2025 Benin


29.10.2025 - 09.11.2025

Christelle Schneider, Melanie Schlich, Thomas Schug, Alexander Strauß (Clowns)


Zum ersten Mal in unserer Vereinsgeschichte geht es nach Benin! Wir sind gespannt, was unsere Clowns Christelle Schneider, Melanie Schlich, Thomas Schug und Alexander Strauß erleben werden.

Itinerary Date :31.10.2025

Los geht's!

29.10.2025

Vom 29. Oktober bis 9. November werden vier Clowns miteinander zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte nach Benin reisen. Melanie Schlich, Thomas Schug und Alex Strauß waren miteinander bereits in Peru und zuletzt in Moldawien. Christelle Schneider ergänzt das Trio zum Quartett. Begleitet werden sie von Elfriede und Volker, den Vorsitzenden des Vereins „Sulzbach hilft Benin e.V.“ sowie Karin, die sich auch seit langem in dem Verein engagiert. Seit 2005 führt der Verein Hilfsprojekte in Bassila, der nahe an der Grenze zu Togo gelegenen Partnerstadt von Sulzbach, durch und unterhält gute Kontakte vor Ort. So werden der Bürgermeister von Bassila persönlich und seine Stadtverwaltung die Auftrittsorte für die vier Clowns auswählen.

Ähnlich wie in Tansania machen in Benin Kinder unter 15 Jahren fast die Hälfte der Bevölkerung aus. Verwaiste oder verstoßene Kinder leben auf der Straße, werden als Arbeitssklaven ins Ausland verkauft oder zur Prostitution gezwungen. Auch Voodoo-Praktiken und ein mörderischer Aberglaube bedrohen Kinder existenziell. 36 Prozent der Kinder in Benin werden zur Kinderarbeit gezwungen.

Der Verein „Sulzbach hilft Benin e.V.“ unterstützt hier vor allem mit Patenschaften für Kinder, damit diese nicht für die Arbeit in Granitminen, Fabriken oder Baumwollplantagen verkauft werden, sondern zur Schule gehen können und mindestens eine gesicherte Mahlzeit am Tag haben.

Benins Bevölkerung ist sehr arm. 40,1 Prozent leben unterhalb der nationalen Armutsgrenze und nur 8 Prozent besitzen eine Krankenversicherung, die es ihnen ermöglicht, medizinische Behandlungen in Anspruch zu nehmen. 58 Prozent der Erwachsenen sind Analphabeten.

Melanie Schlich, Christelle Schneider, Thomas Schug und Alex Strauß werden auf ihrer Reise vor allem für Kinder in Schulen und Waisenhäusern spielen, sowie für die Kinder, die auf der Straße oder in den Dörfern leben.

01. Tag

30.10.2025

Unsere Reise in Benin erwartet uns gleich mit mehreren kleinen Abenteuern.

Nach 10 Stunden Flug, müde aber glücklich, endlich afrikanischen Boden unter den Füßen zu haben, ist an Einchecken im Hotel erstmal nicht zu denken, da unsere Zimmer noch belegt sind. Also warten wir geduldig, während die Uhr Richtung Mitternacht tickt. Erst um 23:30 Uhr werden zwei der Clowns in ein anderes Hotel gefahren und die anderen erhalten doch noch ein Zimmer im eigentlich reservierten Hotel. Also jetzt, Ruhe. Schlaf. Endlich angekommen.

Am nächsten Morgen startet unser erster offizieller Tag in Benin, fast pünktlich um 10 Uhr geht es los. Geld wechseln, Wasser kaufen, und ab aufs Land. Etwa 350 km von Cotonou ins Landesinnere nach Bassila.
Schon nach wenigen Metern ist klar, hier gelten andere Verkehrsregeln. Eine ganz eigene kreative Version davon. Hier fahren Autos mit völlig zerstörter Windschutzscheibe, Lastwagen mit dreifacher Überladung, Motorräder auf denen ganze Familien Platz finden, oder gar Särge quer transportiert werden. Und dennoch, alles fließt, irgendwie. Ein chaotischer, lebendiger Rhythmus, der auf seine Weise funktioniert.

Wir selbst kommen in zwei Polizeikontrollen, weil wir es dann wohl doch zu eilig hatten und vermuten mit einem Zwinkern, dass dieser Umstand unserem Organisator der Reise zuzuschreiben ist. Dieser hatte nämlich kurz vor der ersten Kontrolle noch erwähnt, dass Autos mit blauem Nummernschild niemals angehalten werden, weil dies Fahrzeuge aus dem öffentlichen Dienst sind. Für Geschwindigkeitskontrollen scheint diese Immunität diesmal nicht zu gelten.

Nach ungefähr 8 Stunden Fahrt, einer kleinen Autopanne und den zwei Verkehrskontrollen werden wir dann mit offenen Armen, Musik und Tanz empfangen. Bei so viel Herzlichkeit sind die Strapazen der Anreise schnell verflogen und morgen Früh geht es auch gleich weiter. Um 9 Uhr steht gleich ein erster offizieller Termin an, der Besuch beim König Bassilas Atchiba II. Wir sind gespannt und auch ein bisschen aufgeregt.

02. Tag: Besuch beim König und im Hospital Zentrale

31.10.2025

Der Tag beginnt um 9.00 Uhr, nach einem Frühstück sollten wir los, doch Pünktlichkeit ist hier eher ein poetisches Konzept als ein logistischer Standard. Kein Problem, denn wir haben Zeit für Spontanität im Gepäck.

Als es dann 1,5 Stunden später los geht, fahren wir unweit entfernt in ein kleines, staubiges Örtchen und halten dort vor dem Palast, der „Palais Royal de Bassila“. Von außen wirkt es weniger, wie wir uns einen Palast vorstellen. Es gibt keine prunkvollen Fassaden und kein königliches Glanzlicht. Anhand der Sitzgelegenheiten wird uns aber doch schnell klar, wo hier der König sitzt. Den Rest der Sitzordnung wird nicht dem Zufall überlassen, eine genaue Sitzordnung für uns, wird durch den Hofstab hergestellt. Nach der offiziellen Rede und Dankesbekundung, dürfen wir eine kleine Kostprobe hier zum besten geben. Diese bleibt nicht unbemerkt, Kinder des Dorfes schleichen sich heimlich hinter die Palastfenster und schauen zu.

Nachdem wir unser mitgebrachtes Geschenk überreicht haben, folgen nochmals Dankesbekundungen und eine Überraschung: Der König spricht selbst ein, zwei Worte. Eine Ausnahme. Normalerweise spricht der König niemals selbst, sondern hat sein Sprachrohr dafür. Weiter erfahren wir an diesem Vormittag, dass es bald dem König wieder erlaubt wird, mitzureden, in einem Land, das seit den frühen 1990er Jahren zunehmend demokratische Strukturen hat, wird dies zukünftig wieder gesetzlich verankert.

In der Vergangenheit spielten traditionelle Machtstrukturen auch weiterhin eine Rolle. Könige oder Stammes- beziehungsweise Ortsoberhäupte haben, zumindest symbolisch, Einfluss und werden oft als Vermittler oder Zeremonienpersonen eingesetzt. Nach der Gesetzgebung wird der König wieder mehr in Entscheidungen des Staates mit einbezogen.

Nach der Verabschiedung vom Königshof, machen wir eine kurze Verschnaufpause.

Am Nachmittag sind wir im zentralen Krankenhaus Bassilas. Vor unserer Show empfängt uns die Direktorenebene des Krankenhauses. Sie erklären, was in den letzten Jahren aufgebaut wurde, wo es Nachholbedarf gibt und was ihre Visionen sind. Einige Fakten lassen uns Innehalten: Kein fließendes Wasser, begrenzte Elektrizität, eine sehr hohe Kindersterblichkeit, insbesondere durch Malaria.

Malaria ist in Benin ein sehr zentrales Gesundheitsproblem. Im Jahr 2021 gab es circa 5 Millionen Malariaanfälle. Bei Kindern unter fünf Jahren gibt es etwa 38.000 Todesfälle jährlich, 37,8 % davon durch Malaria, Durchfall oder akute Atemwegserkrankungen. Trotz der hohen gesundheitlichen Schwere beträgt die Gesundheitsausgabe als Anteil am BIP etwa 2,5 % der Wirtschaftskraft. Im Vergleich sind die Gesundheitsausgaben in Deutschland deutlich höher und machen circa 11 % bei deutlich stärkerer Wirtschaftskraft aus.

Bei der Diskussion darüber darf nicht vergessen werden, dass hier zwingend Ausgaben erforderlich sind, für Strukturen, die in Deutschland lange vorhanden sind, wie Elektrizität und fließend Wasser. Immerhin, neu ist, dass der Staat mittlerweile die Malariaprophylaxe für Kinder bis zwölf sowie Kaiserschnitte übernimmt.

Dennoch, die Ausstattung ist knapp, es gibt kaum Platz und zu wenig Betten. Wo wir in Deutschland diskutieren, ob es einem Patienten zumutbar ist, in einem Dreibettzimmer behandelt zu werden… heißt es hier, Sechsbettzimmer mit Betten, die zwei oder drei Patienten gleichzeitig belegen. Dabei ist nicht mal das dreifachbelegte Bett für den Großteil der Bevölkerung überhaupt zu bezahlen. Besonders in der Regenzeit sterben Menschen aufgrund von Schlangenbissen, weil sie sich das Gegengift nicht leisten können.

Wir spielen hier kurze Sequenzen in drei Zimmern der Pädiatrie und zum Abschluss eine längere Sequenz im Innenhof. Dieser Besuch berührt uns alle sehr und besonders schön ist zu sehen, wie sich mit unserem Spiel, in den Gesichtern der Eltern, denen man die Sorge um ihre Kinder eben noch angesehen hat, ein Lächeln breit macht.

Gepostet am

11.10.2025