Seit 2020 haben wir diese Reise Jahr um Jahr verschoeben. Jetzt ist es endlich soweit!
Wie sich die Situation vor Ort bei unseren Partnern in der Zeit dargestellt hat, könnt ihr hier nachlesen. Wir haben sie gefragt, sie haben uns geantwortet. Lest selbst, mit welchen Schwierigkeiten sie aufgrund der Corona-Krise zu kämpfen hatte – unter „News unserer Partner„.
Itinerary Date :28.06.2022Buna ziua!
23.06.2022
Die Proben und Vorbereitungen sind abgeschlossen. Diese Reise planen wir (nach mehreren Verschiebungen) nun zum dritten Mal – und wie das Sprichwort schon sagt: „Alle Guten Dinge sind DREI!“
Und so machen sich nun diese Drei auf den Weg: Uta Strack als „Mov“, Michael Dietrich als „Albastru“ und Clara Sachs als Fotografin.
Die Clowns besuchen NGOs im Großraum Sibiu mit denen wir seit unseren Reisen 2017 und 2018 in Kontakt sind.
Auf dem Tourplan stehen u. A. Roma Siedlungen, Kinderhäuser, Waisenhäuser, Heime für Menschen mit Behinderungen und Unterkünfte für geflüchtete Menschen aus der Ukraine.
Wir freuen uns – dass wir auch diese Reise nun realisieren können.
Am kommenden Wochenende geht es los und dann heißt es endlich „Buna ziua“
Wir wünschen unserem Team eine gute und erfolgreiche Zeit in Rumänien 🇷🇴
La revedere Romaniei!
25.06.2022
La revedere Romaniei – Auf Wiedersehen in Rumänien!
Sehr früh, ehrlich gesagt viel zu früh, starteten wir heute Morgen zum Flughafen. Wir wollten endlich los, nichts mehr sollte uns aufhalten, nachdem wir coronabedingt unsere Reise, von 2020 auf 2021 und dann nochmal von 2021 auf 2022 verschieben mussten.
Nach unserer Landung in Hermannstadt/Sibiu, fuhren wir direkt weiter nach Schäßburg/Sighisoara, denn hier werden wir die nächsten drei Tage einen gut gefüllten Spielplan haben. Auf dem Weg dorthin steigen Erinnerungen an viele Orte in uns hoch, Geschichten werden ausgetauscht und viele Menschen kommen uns in den Sinn. Kurz um, wir freuen uns sehr, wieder hier zu sein!
In unserer Pension angekommen, packen wir den Showkoffer, überprüfen alle Requisiten und machen einen Probedurchlauf im Innenhof des Hotels. Der Eigentümer kommt häufig vorbei, schaut zu, schmunzelt und fragt, was wir die nächsten Tage vorhaben. Er freut sich über unser Projekt.
Und wir erst. Wir sind voller Spannung und Vorfreude!
Uta, Michi & Clara
Natur, Begegnungen und Clowns
26.06.2022
Unendliche Weiten hochgewachsener Gräser, uralte Eichen und der Duft von sonntäglichem Picknick begrüßten uns auf dem Weg zur Showpremiere dieser Reise. Liviu Tudosie von der Asociatia Perspective Danes hat uns zum Picknick seiner Kirchengemeinde in das 74 Hektar große Naturreservat „Die Breite“ eigeladen, deren bis zu 800 Jahren alten Eichen viel erlebt und viel zu erzählen haben.
Eine kleine Geschichte für zwischendurch ereignete sich heute, als die beiden Clowns Mov (aka Uta) und Albastru (aka Michi) den Waldrand als Bühne für ihre Kunststücke auserkoren haben. Als Publikum boten sich erst vorsichtig interessiert und später aufgeregt neugierig die 75 Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen an, die sich auf Einladung von Livius Kirchengemeinde zu einem diversen interkulturellen Treffen, bepackt mit allerlei Leckereien, eingefunden haben. Menschen aus verschiedenen Lebenswelten, die gebürtig aus Rumänien, Deutschland, USA, Mexiko und anderen Ländern stammen, genossen zusammen den Vormittag und bildeten den Kreis aus Zuschauenden für unseren Auftritt.
Nachdem die beiden Clowns aus den Tiefen des Waldes aufgetaucht sind, ging für Mov und Albastru alles schief, was auch schiefgehen sollte. Die kleinen und großen Kinder begrüßten die Spielereien mit Bällen, Luftballons und Tunneln mit herzhaftem Lachen und tatkräftiger Unterstützung beim Ballweitwurf, Anfeuern und Singen. So bekam auch eine Zuschauerin, die heute – wie Mov zur Zeit mehrmals täglich – ihren Geburtstag im Naturpark feierte, ein ganz besonderes Ständchen von allen, die sich hier versammelt hatten.
Nach der Show war noch gemütlich Zeit für Spielerein mit den Kindern, Gespräche mit den Eltern und Planungsgesprächen mit Liviu, um die nächsten Tage vorzubereiten.
Zurück in unserer Pension in Schäßburg haben wir aus den Erfahrungen der Premiere noch Showvarianten für die verschiedenen Gruppen an Zuschauenden erarbeitet – mal kürzer, mal länger, mal größer, mal kleiner – so sind wir flexibel, freuen uns auf die Ereignisse in den nächsten Tagen und bleiben hoffentlich nicht nur den alten Eichen in guter Erinnerung.
Michi
📷 Bilder: Clara Sachs
Heimspiel
27.06.2022
Heute kommen wir an Spielorte zurück, die wir bereits kennen, wir haben einen wunderbar gefüllten Spielplan, die Sonne scheint, wir freuen uns auf unsere Shows.
Wir beginnen den Tag in einem staatlichen Heim für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Wir werden freudig erwartet, kaum ertönt unsere Musik, schalten sich einige kaum zu bremsende Kinder und Jugendliche ein. Schnell wird klar, dass wir improvisieren werden und nur kleine Auszüge aus unserem eigentlichen Programm spielen können. Denn wir möchten alle Mitwirkenden voll zur Geltung kommen zu lassen, was uns jedoch keineswegs schneller zum Ende kommen lässt. Es ist ein Vergnügen, im Garten im Schatten spielen zu dürfen, es ertönt Gekicher, großes Gelächter und freudig wird dazwischengerufen, wir alle genießen diese berührenden Augenblicke. Die Kinder und Jugendlichen umarmen und herzen uns und winken uns lange nach. Schön ist, dass die Betreuer uns abschließend hinterherrufen, dass wir jederzeit wieder willkommen sind!
Zum Mittagessen laden uns Liviu und Elena (Perspective Danes) in ihr neu gebautes Haus ein. Dieses füllen sie mit unterschiedlichen Projekten (z.B. Nachmittagsbetreuung, Kindergarten, Jungendgruppen, Witwenkreis, Seniorentreff, …), für die Menschen der Nachbarschaft, für viele Roma Siedlungen und aktuell auch für Menschen auf der Flucht aus der Ukraine – wir sind beeindruckt.
Liviu und seine Tochter begleiten uns heute, sie haben alles für uns organisiert und unterstützten und versorgen uns den ganzen Tag. Wir kennen Liviu und Elena von unseren letzten Reisen. Dieses engagierte, aktive und unermüdliche Paar hat, seit wir zum letzten Mal hier waren, so viel erschaffen, wir sind beindruckt und freuen uns über dieses Engagement.
Unsere nächste Show gilt der Roma Siedlung in Rora. Wir wandern mit großem Traraa den gestampften Bergweg hinauf, vorbei an vielen kleinen Häuser, vorbei an vielen Hunden, Hühner- und Schweinställen – Albastru mit seiner Ukulele spielend und Mov mit ihrem schmetternden Kazoo – schnell begleiten uns immer mehr Kinder.
Oben angekommen, laden wir die Kinder ein, sich unter dem einzigen Baum am kleinen schrägen Platz zu positionieren. Eine Mutter bringt eine Plane, auf die sich alle Kinder setzen können. Nachdem Liviu noch einige Kinder abgeholt hat, kann es auch direkt losgehen. Die Kinder sind von der ersten Sekunde an voll dabei, aber auch Eltern und Großeltern sind voller Elan mit von der Partie, fiebern mit, feuern uns an und lassen uns die Mittagssonne nicht mehr spüren. Wir jagen uns vergnügt, am liebsten mitten durch die Kinder, unter großem Applaus, lauten Rufen und Jubel, was für ein schönes Vergnügen. Wir hänseln und necken uns, streiten, sind traurig und wieder versöhnt, so durchleben wir mit unserem Publikum ein Wechselbad der Gefühle. Auch hier werden wir mit einer herzlichen Verabschiedung beschenkt.
Am späten Nachmittag wandern wir zur dritten Show in Danes. Lautes Getöse verursachen wir mit unserem großen Showkoffer auf Rollen und wieder gemeinsam mit Ukulele und Kazoo laut tönend, um Kinder und Familien anzulocken. Wir spielen in einem Viertel, in dem Menschen wohnen die unter großer Armut leiden. Viele Kinder, jeder Größe und Alters kommen aus den Häusern gerannt, spielen sofort mit uns, ohne Hemmschwelle, Barriere und Vorbehalte. Wir werden von 80 Kindern und Jugendlichen angefeuert, unterstützt und laut umjubelt, diese vielen schönen Momente werden wir so schnell nicht vergessen.
Mütter kommen während der Show hinzu und bringen Sonnenhüte, denn hier gibt es keinen Schatten. Doch alle Kinder und Jugendlichen bleiben, wir merken die Sonne erst viel später, als wir alle zur Ruhe kommen. So nimmt auch diese dritte einzigartige und lustige Show ihr Ende.
Jedes Spiel ist anders, hat ihre Eigenheiten, Tempo und Augenblicke, hier schließen wir beseelt voller schöner Eindrücke unseren Tag, es fühlte sich heute sehr nach heimkommen an.
Hoffentlich auf bald!
Uta
Privyet in Danes und mit viel Engagement bei den Waldhütten
28.06.2022
An einem magischen Tag haben sich Mov (Mauve) und Albastru (Blau) für 20 Kinder und 25 Erwachsene aus der Ukraine in Violetta und Ciniy verwandelt.
Livio hat einen Teil der ukrainischen Gäste in seine Communitycenter aufgenommen, das erst im September 2021 eröffnet wurde. Für alle, die in der Umgebung eine Unterkunft gefunden haben, bietet Perspective Danes, Aktivitäten für Kinder und Erwachsene an, wie Kindergarten, Mittagsbetreuung, Sprachunterricht, Spielangebote, gemeinsames Essen und den wichtigen Austausch beim regelmäßigen Zusammensein. Demnächst sollen zwei ukrainische Frauen eine Anstellung bekommen und im Kindergarten arbeiten.
In dieser wunderbaren gastfreundlichen Atmosphäre wurde ein Klettergerüst für uns und das Publikum zum Abenteuerspielplatz. Es boten sich zahlreiche Möglichkeiten für Interaktionen mit den Zuschauenden. Mit Neugierde und Spielfreude haben Violetta und Ciniy improvisiert und die Spielangebote des Ortes, der neuen Sprache und des Publikums dankbar angenommen. So hatten Kinder und Mütter gemeinsam jede Menge zu lachen. Im Anschluss durften wir die Kinder noch mit roter Nasenfarbe in Nachwuchsclowns verwandeln und für Erinnerungsfotos zur Seite stehen.
Als wir für eine kleine Pause und das Überspielen von Claras Fotos auf den Laptop im Schatten saßen, kamen immer wieder Mütter und bedankten sich für die tolle Aktion. Wir sind froh, an diesem Tag, Teil der grenzenlosen Gastfreundschaft der Perspective Danes gewesen zu sein – mit deren treffendem Motto: Investing in the present, changing the future!
Beim gemeinsamen Mittagessen erzählte uns Livio noch von seinen ersten Ausflügen mit den Kindern aus Valchid (deutsch: Waldhütten) in der wir am Nachmittag spielten. Vor allem vom ersten einwöchigen Freizeitcamp mit 60 Kindern, von dem sie heute noch erzählen und um Wiederholung bitten. Obwohl die Kinder anfangs schreckliches Heimweh hatten und gegen Ende des Camps sogar die Mütter anriefen und nachfragten, wann die Kinder endlich wieder nach Hause kommen, weil sie sie so schrecklich vermissen.
Wir waren also schon ganz neugierig auf das kleine, leider sehr arme, Dörfchen etwa 15 Minuten von Danes entfernt, dass man erst nach ein paar Kilometern Holperstraße erreicht. Wunderschöne leicht verfallende Häuschen und Pferdekutschen mit Kindern auf den Pritschen erscheinen uns trügerisch idyllisch, wenn man von den Kooperationspartnern erfährt, dass es vor nicht allzu langer Zeit noch ein organisatorischer Kraftakt war, die Kinder zum Schulbesuch zu bewegen. Aber mit einem Schulfahrservice, der Lieferung von Pausenbroten und engagierter Hartnäckigkeit konnte das „zur Schule gehen“ auch hier etabliert werden.
Nachdem wir im Ort angekommen waren, nahmen wir wieder die Ukulele unten den Arm, das Kazoo in den Mundwinkel und machten unsere Ankunft lautstark bemerkbar. Die Kinder des Ortes waren allerdings schon längst auf einer Wiese unter schattenspendenden Bäumen versammelt und tanzten sofort aufgeregt zum Klang unserer Musik. Die Bühne war umgehend gefunden und mittels Kreidekreis auf dem Boden eingezeichnet. Schnell versuchte Klein und Groß, einen Platz in der ersten Reihe mit den Zehenspitzen auf der Linie zu ergattern. Kleinere Unstimmigkeiten, wem denn nun ein bestimmter Stehplatz zugeordnet sei, wurden mit Hilfe von freiwilligen Helfer*innen der Perspective Danes unkompliziert gelöst, was auch während der Show, wenn die Aufregung und Freude am größten ist, eine große Hilfe war. So konnten wir die Energie der Kinder, die wegen der Abgelegenheit ihres Heimatortes nur selten in den Genuss von kulturellen Veranstaltungen kommen, voll nutzen und gemeinsam spielen, lachen, suchen, lachen, tanzen, lachen, weinen, lachen, zaubern und staunen. Dabei bekommen auch die Kinder immer wieder begeisterten Applaus von allen Zuschauenden, wenn sie einen Ball durch einen hochaufgehängten Reifen werfen, einen kaputten Ballon in ein Herzchen verwandeln oder eine Marionette zum Leben erwecken und damit den Beginn der Vorstellung überhaupt möglich machen.
Die 70 Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen wurden unter anderem von Dorin zusammengetrommelt, der nach einer Zeit als Sozialarbeiter in Deutschland wieder zurück in seine Heimat Rumänien gegangen ist und sich nun dort für die jungen Menschen vor Ort einsetzt. Darunter fällt der Aufbau einer neuen Schule, einem großen Spiel- und Sportgelände sowie Ansprechpartner und Unterstützer zu sein bei all den kleinen und großen Herausforderungen, die das Leben hier bietet. Bei einem anschließenden erfrischend gekühlten Wasser im Kreise aller Helfer*innen wird klar, welche Freude die Vernetzung von Ehrenamtlichen über Orts- und Landesgrenzen hinweg macht – und dass gerade mit dieser Freude am Engagement sooo viel möglich ist.
Nun sind wir nach 1,5 Stunden Fahrt wieder zurück in Sibiu und freuen uns auf paar weitere Wiedersehen.
Michi