Persönlicher Reisebericht von Antonia
21.12.2014
Clowns ohne Grenzen – das ist eine Organisation bestehend aus verschiedenen Künstlern, Artisten und eben Clowns, welche ehrenamtlich in Krisengebiete reisen, um dort für die Menschen, vor allem die Kinder, zu spielen. Das Ziel ist es dort, wenn auch nur für ein paar Stunden von Krieg, Armut oder den Folgen von Naturkatastrophen abzulenken und den Zuschauern einen lustigen Moment, eine gute Erinnerung, schlicht, ein Lachen zu schenken.
Im Herbst 2014 reiste eine junge Gruppe Künstler – bestehend aus drei Clowns, zwei Musikern und einem Fotografen – zunächst in den Westen Jordaniens, um hier ein Gebiet zu besuchen, welches hart mit der Flüchtlingsproblematik des syrischen Krieges zu kämpfen hat. Eingeladen von der Organisation Vision Hope veranstaltete die Gruppe zehn Shows in Trauma-Kindergärten und Gemeindezentren in Siedlungen mit hohem Flüchtlingsanteil. Die Shows waren aber ebenso für die Jordanische Bevölkerung bestimmt. Dies war den Leuten von Vision Hope besonders wichtig, um gegen Feindlichkeit und Barrieren zwischen den Jordaniern und den syrischen Flüchtlingen zu arbeiten. Derzeit sind über 10 % der in Jordanien lebenden Menschen Flüchtlinge.
Der zweite Teil der Reise führte die Gruppe nach Israel und konfrontierte sie mit einer nicht minder schweren Problematik:
In Zusammenarbeit mit den dortigen NGOs wurden in Jerusalem und Tel Aviv Flüchtlingskinder aus dem nordafrikanischen Raum – sprich Südsudan, Eritrea, Äthiopien und Somalia – besucht. Auch hier war es wichtig die Shows für die einheimischen Kinder ebenso offen zu halten.
Die Organisation Clowns ohne Grenzen finanziert sich ausschließlich durch Spendengelder und alle Künstler arbeiten ehrenamtlich. Und dieses wunderbare Konzept geht auf, das ganze lohnt sich! Warum ich das weiß?
In Zusammenarbeit mit den dortigen NGOs wurden in Jerusalem und Tel Aviv Flüchtlingskinder aus dem nordafrikanischen Raum – sprich Südsudan, Eritrea, Äthiopien und Somalia – besucht. Auch hier war es wichtig die Shows für die einheimischen Kinder ebenso offen zu halten.
Die Organisation Clowns ohne Grenzen finanziert sich ausschließlich durch Spendengelder und alle Künstler arbeiten ehrenamtlich. Und dieses wunderbare Konzept geht auf, das ganze lohnt sich! Warum ich das weiß?
Ich selbst war einer der beiden Musiker.
Mein Name ist Antonia, ich bin 25 Jahre alt und in München geboren. Eigentlich bin ich Jazz Musikerin, Sängerin und Kontrabassistin, doch vor ein paar Wochen durfte ich für 14 Tage und 12 Shows Clown sein. Das war das Beste, was mir seid langem passiert ist.
Seid fünf Wochen bin ich wieder daheim. Gut angekommen. Wohl behütet. Und so viele Kilometer weg von Karak und Jerusalem, den wunderbaren Clowns, den vielen kleinen energiegeladenen Kindern, den klugen engagierten Erwachsenen, dem Staub und Geröll, den großen Religionen und schwer präsentem Militär.
Seid fünf Wochen bin ich wieder daheim. Gut angekommen. Wohl behütet. Und so viele Kilometer weg von Karak und Jerusalem, den wunderbaren Clowns, den vielen kleinen energiegeladenen Kindern, den klugen engagierten Erwachsenen, dem Staub und Geröll, den großen Religionen und schwer präsentem Militär.
In meinem Kopf ist alles noch ganz nah. Ich fühle den harten Schalenkoffer meines Reise-Kontrabasses auf dem Rücken, habe den ewigen Geruch von gegrilltem Lammfleisch in der Nase und meine Füße frieren von dem kalten Steinboden unserer Wohnung in Karak. Auf meiner Zunge brennt noch der scharfe Geschmack von Kardamom und auf meinem Gesicht die weiche Herbstsonne Israels. Ich habe einen Ohrwurm von all den Blödeleien der Clowns auf sämtlichen Sprachen Europas und Sehnsucht nach unserer schönen Musik und den langen gemeinsamen Abenden, voller lautstarker Diskussionen und leiser Überlegungen. Die eigentümlichen Locken der strenggläubigen Juden wickeln sich immer wieder um meine Gedanken und die jordanischen Frauen schweben durch meinen Kopf, versteckt hinter so viel Tuch und Tradition.
Ja, und dann höre das Lachen und Kreischen der Kinder. Kinder aus Syrien, Jordanien und Israel. Kinder aus Eritrea, Äthiopien und Somalia. Jüdische Kinder, christliche Kinder und muslimische Kinder. Unfassbar viele ganz großartige Kinder, die befreit, völlig schamlos und aus ganzer Seele lachen. Gott sei Dank kann man ihnen das nicht nehmen! Mit großem Respekt vor so viel zähem Überlebenswillen muss ich eines feststellen: was dem grausamen, wahnsinnigen Teil der Erwachsenenwelt auch einfällt, die Kinder lachen.
Sicherlich weil unsere Clowns so liebevoll und lustig waren, auch weil sie Erlebtes bis zu einem gewissen Grad verdrängen können, aber vor allem weil ihnen oft nichts andres übrig bleibt.
Sicherlich weil unsere Clowns so liebevoll und lustig waren, auch weil sie Erlebtes bis zu einem gewissen Grad verdrängen können, aber vor allem weil ihnen oft nichts andres übrig bleibt.
Ein Abend, eine Geschichte ist mir besonders in Erinnerung geblieben und darum möchte ich sie, stellvertretend für all die anderen wichtigen, eindrucksvollen Geschichten, die ich erleben durfte mit euch teilen. Auch um sie selbst niemals zu vergessen.
Dirk Kleinloh von Vision Hope hatte uns – die drei Clowns Laia, Manuel und Florian, den Saxofonisten Julian und mich – zu einer ihm gut bekannten syrischen Familie mitgenommen, die vor eineinhalb Jahren nach Jordanien geflohen war.
Es war schon dunkel als unser Kleinbus in der Siedlung am Rande Karaks hielt. Die Häuser waren schlicht und weiß und krallten sich an den staubigen Hang zwischen unebenen Straßen und vermüllten Höfen.
Dirk Kleinloh von Vision Hope hatte uns – die drei Clowns Laia, Manuel und Florian, den Saxofonisten Julian und mich – zu einer ihm gut bekannten syrischen Familie mitgenommen, die vor eineinhalb Jahren nach Jordanien geflohen war.
Es war schon dunkel als unser Kleinbus in der Siedlung am Rande Karaks hielt. Die Häuser waren schlicht und weiß und krallten sich an den staubigen Hang zwischen unebenen Straßen und vermüllten Höfen.
Dirk führte uns zu einer der Wohnungen, die halb im Erdgeschoss halb im Keller lagen. Ein Vorhang wurde beiseite geschoben und wir drückten uns an freundlich grüßenden Händen vorbei in ein kleines, behagliches Apartment voll hellem Licht und Kindergeschrei.
Der Hauptraum war mit Teppichen ausgelegt und auf einem Sofa thronte ein alter, müder Mann – der Großvater der Familie. Vor ihm lief der Fernseher und um einen tiefen Tisch am Boden wuselten drei Kinder.
Der Vater des Hauses bat uns Platz zu nehmen und wie die Hühner auf der Stange reihten wir uns auf Sitzkissen an der Wand auf. Sofort wurden die älteren Kinder geschickt uns Tee zu zubereiten. Unsere Plätzchen, die wir als Gastgeschenk mitgebracht hatten wurden freundlich, aber sehr nebensächlich in Empfang genommen. Hier ging es um etwas anderes. Während sich die sehr aufmerksame Mutter der Familie dezent neben ihren Schwiegervater setze, begann ihr Mann zu erzählen. Dirk dolmetschte für uns vom Arabischen ins Englische. Anfangs lag die Vorstellung von Krieg und Flucht in mitten dieses warmen, heimeligen Szenarios unfassbar fern.
Doch die Geschichten des Vaters brachten sie dann sehr schnell erschreckend nah.
Ein gebrochener Mann – ein Ausdruck, so oft geschrieben und gelesen, bis zu diesem Abend, bis zu diesem Vater, der so viel Leid erlebt und so viel verloren hatte, wusste ich mir kein Bild davon zu machen. Doch seine Augen waren tatsächlich dunkel und leer, es fiel ihm schwer Blickkontakt zu halten. Es irritierte mich. Sein Gesicht, sein Körper alles schien unversehrt, er konnte normal sprechen. Aber irgendwas an seiner Erscheinung strahlte eine so tiefe Traurigkeit aus, eine trübe Energie hatte sich um ihn gelegt und gab mir das Gefühl ein völlig verloren gegangenes Lebewesen vor mir zu haben.
Er sprach vom Tod seines Bruders. Dieser sei vor einiger Zeit bei Straßenschlachten ums Leben gekommen. Er habe das Ganze mit seinem Handy gefilmt, erzählte er und begann sein Gerät zu durchsuchen.
Der Hauptraum war mit Teppichen ausgelegt und auf einem Sofa thronte ein alter, müder Mann – der Großvater der Familie. Vor ihm lief der Fernseher und um einen tiefen Tisch am Boden wuselten drei Kinder.
Der Vater des Hauses bat uns Platz zu nehmen und wie die Hühner auf der Stange reihten wir uns auf Sitzkissen an der Wand auf. Sofort wurden die älteren Kinder geschickt uns Tee zu zubereiten. Unsere Plätzchen, die wir als Gastgeschenk mitgebracht hatten wurden freundlich, aber sehr nebensächlich in Empfang genommen. Hier ging es um etwas anderes. Während sich die sehr aufmerksame Mutter der Familie dezent neben ihren Schwiegervater setze, begann ihr Mann zu erzählen. Dirk dolmetschte für uns vom Arabischen ins Englische. Anfangs lag die Vorstellung von Krieg und Flucht in mitten dieses warmen, heimeligen Szenarios unfassbar fern.
Doch die Geschichten des Vaters brachten sie dann sehr schnell erschreckend nah.
Ein gebrochener Mann – ein Ausdruck, so oft geschrieben und gelesen, bis zu diesem Abend, bis zu diesem Vater, der so viel Leid erlebt und so viel verloren hatte, wusste ich mir kein Bild davon zu machen. Doch seine Augen waren tatsächlich dunkel und leer, es fiel ihm schwer Blickkontakt zu halten. Es irritierte mich. Sein Gesicht, sein Körper alles schien unversehrt, er konnte normal sprechen. Aber irgendwas an seiner Erscheinung strahlte eine so tiefe Traurigkeit aus, eine trübe Energie hatte sich um ihn gelegt und gab mir das Gefühl ein völlig verloren gegangenes Lebewesen vor mir zu haben.
Er sprach vom Tod seines Bruders. Dieser sei vor einiger Zeit bei Straßenschlachten ums Leben gekommen. Er habe das Ganze mit seinem Handy gefilmt, erzählte er und begann sein Gerät zu durchsuchen.
Währenddessen wurde eine zweite Runde zuckriger Tee ausgeschenkt, der kleinere Junge der Familie schnitt Grimassen und turnte um uns herum. Obwohl es gemütlich war in diesem Wohnzimmer, fröstelte es mich. Das Mädchen, die Zweitälteste der drei Kinder brachte fürsorglich eine Decke und ein paar Extrakissen für Laia und mich. Während es immer wohliger und wärmer wurde, reichte der Vater sein Handy herum. Es war eine Szene zu sehen, wie man sie nur zensiert aus den Nachrichten kennt und ich brachte es nicht über mich die ganze Zeit auf den Bildschirm zu schauen.
Ein weinender Mann wurde mitten in der Nacht von zwei Anderen über die Straße geschleift, die Handykamera zoomte auf sein Gesicht, aus einer klaffenden Wunde am Hals strömte das Blut heraus, während er nicht aufhörte wie von Sinnen zu schreien.
Ich weiß nicht, ob die Kinder das Video kannten, ob sie es gesehen hatten, vielleicht machte es keinen Unterschied mehr. Wahrscheinlich hatten sie diese Dinge im Laufe der letzten Jahre sogar in echt sehen müssen. Der kleine Junge schnitt weiter Grimassen, das Mädchen setzte sich irgendwann zwischen die Clownin und mich und kuschelte sich unter unsere Decke.
Dann erzählte der Vater, wie alles begonnen hatte. Wie eines Tages Leute der Regierung vor seiner Tür gestanden hatten und er von einem vermummten Mann beschuldigt worden war, gegen das Regime zu arbeiten. Er hatte diesen Mann nicht gekannt, war sich selbst keiner Schuld bewusst gewesen, dennoch war er vor den Augen seiner Familie mitgenommen worden.
Jetzt unterbrach der kleine Junge seine Faxen für einen Moment, zog seinen Pulli über das Gesicht und vermummte sich, um uns zu veranschaulichen wie der Mann ausgesehen hatte, der seinen Vater angezeigt hatte. Dann lachte er und schnitt weiter Grimassen.
Es wurde wieder Tee ausgeschenkt und während das Mädchen immer zutraulicher wurde, mir Zählen auf Arabisch beibrachte und sich freute dass ich ihre Locken mochte, begann der Vater von seiner Verschleppung zu berichten.
Er war in ein konzentrationslagerähnliches Foltercamp gebracht worden. Mit 300 anderen Männern hatten sie ihn in eine Halle gepfercht, in der es so eng gewesen war, dass man nichts anderes als Stehen konnte. Um ihn herum waren reihenweise Menschen gestorben, aus den benachbarten Hallen hatte er die Schreie der anderen Gefolterten hören können. Manche Räume waren mit Wasser geflutet und dann unter Strom gesetzt worden, in anderen hatten sie die Menschen mit Kabelspannern an den Händen an die Decke gehängt.
Er überlebte, wurde nach zehn Tagen frei gelassen und konnte mitsamt seiner Familie nach Jordanien fliehen.
Seine Kinder hörten mit an diesem Abend, sie kannten die Geschichten. Ich hatte das Gefühl, dass die beiden Älteren alles verstanden und zu ignorieren versuchten. Der kleine Junge spielte mittlerweile Teeparty mit unsichtbaren Teetassen.
Ich fragte den Vater, wie sie denn in Syrien gewohnt und ob sie sich dort auch einige wenige Räume geteilt hätten. Das war eigentlich der einzige Moment in dem seine Augen zu strahlen begannen. Natürlich nicht, sagte er, er habe ein wunderbares großes Haus besessen, mehrstöckig mit viel Platz. Der Glanz in den Augen erlosch schnell. Das Haus sei mittlerweile nicht mehr da, der einzige Kontakt nach hause sei der über Whats App mit zurückgebliebenen Familienmitgliedern.
Ein weinender Mann wurde mitten in der Nacht von zwei Anderen über die Straße geschleift, die Handykamera zoomte auf sein Gesicht, aus einer klaffenden Wunde am Hals strömte das Blut heraus, während er nicht aufhörte wie von Sinnen zu schreien.
Ich weiß nicht, ob die Kinder das Video kannten, ob sie es gesehen hatten, vielleicht machte es keinen Unterschied mehr. Wahrscheinlich hatten sie diese Dinge im Laufe der letzten Jahre sogar in echt sehen müssen. Der kleine Junge schnitt weiter Grimassen, das Mädchen setzte sich irgendwann zwischen die Clownin und mich und kuschelte sich unter unsere Decke.
Dann erzählte der Vater, wie alles begonnen hatte. Wie eines Tages Leute der Regierung vor seiner Tür gestanden hatten und er von einem vermummten Mann beschuldigt worden war, gegen das Regime zu arbeiten. Er hatte diesen Mann nicht gekannt, war sich selbst keiner Schuld bewusst gewesen, dennoch war er vor den Augen seiner Familie mitgenommen worden.
Jetzt unterbrach der kleine Junge seine Faxen für einen Moment, zog seinen Pulli über das Gesicht und vermummte sich, um uns zu veranschaulichen wie der Mann ausgesehen hatte, der seinen Vater angezeigt hatte. Dann lachte er und schnitt weiter Grimassen.
Es wurde wieder Tee ausgeschenkt und während das Mädchen immer zutraulicher wurde, mir Zählen auf Arabisch beibrachte und sich freute dass ich ihre Locken mochte, begann der Vater von seiner Verschleppung zu berichten.
Er war in ein konzentrationslagerähnliches Foltercamp gebracht worden. Mit 300 anderen Männern hatten sie ihn in eine Halle gepfercht, in der es so eng gewesen war, dass man nichts anderes als Stehen konnte. Um ihn herum waren reihenweise Menschen gestorben, aus den benachbarten Hallen hatte er die Schreie der anderen Gefolterten hören können. Manche Räume waren mit Wasser geflutet und dann unter Strom gesetzt worden, in anderen hatten sie die Menschen mit Kabelspannern an den Händen an die Decke gehängt.
Er überlebte, wurde nach zehn Tagen frei gelassen und konnte mitsamt seiner Familie nach Jordanien fliehen.
Seine Kinder hörten mit an diesem Abend, sie kannten die Geschichten. Ich hatte das Gefühl, dass die beiden Älteren alles verstanden und zu ignorieren versuchten. Der kleine Junge spielte mittlerweile Teeparty mit unsichtbaren Teetassen.
Ich fragte den Vater, wie sie denn in Syrien gewohnt und ob sie sich dort auch einige wenige Räume geteilt hätten. Das war eigentlich der einzige Moment in dem seine Augen zu strahlen begannen. Natürlich nicht, sagte er, er habe ein wunderbares großes Haus besessen, mehrstöckig mit viel Platz. Der Glanz in den Augen erlosch schnell. Das Haus sei mittlerweile nicht mehr da, der einzige Kontakt nach hause sei der über Whats App mit zurückgebliebenen Familienmitgliedern.
Der ganze Abend fühlte sich so surreal an. Da war die liebevolle Mutter, mit ihren gescheiten, gut erzogenen Kindern, die warmen Decken für uns Frauen, die Faxen des kleinen Jungen, der heiße süße Tee. Und dann waren da die wahnsinnigen Foltergeschichten, das Video mit dem Blutbad, die Erzählungen des kaputten Vaters und sein leerer gepeinigter Blick.
Am Ende sprach er von einem weiteren Bruder, der dringend Hilfe für eine Operation bräuchte, um weiter arbeiten zu können und seine große Familie zu ernähren. Flugzeugbomben hatten ihm die Beine zerstört und jetzt bräuchte er Connections zur UN oder Geld für eine Privatklinik. Jetzt wirkte Dirk etwas hilflos. Solche Bitten wurden ständig an ihn gerichtet. Auch wenn seine Arbeit und die Hilfe die er dort leistet enorm ist – allen kann er nicht helfen.
Langsam war Zeit für uns zu gehen. Wir bedankten uns für die Gastfreundschaft, versprachen uns nach einer Hilfsmöglichkeit umzusehen und verabredeten mit den Kindern, dass sie zwei Tage später zu unserer Clownsshow kommen sollten.
Die männlichen Clowns gaben dem Vater und Großvater die Hand. Laia und ich gaben der Mutter drei Küsse. Als ich mich runter beugte um mich von dem kleinen Mädchen zu verabschieden, zog sie mich an sich und küsste und drückte mich und wollte gar nicht mehr aufhören. Ich glaube so bin ich noch nie geherzt worden.
Langsam war Zeit für uns zu gehen. Wir bedankten uns für die Gastfreundschaft, versprachen uns nach einer Hilfsmöglichkeit umzusehen und verabredeten mit den Kindern, dass sie zwei Tage später zu unserer Clownsshow kommen sollten.
Die männlichen Clowns gaben dem Vater und Großvater die Hand. Laia und ich gaben der Mutter drei Küsse. Als ich mich runter beugte um mich von dem kleinen Mädchen zu verabschieden, zog sie mich an sich und küsste und drückte mich und wollte gar nicht mehr aufhören. Ich glaube so bin ich noch nie geherzt worden.
Als die Familie zwei Tage später bei unserer Clownsshow erschien, waren die Kinder ganz aufgeregt. Sie freuten sich bald in Dirks Schule kommen zu dürfen, der kleine Junge ritt auf unseren Clowns, wie auf einem Dromedar und das Mädchen ergriff am Ende meine Hand und ließ sie nicht mehr los.
Ich bin immer noch beeindruckt von meiner Reise. Auch fünf Wochen später träume ich nachts noch von den Menschen und Geschichten, die ich erlebt habe. Meine Unverständnis gegenüber dem Grauen und der Gewalt, die in so vielen Teilen der Welt vorherrscht, mischt sich mit der Wut über die Gleichgültigkeit und Trägheit der Menschen in den „reichen“, friedlichen Ländern. Mein Respekt vor Persönlichkeiten wie Dirk Kleinloh, der sich mit seinen Projekten in Kindergärten und Schulen für die Integration, Bildung und Normalität im Leben der Flüchtlinge in Karak einsetzt, ist grenzenlos. Auch die jungen engagierten Sozialarbeiter in Tel Aviv und Jerusalem, welche die Glaubenskriege als absurd empfinden und sich um die geflüchteten Jugendlichen aus allen Teilen Afrikas kümmern, bewundere ich sehr.
Ich bin immer noch beeindruckt von meiner Reise. Auch fünf Wochen später träume ich nachts noch von den Menschen und Geschichten, die ich erlebt habe. Meine Unverständnis gegenüber dem Grauen und der Gewalt, die in so vielen Teilen der Welt vorherrscht, mischt sich mit der Wut über die Gleichgültigkeit und Trägheit der Menschen in den „reichen“, friedlichen Ländern. Mein Respekt vor Persönlichkeiten wie Dirk Kleinloh, der sich mit seinen Projekten in Kindergärten und Schulen für die Integration, Bildung und Normalität im Leben der Flüchtlinge in Karak einsetzt, ist grenzenlos. Auch die jungen engagierten Sozialarbeiter in Tel Aviv und Jerusalem, welche die Glaubenskriege als absurd empfinden und sich um die geflüchteten Jugendlichen aus allen Teilen Afrikas kümmern, bewundere ich sehr.
Und dann, ja dann denk ich eben an die wunderbaren nicht auszulöschenden, starken kleinen Kinder. Wieso wird so wenig dafür getan sie in Sicherheit zu bringen, ihre Albträume und Traumata in Hoffnung und Perspektiven zu wandeln, sie aus all der irrsinnigen Gewalt, dem Morden, Vergewaltigen und Verstümmeln herauszuholen, sie auf den Arm zu nehmen und verdammt noch mal auf sie aufzupassen.