwei Musiker zu ihrem Proberaum, wo heute Abend eine Art Jamsession stattfinden soll. Nach einer Odysee durch das nächtliche Nairobi, mit einem verstopften Matatu (Kleinbus) in verstopften Straßen und einem Jump-and-Run-Spiel durch eine überschwemmte Stadt erreichen wir einen Proberaum voller Musiker. Der Strom ist weg, alle sitzen im Dunkeln, doch die Session ist gut: Drums, Percussion, Gesang, Gitarre und Saxophon – alles, was sich ohne Strom machen lässt.

 

Tag 19 – 12-04-2013

Nach einer kurzen Nacht erwarten wir unsere heutige Kontaktperson um 7.30 Uhr. Doch wie so oft in Nairobi macht uns der Verkehr einen Strich durch die Rechnung. Jesse kommt erst um 8.45 Uhr und wir fahren in den Slum Mathare. Wir besichtigen zwei Projekte, die von den “Ärzten für die dritte Welt” finanziert werden. Das “feeding programm”, in dem unterernährte Kinder behandelt werden und die nötigsten Nährstoffe erhalten, und die Ambulanz der deutschen Ärzte. Mathare ist ein Viertel, das wir nur deshalb gefahrlos betreten können, da wir mit Leuten von dort unterwegs sind. In der Ambulanz werden täglich etwa 300 Menschen behandelt und in einem weiteren Gebäude um die 100. Als wir dort sind, ist alles voll von Wartenden.

 

Anschließend fahren wir zum Sportplatz der “Pumwani Secondary School”. Dort wird heute der internationale Tag der Straßenkinder gefeiert. Es begleiten uns Ian und Captain Shaggy, zwei der Sarakasi-Clowns. Als wir ankommnen, spielen gerade die ”Slum Drummers”, eine Percussiongruppe, die virtuos auf blauen Plastiktonnen trommelt. Im Publikum sind etwa 650 Menschen, hauptsächlich jugendliche Straßen”kinder”. Wir sind etwas geschockt – die Menschen hier sind vom Leben gezeichnet. Sie haben schmutzige, verschlissene Kleidung an, teilweise offene Stellen und Narben am Körper und jeder eine Flasche Klebstoff oder einen Lappen mit Bezin in der Hand oder am Mund. In der Luft hängt ein penetranter Klebergeruch. Unsere Begleitung erzählt uns, dass kaum einer von ihnen alter als 20 wird.

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Wir spielen unsere Show in der Mitte des Platzes, vollkommen umringt von Publikum. Es gibt einen Ansager, der zwischendrin versucht, Stimmung zu machen, indem er zum Klatschen animiert und Maschinengewehrgeräusche einspielt. Am Anfang läuft unser Programm sehr gut, als wir jedoch zu den ruhigeren Nummern gelangen, beginnen wir das Publikum etwas zu verlieren, das sich eher in Party-Entertainment-Stimmung befindet. Hier wäre eine Zusammenstellung unserer energetischsten Nummern passender gewesen. Wir müssen dann mittendrin aufhören, da es den Veranstaltern zu lang wird. Später erfahren wir, dass es ein Missverständnis gab und für unsere Show nur vier Minuten eingeplant waren. Trotzdem bekommen wir anschließend super Feedback von den Jugendlichen. Einer versucht, Manuels Zaubertricks nachzumachen.

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Nach uns kommen die Akrobaten der “Kibera Messengers”, es gibt ein kleines Theaterstück und anschließend legt ein DJ auf. Aus den Boxen dröhnt laute Reggae-Musik, es wirkt wie eine riesen Drogenparty. Die Situation wird makaber, als das Lied “I wanna get high, so high” erklingt, während die Jugendlichen mit ihren Kleberflaschen tanzen. Am Ende der Veranstaltung bekommt jeder eine Tüte mit Weißbrot und Milch. Das ist vielleicht einer der Gründe, wieso so viele Jugendliche gekommen sind. Wir haben schöne Begegnungen mit Menschen, zu denen wir sonst wahrscheinlich niemals persönlichen Kontakt bekommen hätten.

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Am Abend machen wir ein Fotoshooting auf dem Dach des Sarakasi-Domes und Julian nimmt gemeinsam mit dem Sänger und Gitarristen Mandela einen Song auf. Nur noch zwei weitere Tage in Kenia, die Reise nähert sich ihrem Ende.
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Tag 20 – 13-04-2013

Der Sozialarbeiter Jesse, mit dem wir auch gestern schon unterwegs waren, bringt uns zum “King’s Kids Village”, einem Waisenhaus mit angeschlossener Schule. Das Projekt wird von Amerikanern geleitet. Sie führen uns herum und erzählen, dass die Kinder in vier verschiedenen Wohngemeinschaften mit Adotptiveltern untergebracht sind. In zweien sind es alleinerziehende Mütter, in den zwei anderen ältere Ehepaare, deren Kinder schon erwachsen sind.

 

Wir spielen unter einem Dach im Freien, im Publikum sitzen etwa 28 Kinder. Das sind nicht alle Schüler. Manche müssen lernen, da wichtige Prüfungen anstehen, so wird uns erzählt. Wir finden es schade, dass nicht alle Schüler frei bekommen, um unsere Show zu erleben. Auch die Adoptiveltern sind nicht dabei, später treffen wir sie und finden heraus, dass sie gar nichts von unserem Auftritt wussten.

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Die Kinder, die sich unser Programm ansehen, wirken sehr offen, kommunizieren mit uns und haben keine Berührungsängste. In den letzten Tagen haben wir immer mehr Laute entdeckt, die Kenianer zu verschiedenen Gelgenheiten verwenden. So zum Beispiel “Aaii”, als Ausdruck des Erstaunens. Es funktioniert gut, wenn wir solche landestypischen Äußerungen in unserer Show verwenden.

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Auf geht’s zum zweiten Auftritt, den uns Jesse im “Star Disability Center” ganz in der Nähe organisiert hat. Es ist eine Einrichtung, in der um die 20 behinderte Jugendliche zeitweise leben. Aufgrund des beschränkten Platzes in der Hofeinfahrt, in der wir spielen sollen, den aufziehenden Regenwolken und der Tatsache, dass sich einige der Zuschauer kaum bewegen können, entscheiden wir uns für eine verkürzte Version unserer Show. Die “Best-Of-Reihe” kommt bei den Kindern super an. Manche hören gar nicht mehr auf zu lachen. Es ist bewegend, die Kinder zu sehen. Manche liegen regungslos da, Fliegen setzen sich auf ihre Gesichter, in die Augen, Ohren und Münder. Es ist schön, als einige von ihnen stark auf unser Singen reagieren. Musik hat hier eine große Kraft. Ein Mädchen kann sich kaum regen, singt jedoch mit einem breiten Grinsen im Gesicht mit. Als ich sie später frage, ob sie gerne singt, nickt sie eifrig und stimmt ein kenianisches Kinderlied an.Am Ende bedankt sich der Leiter der Einrichtung überschwenglich bei uns. Das kleine Projekt hätte ohne unseren Einsatz wohl niemals die Möglichkeit gehabt, so eine Aufführung zu bekommen. Er wirkt sehr zufrieden.

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Während wir für die behinderten Kinder gespielt haben, hat sich außerhalb der Einfahrt eine Traube von etwa 50 Kindern aus der Nachbarschaft gebildet. Auf dem Weg zum Auto machen wir also spontan noch ein paar Nummern auf der Straße und spielen mit den Kindern. Hierbei entstehen witzige Variationen. Beispielsweise als in Xuxus Moped-Nummer ein echtes Moped vorbeikommt, auf das sie aufspringt, oder als sich Pflotsch einen spaßigen Boxkampf mit einem der Jungs liefert.


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Tag 21 – 14-04-2013

 Tag 21, die Truppenmoral sinkt, die Vorräte gehen zur Neige. Hoffentlich dreht keiner mehr durch in diesen letzten Stunden. In einem tapferen nächtlichen Kampf mit einer Bande Moskitos trägt Joe eine Stichverletzung am Auge davon.

 

Unser letzter Tag in Kenia beginnt. Schweren Herzens packen wir unsere Sachen. Bevor wir heute Abend fliegen, haben wir noch zwei Termine. Morgens holen wir die ausgefallene Vorstellung bei einer Maasai-Community in der Nähe von Ngong nach und am Nachmittag erwartet uns die Organistion “Juhudi Urban Arts” für einen Workshop.

 

Die Show soll in einer Kirche in einem Gebiet namens “Maasai Land” stattfinden. Sie steht mitten in der Savanne. Als wir ankommen, grüßen wir als erstes die alten Maasai-Männer, die in einem Hlalbkreis unter einem Baum sitzen. Wir fragen nach den Frauen und sie sagen: “Ja, die sind in der Küche.” Die Küche, das ist ein anderer Baum, unter dem die Frauen sitzen, die eine riesige Menge Gemüse schälen und auf offenem Feuer kochen.

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Bevor wir anfangen, ziehen die Priester singend in die Kirche ein und sprechen eine kleine Einleitung. Uns wird bewusst, dass wir als Vorprogramm des sonntäglichen Gottesdienstes auftreten. Der Kirchenraum ist mit etwa 300 Menschen voll besetzt. Die meisten davon sind Maasai, teilweise kommen sie vier Stunden aus den Bergen gelaufen, um den Gottesdienst zu sehen. Wir haben ein sehr gutes Gefühl, der Auftritt läuft super. Die Leute sind bei uns, die Kinder lachen. Plötzlich verändert sich jedoch etwas. Auf manche unserer besten Nummern kommt kaum eine Reaktion und nach und nach verlassen einige Menschen das Gebäude. Eine Frau der Kirche kommt zu uns und sagt, die Zeit sei um. Die Leute würden sich beschweren, wir sollten aufhören, zu spielen. Wir sind überrascht, denn wir hatten ein so gutes Gefühl, vor allem mit den Kindern. Wir folgen jedoch der Anweisung und beenden unser Programm.

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Später verstehen wir die Problematik. Man erklärt uns, die Menschen hier kämen aus Gemeinschaften mit sehr traditioneller Lebensweise. Sie sind nicht vertraut mit westlicher Kultur und Lebensweise, das Konzept eines Clowns oder gar Illusionisten ist ihnen gänzlich unbekannt. Als nun Manuel Bälle verschwinden und wieder auftauchen lässt und eine Zeitung zerreisst, die anschließend wieder ganz ist, verstehen das viele nicht, bekommen Angst und halten seine Tricks für schwarze Magie. Wir hatten im Vorfeld unserer Reise über diese Problematik gesprochen, da jedoch bisher nie ein derartiges Problem aufgetaucht war, hatten wir sie wieder vergessen. Unsere einzige Sorge vor unserem heutigen Auftritt war, dass es als unpassend empfunden werden könnte, dass Pflotsch in der Kirche seine Hose verliert und die Unterhose zu sehen ist. Das ist hier jedoch anscheinend kein Problem. Der Pastor selbst lacht bei dieser Szene besonders laut.

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Als wir fahren, sehen wir noch eine Giraffenfamilie am Wegesrand. Gerne hätten wir für die Giraffenkinder gespielt, doch wir müssen weiter, zu unserer zweiten Verabredung.

 

Angekommen in dem Gelände, in dem die “Juhudi Urban Arts”-Akrobaten trainieren, empfängt uns ein junger Mann. Er scheint so etwas wie der “Captain” hier zu sein, trainiert die Jugendlichen in Akrobatik, Jonglage und Stelzenlauf.

 

Wir lernen die jungen Akrobaten in einem Aufwärmspiel kennen und präsentieren ihnen anschließend die drei aus unserer Sicht wichtigsten Grundsätze der Clownerie. Die zehn Jugendlichen sind etwas schüchtern. Das Ambiente ist weniger locker und herzlich, als bei unserem letzten Workshop mit den Klinik-Clowns von Sarakasi. Nach einigen Übungen ist unsere Zeit auch schon wieder rum. Es reicht nicht annähernd, um den kenianischen Artisten das Konzept Clown (das den meisten Leuten hier relativ unbekannt ist) zu vermitteln. Sie scheinen auch eher daran interessiert zu sein, materiell von uns zu profitieren. Sie fragen uns nach Jonglierbällen und –hüten, die ihren seien kaputt, ob wir denn nichts mitgebracht hätten. Der Lehrer frägt uns nach Jobs für seine Schüler in Europa. Als einer der Organisatoren uns auch noch Raummiete für den kleinen Workshop abknöpft, reicht es uns und wir machen uns auf den Weg zum Flughafen.

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21 ereignisreiche Tage gehen vorüber. Wir haben viel gesehen, viel gelernt und hoffentlich auch etwas gegeben. In einer Abschlussrunde am Flughafen liegen wir uns in dem Armen und Xuxu verkündet, wie sehr sie uns alle lieb gewonnen hat. Ein Abschlussfoto und auf zum Check-In!

 

Asante Sana to everybody!

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Reisebericht von Josune Goenaga

 

Exactly 6 weeks after our arrival from Kenya I started to write.  And just now I can feel a little bit of distance of the trip. It was emotionally a very intense travel and I needed a bit of time to digest it. Some weeks after, many images come to my mind and stay there very strong. I know I was supposed to write a resume but I write all I need to put everything out of me and close this travel with a smile and a peaceful soul.
We travelled to Kenya making shows in orphanages, poor areas schools, prisons, hospitals, poor area rehabilitation Centers, street children, slums, Massailand… Such an intense travel, made me very exhausted physically and emotionally. We were in many and very different places and social projects. I’ve got the feeling we visited all kind of places we could visit in relationship with the childhood and poorness in Kenya. That’s why, the days were passing I felt more and more tired of watching THAT MUCH! How many children alone! How many children without parents! How many children in the street!
I speak as the only woman in the group, as the only not German speaking in the group and as a pioneer in the idea of going to Kenya with Clowns Ohne Grenzen.
10 months was the organization period since my boyfriend Manuel and me, we started the idea of going to Africa with a clown show. Immediately we contacted Clowns Ohne Grenzen, we searched our show team, made budgets, dossiers, made contacts in Kenia…Full of illusions we talk a lot about the trip until the point Kenya was our daily conversation.
Before the trip I was the main responsible person for the contacts in Kenya. And that was a bit difficult, strange and tired sometimes. First because I didn’t know the places we were going and with whom I was speaking. Also because the communication was slow, from one mail to another took lot of time. The answers never were direct so normally for to discuss one point we had to write many mails. I always had to insist and be clear about the project and about what we were going to do exactly. Later I also discovered that in many places they didn’t understand what it is, a show, they never had that before. But this is a beautiful thing, to bring something really new for them. And they didn’t know what it was but they were open.
One of the other points, we discovered later on in the organisation period was, we are going in a rainy season. At the first moment we didn’t care so much but when we were in Nairobi we realised how important it was. Nairobi is a city that in a rainy season is the only moment I saw the citizen mobilised. The only reason to be in a hurry is to go home. That’s why also we had to cancel some shows because the children don’t care the show when the rain starts, they are just aware of going immediately with the car, before the rain makes a moody road and the cars get stacks. So some schools might be empty when we arrived. Also people try to avoid the traffic when the rain starts and everybody run. Start to be a big traffic jam and our drivers where always shouting to us “hurry up, come on, we have to go, we have to go now…”  For them, the rain is a big deal and we could understand very well. We learnt that, after being a lot of hours in the traffic jam.
We were there in a political post election moment. Before our trip, recommended by everybody from Kenya and from Europe and the embassies, we were reading a lot about the political situation. And we were very excited for the results also, because depending on that our trip could be cancelled. I wanted to go anyway.
Apparently the right person won and they were some conflicts between some tribes but not that much as in 2006. The 30 March were the re-elections, we were there, so I could feel people nervous in the streets of Nairobi. The whole city was full of police and security (really impressive). At 5 p.m. were suppose to say in the court the final winner of the elections, so people try to be at home before. We had one show that day and our driver was also worried, because he wanted to be at home before 5p.m. We too, of course. That morning I was reading in the newspaper that some groups were giving out machetes, weapons… ready for fight. So at 5 p.m. we were at home and nobody was in the street. In one moment the city was empty and we were in the balcony with expectation. A few minutes later, the city start to move again, the cars claxoning, people in the balconies and in the street shouting happy. Everything was fine. I felt like this year the people really wanted peace, it was so much horror just few years ago. I was very happy also, like if it was part of me also. In a way, it was. I was following much more this elections than the elections in my country. There was chaos in some slums, which we were supposed to go the next day. So again I start to be nervous.
Another big point in this country is the corruption and we experiences that also. We made the appointment with a social project from the Mathare slum and just 3 days before they call us to ask for a quantity of money to pay 2 policemen to be safe in the slum.  Well, I don’t know exactly if it was corruption or not but at least they made me not feel safe. They start to convince us that or we go with the police or we don’t go. The week before we went to Kibera slum, with people from there and they made me feel much more safe. This social project told us that 2 weeks ago an English group was there and they were attacked with guns. With all this stories (which could be truth or not) I start again to be nervous and ready to not go to the show. This was not just my feeling, also the group started to be nervous and that made tension in the group. Later on, I realised the project it was not very inside of the slum but how I could know how necessary could be 2 policemen? All the tension disappeared when we performed. The shows were something magic that made us forget, what we passed to come to that place, forget our nationality and life situation. Just laugh. And I realised when the human being laughs, everything opens in her/his body, brain, soul. And that’s why it was very important our project. After the shows we were everybody very open.
            As I said before, I was the only woman in this group and even if normally I’m a person who has better relationship with men, this 3 weeks being the whole day together (in the car, in the house, in the show…) makes me sometimes to miss a woman friend in the group. The first week we made some friends (girls and boys clowns from Sarakasi) and I felt very good to be with them. I also realised how many differences are in Kenya being a woman or a man: When we went to different social projects, the responsible of each area explained us how it works their project so, if the responsible was a woman, she always spoke to the group but mainly looking to me and if the responsible was a man, he never looked at me during the explanation, he always spoke to men from our group. That made me feel a bit strange.
                        The show was changing every day. We put some numbers out, because we felt Kenyan audience didn’t understand well and we added new things, things we learnt in Kenya from the other clowns and for sure we added much more interaction with the children. We also added more and more Swahili, which it worked very well because they said like this we broke some clichés of the white people coming to give money or to cooperate. Speaking Swahili they saw us in the same level as them. It was new white people coming to entertain them. Interacting with them we realised they were afraid when we went very close to them and touch them (the nose or the arm), like their bodies were blocked. They are children but they already suffer a lot. Those responsible told us, we broke some blocks in their bodies, with the laugh. They always laugh a lot when Flo’s trousers went down and with the elephant number, which I think because it was the only thing they could easily recognise from their country and culture. They like the sound of the saxophone and using the music in the show helped us a lot. The women liked when I won the men, except the Massai Tribues women, in our last show in Kenya. We had a very good feeling with them, we were playing in the Church of Massailand, they were laughing in the beginning but when they saw our magic with the balls… they really believe in magic and they thought it was black magic, the devil coming to the church. We had a lot of staff using for the show and sometimes was not so confortable to transport them. When we called to a driver to ask for a big car, saying we had a lot of staff, they never understand it was THAT MUCH staff.
            For all we had pass it was a good team, good travel, nothing bad happened, we changed something in many people, we found beautiful country and people. I would like to go back to Kenya to create laughs for more children we could not arrive in those 3 weeks.
For me this project was a dream, with a dream team and now Africa is not any more GENERAL “the children from Africa” but it is “the children from the hospital with the strange sickness looking emotion to me, the young girl from the street complete high in glue who hugs me crying saying remember me…” now Africa is CONCRETE, is each children I had the direct and personal contact. Maybe they will never forget that one day some white people came and make them laugh in a strange way… but me I will never forget them, the children who gave me a lot of humanity. This exchange was beautiful!

 

Gepostet am

15.04.2013