2025 Albanien


05.05.2025 - 15.05.2025

Alexander Radinger, Andreas Schantz, Jutta Tomandl und Melanie Galda sowie Linnéa Knoll (Fotografin)


Albanien kämpft mit den verschiedensten Herausforderungen: da ist eine äußerst große Feindseligkeit zwischen den Ethnien, große Armut, eine schwache Infrastruktur, keine gute Gesundheitsversorgung, Korruption und das auf den sogenannten Kanun zurückgehende Sozialproblem der Blutrache, sowie Geldwäsche, Vetternwirtschaft, Ämterkauf u.ä.

Unsere bisherigen Erfahrungen haben darüber hinaus gezeigt, dass ein eklatanter Mangel an Bildungs- und Kulturangeboten für Kinder in Albanien besteht.

Unsere Motivation ist, das Glück, die Freude zu den ausgegrenzten und sozial benachteiligten und geächteten Menschen in Albanien zu bringen.

Itinerary Date :10.05.2025

1. Tag

05.05.2025

Mirëdita Tirana!

Hurra, heute ging es also endlich los nach Tirana, Albanien.

Nachdem wir bei strömenden Regen in München gestartet sind, hat uns in Tirana die Sonne begrüßt – wie schön, wir sind bereit und das Abenteuer kann beginnen!

Heute heißt es erst mal ankommen, die Show noch mal durchsprechen und letzte Details klären.
Am Abend üben wir noch draußen auf der Straße und es dauert nicht lang, bis die ersten Kinder da sind und neugierig immer näher kommen. Schnell entwickelt sich daraus ein buntes Treiben und wir lernen einander kennen. Ein Junge spricht sehr gut Englisch und wir können uns gut verständigen, so bekommen wir auch noch prompt einen Albanisch-Crashkurs.

Morgen geht es dann los mit den ersten Shows.

Wir freuen uns auf die nächste Woche und viele weitere solcher schönen Begegnungen. 🤹🏼✨

📸 Linnéa Knoll

#clownsohnegrenzen #clownswithoutbordersgermany #albania

2. Tag

06.05.2025

Oh Lala, let’s go – unsere ersten Shows! 🤹🏼🇦🇱

In der Früh sind wir beim Community Center Eden, eine ausserschulische Einrichtung in der hauptsächlich Roma und Balkan-Ägypter Kinder betreut werden. Es ist eine kleine Einrichtung und bei der Ankunft haben wir noch Zeit, uns mit einer der Mitarbeiterinen zu unterhalten. Sie erzählt uns auch ein paar Geschichten der Kinder, welche sich in den Bildern die in den Klassenräumen hängen, wiederspiegeln. Viele kommen aus Familien, in denen sie bereits im jungen Alter mitarbeiten mussten, um die Familie zu ernähren. Im Community Center haben sie die Möglichkeit ihre Hausaufgaben zu erledigen und praktische Dinge fürs Leben zu lernen wie z.B. kochen. Ihre Tanzgruppe “Color dance” hat erst vor kurzem eine Auszeichnung gewonnen. Das Motto der Einrichtung “ Ausbildung, Spaß, Kreativität, Freundschaft” haben wir hier gespürt. Bei unserem Auftritt sind 15 Kinder zwischen vier und 14 Jahren da. Die Gruppe ist sehr aufgeweckt, springt bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf und die Kinder wollen Teil der Aufführung sein.
Am Ende sind alle begeistert, die Kinder, die Mitarbeiten und auch wir sind froh und glücklich mit unserem ersten Auftritt.

Wir haben nicht lange Zeit – denn die nächsten Kinder warten schon.
So geht es ca. 20min mit dem Auto zur nächsten Spielstätte. Wir spielen in einer Public School am Stadtrand von Tirana vor ca. 230 Kindern und Erwachsenen. Die Schuldirektorin begrüßt uns und freut sich über eine rote Clownsnase, die wir ihr überreichen. Bereits auf den Fluren und aus den Fenstern raus werden wir herzlich von neugierigen und aufgeschlossenen Kindern und Jugendlichen begrüßt und die ersten Kontakte finden statt. Der Pausenhof dient als Bühne, und bietet somit auch für einige Zaungäste die Gelegenheit, an der Show teilzunehmen. Die Stimmung ist euphorisch und wir werden mit lautstarkem Jubel empfangen.

Die Kinder sind während der ganzen Show voller Begeisterung dabei und feuern uns an und klatschen und singen mit uns.

Müde, aber glücklich fallen wir am Abend ins Bett. ✨

📸 Linnéa Knoll

#clownsohnegrenzen #clownswithoutbordersgermany #albania

3. Tag: Auf neuen Wegen 🛤️

07.05.2025

Aufgrund der anstehenden Wahl am Sonntag mussten wir kurzfristig bereits geplante Spielstätten in Abstimmung mit den jeweiligen Organisationen umplanen, da die Schulen zu Wahllokalen umgebaut werden. Daher stehen heute zwei Spielorte an, an denen die Clowns ohne Grenzen heute das erste Mal zu Gast sind.

In der Früh sind wir in einer Public School in Zall-Herr, welches im Nord-Osten von Tirana liegt. Den Kontakt zu dieser Schule haben wir über die Organisation Nisma-Arsis aufgebaut, diese bietet hier ein Schulbegleitprogramm an. Dabei ist das Motto “move, game, activites”

Die Schule wird von vielen Kindern besucht bei denen ein Elternteil ausgewandert ist, häufig in die USA.
Zu Beginn wurden wir von der Schulleiterin und der Schulpsychologin herzlich begrüßt.
Wir spielen in einer Turnhalle vor ca. 130 Kindern und Erwachsenen. Die Stimmung ist von Anfang an ausgelassen – jede Überraschung die aus dem koffer kommt wird lautstark bejubelt. Ein riesiges Gruppenfoto am Schluss rundete den tollen Vormittag ab.

Beim anschließenden Kaffee erfahren wir noch viel über die Schule, die Organisation und ihre Arbeit, dabei dolmetscht der 14jährige Sohn der Schulleiterin.

Auch unser zweiter Besuch führt uns heute an eine Public School im Norden von Tirana.
An dieser Schule werden von SHKEJ, der zweiten Organisation mit der wir hier zusammenarbeiten, verschiedene Projekte durchgeführt. Gleich beim Aussteigen kommt uns ein alter Mann entgegen, der uns mit sanfter Kraft in den Augen, Willkommen heißt. Er lässt es sich nicht nehmen und begleitet uns zur Schule um dort die Aufführung mit zuverfolgen.
Draußen auf dem Schulhof spielen wir für ca. 60 Kinder zwischen 8 und 10 Jahren. Der Zuschauerring der Kinder wird durch ihre Aufregung und Neugierde immer enger gezogen. Nach einem drittel des Auftrittes müssen wir die Show vorzeitig beenden, da die Kinder wieder zurück in den Unterricht müssen. Zum Glück können wir noch gemeinsam mit ihnen unser auf albanisch einstudiertes Kinderlied singen, das sehr gut ankommt.

“Nëse ti je I gëzuar përplas duart – if you’re happy and you know it clap your hands” 🎶👏🏼

📸Linnéa Knoll

4. Tag: Një, dy, tre 👋🏼

08.05.2025

Für unsere erste Aufführung ging es heute nach Ferraj, ein ruhiges Bergdörfchen in der Nähe von Tirana. Der sandig-steinige Sportplatz der Schule konnte als unsere „Bühne“ fungieren. Die Kinder hatten eine wache Aufmerksamkeit in ihren Augen. Bunte Harlekine wie uns haben sie anscheinend noch nicht oft gesehen.

Das Spielen war so eine Wonne für uns. Die Kinder fieberten, jubelten mit, feuerten uns an und nie zu wild oder grenzüberschreitend. Sie schenkten uns einfach ihre volle, liebenswürdige Präsenz. Nach der Aufführung bekamen die LehrerInnen rote Nasen geschenkt mit dem schalkigen Hinweis, dass sie diese vielleicht auch einmal im Unterricht aufsetzen könnten. Die Schulleiterin ließ es sich nicht nehmen und setzte zum Jubel der Kinder eine rote Nase gleich auf. Von der Direktorin bekam jeder von uns warme Worte und eine Dose Bravo-Fruchtsaft geschenkt. Wir zogen zufrieden von dannen.
Direttissima ging es weiter zur zweiten Aufführung des Tages zur Schule Hasan Prishtina. Die größte Schule Tiranas. Ein Gewusel und Gewimmel vor der Schule und vier Clowns und eine Fotografin, ein paar Lehrkräfte und die Direktorin mittendrin. Auf dem Tartan-Sportplatz durften wir spielen vor etwa 200 Kindern. Die Maisonne kann in Tirana sehr warm sein und sie heizte den Sportplatz ziemlich auf, sodass die Kinder offensichtlich nicht lange auf ihrem Platz sitzen bleiben konnten und der Lautstärkenpegel immer recht hoch war. So verkürzten wir intuitiv unser Programm, was sich für alle Beteiligten gut anfühlte. Wir wischten uns danach die Schweißperlen von der Stirn, atmeten tief durch und bekamen begeisterte und dankbare Rückmeldungen. Besonders dankbar war eine Mutter, deren Sohn sich ein Bein gebrochen hatte. Ursprünglich hieß es, er müsse zu Hause bleiben und könne die Clowns leider nicht sehen. Als er daraufhin ausgelassen weinte setzte seine Mutter alle Hebel in Bewegung, damit er uns erleben konnte.

Nach einem kurzen Häppchen zum Mittagessen in der Bäckerei- in Albanien liebt man gefüllte Börek-Teigtaschen, „Brotstangerl“ mit Sonnenblumenkernen und eine Art Mais-Polentabrot- huschten wir weiter Richtung Zentrum von Tirana, zu einem Community-Center. Jutta manövrierte unser Auto, wie immer unerschrocken, durch das sich irgendwie sich-selbst-organisierende Verkehrschaos hier.

Wir wussten, dass wir für eine kleine Gruppe von Kindern spielen werden, die allesamt aus sehr prekären Verhältnissen kommen. So entschieden wir uns, unser Stück besonders sanft und zart zu spielen. Weniger tollen, mehr berühren. Als eine Seifenblase gefühlt minutenlang in der Luft stand, zu leiser Drehorgelmusik tanzte, es muksmäuschenstill im Raum war und alle gebannt zusahen, bekamen wir alle das Gefühl, dass das alles stimmig ist. Ein Sozialarbeiter der Organisation zeigte uns nach der Aufführung die Räumlichkeiten der Einrichtung. Das Konzept der Einrichtung ist sehr ganzheitlich, die Mitarbeiter sind mit Herzblut dabei, das merkt man. In den Räumlichkeiten sehen wir Bilder, die Kinder gemalt haben und Fotos von Kindern, die in Zuständen leben müssen, die man keinem Kind wünscht. Beides berührte uns tief im Innern.
Die Menschen der Organisation geben alles, dass sich das Leben dieser Kinder besser wird. „Thank you for your amazing work.“, können wir nur sagen, als wir dann wieder zurück in unsere Unterkunft fahren.

📸 Linnéa Knoll

#clownsohnegrenzen #clownswithoutbordersgermany #albania

5. Tag: Die berührenden Geschichten der Kinder aus Elbasan

09.05.2025

Heute führte es uns nach Elbasan, eine Stadt ca. 1 Stunde südlich von Tirana. Kurz bevor wir an unserem Ziel ankommen, fahren wir an einer Kirche vorbei, gleich daneben steht eine Mosche. Es wird uns nochmals bewusst, wie offen und tolerant die Gesellschaft hier gegenüber den verschiedenen Religionen eingestellt ist. Ein Miteinanderleben ist hier selbstverständlich und jeder respektiert die Regeln und Eigenheiten der jeweiligen Religionen.
Wir spielen bei den Einrichtungen der Albanienhilfe Weilheim. Wir werden schon erwartet und von dem Leiter der Einrichtung, Marsid, warmherzig begrüßt. Die Clowns ohne Grenzen waren hier bereits in den vergangenen Jahren und sie freuen sich sehr, dass wir sie wieder besuchen. Zu der Einrichtung gehört der „Fritz Sommer“ Kindergarten, das Kinderhaus „Sternstunde“, das Mädchenwohnheim „Antonia“ sowie betreutes Wohnen für junge Männer. Hier leben Kinder aus prekären Familienverhältnissen und ein paar sind Waisenkinder.

Als erstes Spielen wir im Kindergarten, dieser wird auch von den Kindern der Nachbarschaft besucht und wir spielen vor 25 Kindern in ihrem kleinen Aufenthaltsraum. Wir entscheiden uns wieder für eine zarte, sanfte Variante des Stückes und fahren damit genau richtig. Die Kinder sind aufmerksam und wie gebannt dabei – über die kleinsten Dinge wird hier besonders laut gelacht – unser Qebë stolpert aber auch wirklich oft über seine eigenen Füße!

Unsere zweite Vorstellung findet dann draußen im Garten für die Kinder des Kinderhauses und ein paar Schüler der angrenzenden Schule statt. Wir wurden von den Kindern freudig und aufgeregt erwartet. Zum Teil waren kleine Gruppen dabei, die sehr aktiv waren und den Eindruck erweckten, das Spiel mitdirigieren zu wollen, sie rufen z.B. immer wieder „Treni Treni“ rein („Zug, Zug“ – was im Stück öfters vorkommt, da die vier Clowns am Bahnsteig warten). Doch schafften wir es gut, die lebendige Energie der aufgeweckten Gruppe zu bündeln und ihre Aufmerksamkeit bei uns zu haben. Am Ende sprangen dann alle fröhlich mit auf den Zug auf und es gibt noch eine High-Five Runde!

Anschließend an unsere Shows werden wir zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen. Zusammen mit Marsid und seiner Frau Enereida essen wir und unterhalten uns über ihre Arbeit. Die beiden sind seit vielen Jahren die Heimleiter und Marsid erzählt uns unter anderem Geschichten von derzeitigen und ehemaligen Heimbewohnern. Diese sind sehr bewegend und lassen uns oft sprachlos zurück. Wir sind berührt von deren Schicksalen und gleichzeitig mit welcher Widerstandsfähigkeit und Kraft sie ihr Leben in die Hand genommen haben und jetzt z.B. erster Trompeter in der albanischen Philharmonie sind. Die beiden führen uns über das Grundstück, zeigen uns den Obstbaumgarten und die Hühner – hier wurde wirklich was sehr Schönes geschaffen.

Bevor wir wieder fahren, entscheiden wir spontan, noch mit den anwesenden Kindern auf dem Hof zu spielen, zu tanzen und zu musizieren. Auch die Mädchen aus dem Mädchenwohnheim kommen dazu und so entsteht ein buntes Treiben mit viel lachen und strahlenden Kinderaugen.

Ein schöner und bewegender Tag geht zu Ende, morgen ist schon unser letzter Tag und wir können gar nicht glauben, wie schnell diese Woche vorbeiflog.

📸 Linnéa Knoll

#clownsohnegrenzen #clownswithoutbordersgermany #albania

6. Tag: Viva la komuniteti rom ✨

10.05.2025

Heute haben wir Fatmira und ihre Tochter Pamela kennengelernt. Fatmira, selbst aus der Roma Community stammend, setzt sich voller Herzblut für die Integration der Roma in die albanische Bevölkerung ein. Sie leitet die Initiative Porta Rome Per Integrim, die insbesondere über Bildung die Kinder und die Eltern der Community unterstützt. Wir werden warmherzig empfangen und zugleich versammelt sich eine Traube an Kindern um uns. Fatmira und Pamela als Übersetzerin führen uns in die Roma-Kultur ein. Sie zeigen uns z.B. ihre Flagge mit den Farben Grün, Blau und Rot. Grün steht für die Erde, Blau für den Himmel und Rot dafür, dass alle Roma auf der ganzen Welt verbunden sind und Teil einer jeden Gesellschaft.

Vor und nach der Show haben wir die Möglichkeit, die Roma in ihrem Zuhause zu besuchen. Überall werden wir mit offenen Herzen willkommen geheißen, sogar gibt es viele, die uns auf Deutsch begrüßen. Ein Großteil von ihnen verbringt immer wieder einige Zeit zum Arbeiten in Deutschland und ein Teil der Kinder besuchte die Schule dort. Eine Riesenfreude haben sie mit unserem Huhn Pulë, Alexander alias Pulë gackert mit einem Huhn auf dem Kopf fröhlich durch die Straßen ihrer Siedlung. Schon wird dazu von den Kindern das Lied „Chicken Banana“ gesungen und wir tanzen gemeinsam.

Die Show findet im Innenhof des Roma Community Centers unter einem Baum statt. Im Vorfeld überlegen wir, die Show zu kürzen aus Sorge, dass zu große Unruhe entstehen könnte. Doch die Roma Kinder belehren uns eines Besseren. Genau diese kleinen Kinder aus diesen Verhältnissen sind derart respektvoll und schauen aufmerksam, liebevoll begeistert und staunend zu, sodass wir die Show mit lustvoller Spielfreude komplett zu Ende spielen können. So merken wir mal wieder, wie viel achtsame Geisteshaltung und Offenheit es braucht, um nicht gleich zu urteilen, wenn man auf keine Erfahrungswerte zurückgreifen kann.

Schon während der ganzen Woche waren die Nachbarskinder vor unserem Haus auf der Straße und waren interessiert, was wir machen. Wir spielten mit ihnen Tennis, jonglierten und machten noch so anderen Schabernack. So fühlte es sich nur stimmig an, heute Nachmittag ihnen als Abschiedsgeschenk und Dankeschön für die Gastfreundlichkeit eine Show zu spielen. Zufällig lernten wir den Nachbarn Olsion kennen, der in Karlsruhe wohnt und gerade Heimaturlaub macht. Ohne zu zögern stellt er uns sein Grundstück zur Verfügung. Alle Kinder werden zusammengetrommelt und freuen sich sehr. Gemeinsam jubelnd finden wir so einen ungezwungenen, spaßigen Abschluss.

Ne e duam Shqipërinë! – Wir lieben Albanien! 🇦🇱

📸 Linnéa Knoll

#clownsohnegrenzen #clownswithoutbordersgermany #albania

Gepostet am

10.05.2025