2018 Rumänien


02.06.2018 - 17.06.2018

Uta Strack, Mia Rohrbach, Peter Kisters, Michael Dietrich, Vera Lohmüller (Fotografin)


Itinerary Date :18.06.2018

Rumänien ... und wir mittendrin

03.06.2018

Die Koffer sind gepackt, die Show steht und die Nasen sitzen. Gestern ging es auf nach Rumänien. Neu im Team ist unsere Fotografin Vera Lohmüller.

Bei unserem Benefiz am Mittwoch konnte sie sich schon mal warm Knipsen und es wurde schnell klar: Bei uns hilft manchmal nur der Sportmodus der Kamera – um unsere wendigen, fast athletischen Bewegungen einzufangen. :0)

In Rumänien empfängt uns wechselhaftes Wetter, es riecht nach nasser Straße und Rauch der Feuerstellen. Unser weg ist gesäumt vom satten Grün der Hügel, von Ziegenherden und blühenden Wiesen. Mittendrin 4 Clowns und eine neue Fotografin…Bună ziua România…wir sind wieder da!

Begleitet uns bei unserem Abenteuer – fern ab der Ausbaustrecken Rumäniens. Heute spielen wir die ersten 3 Shows. Lest mit auf Facebook oder unter unserer brandneuen Homepage unter:

https://clownsohnegrenzen.org/reise/2018-rumaenien/

Rumänienteam 2018 (02.06.-18.06.2018)
Uta Strack, Vera Lohmüller, Peter Kisters, Michael Dietrich und herzlichst Eure Mia Rohrbach

Abseits der Stadt - mitten im Leben!

03.06.2018

Grüne Wiesen, bunte Blumen, zwei Pferde springen mit ihrem Fohlen übers Feld vor dem Hintergrund der im leichten Nebel liegenden Berge. In dieser Idylle, ganz in der der Nähe des beliebten touristischen Ausflugziels Schäßburg mit dem vermeintlichen Geburtshaus des Grafen Dracula, befindet sich der erste Spielort unserer Rumänientour 2018. Eine laut unserem Kooperationspartner Liviu Tudosi von der Organisation Perspektive Danes bewusst an den Stadtrand gedrängte Ansiedlung von Romas, denen das Leben in Rumänien nicht leicht gemacht wird. Ausgegrenzt und diskriminiert, versuchen sie sich mit Jobs zum Beispiel auf der nahegelegenen Müllhalde oder beim Erdbeerpflücken in Deutschland über Wasser zu halten. Aufgrund etablierter Kastensysteme innerhalb der Romas fehlt den Ärmeren oft in der eigenen Siedlung der Rückhalt, so dass diese offiziell gerne ihre Herkunft verleugnen.

 

Zurück bleiben in der Regel die Kinder, die sich allein geblieben um Geschwister oder Großeltern kümmern müssen – und keine Zeit und Motivation haben, in die Schule zu gehen. Genau da setzen Livio und sein Team an, bieten betreute Kindercamps und Nachmittagsbetreuungen an, bringen die Kinder und Erwachsene mit besonderen Events in Schulen zusammen und besetzen die Bildungsorte mit kostenloser Verpflegung oder Kleider- und Sachspenden positiv. Mit viel Geduld lassen sich mittlerweile schon einige zuversichtlichen Entwicklungen im Sozialen und in der Bildungssituation beobachten.

 

Dank der Perspektive Danes sind wir heute an drei unterstützungswürdigen Orten gelandet, voller Energie und Vorfreude auf das Spielen für und mit den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Begleitet von unserer Musik folgten uns die Bewohner auf ein Feld, an einen Bachlauf und auf ein geschütztes Plätzchen unter Bäumen, um sie für etwa eine Stunde in eine Welt voll Magie und Leichtigkeit zu entführen und ihnen Erinnerungen an einen besonderen Tag zu schenken. Ganz auf unserer Seite waren dabei die Regenwolken, die ganz gespannt darauf waren, was unter ihnen so passiert, all ihre Tröpfchen zurück hielten und so manchen Sonnenstrahlen den Weg zu unserer Show frei machten. Nur wenn wir bei Livius Familie zu Hause saßen und köstlich traditionell verpflegt und unterhalten wurden, gossen die Wolken die Landschaft unter sich.

 

Die Show macht schon wieder einen riesen Spaß. Die seit der letzten Reise gut eingespielten Szenen sorgen für eine große Bandbreite an Emotionen und die neue Seifenblasenszene sorgt für Staunen und Bewegung im Publikum – gerne in Richtung Bühne, um als erster mit den glitzernden Wesen in Berührung zu kommen, die so schnell verschwinden, wie sie aufgetaucht sind. Was bleibt ist das Glitzern in den Augen der Kinder, die uns wie so oft kaum gehen lassen wollen, bis zu Letzt mit uns spielen und auch bei unserer Abfahrt noch lange Zuwinken. Orte verzaubern, Klein und Groß zum Lachen zu bringen und positive Energien zu hinterlassen – deshalb sind wir hier und freuen uns auf die nächsten 16 Tage in Rumänien.

Michi

Das Leben ist ein Fest – lasst uns tanzen

04.06.2018

Ja das muss es sein! Zweimal abgebogen von der Hauptsraße, die auch durch die touristische Metropole Schäßburg führt, kommen wir in Albesti (Weißkirch) an.  Wir halten vor dem gelben „Haus des Lichtes“ für Leute mit speziellen Bedürfnissen. Der Name des ersten Auftrittsortes – scheint heute Programm zu sein.

 

Unsere drei Auftrittsorte – in und um Schäßburg – schenken uns heute sonnige, warme und berührende Momente mit diesen Menschen. Menschen die durch ihre körperliche oder geistige Einschränkung, ihre Elternlosigkeit oder ethnische Zugehörigkeit am Rande der Gesellschaft stehen. Sie finden in den beiden heilpädagogischen Heimen und in der Stiftung Veritas Unterstützung und Anerkennung.

 

Die Leiterin der Stiftung Veritas erzählt uns, dass viele Kinder mit besonderen Bedürfnissen zuhause aufwachen. Sie würden keine Einrichtung oder Schulen besuchen: Die soziale Komponente, die Bildung und die Förderung kämen so zu kurz.

Umso dankbarer sei sie, dass sie durch Spendengelder in ihrem Haus sowohl Nachmittagsbetreuung für Romakinder, Betreuung für besonders bedürftige Erwachsene, Betreuung für Waisenkinder, ein Seniorenangebot und verschiedene Präventionskurse machen kann. Sie stellt fest, dass dadurch in verhältnismäßig schneller Zeit Veränderungen im sozialen Miteinander zu erkennen sind.

 

„Spektakulär“, so der Ausruf eines Zuschauers heute der seine Begeisterung für die Clowns heraus ruft. In der Tat sagt eine Angestellte: „Spektakulär wie es euch Clowns gelingt mit ein paar Wörtern auf Rumänisch, innerhalb von so kurzer Zeit einen Weg zu all diesen Menschen zu finden.“

Auch wenn sie nur aus einem Pflegebett am Gang durch eine Glasscheibe unsere Show verfolgen können.

Auch wenn manche in ihren eigenen Gedanken fest zu hängen scheinen. Irgendwann gelingt es ein Lächeln zu zaubern und einen Weg zueinander zu finden.

Und welch ein Geschenk für uns von diesen Kindern selbstgebastelte Clownsbilder zu bekommen!  Die Grenzen sind verschwunden. Wir reichen uns die Hände…teilweise ganz vorsichtig…teilweise bestimmt. Jemand dreht nach der Show die Lieblingsmusik eines Bewohners ganz laut. Aus alten Boxen schallt Musik durch den rundum verglasten Speisesaal…wir tanzen und lachen…sicher für eine Stunde.

Menschlich…tierisch…und der Zauber des alten Landes

05.06.2018

Heute waren wir in Bunesti. Einer Schule im sogenannten alten Land- ein Landteil Siebenbürgens. Viele Romakinder besuchen hier den Unterricht. 100 gespannte Kinder und 10 (anfangs skeptisch schauende) Lehrer erwarten uns schon. Der Schulhof bietet die ideale Kulisse für unseren Auftritt. Den Vorhang fix zwischen zwei Bäume gespannt, den roten Showkoffer drapiert, ein Kreis aus Sprühkreide und fertig ist unsere Bühne. Die Show beginnt. Alle sind begeistert. Wir dürfen nach der Show noch in den Klassenzimmern vorbei schauen. So steht in jedem Raum „How to be a clown“ auf dem Lehrplan. Die Kinder sind voller Freude dabei und erhalten für die bestandene „Prüfung“ rot gemalte Nasen.
Karin Morth, hat uns heute die Kontakte vermittelt. Sie empfängt uns nach der Show und begleitet uns in den nahegelegenen Ort Roades. Wir kennen sie schon vom letzten Jahr. Karin – und ihr Mann Michael – leiten in Rumänien die Projekte der Fundatia Tabaluga, die rumänische Niederlassung der Peter Maffay Stiftung im siebenbürgisch (ehemalig) sächsischen Dorf Radeln, in dem heute überwiegend Roma leben. Im ehemaligen evangelischen Pfarrhof, dem Stiftungssitz, werden wir wie alte Bekannte empfangen und aufs fürsorglichste mit siebenbürgischer Hausmannskost verpflegt.
Karin und Michael sind selbst Siebenbürger Sachsen. Sie sind im Landkreis Hermannstadt aufgewachsen und in den 80er Jahren mit ihren Familien nach Deutschland ausgewandert. Vor ca. 8 Jahren sind sie nach Siebenbürgen zurückgekehrt und kümmern sich seither um die Stiftungsprojekte vor Ort (Schulbildung –After School der Dorfkinder, das Kinderferienhaus für traumatisierte Kinder, Bauernhof, Ärztehaus, Gästehaus…) . In den wunderbar renovierten alten Räumen der Einrichtung genießen wir bei informativen Gesprächen die Pausenzeiten zwischen unseren Auftritten. Was uns in Radeln sofort auffiel, … die neue asphaltierte Zufahrtstraße ersetzt den Schlagloch übersäten Weg von früher, die Hauswasseranschlüsse der Dorfleute, neue gebaute Holzbrunnen, – es tut sich was positives in diesem Dorf…das ist deutlich zu merken.
Die zweite Show spielen wir für die Gastgruppe im Tabaluga Ferienhaus. Hier ist eine Plattform entstanden an dem traumatisierte Kinder, Jugendliche oder auch Erwachsene aus dem In- und Ausland Ferien machen können um sich von ihrem Alltag zu erholen. Im besonders geschützten Rahmen spielen wir für die Erwachsenengruppe der Fundatia Rafael aus Codlea, Menschen mit besonderen Bedürfnissen – oder soll ich lieber sagen für die Menschen mit der besonderen Begabung wirklich von Herzen zu lachen?
Show fertig: Selbstgebackener Apfelkuchen, selbstgemachter Hollundersirup, Kaffee: Begeisterung und weiter gehts!
Der letzte Auftritt des Tages ist tierisch. Wieder stehen Pferde auf der Wiese neben dem Dorfplatz, auf dem wir unseren Vorhang aufhängen und während der Show schauen eine Kuh und ein Fohlen auf der Bühne vorbei. Wir ziehen mit unserem Lied durch den Ort und werden von Menschen jeden Alters umringt. Die älteste Zuschauerin spricht deutsch, ist 84 Jahre alt und zählt unzählbar viele Enkel und Urenkel. Eins davon kuschelt sich auf den Schoß der Oma. Gemeinsam verfolgen sie die Show und lachen herzhaft zusammen. „Sie haben in mir das Kind geweckt…“ wird uns hinterher erzählt. Welch Freude!
So sitzen wir nun, auf die Vorderbank unseres Busses gequetscht und schreiben in unserem „Büro“. Links von mir sitzt Michi und fährt uns 130 Kilometer zu unserem nächsten Auftrittsort – zurück nach Sibiu. Rechts von mir sitzt Vera und sucht die besten Bilder aus 1000enden wundervollen Momenten. Auch das gehört zu unserer Reise. Bericht erstatten. Sagen was man erlebt und wie es vor Ort so ist. Mir fehlen heute mal wieder fast die Worte für das Erlebte und hoffe – ich kann Euch einen kleinen Eindruck schenken.
Herzlich Mia

Statusspiele sind einfach scheee...

06.06.2018

Heute wurden wir in der Grünen Kirchenburg Hammersdorf erwartet. Wie auch im letzten Jahr, hatte die Schulleitung, viele Kinder aus der Umgebung zu unseren Shows eingeladen. Und wie im Vorjahr wurden wir und die Kinder sehr herzlich empfangen … Gastfreundschaft wird hier großgeschrieben.

Zwischen der Kirche und der Schule befindet sich ein wunderschöner Innenhof mit großen alten Linden, die uns Schatten spendeten und unser Clowns ohne Grenzen Banner und den Vorhang hielten. Dort spielten wir für die Schulkinder der Deutschen Schule, der öffentlichen Schule in Hammersdorf und Kindern aus einem Kinderheim in Hermannstadt.

Jeder kennt Statusrollen von Geburt an … sie funktionieren immer. Die Eltern – Kind Rolle, das Lehrer Schüler Verhältnis, gehst du als erster durch die Tür oder lässt du den Vortritt? Am schönsten ist es, sich als Clown dieser Rollen, bzw. dem Hoch- oder Tiefstatus, zu bedienen.

In der zweiten Gruppe am Nachmittag, war der Großteil der Gruppe jugendliche Jungs. Es war Ihnen anzusehen, dass es nicht leicht war, ein Lachen zu unterdrücken, um die Coolness zu wahren. Sie fieberten mit, wenn Albastru (Blau) seine Assistentin Mov (Lila) mit seiner Pfeife durch die Gegend kommandierte und genossen sichtlich, wenn Mov ihm nachäffend Paroli bot. Unsere Zuschauer schlagen sich sofort auf die Seite des Clowns im Tiefstatus. Kennt es nicht jeder – dass man mal den Kürzeren zieht, es schwer hat im Leben oder die Welt um einen rum ungerecht ist? Sie können sich mit uns identifizieren, unser Konzept geht auf!

Ich finde die Blicke und das Erstaunen spannend, dass uns weiblichen Clowns – Rosu (Rot) und Mov – entgegengebracht wird, wenn wir uns gegenüber unseren männlichen Clowns Albastru und Verde (Grün) selbstbewusst und gleichberechtigt zeigen.

Doch so ist es auch überall auf der Welt…was sich schätzt das neckt sich…mit großen Emotionen: Wie bei Rosus und Albastrus Liebesnummer und Verdes und Movs einträchtiger Seifenblasenzauberei. Damit kriegen wir sie alle: Kinder, Teenager, Lehrer, Erzieher, ältere Herrschaften …einfach scheee….

Herzliche Grüße aus Hammersdorf

Uta

Tag 6: Protocol Clovni - ein Tag auf Reisen....

07.06.2018

7:00 Der Wecker klingelt
7:15 Mails checken ob es was neues von lokalen Kontakten gibt.
7:20 Kostüme aus dem Trockner des Hotels holen und hoffen, dass sie noch passen
7:30 Treffen zum Frühstück
8:30 Ab ins Kostüm, Schminken, Frisur…Haarspay (Viel! Es soll ja vier Shows lang halten) und los geht es.
9:00 Ab in den Bus – 12 KM nach Cisnadie: Ankommen, Kontaktperson suchen, Spielort auschecken, Aufbauen, Fotorechte checken und Infos über die Zielgruppe einholen

10:00 AUFTRITT 1: „Scoala Cisnadie“ (Kindergarten und Grundschule)- daher die Show etwas kürzen wegen der Aufmerksamkeitsspanne von so jungen Zuschauern – Shortcut Plan. 75 Zuschauer: Einzug – Spielen – Auszug – Nasen malen – herzliche Begegnungen – Abschied
Abbau, Bus beladen
11:20 Kaffee mit der Leiterin: Wir erfahren, dass viele Kinder die Schule besuchen, deren Familien wenig Geld haben und sie deshalb sehr wenig kulturelle Erlebnisse haben: „Für unsere Kinder ist das etwas ganz Besonderes“
12:10 Fahrt nach Hammersdorf
12:30 Bus auspacken, Aufbauen, Infos über die nächste Zuschauergruppe einholen, Fotorechte checken, Koffer neu bestücken, Nachschminken

13:05 AUFTRITT 2: „Scoala 20“ aus Sibiu 60 Zuschauer: Einzug – Spielen – Auszug – Nasen malen – herzliche Begegnungen – Abschied: Freude über den zweiten wundervollen Auftritt des Tages. Koffer neu bestücken für Show 3
14:00 Mittagessen aus der Schulspeisung: Es gibt Suppe mit viel Gemüse und Kartoffeln mit Hähnchen und viel Krautsalat: Infos über die Kids einholen, für die wir gleich spielen.
14:45 Schminken, Anziehen, Mittagstief abschütteln

15:00 AUFTRITT 3: 50 Zuschauer aus den örtlichen Afterschool Projekten, einem Kindergarten und einer Schulklasse: Einzug – Spielen – Auszug – Nasen malen – herzliche Begegnungen- so schön – Abschied: Koffer neu bestücken für Show 4
16:00 Abbau: Herzlicher Abschied von Hammersdorf. Wundervoller Ort – wundervolle Menschen – wundervolle Erinnerungen. Danke!
16:10 Bus beladen und los geht es – 30 KM – nach Orlat zu einem Kinderheim. Blog anfangen, Fotos aussortieren anfangen…staunen über die wundervolle Landschaft über und über voller Störche! Massenhaft Störche!
16:40 Ankunft im Heim für verlassene Kinder. Man erzählt uns – dass viele Eltern nach Deutschland bzw. ins europäische Ausland ausgewandert wären um Geld zu verdienen. Es stimmt uns nachdenklich und ich denke an meinen Erdbeerkuchen vom letzten Sonntag – wer wohl die Erdbeeren dafür gepflückt hat?
Kontakt suchen, Absprachen treffen, Aufbauen, Nachschminken: ES REGNET: Plan ändern wir spielen doch indoor.

17:30 AUFTRITT 4: 100 Heimkinder und ihre Betreuerinnen. Die Kinder und Jugendlichen kennen uns vom letzten Jahr und sind aufgeregt. Voller Vorfreude! Quasi außer Rand und Band. Es gelingt uns Ruhe und Konzentration in den Saal zu bringen. Spielen bewusst klein und ruhig. Herzliches Lachen und Freude im Raum.
18:10 Nach dem Ende sind sie im Kontakt mit uns. Wir werden umringt von 100 Kindern und 200 Kinderhände fordern uns auf sie zu berühren. Jeder will Aufmerksamkeit. Will uns nah sein. So viel Liebe können wir gar nicht geben…
18:30 Zeit für den Aufbruch. Abschied: Kinderhände durch den Zaun. Halten uns fest. Wollen uns nicht gehen lassen…
…ein Bus mit vier Clowns, eine Fotografin…Stille auf dem Weg zum Abendessen…. Nachdenklichkeit … bei manchen gibt es Tränen…. Das gehört auch zum Reisen. Manchmal ist es eine ganz schön dicke Packung.
18:55 Abendessen und Besprechung: Wir sitzen zusammen. Reden über das Erlebte. Das tut gut. Gut ein so tolles Team um einen zu wissen. Wir reflektieren den Tag und planen den morgigen.
21:00 Ankunft im Hotel. DUSCHEN! Zeit für den Blog. Bilder aussortieren. Quatschen.
23:00 Zeit fürs Bett. Und ich schick noch einige Fragen ins Universum…die sich mir nach so einem Tag stellen. Gute Nacht Rumänien. Ich freu mich auf morgen!
Herzlichst
Mia

Und täglich grüßt das Murmeltier

08.06.2018

Als Fotografin in Rumänien. Die Aufgabe: Dokumentation einer Clownsshow – wieder und wieder, 17 Tage lang, zwei bis vier Shows am Tag. Ein Auftrag der besonderen Art.

Das Publikum sitzt schon bereit. Musik ertönt und da kommen sie die vier Clowns – ganz frisch, ganz sprühend, ganz jetzt. Die Show ist gut. Von allem was dabei: Ein bisschen Liebe, Poesie, Machtspiele zwischen den Geschlechtern, La vie en rose, Zauberei, Kalauer, Improvisation und eine zitronengelbe Oma-Unterhose.

Es gibt sehr viele Momente, in denen die Clowns direkt mit den Kindern in Kontakt gehen. Mal sind es Kinder aus einem Kindergarten, die vor Vergnügen quietschen, aber auch zu weinen anfangen, wenn die Verfolgungsjagd zu rasant wird. Mal sind es 16jährige „Gangster“, die erst einmal sehr lang und ausgiebig gähnen, wenn sie die Clowns sehen. Kaum schmust sich „Albastru“  in der Rolle einer Katze ganz nah an sie heran, sind sie hellwach – die ganze Coolness schmilzt dahin. Und dann blickt ein Roma-Mädchen mit seinen bernsteinfarbenen Augen etwas verschüchtert seine Mutter an. Darf sie jetzt lachen, wenn „Rosu“ dem „Verde“ seine Zeitung um die Ohren haut und im nächsten Moment ganz heftig mit dem Popo wackelt? Ja, sie darf und das tut sie besonders laut!

Ich liebe vor allem die Herzlichkeit der Clowns, mit der sie auf die Kinder zugehen. Kinder, die aus der Armut kommen. Kinder, die ausgegrenzt werden, keine Eltern mehr haben oder durch ihre Behinderung eingeschränkt sein.

Der Clown geht offen auf sie zu. Da gibt es Momente tiefer Begegnung. Ein Blick in die Augen des anderen, ein Verstehen? Ja, in diesem Moment gewiss  – ganz ohne Worte. Als wolle man sagen: Ich sehe Dein Leid und ich kann es Dir nicht abnehmen. Aber ich sehe dich an und lass mich berühren, bin ganz bei Dir. Jetzt für einen Moment. Und schon lachen wir, trösten wir, applaudieren wir, tanzen wir. Weil das Leben leider so ist, aber auch immer wieder voller wunderbarer Überraschungen steckt.

„It’s magic“ würde „Verde“ sagen und „Mov“ schenkt ihm eine riesige Seifenblase, die im nächsten Augenblick auch schon wieder zerplatz. Doch schon geht es weiter – mit Neugier, Freude und voller Hoffnung. Die Kinder lieben die Clowns.

Es ist schön für mich, diese Show wieder und wieder mit neuen Augen sehen zu dürfen und ein paar dieser magischen Momente mit der Kamera einzufangen.

Vera

PS: Heute haben wir tief ins Fotoarchiv unserer Reise gegriffen und ein paar Schmankerl gefunden, die wir euch auf keinen Fall vorenthalten wollen 🙂

„Wirklich helfen ist manchmal unangenehm.“

09.06.2018

„Wirklich helfen ist manchmal unangenehm.“ sagte uns Jenny Rasche von der Kinderhilfe für Siebenbürgen e.V., die uns die gestrigen, heutigen und morgigen Auftritte organisiert hat. Dabei führte sie uns an Orte in und um Hermannstadt, die ganz dringend Unterstützung brauchen und die sie zu ihren Herzensangelegenheiten gemacht hat. Genauso wie die Menschen in der Romasiedlung von Sura Mare, einem Vorort von Sibiu. Dort haben wir sowohl letztes als auch dieses Jahr gespielt.
Heute haben wir erfahren, dass nach zehn Jahren harter Arbeit die meisten Häuser fertiggestellt sind sowie der Großteil der Männer zur Arbeit und die Kinder in die Schule gehen. Respekt, Jenny und dein Team, für euren Einsatz!

Dieser Einsatz gilt seit einiger Zeit auch einem Waisenhaus für Kinder mit Behinderungen – Behinderungen, die von einer Gesellschaft ausgehen, die diese Menschen nicht am ihrem Leben teilhaben lassen kann oder möchte. Wir begegnen den etwa 30 Kindern und Jugendlichen in einem großen Gebäude, teilweise frisch saniert mit einer gemütlichen Gartenanlage, Schatten spendenden Bäumen und bunten Spielgeräten. Sehr schön – wenn nicht ein massiver Personalmangel an Pflegekräften die Ausflüge ins Grün vor der Haustüre zu einer Seltenheit machen würde.
Umso mehr freuen sich die Kinder, als wir unsere Bühne in ihrem Garten aufschlagen, sie zu uns kommen und mit uns einen lustigen, spielerischen und emotionalen Vormittag verbringen dürfen.
Das Interesse und die Freude sind unübersehbar und werden uns ungefiltert entgegengebracht. Eine besondere Anziehungskraft haben unsere Instrumente. Sie zu hören, genau anzusehen, zu fühlen und selbst zu spielen, war manchen ein großes Bedürfnis. So spielen ein Junge und ich das Liebeslied für Verde und Mov gleich vierhändig.

Einige Kinder konnten leider aufgrund ihrer Einschränkungen nicht in den Garten kommen und mussten in ihren Betten bleiben. Ein paar von ihnen durften wir besuchen. So nahmen wir uns nach der Show viel Zeit für ganz individuelle Vorstellungen in deren Zimmern – um mit Musik, Gesang, Seifenblasen und liebevollen Berührungen die kleinen Lebenswelten zu verzauberten. Die strahlenden Gesichter und die vor Aufregung schnell pochenden Herzen zum Klang der Gitarre werde ich sicher nie wieder vergessen. Ein besonderer Moment für beide Seiten.

Nachmittags führte uns der Weg zum nächsten Großprojekt von Jenny und ihrem Team. Eine kleine Romasiedlung an einer Mülldeponie am Stadtrand. Erste Schritte sind schon gegangen. Nach ein paar „Arschtritten“ gehen die Kinder nun immerhin schonmal zur Schule. Geplant ist unter anderem, die Familien umzusiedeln, an einen lebenswerteren Ort, weg vom vielen Müll.
Wir sind schon angekündigt und die Kinder winken uns freudig zu, als wir in die Siedlung gefahren kommen. Mittendrin, vor einen selbstgezimmerten Holzzaun, bauen wir unsere Bühne auf. 30 Kinder, 10 erwachsene Frauen, 3 Riesenschweine und 1 Hund finden sich schnell im Publikum ein als die 4 Clowns mit Musik über das weite Feld einmarschieren. Hinter dem Publikum positioniert sich auch eine dicke schwarze Regenwolke – zum Zuschauen, denn es bleibt wieder mal trocken, wenn wir auftreten.
Trotz ärmlichster Verhältnisse und schwierigster Lebensbedingungen spürt man hier – im Kontrast zu heute Vormittag – das Vorhandensein von Familie, Freundschaften und Heimat. Und wie wichtig es ist, jemanden zu haben. Da stimmt sogar das Riesenschwein lautstark in den verliebten Tanz von Rosu und Albastru ein.

Beide Orte brauchen Hilfe – die manchmal in Form von Gebäudesanierungen, Grundstücken oder Häusern kommt. Doch was weiterhin fehlt, sind mehr Menschen, die sich dauerhaft einsetzen, sich durchsetzen, durchhalten und vor allem Wiederstand aushalten, um die Lebenssituationen der Familien zu verbessern. „Wirklich helfen ist unangenehm.“ sagt Jenny. „Es lohnt sich.“ denke ich.
Michi

Heimat finden und Heimat geben

10.06.2018

Heute schickt uns die Tourplanung nach Altiana. Laut Jenny Rasche eine der größten ihr bekannten Romasiedlungen.

Wer sind eigentlich die Romas? Der Reiseführer gibt Auskunft:

„Mit über einer Million Menschen leben die meisten europäischen Sinti und Roma in Rumänien und stellen die mit Abstand größte Minderheit des Landes… Soziale und ökonomische Diskriminierung bestimmen bis heute ihre Lage…

Da im Deutschen der Name „Zigeuner“ negativ besetzt ist, wurde er politisch korrekt durch Sinti und Roma ersetzt. Doch die Vermeidung des Begriffs ist nicht nur bei den rumänischen Roma umstritten, die sich selbst „Tigani“ nennen.

Im Wort Roma steckt das Wort „rom“ deutsch Mensch.“

Wir fahren also in eine Menschensiedlung deren Heimat durch wirtschaftliche Armut, Unterdrückung und Ausgrenzung bestimmt ist.

Bei der Ortsdurchfahrt drehen die Räder des Buses auf steilem, schlammigen Gelände durch. Aus den bretterverschlagenen kleinen Lehmhütten ringsherum recken sich freundliche, neugierige Gesichter. Schnell spricht sich unsere Ankunft herum. Ein paar Männer holen schnell eine Sitzbank und ein paar Stühle hervor. Darauf nehmen die Dorfkinder Platz. Ältere Teenies tragen ihre jüngeren Geschwister (oder sind es schon die eigenen Kinder) auf dem Arm.  Einige Frauen und Männer verfolgen die Show in unserem Rücken. Ein Vater von 6 Kinder spielt bei unserer Darbietung motiviert mit.

Entgegen den Aufführungen in Waisenhäusern oder Heimen, versuchen die Kinder hier nicht jeden fliegenden Luftballon in ihren Besitz zu bringen und hängen am Ende der Darbietung auch nicht an unseren Musikinstrumenten. Anscheinend birgt das Leben in der Familie auch unter schwierigen äußeren Bedingungen, die von Armut geprägt sind, einen Grundstein für soziale Kompetenz. Für uns und unsere Zuschauer ermöglicht es die größte Seifenblase der Tour, da sie nicht zerstochen wird.

Am Nachmittag spielen wir im Kinderhaus der Kinderhilfe Siebenbürgen. Hier leben viele Pflegekinder im Altern von 2 – 15 Jahren. Ehemalige Straßenkinder, Kinder mit und ohne Behinderung aus Waisenhäusern und Heimen oder andere Kinder die nicht in ihrer Ursprungsfamilie bleiben können, denen Jenny und Philipp Rasche zusammen mit Ihrem Betreuerteam hier ein zu Hause bieten. Auf dem hauseigenen Kinderspielplatz spielen wir unsere Show. Danach sind wir zum gemeinsamen Abendessen eingeladen. Erst langsam legt sich der Lärmpegel von 21 Kindern (auch Jennys und Philipps eigene Kinder sind darunter). Beim gemeinsamen Essensbeginn und Essensende, sowie bei der Mithilfe der Jugendlichen beim Aufdecken und Abräumen zeigt sich, dass auch hier Regeln des gemeinsamen Zusammenlebens erworben werden.

Als die jüngeren Kinder von den angestellten Betreuerinnen zu Bett gebracht werden, verlassen auch wir wieder das Kinderhaus, der geschenkten Heimat für diese Kinder.

Bei der Rückfahrt muss ich wieder an die Textzeile eines deutschen Liedermachers denken, die mir heute schon den ganzen Tag über durch den Kopf geht:

„Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl…“

Peter

I believe I can fly...

11.06.2018

Es ist heiß, die Sonne scheint … wir fahren raus aus Sibiu ins Umland … begleitet von den wunderschönen Aussichten auf die sanften grünen Hügel.

Heute hat Elijah, eine österreichische Organisation unser Programm gestaltet. Wir wurden überall herzlich empfangen und gastfreundlich versorgt.

Beim ausladen, merk ich, dass ich heute meine Quetsche im Hotel vergessen habe. Nach dem ersten Schreck, drückt mir Mia ein Schüttelei in die Hand und so bin ich diesmal mit großer Bewegungsfreiheit am Start … grins.

Wir kommen zuerst nach Nou, dort spielen wir im Schulhof für 250 Kinder. Kichernde, glucksende, laut rufende, klatschende, singende, lachende, leise lächelnde, strahlende, dann wieder staunende Kinder sind wieder die wunderbare Antwort auf unsere Show! Als wir danach im Auto sitzen ….und im Radio plötzlich ertönt ….  I believe i can fly  … sind wir alle seelig und glauben es und singen mit weit ausgebreiteten Armen mit.

Weiter gehts es nach Casolt, einem Bilderbuchort, die schön verzierten alten bunten Höfe bröckeln zwar, die Ortsdurchfahrt ist ungeteert, jedoch ist das genau der Charme, der uns hier wie an vielen anderen bereits gesehenen Orten gefangen nimmt. Hier spielen wir in der kleinen Dorfschule. Als wir mit Musik auslaufen, kreist ein riesen Bussard über uns.

„Ich habe meine Mutter verloren“ – verkündet Michi unterwegs. Die Bestürzung währt nur kurz: Gott sei Dank nur an seiner Trommel, das gute alte Gaffatape tut nun seine Dienste.

Der Dritte Auftritt fand am Hauptsitz von Elijah in Hosmann statt. Hier spielen wir im Social Center für kleinere Gäste. Im Rücken wieder, wie schon beim zweiten Auftritt donnern und blitzen. Als wir heimfahren ist der Himmel schwarz … der Wettergott ist auf unserer Seite.

Ich glaube … wir alle können viel … manchmal auch fliegen

von Herzen

Uta

 

Spielend lernen

12.06.2018

Auf geht’s zum 25. Auftritt. Heute sind wir zu Gast in der Grundschule in Nocrich. Kurz vor Beginn der Show holt die Sozialarbeiterin der Elijah Stiftung, deren Gast wir heute wieder sind, auch noch die Kinder und Jugendlichen der benachbarten Schule auf den Schulhof.

Bei der Zusammenkunft der jüngeren und älteren Schüler der benachbarten Schulen verbreitet sich eine seltsame, gereizte Stimmung. Wir beginnen unsere Show vor etwa 80 Kindern und Jugendlichen.

Entgegen unserer bisherigen Einsatzorte schwappt die Begeisterung nicht auf alle Zuschauer über. Einige finden es cooler, unserer Darbietung den Rücken zuzukehren und beginnen aus einiger Entfernung unsere Show zu stören. Für die begeisterten – meist jüngeren Zuschauer – spielen wir unsere Show – kürzen sie allerdings und bringen es so zu einem guten Ende.

Dennoch blieb bei mir bei der Weiterfahrt die Frage: Wie bekomme ich solche „Spielstörer“ in den Griff?! Welche Möglichkeiten haben die Lehrer und Erzieher vor Ort, mit diesen Kindern regelkonform zu spielen?

Die Spannung auf unseren ersten Workshop der Rumänienreise, der am Nachmittag mit Mitarbeitern der Elijah Stiftung stattfinden sollte, war durch die Ereignisse am Vormittag eher noch größer. Schließlich stand ja auch dort das Thema „Miteinander Spiele spielen“ auf dem Programm.

Würden wir die Pädagogen erreichen? Können wir ihnen Spiele an die Hand geben, die sie auch anwenden können? Spiele, mit denen sie vielleicht spielerisch Kindern und Jugendlichen einen Anstoß zum kreativen Miteinander geben können?

Was ich an diesem Nachmittag gelernt habe?

Dass man dem Charakter des Miteinanderspielens vertrauen darf:

  • Wir haben mit 12 Erziehern, Lehrern und Psychologen viel gelacht und Spaß
  • Die Sprache ist für das Miteinanderspielen mitunter zweitrangig.
  • Spiele eignen sich hervorragend zur mitunter humorvollen Vermittlung von (Spiel-) Regeln
  • Wir hatten sehr schnell netten und freundlichen Kontakt zu den Mitspielern

Für mich war das heute ein sehr lehrreicher, bewegter Tag!

Peter

Eine Reise in der Reise…willkommen in Ungarn

13.06.2018

Tag 11:

Zwei Stunden dauert die Fahrt nach Szenterzsebet. Es ist früh – zu früh. Um uns wach zu halten singen wir. Als wir schließlich bei Reinhard Mey, Roy Black und Peter Alexander ankommen – ist die Fahrt Gott sei Dank vorbei.

Bei der Ankunft erklären uns die Lehrerinnen, dass die Kinder hier nur Ungarisch sprechen und eigentlich auch besser Englisch als Rumänisch. Ja wir sind schon noch in Rumänien, aber in Szenterzsebet, im vorwiegend von Ungarn bewohntem Gebiet.

Klar funktioniert unsere Show auch nonverbal – aber die kleinen Zuschauer freuen sich nun mal über jedes Wort in ihrer Landessprache.  So hatten wir uns im Laufe von 25 Shows einen guten Wortschatz zugelegt: In Rumänisch…tja: „Wie gewonnen so zerronnen“  – aber würde es dann nicht auch langweilig werden? Darum Nase auf und hohüpf – auf in ein lustiges Begriffe Wirrwarr aus Rumänisch, Englisch und Ungarisch. Unter anderem wurde aus dem angesagten Wolf bei der Tierzaubernummer ein Storch! Verwirrung pur – Fiasko pur- ein riesen Spaß!

Heute werden wir von Nándi und Boróka von der Caritas begleitet und herzlich betreut. Drei Auftritte: Auf einem Schulhof in Szenterzsebet, in einem wunderschönen, unrenovierten Jugendstilsaal der Schule in Simenfalva und in einer Romasiedlung bei Odorheiu. Stärker könnte der Kontrast nicht sein.

Der letzte Auftritt war besonders beeindruckend. Wieder ein Romadorf. Doch ist es fernab von jeder Großstadt – ein anderes Gefühl: Wie eine eigene Art von Freiheit, mit ihren Traditionen verwurzelt und ursprünglich. Bei all den schwierigen Umständen (die Kinder besuchen keine Schule, die Eltern finden nur Arbeit als Tagelöhner, es gibt kein Wasser und keinen Strom…) ist die Ausstrahlung der Menschen für uns sehr eindrucksvoll: Starke, freche, strahlende Kinderaugen verfolgen unsere Show. Was für ein Ort – was für Menschen. Wow.

Unser Begleiter Nándi und der Pfarrer des Ortes – die das Roma Dorf unterstützen – laden uns hinterher in die Gemeinde ein. Nándi spielt für uns auf der ältesten Orgel der Gegend. Der kühle, alte Kirchenraum voller Klang und ein Organist voller Passion: Welche Wohltat nach der flirrenden Hitze des Tages.

Boróka sagte: „Man sieht Euch an, dass ihr liebt was ihr tut.“ Was soll ich sagen: Yes!

Herzlich

Mia

Wie die Figuren in einem Glockenspiel

14.06.2018

Die Kirchturm-Glocken von Oderhellen tönen heute Morgen besonders intensiv durch die kleine Stadt und darüber hinaus. Erreichen hunderte Kinderohren, die sich schon auf den Besuch der Clowns in ihrem Dorf, in ihrer Schule, in ihrer Einrichtung freuen. Auch wenn viele davon vielleicht noch nie einen Clown gesehen haben. Zeit wird’s. Auch für uns. Kurz vor der 30sten Show unserer Reise hält mich die Bettdecke noch etwas fester als die Tage zuvor. Doch die Vorfreude auf neue unbekannte Spielorte lässt mich den Kampf gegen die Bettwäsche gewinnen.

Bereits kostümiert steigen wir ins Auto und folgen Nándi, unserem lokalen Kontakt der Caritas, ins Ungewisse. Die Gewissheit auf dem richtigen Weg zu sein, steigt mit der Entfernung zur Stadt, zu den umliegenden Dörfern, zu befestigen Straße. Es holpert, kurvt und wackelt, fast eine Stunde lang. Bis wir wieder an einem kleinen Dörfchen ankommen.

In der örtlichen Schule bietet die Caritas eine Nachmittagsbetreuung für 30 Romakinder an, die dieses Angebot sehr gerne wahrnehmen. Es hätten noch viel mehr Kinder Interesse, doch die finanziellen Mittel des Projektes reichen nicht, um mehr als zwei Sozialpädagogen zu finanzieren. Unsere Show ist dagegen ein Angebot für die ganze Schule mit über hundert Kindern. Jede und jeder darf zuschauen und mitmachen. Kinder aus den finanziell schwächsten Familien bis hin zu den Jugendlichen im Publikum, die dicke Goldarmbanduhren tragen. Lachen verbindet – auch über finanzielle Grenzen hinweg.

Ähnlich ist auch die Zusammensetzung des Publikums in dem nächsten kleinen Dorf im weiteren Umland von Oderheju. Schon auf dem Weg zur Dorfschule begegnen uns beeindruckend schöne Kleider von Romas aller Generationen.

So erwartet uns auch in diesem Sinn ein buntes Publikum. Die Stimmung in beiden Vormittagsshows ist ausgelassen, laut, ein bisschen wild und voller Interaktionen. Die Kinder erfahren uns hautnah. Wir spielen, scherzen, necken uns – immer den Punkt im Blick, weit bevor das Spiel unübersichtlich und für den Clown unangenehm wird. Wer lässt sich schon gerne in die Nase kneifen, die verständlicherweise geradezu „Drück mich!“ schreit. Deshalb gehen mittlerweile mit einem großen Packen an Erfahrung frühzeitig, im Spiel und mit einem strahlenden Lächeln auf beiden Seiten.

Die dritte Show des heutigen Tages sorgt für ein bisschen Entspannung, Ruhe und Besinnung. In einem Heim für junge Erwachsene mit schweren geistigen Einschränkungen reduzieren wir unsere Show für die 17 Zuschauer*innen in der Dauer, Lautstärke und Bewegungsintensität. Dafür sorgt auch die für uns neue Bühnensituation innerhalb von zwei kleinen Räumen, die durch eine Flügeltüre getrennt sind und dem Publikum als „Guckloch“ auf das Clownsspiel dient. Wie die Figuren in einem Glockenspiel tauchen wir in unterschiedlichen Konstellationen mit verschiedenen Szenen in der Türe auf und sorgen mit Musik, Seifenblasen und ein bisschen Slapstick für Interesse, Lachen und Reaktionen, die auf den ersten Blick gar nicht so leicht erkennbar sind.

Dass wir die Menschen im Publikum erreicht und berührt haben, zeigt sich viel stärker in den anschließenden kleinen Interaktionen beim Clownsnasen malen, Postkarten verteilen, Umarmen, Beschnuppern und Kennenlernen.

Die Betreuerinnen der Einrichtung haben offensichtlich mit großem Aufwand die kleinen Zimmer leergeräumt und einen gemütlichen Raum für besondere Begegnungen geschaffen. Zu verdanken haben wir das deren Flexibilität und Engagement nach einer Idee von Boróka, der Kollegin von Nándi, die uns auch heute wieder begleitet. Sie hatte vor einiger Zeit für ein paar Monate in diesem Heim gearbeitet und gestern spontan den Auftritt initiiert.

Schön war’s, bunt war’s, interessant war’s, berührend war’s und gelohnt hat es sich, auch heute wieder früh aufzustehen. Und auch meine Bettwäsche ist am Ende des Tages besänftigt, denn heute bin ich früher wieder für sie da, als an den Tagen davor.

Liebe Grüße an alle Leser unseres Blogs – schön, dass ihr uns begleitet!
Michi

Tag 13: Workshop…. mit dem Gefühl von Freiheit

15.06.2018

Letztes Jahr wurde uns erzählt, dass Fortbildungen für Pädagog*innen teuer und für viele nicht erschwinglich seien. Um nachhaltig zu sein haben wir für dieses Jahr zwei Workshops im Gepäck. Heute hielten wir in Odorhellen (Odorheiu Secuiesc) für 19 Mitarbeiter und Ehrenamtliche der Caritas – einen Ganztagesworkshop in Sachen Spiele und Improvisation.

Wir teilten die Gruppe, um intensiv Spiele mit Mia und Peter zu spielen und mit Michi und mir tatkräftig zu improvisieren.

Was war das Ziel des Spieleworkshops? Lachen und Leichtigkeit. Miteinander in Bewegung und Begegnung zu sein. Spaß am Scheitern – in Spielen die man auch mit Kindern, Senioren, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Menschen mit besonderen Fähigkeiten wagen kann. Ob mit viel Erfahrung oder mit wenig – Mut Neues zu wagen, zu variieren und Dinge auszuprobieren. Einfach Spaß am miteinander spielen.

Bei unserem Improteil ging es darum im Moment zu sein, nicht nachzudenken, Fehler machen zu dürfen, nicht zu bewerten und Jaaaa zu den Angeboten der Mitspieler zu sagen. Viel Spaß, reges Probieren und Tun, große Offenheit für all unsere Angebote und noch mehr Gelächter erlebten wir bei unterschiedlichsten Spielen, Übungen, selbst gestalteten Bildern und kleinen szenischen Geschichten.

Unser gemeinsames Ende mit dem Schwungtuch, war lustig, fröhlich und beschwingt. Wir verabschiedeten uns herzlich.
Schön waren die Feedbacks der überwiegend weiblichen Teilnehmer*innen, die wir heute gerne teilen möchten:

– Ich dachte ich kann nicht improvisieren. Doch heute hab ich erkannt, dass ich in meinem Beruf genau das so oft tue.
– Es ist ein Gefühl von Freiheit – Fehler zu machen und sich auch noch drüber freuen zu dürfen.
– Ich habe es sehr genossen, nicht bewertet zu werden.

Doch wirklich berührend, war das Kompliment:
„Ich habe heute meine Lebenskraft befreit, die wie in einem Gefängnis eingesperrt war.“

Von Herzen
Uta

Generationswechsel

16.06.2018

Gute drei Stunden sind wir gestern nach den Workshops noch gefahren, um heute morgen nicht ganz so früh raus zu müssen. In Alba Julia (Weißenburg) spielen wir im Garten des Waisenhauses der Stiftung „Stern der Hoffnung“.

Auch bei unserer vorletzten Show ernten wir viel lachende Gesichter und erfreuen die Gemüter der Anwesenden:

– Mov hat in einem 16 jährigen Teenie einen tiefen Verbündeten gefunden

– Rosu (die heute zum x-ten Mal Geburtstag feiert) bekommt heute nochmal ein – besonders schönes rumänisches Geburtstagsständchen

– Albastru gelingt es beim Verteilen unserer Postkarten die Aufmerksamkeit eines Jungen zu gewinnen, der während der ganzen Show nur von einem Eck ins andere gelaufen ist

– und statt den Kindern die sonst gerne die Seifenblasen mit ihren Finger zerstoßen, schnappt mir (Verde)  heute ein Hund die Seifenblasen weg bevor ich sie mit meinem Hut fangen kann.

Immer wieder das Gleiche und doch immer wieder neu.

Es ist schon die 3te Generation von Kindern und Jugendlichen, die Frau Hüttemann-Boca und Ihre Mutter hier durch die Widrigkeiten des Systems gebracht haben.

Sie erzählt uns, dass alles 1989 mit einem Transport von Hilfsgütern nach Rumänien begonnen hat. Nach mehreren Hilfstransporten und der Erkenntnis, dass eine Arbeit vor Ort mit den Kindern und Jugendlichen mehr Veränderung bewirkt, ist die gelernte Heilpädagogin schließlich in Rumänien geblieben. Widrige Umstände ließen irgendwann eine Fortführung der Arbeit in Bukarest nicht mehr zu. So ist sie eines Tages mit dem Zug und 60 Kindern im Gepäck nach Alba Julia umgesiedelt.

Bei der Besichtigung des Hauses erfahren wir von Frau Hüttemann-Boca, dass die selbst gemalten Bilder (Szenen aus dem Dschungelbuch, Arielle…)  ein Künstler gemalt hat, der den damaligen Umzug von Bukarest mitgemacht hat. Er ist mittlerweile ein bekannter Künstler hier im Land.

Wir begegnen einem jungen Mann in Malerkleidung. Auch dieser ist in diesem Haus groß geworden. Er hilft hier bei der Renovierung der Räume. Ebenso gibt es einen Mediziner, der seine Verbundenheit mit dem Haus, in dem er groß geworden ist dadurch zeigt, dass er  beinahe täglich zu Besuch kommt und unentgeltlich medizinische Untersuchungen vornimmt.

Mir geht es bei diesen Erzählungen so – wie vielen Kindern wenn Rosu  einen ganzen Luftballon schluckt. Wie hier den Kindern vor Staunen der Mund offen stehen bleibt – staune ich über so viel kraftvolle, nachhaltige Arbeit in den Projekten.

Mit besonderen Glückwünschen (nicht zum Geburtstag sondern zum bevorstehenden Abitur) verabschieden wir ein junges Mädchen. Sie hilft bei der Betreuung der jüngeren Kinder mit.  Auf dem Arm trägt sie ein kleines Mädchen – nächste Generation.

Unseren letzten Auftritt geben wir anschließend in Stems in einem  Caritas-Kinderheim. Hier wohnen 16 Kinder – für die wir noch einmal unser Bestes geben. Jeder von uns verweilt danach noch ein wenig in der Gruppe und genießt – noch ein letztes Mal:

Eine schöne rote Nase und roten Backen zu malen (Mov)

Sich noch mal so richtig fest umarmen zu lassen (Rosu)

Die Kinder mit einem Zaubertrick zu verblüffen (Verde)

Den Kindern ihren eigenen kleinen Showauftritt zu verschaffen (Albastru)

Schee wars

Zauberhafte Grüße  – Peter

Wir machen uns auf die Socken…

18.06.2018

Unsere Reise in Zahlen:

6135 Fotos, 4760 klatschende Hände, 2380 Zuschauer, 1560 km im Bus, 944 Postkarten, 500 Scheiben Weißbrot, 255 durchgeschwitzte Show T-Shirts, 225 Kaffee, 212 Störche, 204 mal pustendes Publikum, 200 Luftballons, 195 überholte Pferdefuhrwerke, 175 Fotorechteerklärungen, 132 Zaubertricks, 130 mal Schminken, 120 getrunkene Limo Dosen, 111 Portionen Kohl, 33 Shows, 33 mal Wetterglück, 26 Geburtstagsständchen, 15 Blogeinträge, 13 Spieltage, 6 Liter Seifenblasenflüssigkeit, 4 verletzte Clowns-Gliedmaßen, 3 Workshops, 1,5 Dosen Haarspray und das Glück, dass Rosu 1 Zitronen Oma Unterhose an hatte. „A Clown braucht a gscheide Unterhosn“ hat eine sehr kluge Person einmal gesagt.

Nicht in Zahlen zu fassen sind die Bilder von Armut und Einsamkeit, die uns zeigen, wie wichtig unsere Arbeit hier ist. Unendlich ist aber auch das Engagement der Menschen, das Lachen, der Zauber der Begegnungen, die Herzlichkeit, die Freude, die Umarmungen, die Gastfreundlichkeit, die Hilfsbereitschaft und die Unterstützung die uns zuteilwurde.

Danke an ALLE die uns begleitet haben (hier in Rumänien und an den Bildschirmen zuhause).

Und nicht zuletzt an die Menschen, die unsere Reise durch ihre Spende unterstützt haben. Lasst uns weiter so viel Lachen in die Welt streuen!

Es ist soweit – wir machen uns auf die Socken. Das Lachen klingt noch in uns nach…

Mulțumesc – la revedere Rumania!

Uta, Vera, Peter, Michi & Mia

Herzlich Mia

Gepostet am

03.05.2018